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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Der verborgene Berg

Mehr war heute vom Kilimandscharo nicht zu sehen

Der Kilimandscharo spielte mit mir Verstecken. Nach der langen Reise von Köln via Frankfurt und Addis Abeba nach Tansania hatte ich mich schon darauf gefreut, vom Flugzeug aus einen Blick auf den höchsten Berg Afrikas werfen zu können. Blöderweise saß ich im Mittelgang. Als der Pilot verkündete, der Kilimandscharo läge nun links von uns, scheuchte ich meine Nachbarin auf und hastete zu einem Fenster am Notausgang, um einen Schnappschuss zu machen. Doch ich kam zu spät. Wer Glück hatte, konnte wenigstens einen kurzen Blick auf den Kili erhaschen. Ich sah nur noch Wolken.

Nervtötendes Schneckentempo

Kilimandscharo-Plakat

Nach der Landung auf dem Kilimanjaro Airport war an den Berg erst einmal nicht zu denken. Denn ich erhielt eine kleine Einführung in die Tücken tansanischer Bürokratie. Das vorbereitete Visumformular konnte ich gleich in die Tonne werfen, da mittlerweile ein neues existierte. Die Schlangen vor den wenigen Schaltern waren lang. Sehr lang. Die Beamten verhielten sich sehr freundlich, ließen sich aber nicht aus der Ruhe bringen und arbeiteten in einem so konstant niedrigen Tempo, dass Schnecken im Vergleich dazu wie Formel-1-Rennautos gewirkt hätten. Nach mehr als anderthalb (!) Stunden hatte ich endlich den ersehnten Stempel im Pass.

Medizin-Kisten beschlagnahmt

Lagebesprechung im Hotel

Noch schlimmer erging es den Medizinern der Philipps Universität Marburg, die während unserer Expedition eine Studie zur Höhenkrankheit machen werden. Die Zollbeamten zogen kurzerhand drei Kisten mit Material für Blutproben sowie eine Kiste mit Spritzen aus dem Verkehr. Selbst den Notfallrucksack wollten sie zunächst einkassieren. Erst als Notfallmediziner Christian Kreisel damit drohte, den zuständigen Beamten dafür verantwortlich zu machen, wenn bei der Expedition irgendetwas passiere, rückte er wenigstens den Rucksack heraus. Die vier Kisten sollen jetzt nach Erledigung weiterer Formalitäten am Montag freigegeben und anschließend mit dem Jeep auf den Berg gebracht werden.

Vorgekostet

Prost!

Dieser Berg versteckte sich auch auf unserer Fahrt vom Flughafen zum Hotel hinter Wolken. Wieder kein Kilimandscharo! Immerhin konnte ich ihn auf einem Plakat an einer Tankstelle dann doch noch bewundern. Und am späten Nachmittag zeigte er sogar eine kleine, schneebedeckte Ecke. Das feierte ich im Hotel mit einem „Kilimanjaro Beer“. So habe ich den Berg wenigstens schon mal vorgekostet, wenn es morgen früh losgeht. Dann werden wir vom Marangu-Gate auf 1800 Metern zur Mandara-Hütte auf 2700 Metern aufsteigen.

Datum

17. Februar 2018 | 21:42

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