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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Kleines Gipfelglück

Auf 3850 Metern

Auf 3850 Metern

Zweimal waren wir schon oben. Heute haben wir die ersten beiden Gipfel bestiegen. Keine 7000er, keine 6000er, keine 5000er, keine 4000er, aber immerhin zwei 3000er. Okay, wir sind ja schon auf 3000 Meter gestartet, es war also keine große alpinistische Leistung. Und doch hatten wir schon einmal kurz dieses Gefühl, dass es nicht mehr höher geht und sich der Blick nach unten und in die Weite öffnet. Gipfelglück light. 

Unterschlupf für Karawanen

Karawanserei Tash Rabat

Karawanserei Tash Rabat

Die erste Nacht in der Jurte war für alle eine erholsame. Egal, wen ich morgens treffe, alle haben tief und fest geschlafen. Nun hatten wir auch alle ein Schlafdefizit, das es auszugleichen galt. Aber so ein rundes Kuppelzelt, das die Nomaden hier benutzen, ist auch wirklich sehr bequem: ausgelegt mit Teppichen, ausgestattet mit fünf Betten und einem Ofen in der Mitte. Letzteren mussten wir nicht anwerfen, am Abend zeigte das Thermometer fünf Grad plus. Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Kleinbus talaufwärts zur alten Karawanserei Tash Rabat. Das Steingebäude stammt angeblich aus dem 15. Jahrhundert. Die einen Historiker vermuten, es sei einst ein buddhistischer Tempel gewesen, die anderen tippen auf ein christliches Kloster. Unbestritten ist, dass Händler, die auf der Seidenstraße reisten, hier Unterschlupf fanden.

Neugieriger Adler

König der Lüfte

König der Lüfte

Die Landschaft erinnert ein wenig ans Allgäu. Die Berghänge sind steppenartig begrünt. Darüber erheben sich Hügel und Felsspitzen, die an der 4000-Meter-Grenze kratzen. Ideales Gelände für eine Akklimatisierungstour. In gemächlichem Tempo steigen wir gut 500 Meter hoch und „machen“ unseren ersten Gipfel. Ein namenloser, mein Höhenmesser zeigt 3540 Meter. Der Blick weitet sich bis hin zu den schneebedeckten Bergen des Pamir. Nach einer gemütlichen Mittagsrast steigen wir wieder zur Bergschulter ab. Kaum sind wir aufgebrochen, wandert unser Blick plötzlich in den Himmel. Direkt über uns kreist majestätisch ein Adler. Bergsteiger wie uns dürfte der König der Lüfte hier relativ selten sehen, wenn überhaupt. Auf der anderen Seite der Schulter steigen wir wieder bergauf, zu unserem zweiten Gipfel, 3850 Meter hoch. Dort oben weht ein recht ordentlicher Wind. Zeit, ins Tal abzusteigen. Nach sechs Stunden erreichen wir wieder unser Jurten-Camp. Die Beine fühlen sich gut an, wesentlich lockerer als noch am Morgen. Frei gelaufen. Und kein Kopfweh, das ist ein gutes Zeichen.

P.S. Natürlich drücken wir der deutschen Fußball-Nationalmannschaft heute Im WM-Halbfinale die Daumen – im Schlaf. 😉

Datum

8. Juli 2014 | 16:37

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