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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Himalaya-Bergsteiger aus dem WM-Land

Pico da Neblina, Brasiliens Höchster

Pico da Neblina, Brasiliens Höchster

Deutschland und Brasilien haben nicht nur gemeinsam, dass sie Fußball-Nationalteams hervorbringen, die zu den besten der Welt gehören (wie unsere Kicker gestern eindrucksvoll demonstriert haben). Auch in Sachen Berge gibt es eine Parallele: Beide Länder haben keinen Dreitausender. Der Zugspitze fehlen dazu 38, dem Pico da Neblina nur sechs Meter. Dieser Berg liegt im Norden Brasiliens, an der Grenze zu Venezuela, und ist nicht nur der höchste, sondern auch schwierigste des Landes. Erst 1965 wurde er von Mitgliedern einer Militärexpedition erstmals bestiegen. Im Himalaya tauchen brasilianische Bergsteiger seit über zwanzig Jahren mehr oder weniger regelmäßig auf.

Zwei Brasilianer auf dem Everest

Waldemar Niclevicz

Waldemar Niclevicz

Als besonderer Stichtag gilt der 14. Mai 1995. Damals erreichten die Brasilianer Mozart Catão  und Waldemar Niclewicz von der tibetischen Nordseite aus den Gipfel des Mount Everest. „Brasilien wird im Alpinismus immer wichtiger“, sagte Niclewicz damals auf 8850 Metern in die Kamera. Er selbst bestieg hinterher noch sechs weitere Achttausender und 2005 den Everest ein zweites Mal, diesmal von der Südseite. Mozart Catão kam 1998 im Alter von 35 Jahren in der Südwand des Aconcagua bei einer Lawine ums Leben. Ob Niclewicz und Catão wirklich die ersten Brasilianer auf dem Everest waren, ist zumindest diskutabel.

Brasilianer oder nicht?

Michel Vincent hatte den höchsten Berg der Erde als Mitglied einer französischen Expedition bereits im Oktober 1992 bestiegen.  Der Sohn französischer Eltern war in Brasilien geboren worden und hatte dort seine ersten drei Lebensjahre verbracht, ehe seine Eltern nach Frankreich zurückkehrten. Vincent hatte einen brasilianischen und einen französischen Pass, ein klassischer Fall von doppelter Staatsbürgerschaft.

Mehr als ein Dutzend brasilianische „Everestler 

Karina Oliani

Karina Oliani

Inzwischen haben mehr als ein Dutzend Brasilianer den Everest bestiegen. Der erste Gipfelerfolg ohne Flaschensauerstoff endete tragisch: Der 38-Jährige Vitor Negrete starb beim Abstieg über die Nordseite auf 8300 Metern. Einen Tag nach Negrete erreichte von der Südseite aus Ana Boscarioli als erste brasilianische Frau den Gipfel. Carlos Santalena war 2011 mit 24 Jahren der jüngste Brasilianer auf dem Everest, Karina Oliani 2013 mit 31 Jahren die jüngste Gipfelstürmerin aus dem südamerikanischen Land.

Eine andere gebürtige Brasilianerin sorgte jüngst für Schlagzeilen: Cleo Weidlich, die sich – wie berichtet – nach dem Lawinenunglück am Everest per Hubschrauber nach Lager 2 auf 6400 Metern fliegen ließ, dann aber auf ihren geplanten Gipfelversuch am Lhotse verzichtete. Es wäre nach ihren eigenen Angaben ihr neunter Achttausender (einige Besteigungen sind nicht bestätigt) gewesen, auf dem Gipfel des Everest stand sie – unbestritten – 2010. Ein Jahr später sorgte sie weltweit für Schlagzeilen, als sie nach der Besteigung des Achttausenders Kangchendzönga, schneeblind und verletzt, in einer dramatischen Aktion gerettet wurde.

Datum

17. Juni 2014 | 17:50

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