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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Ein Geheimtipp, der sich herumspricht

Flugkapitän Singh (r.)

„Landungen in Juphal sind sehr knifflig“, sagt Kapitän Singh. Der Mann weiß, wovon er redet. Seit zehn Jahren fliegt er in die entlegenen Regionen Nepals. Der Propeller der einmotorigen Maschine, die zehn Passagieren Platz bietet, ist gerade zum Stillstand gekommen. Die Landepiste in Juphal liegt auf einem kleinen Plateau an einem Berghang, ist kurz und nicht asphaltiert. Als wir uns Juphal näherten, zappelte das Kleinflugzeug auf und ab. Nichts für schwache Nerven. „Es ist eine der schwierigsten Landungen in ganz Nepal“, findet Singh. Ich frage ihn, ob er nervös sei, wenn er auf die Sandpiste zusteuere. „Nein“, sagt der Pilot und lächelt. „Ich mache das schon so lange, das ist mein Job.“

Dylan am Nebentisch

In Juphal gelandet

Zwei Stunden haben wir zuvor am Flughafen von Surkhet gewartet. Da die Piloten auf Sicht fliegen, muss sich zunächst der Frühnebel über der Kleinstadt lichten. Expeditionsleiter Herbert und sieben weitere Bergsteiger fliegen als erste. Angelique, Marianne, Joachim, Michael, Pemba und ich sind auf den zweiten Flug gebucht und warten auf die Rückkehr der Maschine. Wir vertreiben uns die Zeit bei Kaffee und Milchtee in einem Schuppen vor dem Flughafengebäude. Am Nachbartisch sitzt ein Jugendlicher mit gegelten Haaren vor seinem Laptop und hört Musik, für die er eigentlich zu jung ist: „Blowing in the wind“ von Bob Dylan.

Landung in Juphal

Spielsucht

Verzockt?

Uns lässt der Wind beim Flug nach Juphal weitgehend in Ruhe. Nur selten ruckelt das Flugzeug ein wenig. Pemba zeigt mir den Putha Hiunchuli, der plötzlich hinter einem Bergrücken auftaucht. Der Sherpa hat den Siebentausender bereits dreimal bestiegen, kennt sich also bestens aus. Nach der Landung treffen wir uns mit den anderen im Innenhof einer Lodge. Auf dem Dorfweg hocken Männer wild gestikulierend beim Glücksspiel. Sie verwetten Beträge von bis zu 1000 Rupies, umgerechnet zehn Euro. Für viele Menschen in Nepal ist das bereits ein kleines Vermögen. „Die maoistischen Rebellen, die vor ein paar Jahren hier noch das Sagen hatten, wollten das Glücksspiel verbieten“, erzählt Herbert. „Heute ist es wieder weit verbreitet und ein Riesenproblem – neben dem Alkohol.“

Muskeln lockern

Unterwegs

Nach dem Mittagessen wird unser Gepäck auf Esel verladen. Wir machen uns auf den Weg nach Dunai. Es ist Erntezeit. Auf den Flachdächern werden Korn und Früchte getrocknet. Die Sonne brennt auf der Haut. Zehn Kilometer weit laufen wir in gemütlichem Tempo. Nach den Tagen der Anreise tut es gut, sich zu bewegen und die Muskeln zu lockern. Der Pfad führt meist bergab zum breiten Fluss Thuli Bhen, der durch das Tal fließt. Nach gut zweieinhalb Stunden erreichen wir Dunai. Dem Dorf sieht man an, dass die Einheimischen immer mehr Trekkingtouristen und Bergsteiger erwarten. Der „Geheimtipp“ Dolpo-Region hat sich offenbar unter den westlichen Urlaubern herumgesprochen. An vielen Stellen in Dunai wird gebaut und gezimmert. Neue Lodges und Läden entstehen. Auf einer Wiese in einem Hinterhof schlagen wir unsere Zelte für die Nacht auf, 2140 Meter hoch. Eine gemäßigte Höhe verglichen mit dem Ziel, dem wir entgegenwandern: dem 7246 Meter hohen Putha Hiunchuli.

Lagerplatz in Tarakot

Update: Der Versuch, diesen Artikel gestern abzusetzen, scheiterte. Der tiefe Talkessel machte eine Satellitenverbindung unmöglich. Inzwischen sind wir nach ganztägiger Wanderung in Tarakot, unserem nächsten Etappenziel eingetroffen. Auch dort kein Satellitenempfang. Ich bin gerade geschätzte 300 Meter den Hang hochgestiegen. Hier funktioniert es! Also keine Sorge, wenn ihr in den nächsten Tagen nichts von uns hören solltet. Das Problem ist rein technischer Natur.

P.P.S. Michael gratuliert ganz herzlich seiner Tochter zum heutigen 16. Geburtstag. Die letzten zehn Male war er ständig auf Achse. Aber Geburtstagskind, ganz ehrlich, er redet seit Tagen über deinen Ehrentag. Das gesamte Expeditionsteam schließt sich dem Glückwunsch an!

Datum

5. Oktober 2011 | 13:07

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