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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Der Regenschirm

Hans mit Schirm

Die Expedition war ein Erfolg. Sieben Mitglieder sowie die beiden Sherpas Pemba Jangbu und Pemba Nuru erreichten den 7246 Meter hohen Gipfel des Putha Hiunchuli. Für die anderen wie mich blieben persönliche Höhenrekorde, vor allem aber unvergessliche Erlebnisse und Erfahrungen. Trotz zahlreicher Infekte, die zum Teil auch schwer ausfielen, wurde niemand so krank, dass er mit dem Hubschrauber hätte ausgeflogen werden müssen. Niemand fiel in eine Gletscherspalte oder verletzte sich auf andere Weise. Und schlussendlich durften wir uns einen Monat lang täglich über Sonnenschein freuen. Dass ausgerechnet der Gipfeltag wettertechnisch der schlechteste der ganzen Zeit war, kehren wir galant unter den Tisch.

Meilas Losglück

Wem haben wir das Traumwetter zu verdanken? Ganz klar: Hans. Er kaufte vor unserem Abflug ins Dolpo-Gebiet einen Regenschirm. Keine Miniaturausgabe, sondern einen recht auffälligen, klassischen Schirm. Wenn du einen Kilometer hinter Hans her liefst (was ich wegen seines für mich unerreichbaren Tempos regelmäßig tat), konntest du ihn leicht identifizieren: An der Seite seines Rucksacks ragte der weiße Griff des Schirms empor. Gebraucht hat Hans ihn nie. Aber schnell war uns klar: Der Paraplu ist unser Maskottchen. Bei der Tombola in Juphal hat Hans den Glücksbringer zur Verlosung freigegeben. Unser Koch Meila war der Glückliche, der sich künftig keine Sorgen mehr ums Wetter machen muss. Mit seiner Kochkunst hat er sich den Schirm auch wirklich verdient.

Danke, danke …

Ein tolles Team

Heute abend verlassen wir Nepal, dieses einzigartige, aufregende, abenteuerliche Land. Ob mit oder ohne Gipfel im Gepäck, wir werden sicher unser Leben lang an einen unvergesslichen Monat zurückdenken. Ich möchte mich an dieser Stelle bedanken: bei Herbert, unserem umsichtigen, verbindlichen und immer freundlichen Expeditionsleiter; bei unseren Sherpas Pemba Jangbu und Pemba Nuru, ohne deren harte Arbeit ich wohl nie und nimmer die 7000-Meter-Marke geschafft hätte; bei Meila und seinem Küchenteam, denen ich einen kulinarischen Expeditions-Stern verleihe; bei den anderen Expeditionsmitgliedern, die viel mehr waren als ein bunt zusammengewürfelter Haufen und die mich – obwohl von der „Presse“ – als einen der ihren akzeptiert haben; bei meinem „Heimatteam“, allen voran meinem Sohn Jan, der, als der Satellitenempfang abbrach, meine per Telefon übermittelten Texte abgetippt und ins Netz gestellt hat; bei unseren Familien (ich spreche jetzt einfach einmal ohne Absprache im Namen aller), die uns Bergverrückte akzeptieren und immer wieder aufbrechen lassen; bei denen, die mich mit Material unterstützt haben (daran lag es nicht, dass ich unterhalb des Gipfels umkehren musste; und zuletzt, darum aber nicht weniger herzlich bei allen Lesern des Blogs. Tausend Dank für eure tollen Kommentare, die ich wegen der fehlenden Satellitenverbindung leider erst jetzt in Kathmandu in Ruhe lesen konnte. Aber ich bin sicher, eure guten Wünsche haben uns nicht nur begleitet, sondern auch geleitet.

P.S. Ich verabschiede mich jetzt für einen Kurzurlaub nach Dänemark. Dort gilt es, einen 19 Meter hohen Berg zu besteigen, seilfrei, ohne Atemmaske 😉

P.P.S. Wir warten noch immer (Stand 11 Uhr Ortszeit) auf unsere fünf „Nachzügler“ aus Juphal. Im schlimmsten Fall müssen sie direkt vom Inlands- in den internationalen Flughafen von Kathmandu wechseln. Ungeduscht.

Datum

30. Oktober 2011 | 7:47

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