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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Der Vettel Nepals

Voll beladen

Jedes Land hat seine Automobilsport-Talente. Der Sebastian Vettel Nepals steuerte unseren Kleinbus von Nepalgunj ins nördlich gelegene Surkhet. Der Bus war voll beladen. Innen drängten sich die Expeditionsteilnehmer mit ihren Rucksäcken, auf dem Dach stapelten sich die Packtaschen mit unserer Ausrüstung. Das hinderte den jungen Formel-Nepal-Piloten jedoch nicht daran, kräftig Gas zu geben. Wenn wir Straßensperren des Militärs passiert hatten, bekreuzigte sich der Fahrer, als suche er göttlichen Beistand für seine Raserei. Ich quetschte mich mit Expeditionsleiter Herbert auf der Vorderbank. Nicht angeschnallt, weil die Gurte fehlten. Ich kam mir vor, als befände ich mich in einem Formel-1-Computerspiel, bei dem ich die Geschwindigkeit unterschätze und die Zeche dafür in der nächsten Kurve bezahle.

Sehr gute Zeit

Doch der nepalesische Vettel bewies außerordentliches Talent. Er schien die Strecke wie im Schlaf zu beherrschen. Dass einige Fußgänger zur Seite springen und Fahrradfahrer den Lenker herumreißen mussten, um nicht auf der Kühlerhaube zu landen, schien niemanden aufzuregen – weder die Betroffenen, noch den Fahrer. Je dunkler es draußen wurde, desto schneller raste er auf die nächste Schikane zu, die er anschließend mit traumwandlerischer Sicherheit nahm. Nebenher telefonierte er noch mehrmals mit seinem Handy. Als wir vor dem Hotel in Surkhet hielten, zeigte Pemba, einer der beiden Sherpas in unserem Team, anerkennend auf seine Uhr: „2.45 hours. Very good time!“

Blutsauger

Gut gelandet - Brigitte (r.) und Hans

Dass wir die heutige Nacht in Surkhet verbringen, war vorher nicht geplant. Eigentlich sollten wir von Kathmandu nach Nepalgunj, nahe der indischen Grenze, fliegen und dort übernachten. Doch nach einem sehr ruhigen, einstündigen Flug erwartete uns am vermeintlichen Zielort der besagte Kleinbus. Vielleicht wollte uns die nepalesische Partneragentur des Expeditionsveranstalters ganz einfach das tropische Klima in Nepalgunj ersparen. Surkhet liegt einige hundert Meter höher. Die Luft dort ist nicht ganz so heiß und schwül. Mücken gibt es jedoch reichlich. Und mein Blut scheint ihnen zu schmecken.

Trekking in Sicht

Die drei vom Flughafen: Norbert, Michael, Joachim (v.l.)

Wir sind in einem einfachen, recht sauberen Hotel abgestiegen. Die Nacht wird kurz. Um sechs Uhr früh müssen wir bereits am Flughafen der Kleinstadt sein. Von dort werden wir dann ins nordöstlich gelegene Juphal fliegen, dem Ausgangspunkt unseres Trekkings zum Basislager des Putha Hiunchuli. Natürlich vorausgesetzt, das Wetter spielt mit. Schließlich fliegen die Piloten auf Sicht. Wie unser Busfahrer, der Vettel Nepals.

Datum

3. Oktober 2011 | 20:40

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