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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Eingelocht

Abschlag bzw. Abstoß

Ich bin unter die Golfer gegangen. Nein, ich habe nicht im Lotto gewonnen. Nein, ich habe mir auch keine Verletzung zugezogen, die es mir verbieten würde, weiterhin auf Berge zu steigen. Und nein, ich lege nicht plötzlich Wert auf Etikette und verschreibe mich deshalb der „teuren Variante des Murmelspiels“, wie einst der englische Schriftsteller Gilbert Keith Chesterton die elitäre Sportart nannte. Ich versuchte mich vielmehr in einer preiswerten Variante des Golfspiels: dem Fußballgolfen. In Elsdorf, 30 Kilometer von Köln entfernt, direkt gegenüber vom Braunkohle-Tagebau, der tiefe Wunden in die Landschaft reißt.

Durch die Torwand

Nebenan: Versuch einer Idylle

Gespielt wird wie beim normalen Golf auf einem Kurs mit 18 Löchern: mit Abschlag (oder sollte ich sagen: Abstoß?), „Fairway“ (gemähte Grasbahn), und einem Grün am Ende, in dem sich das Loch befindet. Es gibt auch „Roughs“ (leidlich gepflegtes Gelände am Rand), und „Bunker“ (mit Sand gefüllte Gruben). Damit hören jedoch die Gemeinsamkeiten auf. Denn beim Fußballgolfen wird nicht mit kleinen, eingedellten Bällen gespielt, sondern mit richtigen Fußbällen. Das Loch ist entsprechend größer. Zu den natürlichen Hindernissen des Parcours gesellen sich künstliche wie Palisaden, große Steine, Tor- oder Bretterwände. Stollenschuhe sind verboten, um die Anlage zu schonen. Darin erschöpft sich die Kleiderordnung. Die meisten hier tragen Fußball-Trikots.

Über den Zaun

Das Runde muss ins Runde

Wir sind zu elft, wie sich das beim Fußball gehört – und haben richtig Spaß. Wir bewundern Fernschüsse im besten Sinne, weil sie jenseits des Zauns im Acker landen. Wir  amüsieren uns über vergebliche Versuche, das Loch in der Torwand zu treffen. Und wir kugeln uns vor Schadenfreude, wenn ein Ball aus nächster Nähe nicht den Weg ins Loch findet.

Bierwagen

Selten habe ich auf einer Sportanlage so viel Gelächter gehört. Das erinnert fast schon an Stadionatmosphäre. Dazu passt auch, dass zwei eifrige Mitarbeiter ständig mit einem Elektro-Wagen über den Platz fahren, um die Fußballgolfer mit Getränken zu versorgen. Schampus im Glas ist nicht im Angebot, wohl aber Hopfenkaltschale aus der Flasche. Das ist jedoch nicht der einzige Grund, warum wir alle die Par 72 der Anlage deutlich verfehlen. Ich habe am Ende 40 Tritte mehr gebraucht. Doch eigentlich interessiert heute niemanden sein Handicap. Das heben wir uns fürs nächste Mal auf. Oder auch nicht.

P.S. In Deutschland gibt es derzeit 20 Fußball-Golfplätze. Ob einer davon in eurer Nähe liegt, könnt ihr hier nachsehen. Der aktuelle Weltmeister und Weltranglisten-Erste, Alex Kober, ist übrigens ein Landsmann.

Datum

9. September 2013 | 14:59

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