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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Näher heran

Erstes Beschnuppern des Kokodak Dome

Erstes Beschnuppern des Kokodak Dome

Ich bin auf dem Mont Blanc. Gewissermaßen. Nur, dass ich nicht auf dem Gipfel des höchsten Bergs der Alpen stehe, sondern irgendwo in der Mitte des Kokodak Dome auf einem Felsblock sitze: 4867 Meter hoch (dort, wo auf dem Bild der weiße Pfeil zu sehen ist). Der vermeintliche Ruhetag gestaltet sich aktiver, als ich vorher gedacht hatte. „Heute machen wir ein kleine Wanderung“, kündigt Expeditionsleiter Luis beim Frühstück an. „Wir erkunden den besten Weg vom Basislager zum Einstieg in unsere Aufstiegsroute. Ganz locker, niemand sollte sich überanstrengen. Einfach nur, um uns besser zu akklimatisieren.“ Aus der lockeren Wanderung wird eine Sechs-Stunden-Tour.

Spalier aus Eistürmen

Gletscher wie im Märchen

Gletscher wie im Märchen

Vom Basislager aus ziehen wir über Gletschergeröll bergauf. Die Steigung ist moderat, doch Unaufmerksamkeit kannst du dir beim Weg über die Steine und Felsplatten nicht leisten. Ein falscher Tritt, du knickst mit dem Fuß um, und schon kann die Expedition für dich beendet sein. Wir erreichen die Ausläufer des Gletschers, der seitlich des Kokodak Dome in einem gewaltigen Eisbruch talwärts fließt. Hier unten auf etwa 4500 Metern zeigt der Gletscher ein fast märchenhaftes Gesicht. Unser Weg führt durch ein Spalier von etwa fünf Meter hohen Eistürmen, durch die sich ein kleiner Gletscherbach schlängelt. „Hier fehlen eigentlich nur noch die Trolle“, sagt Ursula. Wir haben Glück. Der Pfad, den wir mit kleinen Eistürmchen markieren, um ihn später wiederzufinden, endet weder an einer großen Spalte, noch vor einer unüberwindbaren Eismauer, sondern führt uns auf die unteren Hänge „unseres“ Bergs.

Nicht im Vorbeigehen

Hier soll unser Zwischenlager stehen

Hier soll unser Zwischenlager stehen

Die Flanken sind in dieser Höhe begrünt, mit wenig Blockgestein, so dass wir ganz entspannt aufsteigen können. „Jeder geht so hoch, wie er mag“, schlägt Luis vor. Wir lassen unsere Rucksäcke an einem Felsblock zurück und steigen noch eine Weile auf. Wir machen einen guten Lagerplatz auf 4830 Metern aus, wo Singhi und Chhongba schon einmal zwei Zelte und Bambusstangen deponieren. Mit den Stangen wollen wir später, weiter oben in Schnee und Eis, die Route markieren. Ich steige noch ein Stück weiter, bis auf Mont-Blanc-Höhe, und setze mich auf einen großen Stein. Meine Blicke und Gedanken wandern bergauf. Der Kokodak Dome flößt mir Respekt ein. Er ist wirklich kein Berg, den man mal eben im Vorbeigehen erstmals besteigt. Ich bin neugierig, wie er sich weiter oben präsentiert und ob ich den Herausforderungen gewachsen bin.

Erst mal ausruhen

In drei Tagen werden wir einen ersten Eindruck bekommen. Morgen ist erst einmal Ruhetag. Wir richten uns endgültig im Basislager ein, nachdem nun auch endlich die letzten Expeditionstaschen eingetroffen sind. Und vielleicht feiern wir ja auch den Weltmeistertitel der deutschen Fußballer. Übermorgen wollen wir dann auf 4800 Metern übernachten und anschließend zum nächsten Lager aufsteigen. Die Akklimatisierung schreitet voran. Und gleichzeitig rücken wir dem Kokodak Dome näher auf die Pelle.

Datum

13. Juli 2014 | 18:31

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