60-Jahr-Jubiläum – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Bonington: Die Pioniere sind anderswo https://blogs.dw.com/abenteuersport/interview-bonington-everest/ Thu, 06 Jun 2013 15:59:54 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=22039

Sir Chris Bonington

Als der Mount Everest 1953 erstmals bestiegen wurde, war Chris Bonington ein junger englischer Bergsteiger von 17 Jahren. Später gelangen ihm historische Klettereien, wie die Erstbesteigung der Annapurna II im Jahr 1960, des zentralen Freney-Pfeilers auf der Südseite des Mont Blanc 1961 und des 7285 Meter hohen Ogre im Karakorum zusammen mit Doug Scott 1977 (die zweite Besteigung folgte erst 2001). Aber Bonington erwies sich auch als ein großer Expeditionsleiter. 1970 leitete er die erfolgreiche Expedition zur Südwand der Annapurna, 1975 die Expedition zum Mount Everest, bei der Doug Scott und Dougal Haston erstmals durch die steile Südwestwand kletterten. Bonington selbst erreichte den Gipfel des Mount Everest 1985 als Mitglied einer norwegischen Expedition. Die Queen schlug ihn 1996 für seine Verdienste um den Sport zum Ritter. Ich traf den 78-Jährige letzte Woche bei der Feier zum diamantenen Jubiläum der Erstbesteigung des Mount Everest in der Royal Geographical Society in London und fragte ihn – natürlich – nach dem Everest.

Sir Chris Bonington, was denken Sie 60 Jahre nach der Erstbesteigung des Mount Everest über die Pioniere von damals?

Ich bin ein großer Anhänger der Tradition unseres Sports, zurückzublicken, es zu genießen und aus dem zu lernen, was unsere Vorgänger geleistet haben. In gewisser Weise war die erste Besteigung des höchsten Punktes auf der Erde einer der ganz großen Momente. Es ist Geschichte, wie es ihnen gelang, wie sie zusammenarbeiteten. Es war eine hervorragende Teamleistung, etwas ganz Besonderes.

Hillary war Neuseeländer, Tenzing Norgay ein in Indien lebender Sherpa. Und trotzdem, denke ich, war der Erfolg ein großer Schub für das britische Bergsteigen, weil eine britische Expedition die erste erfolgreiche am Everest war.

Eine britische und eine neuseeländische, weil George Lowe und Ed Hillary zwei wichtige Mitglieder waren. Es war eine Expedition des Commonwealth. Aber der Schlüssel lag darin, dass die Individualisten, die in dieser Gruppe zusammenkamen, zu einem Team zusammengeschweißt wurden, von John Hunt, der ein außergewöhnlich guter Expeditionsleiter war. Er hat uns eine Blaupause hinterlassen, wie man eine Expedition plant, organisiert und leitet. Es war die Leistung von allen, Ed Hillary und Sherpa Tenzing Norgay haben sie nur gewissermaßen abgeschlossen.

War die Erstbesteigung des Everest eine Initialzündung für Ihre Generation, schwierigere Dinge zu wagen?

Es ist eine ganz natürliche Entwicklung, das man von der Grundlage dessen ausgeht, was in der Vergangenheit geleistet wurde, um dann einen Schritt weiter zu gehen. Deshalb versucht die nächste Generation, das Ganze auf andere Ebenen zu heben. Als wir beispielsweise die Südwestwand des Everest durchstiegen, war dies die nächste Stufe. Reinhold Messners Solo-Besteigung des Everest von Norden aus war ein weiterer außergewöhnlicher Schritt. Es gab eine ganze Reihe von Entwicklungen am Everest und an den Bergen allgemein.

Aber es scheint mir, dass es nach dieser Ära einen Schritt zurück ging, als das kommerzielle Bergsteigen das Kommando übernahm.

Nein, es ist kein Schritt zurück, sondern eine ganz natürliche Entwicklung. Exakt das Gleiche geschieht in den Alpen, an Bergen wie dem Matterhorn oder dem Mont Blanc. Dort steigen auch jeden Tag  Hunderte von Menschen auf, die von professionellen Bergführern geführt werden. Es war fast unvermeidlich, dass dies auch im Himalaya geschehen würde, und es ist geschehen. Hunderten von Menschen wurde es ermöglicht, den Gipfel des Mount Everest zu erreichen. Der Everest wird diesen Menschen nicht geschenkt, es ist für sie immer noch ein hartes Brot: 2000 Personen im Basislager, 200 in der Lhotse-Flanke, 100 pro Tag auf dem Gipfel, verbunden durch das Fixseil, das die Sherpas gelegt haben.

Sir Chris Bonington über kommerzielles Bergsteigen am Everest

Die Elite der Bergsteiger dagegen tut weiter außergewöhnliche Dinge, klettert im Alpinstil im sehr kleinen Team mit maximal vier, in der Regel zwei Mitgliedern, sehr oft auch solo. Das ist die absolute Spitze des Kletter-Abenteuers. Es gibt im Himalaya an den Bergen mit einer Höhe um die 8000 Meter immer noch Tausende nicht gekletterter Grate und Wände. Der Everest ist, wenn man so will, kein Platz mehr für die Pioniere. Die Pioniere sind anderswohin gegangen.

In diesem Frühjahr griffen Sherpas in einem Hochlager am Everest die europäischen Top-Bergsteiger Simone Moro und Ueli Steck an. Wie denken Sie darüber?

Ich finde das sehr bedauerlich. Ich habe großen Respekt und Sympathie für Ueli, ich kenne ihn und auch Jon Griffith, den englischen Bergsteiger (der ebenfalls angegriffen wurde). Sie kletterten zur Akklimatisierung durch die Lhotse-Flanke zum Südsattel, vielleicht um dort ein bisschen Material abzuladen. Sie bereiteten sich auf ein tolles Projekt vor. Sie versuchten, den arbeitenden Sherpas aus dem Weg zu gehen und störten sie in keiner Weise. Ich denke, es gab vorher schon eine Menge Spannung und Ärger unter den Sherpas, vielleicht fühlten sie sich zu schlecht bezahlt. Dinge, die eigentlich nichts mit dem Verhalten der drei Bergsteiger zu tun hatten. Aber der Boden war bereitet, und die Sherpas griffen sie an. Das war unverzeihlich, entsetzlich, sehr bedauerlich. Aber es zeigt, dass es nötig ist, einen ernsthaften Blick auf das ganze System am Everest zu werden. Die Leiter der kommerziellen Expeditionen, die Regierung, die Gemeinschaft der Sherpas, alle Menschen, die am Everest beteiligt sind, müssen zusammenkommen und ernsthafte Gespräche darüber führen, wie die Situation verbessert werden kann.

Sir Chris Bonington über den Sherpa-Angriff am Everest

Würden Sie sagen, dass es ein Konflikt ist, der schon vor langer Zeit entstanden und jetzt ausgebrochen ist?

Ich denke, es hat bereits seit geraumer Zeit gebrodelt. Es ist wie bei allem: Wenn zu viele Menschen zusammen sind, wenn es dabei zwei größere Gruppen gibt, wenn Druck und auch Geld im Spiel sind, dann laufen die Dinge schief.

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Vererbte Freundschaft https://blogs.dw.com/abenteuersport/peter-hillary-jamling-tenzing-everest/ Wed, 05 Jun 2013 12:42:44 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=22003

Jamling Tenzing Norgay (l.) und Peter Hillary

Der Pickel fällt nicht weit vom Berg. Wie ihre berühmten Väter Tenzing Norgay und Edmund Hillary sind auch Jamling und Peter Freunde und würden eine gute Seilschaft abgeben. Beide traten in die Fußstapfen ihrer Väter: Als Bergsteiger standen Jamling Tenzing Norgay (1996) und Peter Hillary (1990 und 2002) ebenfalls auf dem Gipfel des Mount Everest. Beide führen auch die Arbeit ihrer Väter zum Wohle der Sherpas fort und halten die Erinnerung an die Everest-Erstbesteiger wach. „Mein Vater bestieg als einfacher Mann den Berg und kam als solcher wieder herunter. Er lebte auch den Rest seines Lebens sehr bescheiden und einfach, genau wie Edmund Hillary“, erzählt mir Jamling, als wir uns bei der Jubiläumsfeier in London treffen. „Keine anderen beiden als Hillary und mein Vater hätten den Everest als Erste besteigen können.“ Auch Peter Hillary ist stolz auf die Leistung seines Vaters und Tenzing Norgays. „60 Jahre danach steht sie vor allem dafür: Jemand macht etwas Neues und öffnet damit die Tür für jeden, der nachfolgt. Hillary und Tenzing bestiegen den Everest und bewiesen damit, dass es möglich ist. Das war wie eine Befreiung.“ 

Peter und Jamling über die Leistung ihrer Väter

Gleiches Recht für alle 

Edmund Hillary (l.) und Tenzing Norgay

Sir Edmund Hillary gehörte bis zu seinem Tod 2008 zu den prominentesten Kritikern des kommerziellen Bergsteigens am Mount Everest. „Er war einfach traurig, dass an die Stelle ihres wundervollen Abenteuers – niemand außer ihnen war am Berg, nicht einmal in der Nähe – das getreten ist, was wir heute haben“, sagt Peter. „Es ist eine Industrie.“ Der 58 Jahre alte Neuseeländer findet, dass man das akzeptieren muss. „Sonst müssten wir konsequenterweise auch nach Garmisch oder Chamonix gehen und sagen: Keine Bergführungen mehr, kein Skifahren, keine Chalets und Restaurants mehr. Wir können das den Nepalesen nicht wegnehmen.“ Wie Peter plädiert jedoch auch sein Freund Jamling dafür, die Standards am höchsten Berg der Erde zu überprüfen. Die Zahl der Bergsteiger am Everest sollte begrenzt werden“, sagt Jamling, der Sicherheit wegen, „damit wir weniger Unfälle am Berg haben.“ 

Peter und Jamling über das heutige Bergsteigen am Everest

Wahre Bergsteiger respektieren einander  

Der Angriff einer Gruppe von Sherpas gegen die europäischen Topbergsteiger Simone Moro und Ueli Steck in diesem Frühjahr hat den 48-Jährigen betroffen gemacht. „Das hätte niemals passieren dürfen. Der Berg ist groß genug, dass jeder dort klettern kann“, findet Jamling. „Wahre Bergsteiger respektieren einander.“ Das gelte nicht nur für die Sherpas, sondern auch für die westlichen Alpinisten. „Sie müssen lernen, Rücksicht auf die arbeitenden Sherpas nehmen.“

Peter und Jamling über die Schlägerei am Everest

Peter Hillary hält den Zwischenfall für einen „unglücklichen Fehltritt“, will ihn aber nicht überbewerten. „Wenn Leute dort klettern, spielt die Höhe eine Rolle, die Nerven liegen blank, es gibt viele Egos und Komplikationen. Es war einfach der falsche Augenblick, ein hässlicher, aber nicht besonders schwerwiegender Zwischenfall.“ Er hoffe, sagt Peter, dass beide Seiten daraus lernten und das traditionell sehr gute Verhältnis zwischen Sherpas und ausländischen Bergsteigern fortbestehe. „Und ich glaube, dass es auch so kommen wird.“

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Sherpa-Attacke ‚unter der Gürtellinie‘ https://blogs.dw.com/abenteuersport/interview-kammerlander-everest/ Fri, 10 May 2013 14:26:20 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=21565

Hans Kammerlander

Das Telefon klingelt. Am anderen Ende: „Hans Kammerlander!“ Ich hatte den Südtiroler Extrembergsteiger per Email gebeten, mir seine Gedanken zum 60-Jahr-Jubiläum der Everest-Erstbesteigung zukommen zu lassen. Das erledigt Hans nun auf direktem Wege. Der 56-Jährige hat zwölf der 14 Achttausender bestiegen, allesamt ohne Flaschensauerstoff, sieben der höchsten Gipfel zusammen mit Reinhold Messner. Mit ihm gelang Kammerlander auch 1984 die erste (und bis heute nicht wiederholte) Achttausender-Doppelüberschreitung – und das im Alpinstil, also ohne Hilfe von Sherpas, ohne Hochlager, Fixseile und Atemmaske. Die beiden stiegen im Karakorum in Pakistan zunächst auf den Gasherbrum II, auf anderer Route hinunter bis zu einem Sattel, dann direkt hinauf zum Gasherbrum I und wieder auf anderem Weg bergab. Nach acht Tagen kehrten sie ins Basislager zurück. Ein Meilenstein des Achttausender-Bergsteigens. Als Hans in den Morgenstunden des 24. Mai 1996 von der tibetischen Nordseite aus den Gipfel des Mount Everest erreichte, war er dort alleine. Anschließend fuhr er mit Skiern ab, nur an einigen schneefreien Stellen musste er die Bretter abschnallen. In unserem Gespräch geht es nicht nur um diesen Tag, sondern auch um die jüngsten Ereignisse am höchsten Berg der Erde:

Hans, was bedeutet der Mount Everest heute für dich?

Mir war der Berg als Höhenbergsteiger immer wichtig. Ich habe jahrelang von ihm geträumt, weil ich seit der Kindheit zwei Hobbys habe: Klettern und Skifahren. Dann kam plötzlich die Idee, beides am höchsten Berg der Welt zu kombinieren. Für mich ist der Everest eine außergewöhnliche Erinnerung, vor allem der Start mit Skiern oben am höchsten Punkt und die Einsamkeit. Ich bin ja ab 7000 Metern alleine aufgestiegen, ich habe den Berg richtig spüren können. Ich habe den Everest in toller Erinnerung und freue mich, dass ich das Abenteuer schon vor Jahren erlebt habe. Heutzutage wäre es nicht mehr möglich. Am Everest ist alles Tourismus geworden. Mit Alpinismus hat das Geschehen auf den Normalrouten nichts mehr zu tun. 

Hans 1991 mit Reinhold Messner

Hat der Everest für dich als Extrembergsteiger seine Faszination verloren?

Natürlich gibt es Routen am Everest, die interessant wären, wo man ganz sicher auch alleine unterwegs ist. Aber auf den normalen Aufstiegsrouten unter Hunderten von Leuten aufzusteigen, wäre für mich ein Horror. Der Berg liegt in Handschellen, in Fesseln, das ist nichts mehr. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. Und wenn es zu solchen Attacken kommt wie vor kurzem gegen Ueli Steck und Simone Moro, stimmt es mich sehr, sehr nachdenklich.

Wie denkst du darüber? Ist da wirklich, wie Ueli und Simone sagen, ein Konflikt aufgebrochen, der sich seit Jahren aufgestaut hat?

Mit Sicherheit. Ich bewundere die beiden. Vor allem Ueli Steck ist ein außergewöhnlich schneller, guter Höhenbergsteiger. Es ist ja ganz klar, dass Simone Moro und Ueli Steck diese Fixseile nicht brauchen. Auch die Sherpas müssen kapieren, dass die Top-Alpinisten der Welt nicht ins Rudel hineingedrängt werden dürfen. Natürlich leisten die Sherpas eine große Arbeit am Everest. Aber sie sind auch Manager geworden, verdorben durch den Massentourismus, durch die Leute, die mit Geld um sich werfen. Die Sherpas machen ihre Arbeit für eiskaltes Geld und wollen halt nicht, dass jemand die Seile nicht benutzt. Sie haben Angst, das löst eine Kettenreaktion aus, dass der nächste sagt, ich brauche die Seile auch nicht. Wenn die Sherpas solche Top-Alpinisten attackieren, finde ich das unter der Gürtellinie. Sehr, sehr schwach. Sie müssen schon ein bisschen mitdenken.

Kammerlander: Sherpa-Attacke unter der Gürtellinie

Warst du überrascht über das Ausmaß der Gewalt?

Ja, natürlich. Das ist niveaulos. Ich weiß, dass vor allem Moro sehr sozial denkt. Er hat sehr viel für die Sherpas getan, etwa mit seiner Flugrettung. Ueli Steck auch. Und wenn Sherpas solche Leute angreifen, muss man sie in meinen Augen einfach rügen. Das ist nicht in Ordnung. 

Glaubst du, dass es möglich ist, das verloren gegangene Vertrauen wieder zurückzugewinnen?

Es wird ganz schwer sein, das zurückzudrehen, weil die Besteigungen auf diesen Routen schon seit Jahren ein Kasperltheater geworden sind. Es ist auch für das Land eine wichtige Einkommensquelle. Die Genehmigungen, die bezahlt werden. Man könnte Gesetze oder Regeln einführen, aber daran wird Nepal oder auch Tibet nicht interessiert sein. 

Wir stehen jetzt vor dem 60-Jahr-Jubiläum der Everest-Erstbesteigung. Was würdest du dem Mount Everest für die Zukunft wünschen?

Ich würde dem Berg ein bisschen mehr Ruhe wünschen – vor allem auch andere Anwärter. Da sind, angelockt durch die kommerziellen Anbieter, Leute unterwegs, für die ein Normal-Aufstieg auf den Mont Blanc vollkommen ausreichen würde, die am Everest eigentlich nichts verloren haben. Auch die Sherpas sehen, welche Leute da heraufmarschieren und präparieren dementsprechend den Berg für diese nicht geeigneten Gipfelanwärter. Ich wünsche dem Everest, dass es in Zukunft nicht mehr so krass sein wird. Dass sich die Leute wirklich schöne, einsame Ziele suchen und so viele wie möglich die Finger von diesem Trampelpfad lassen.

P.S. Nachdem er das „Seven Second Summits“-Projekt beendet hat, hat sich Hans etwas Neues ausgedacht. Er will, wie er sagt, „ganz entspannt die ‚Matterhörner’ der Welt besteigen: Dominante allein stehende Berge, die die Form des Matterhorns haben.“ Er habe sich zunächst acht dieser Berge ausgesucht, erzählt Kammerlander. „Die sind wirklich alle verblüffend ähnlich, wie Zwillingsberge.“ In den nächsten Wochen startet der Südtiroler Richtung Rocky Mountains.

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Video: Messner über den Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/video-messner-everest/ Tue, 07 May 2013 15:03:13 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=21517 Für alle unter euch, die Reinhold Messners Gedanken zum Mount Everest 60 Jahre nach der Erstbesteigung nicht nur lesen oder hören wollen, sondern ihn dabei auch anschauen wollen, habe ich einige seiner Aussagen zusammengeschnitten.

 

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Messner: Ampel am Hillary Step https://blogs.dw.com/abenteuersport/interview-messner-everest/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/interview-messner-everest/#comments Mon, 06 May 2013 13:59:15 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=21451

Reinhold Messner

Fragt den Erstbesten auf der Straße nach dem Namen eines berühmten Bergsteigers, und ihr werdet mit sehr großer Wahrscheinlichkeit die Antwort „Reinhold Messner“ erhalten. Obwohl seine Pioniertaten im Himalaya schon mehr als ein Vierteljahrhundert zurückliegen, ist der 68 Jahre alte Südtiroler nach wie vor im öffentlichen Bewusstsein sehr präsent. Dafür sorgt Messner auch selbst. Unermüdlich schreibt er Bücher, hält Vorträge, gibt Interviews – und polarisiert mit seinen Aussagen. Auch bei meinem Gespräch mit ihm anlässlich des bevorstehenden 60. Jahrestags der Everest-Erstbesteigung wurde Reinhold Messner gewohnt deutlich. Wundert euch nicht, dass ich ihn nicht nach dem jüngsten Zwischenfall am Everest gefragt habe. Wir haben uns vorher getroffen. (Seine Meinung dazu findet ihr, wenn ihr hier klickt.) 

Reinhold Messner, blicken wir zunächst zurück auf den 29. Mai 1953, als der Neuseeländer Edmund Hillary und der Sherpa Tenzing Norgay als erste Menschen den Gipfel des Mount Everest erreichten. Würden Sie sagen, dass dies eine außergewöhnliche Leistung zweier mutiger Bergsteiger war – oder doch eher eine Mannschaftsleistung? 

Es war schon in erster Linie eine britische Teamleistung, denn die Briten haben das Know-how und das Geld gebracht und eine riesige Vorarbeit geleistet. Von 1921 bis 1953 waren viele Expeditionen am Everest gescheitert. Allerdings muss man auch einen Teil des Erfolgs den Schweizern zuschreiben, die 1952 zwei Versuche mit Raymond Lambert gemacht hatten und sehr hoch hinaufgekommen waren. Auch Tenzing Norgay war damals schon dabei. Sonst, glaube ich, hätten es die Briten 1953 nicht geschafft. Aber man darf auch dazu sagen, dass der Gipfelerfolg der Gabe von Hillary zu verdanken ist, es zu wagen. Die Briten haben es ja selbst versucht und sind nicht hinaufgekommen. Und dann hat dieser junge schlaksige Neuseeländer gezeigt, dass er Lust hat und den Mut, es zu wagen, obwohl die anderen gescheitert waren. So ist es gelungen und es bleibt eine Sternstunde des Alpinismus. Dabei war Hillary nicht ein Spitzen-Extrembergsteiger, sondern ein klassischer Bergsteiger, der sehr viel Selbstverständlichkeit in sich trug. Typisch neuseeländisch.  

Der Erstbesteigung folgte die sportliche Phase in den 60er, vor allem aber dann den 70er und 80er Jahren. Neue schwere Routen, der Everest im Winter bestiegen. Und Ihnen gelang 1978 mit Peter Habeler die erste Besteigung ohne Atemmaske und dann 1980 der Alleingang, wieder ohne Flaschensauerstoff, mitten im Monsun. War der Everest für sie damals die ultimative Herausforderung? 

Nach der Durchsteigung der Südwestwand durch Doug Scott und Dougal Haston 1975 war mir klar, dass es nur noch darum geht, mit immer weniger Ausrüstung den Everest zu besteigen. Für mich wurde dann der Everest-Alleingang zum I-Tüpfelchen meiner Bergsteigerei: am höchsten Berg der Welt, in einer schlimmen Jahreszeit, dem Monsun, und so weit möglich noch auf neuer Route, natürlich ohne Sauerstoff. Ich war damals nahe daran zu sagen: ‚Jetzt reicht es mir mit den Achttausendern, höher kann ich eh nicht mehr. Ich gehe in die Antarktis.’ Aber da waren noch ein paar alte Ideen, die eine Fortsetzung des Verzichts-Alpinismus waren. Drei Achttausender hintereinander oder die Doppelüberschreitung. Die jungen Kerle wie Friedl Mutschlechner oder Hans Kammerlander haben gedrängt: ‚Das hast du mal gedacht, und das machen wir jetzt.’ Dann habe ich es organisiert, und wir haben es auch hingekriegt. Erst am Ende kam dann die Möglichkeit, alle 14 Achttausender zu besteigen. Bis 1980 waren sie ja zum Teil noch nicht zugänglich.   

Viel Verkehr auf der Normalroute

In den 90er Jahren begann dann das kommerzielle Bergsteigen am Everest, das bis heute alljährlich das Bild am höchsten Berg der Erde prägt. Wie sehen Sie den Everest heute, 60 Jahre nach der Erstbesteigung? 

Es ist immer noch der gleiche Berg. Der Sauerstoffpartialdruck ist immer noch der gleiche. Er ist auch immer noch relativ gefährlich. Ich nenne die heutige Phase den Pisten-Alpinismus. Das ist der große Unterschied. Bevor die Klienten dieser Reise-Unternehmer mit dem Aufstieg beginnen, steigen nicht nur Dutzende, sondern einhundert Sherpa auf und bereiten einen Klettersteig vor. Er ist besser vorbereitet als jeder Klettersteig in den Alpen. Dann folgen auf dieser Piste die Leute, wobei jede Schwierigkeit ausgeschlossen ist und die Gefahren minimiert werden – nicht auf Null gestellt, das ist nicht möglich.

Jetzt ist die Diskussion aufgekommen, ob man am Hillary Step, der einzig schwierigeren Stelle im oberen Bereich, eine Leiter hinstellen soll, wie seit 1975 auf der Nordseite am Second Step. Ich habe vorgeschlagen, man sollte vielleicht eine Ampel aufstellen wie in der Stadt, so dass man genau weiß, jetzt dürfen die einen hinauf-, die anderen heruntersteigen. Dann müssen sich die Bergsteiger auch an die Straßenverkehrsordnung halten, und es wird weniger Unfälle geben. Die sind nämlich durch das Chaos entstanden, durch das Warten und Herumstehen in der Kälte. Die Leute wurden unterkühlt und sind zum Teil auch da oben gestorben.   

Ich denke, durch diese Entwicklung hat sich auch der Typus der Bergsteiger am Mount Everest gravierend verändert. 

Ja, weil heute viele Leute dort unterwegs sind, die gar keine oder, sagen wir, keine erfahrenen Bergsteiger sind. Die wissen, es sind so viele Leute heraufgestiegen, also ist es möglich. Im Grunde ist der Everest für jeden, der einen leichten Viertausender in den Alpen bestiegen hat, möglich, wenn der Weg präpariert ist. Ich kann Ihnen garantieren, dass von den tausend Leuten, die jetzt dort sind, keine drei Klienten überhaupt losgehen würden, wenn der Berg nicht präpariert wäre. Man hat den Berg in Ketten, in Seile und Leitern gelegt, und deshalb ist er für alle zugänglich. Ob das nun richtig oder nicht richtig ist, ist mir relativ gleichgültig. Es hat mit klassischem Alpinismus nichts zu tun. Die Leute besteigen auch nicht Hillarys Everest und auch nicht meinen, sondern sie besteigen einen anderen Berg, wenn er auch geologisch derselbe ist.  

Wenn Sie dem Everest zum Jubiläum etwas wünschen könnten, was wäre das? 

Ich glaube, es ist zu spät. Der Everest ist inzwischen bereits ein banaler Berg geworden. Das ist schade, aber es gibt immer noch neue Routen zu machen. Es gibt immer noch die Möglichkeit, zusammenhängend Everest und Lhotse zu überschreiten. Zur Zeit sind zwei sehr gute Leute vor Ort (Denis Urubko und Alexei Bolotov), die versuchen, eine Südwestwand-Route zu klettern, rechts der Linie von Scott und Haston. Das ist sehr schwierig im oberen Teil. Wenn das im Alpenstil gelingt, bin ich der erste, der gratuliert – obwohl sie auf den viel berannten Everest kommen.

Ich glaube nicht, dass wir dem Everest jemals noch das Flair zurückgeben können, das er gehabt hat. Die besten Kletterer gehen generell nicht mehr zu den Achttausendern, sondern zu den schwierigsten Bergen der Welt, zu Sechs- oder Siebentausendern. Die haben alle Spielfelder offen. Aber es ist natürlich schade, dass die wirklich guten Leute weniger Möglichkeiten haben, ihre Expeditionen zu finanzieren, wenn so viel Aufmerksamkeit von den Everest-Touristen weggenommen wird. 

Machen Sie inzwischen einen Bogen um den Everest oder zieht es Sie doch noch dahin, mit all ihrer persönlichen Geschichte, die Sie mit diesem Berg verbinden? 

Ich bin nicht alle Jahre Everest-hungrig. Ich werde heuer dort sein, weil ich eine Dokumentation für das europäische Fernsehen machen soll. Ich werde nicht nur das Basislager besuchen, sondern mir das auch von oben anschauen. Nicht indem ich hinaufsteige, sondern indem wir diese riesigen Gruppen verfolgen.

Ich möchte dort nicht ungern auch mal eine konkrete Probe machen, wie es mit den Drogen steht. Ich bin gespannt, ob jemand den Urin abgeben will. Es gibt ja Aussagen, dass am Everest das Doping sozusagen auf Universitätshöhe wäre im Verhältnis zum Kindergarten Tour de France. So weit gehe ich nicht, aber dort misst niemand, ob jemand gedopt ist. Wir wissen ja heute, dass es im normalen Sport vor allem die Laien sind, die dopen, um ein bisschen schneller zu sein als im Vorjahr oder schneller auf den Everest zu steigen als seine eigene Sekretärin.

Mein Interesse seit langer Zeit ist die psychologische Sicht. Wie ticken wir? Ich nehme mich da nicht aus. Auch für mich war der Everest-Gipfel ein Fluchtpunkt der Eitelkeit. Mit dem Everest sind halt so viele Bilder, auch Klischees verbindbar. Ich habe für alle Verständnis, die auf den Everest hinauf wollen. Sie sollten nur den Mut haben, es genauso zu beschreiben, wie es ist, und es nicht nachher zu verfälschen – etwa indem man sich am Gipfel allein fotografieren lässt und die anderen 50 Leute werden aus dem Bild gestellt. Und dann tut man so, als wenn man allein oben gewesen wäre.

Oder man spricht vom Alpinstil, wenn die Leute auf dieser Piste hinaufsteigen. Das ist gar nicht möglich. Auch wenn jemand möchte und die Seile nicht anfasst, ist es nicht Alpinstil, weil die Seile da sind. Das hat vor allem mit der psychologischen Seite zu tun. Ich habe eine ganz andere Angst, wenn ich mutterseelenallein im Gipfelbereich des Everest bin und weiß, unter mir ist nichts, kein Sherpa, kein Zelt, kein Seil. Wenn ein Eisturm zusammenbricht, finde ich nicht mehr hinunter. Wenn ich weiß, die ganze Piste ist präpariert und bleibt unter Aufsicht von Spezialisten, eben der Sherpas, dann bin ich da oben viel weniger exponiert als ich es sonst wäre. Und die Exposition ist im Grunde der Schlüssel, der ein sportliches Tun zu einem Abenteuer macht.

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https://blogs.dw.com/abenteuersport/interview-messner-everest/feed/ 4
Venables‘ unerfüllbarer Everest-Wunsch https://blogs.dw.com/abenteuersport/stephen-venables-everest/ Sat, 27 Apr 2013 19:36:10 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=21279

Venables auf Süd-Georgien in der Antarktis

Stephen Venables kann in diesem Mai gleich zweimal Everest-Jubiläum feiern. Den 60. Geburtstag der Erstbesteigung und seinen ganz persönlichen Jahrestag. Am 12. Mai vor 25 Jahren bestieg Venables als erster Brite ohne Flaschensauerstoff den höchsten Berg der Erde. Ein Meilenstein. „Ich hatte 1988 das Glück, an einem neuen Kapitel der Berggeschichte mitzuschreiben, als ich mit Robert Anderson, Paul Teare und Ed Webster eine neue Route durch die Kangshung-Wand kletterte“, schreibt mir Stephen, nachdem ich ihn um seine Gedanken zum 60. Jahrestag der Everest-Erstbesteigung gebeten habe. „Dank dieser ausgezeichneten Kletterer aus den USA und Kanada und einem großartigen Unterstützer-Team im Basislager genoss ich am Everest einige der schönsten Tage meines Lebens.“ Doch Stephens Leben hing damals am seidenen Faden. 

Meist verwaist 

Nicht umsonst ist die tibetische Ostwand des Mount Everest meist verwaist. Über 3000 Meter ragt sie steil auf, stark vergletschert, mit tiefen Spalten durchzogen, häufig donnern Lawinen  in die Tiefe. Als der legendäre britische Bergsteiger George Mallory 1921 auf der Suche nach einer Route zum Gipfel auch die Kangshung-Flanke inspizierte, erklärte er die Wand für unmöglich zu erklettern. 1983 straften ihn die US-Bergsteiger Carlos Buhler, Kim Momb und Louis Reichardt Lügen, als sie die Kangshung-Wand erstmals meisterten. Sie benutzten dabei Flaschensauerstoff. 

Am Limit und darüber hinaus 

Paul Teare (unten) in der Kangshung-Wand

Fünf Jahre später erschlossen Stephen Venables, der Kanadier Paul Teare und die beiden US-Amerikaner Robert Anderson und Ed Webster ohne Atemmaske eine neue, äußerst anspruchsvolle Route durch die Wand. Sie endete auf der Normalroute am Südsattel. Teare verzichtete anschließend auf einen Gipfelversuch, weil er Symptome eines Hirnödems zeigte. Webster kehrte kurz vor dem, Anderson am 8690 Meter hohen Südgipfel um. Lediglich Venables erreichte den höchsten Punkt auf 8850 Metern. Beim Abstieg verließen auch ihn die Kräfte, er halluzinierte. „Ich war an meinem absoluten physiologischen Limit“, sagte Stephen später in einem Interview. „Der ganze Tag war ein einziges Überschreiten von Grenzen.“ Er überlebte unterhalb des Südgipfels eine Biwaknacht im Freien. Doch die Odyssee war damit noch nicht vorüber. Dreieinhalb Tage dauerte der Abstieg des Trios durch die Kangshung-Wand, bei hüfttiefem Schnee, Whiteout, ohne Lebensmittel. „Es war das Abenteuer unseres Lebens“, bilanzierte Ed Webster

Beide Beine gebrochen 

Stephen bezahlte es mit drei erfrorenen Zehen, die ihm später amputiert werden mussten. 34 Jahre alt war er damals, die Expedition zur Kangchung-Wand war bereits seine zehnte im Himalaya. 1991 eröffnete Venables mit zwei Landsleuten im Everest-Gebiet eine neue Route auf den Sechstausender Kusum Kanguru. Ein Jahr später gehörte er zu den Erstbesteigern des 6437 Meter hohen Panch Chuli V im indischen Teil des Himalaya. Beim Abstieg stürzte Stephen 80 Meter tief ab und brach sich beide Beine. Es hätte noch schlimmer enden können – für Venables das Signal, mit den extremen Himalaya-Expeditionen aufzuhören. Noch immer geht der 58-Jährige zum Bergsteigen. In den vergangenen Jahren war Stephen häufig in der Antarktis unterwegs, vor allem auf der Insel Süd-Georgien.

Abenteuerliche Ungewissheit 

Stephen Venables

Auch wenn es unfair ist, ein Leben auf eine zweimonatige Expedition zum höchsten Berg der Erde zu reduzieren – Venables Überlebensgeschichte am Mount Everest wird unvergessen bleiben. „Es wäre wunderbar, wenn der Everest wieder ein Ort würde, an dem Kletterer die Grenzen menschlicher Anstrengung hinausschieben“, antwortet Stephen auf die Frage nach seinen Wünschen für den Everest,„in einer Atmosphäre stiller Einkehr: nur drei oder vier Expeditionen pro Jahr, bei denen die Bergsteiger ohne zusätzlichen Sauerstoff klettern und die abenteuerliche Ungewissheit genießen.“ Ihm sei jedoch klar, dass dieser Wunsch unrealistisch sei, „weil er sich nicht mit den kommerziellen Geboten verträgt.“ 

P.S. Stephens vollständige Äußerungen findet ihr auf den beiden Everest-60-Pinnwänden auf der rechten Seite des Blogs.

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Ang Tshering Sherpa: Bedrohter Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/ang-tshering-sherpa-everest/ Tue, 23 Apr 2013 08:16:15 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=21183

Ang Tshering Sherpa

Ang Tshering steht mit seinem Werdegang fast symbolhaft für die Erfolgsgeschichte der Sherpas in den vergangenen sechs Jahrzehnten. Geboren wurde er 1953, ein halbes Jahr nach der Erstbesteigung des Mount Everest. In seinem Heimatdorf Khumjung, unweit des höchsten Bergs der Erde auf 3780 Metern gelegen, besuchte Ang Tshering später die von Sir Edmund Hillary gegründete Schule. Mit den dort erworbenen Englisch-Kenntnissen verdingte er sich als Träger und Übersetzer bei Expeditionen. 1982 gründete Ang Tshering das Unternehmen „Asian Trekking“, heute einer der führenden Anbieter von Expeditionen und Trekkingreisen in Nepal. Er heiratete eine Belgierin, sein Sohn Dawa Steven Sherpa studierte in Schottland. Ang Tshering war und ist nicht nur ein erfolgreicher Geschäftsmann mit besten Kontakten weltweit. Er engagierte sich auch stets für die Bergsteiger. Seit 1990 gehört der 59-Jährige zum Vorstand des nepalesischen Bergsteiger-Verbands (NMA), neun Jahre lang war er dessen Präsident. Noch immer steht er an der Spitze der Union der asiatischen Bergsteigerverbände (UAAA). „Der Everest hat Nepal auf die Landkarte gebracht, als ultimatives (Abenteuer-) Touristenziel“, schreibt mir Ang Tshering anlässlich des 60-Jahr-Jubiläums der Erstbesteigung. 

Vom Klimawandel bedroht

Als junger Bergsteiger

„Für die Sherpas ist der Everest die ‚Göttinmutter des Universums’. Sie ist der Wächter, in dessen Schatten die Sherpa-Kinder aufwachsen. Für uns ist der Everest massiv, stabil, unveränderlich, stark, erhaben und unverletzlich.“ Allerdings, so Ang Tshering weiter, wüssten nur wenige, dass der Everest wegen des Klimawandels zu den bedrohtesten Orten der Welt gehöre. „Es gibt mehr als 3000 Gletscher in den höheren Regionen des Himalaya, in den letzten 50 Jahren haben sich dort fast ebenso viele Gletscherseen gebildet.“ Diese Botschaft sei in den niedrigeren Regionen noch nicht richtig angekommen. 

Öko-Everest-Expeditionen

Müllsammeln am Everest

Seit 2008 stellen Ang Tshering und sein Sohn Dawa Steven die von Asian Trekking angebotenen kommerziellen Everest-Expeditionen unter das Siegel des Umweltschutzes. Die Bergsteiger sollen nicht nur den Gipfel erreichen, sondern auf dem Rückweg auch Müll von den Hängen des Everest abtransportieren. „Es liegt in der Verantwortung der ganzen Welt, dabei zu helfen, den Berg und seine Umgebung vor Umweltverschmutzung zu bewahren. Wir müssen die Schätze der Natur respektieren und beschützen“, schreibt Ang Tshering. (Seine vollständigen Äußerungen findet ihr auf den beiden Everest-60-Pinnwänden auf der rechten Seite des Blogs.)

Nur mit dem Segen von Mutter Natur

Zum diamantenen Jubiläum der Erstbesteigung wünscht Ang Tshering dem Mount Everest, dass er „auch weiterhin Menschen dazu inspiriert, ihre eigenen Grenzen zu erforschen und über sie hinauszugehen –  immer im Bewusstsein, dass wir nur mit dem Segen von Mutter Natur den Gipfel erreichen.“ Er selbst stand übrigens nie auf dem Dach der Welt. 1977 erreichte Ang Tshering den Südsattel auf knapp 8000 Metern. Weil das Wetter umschlug, fiel der Aufstieg zum Gipfel flach.

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Helgas Everest-Alptraum https://blogs.dw.com/abenteuersport/helga-hengge-everest/ Wed, 17 Apr 2013 14:03:32 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=21079

1999 auf dem Everest

Eigentlich war sie die Zweite und doch auch irgendwie die Erste. Am 27. Mai 1999 bestieg Helga Hengge den Mount Everest. Als zweite deutsche Frau nach Hannelore Schmatz. Im Gegensatz zu dieser kehrte Hengge jedoch heil ins Basislager zurück. Schmatz war nach ihrem Gipfelerfolg am 2. Oktober 1979 beim Abstieg auf der Südseite des Bergs auf etwa 8300 Meter Höhe an Erschöpfung gestorben. Jahrelang passierten Bergsteiger auf dem Weg zum Gipfel die als „German woman“ bekannte, im Schnee sitzende Leiche, ehe der Wind ein Einsehen hatte und sie in die Tiefe wehte. Helga Hengge erreichte fast 20 Jahre nach Schmatz den höchsten Punkt auf 8850 Metern, von der tibetischen Nordseite aus. „Ich habe mich gefühlt wie eine Göttin“, sagte sie später, „als hätte ich schweben können“. 32 Jahre alt war Hengge, als sie auf dem Dach der Welt stand. Heute bereite ihr der Mount Everest manchmal Alpträume, schreibt mir die 46-Jährige, nachdem ich sie um ihre Gedanken zum 60-Jahr-Jubiläum der Erstbesteigung gebeten habe.

Aufzug zum Grat

„Da träume ich, dass es unten am Gletscher einen Eingang gibt, eine Art Höhle, in deren Tiefe man mit dem Aufzug zum Grat hinauffahren kann.“ Über Eisenleitern am Second Step, so Hengge weiter, drängten die Massen aufwärts. Am Gipfel warte ein Restaurant mit einer großen Terrasse, Tee und Kuchen würden serviert. „ Wolken ziehen auf, ein Sturm bricht heran. Die Menschen in ihren bunten Turnschuhen steigen weiter auf, am Grat entlang. Sie lachen, scherzen. Ich muss sie aufhalten, ihnen sagen, dass es zu gefährlich ist, dass sie sterben werden. Aber dann klettern sie auf die lange Rutsche und sausen glücklich hinunter, und ich wache schweißgebadet auf.“ Ganz so weit ist es am Everest in der Realität noch nicht gekommen, aber grundlos träumt Helga diesen Alptraum nicht. „Wenn es im Basislager dann noch eine Tapferkeitsmedaille und Zuckerwatte für jeden gäbe, würden sich wahrscheinlich nur die Bergsteiger beschweren – und das finde ich irgendwie traurig.“

Vom Sportklettern zum Höhenbergsteigen

Helga Hengge

Helga Hengges Leben spielte sich zwischen Deutschland und den USA ab. Geboren wurde sie in Chicago, wuchs aber in Bayern auf. Im beschaulichen Deining, das zwischen Nürnberg und Regensburg liegt und von dem aus man bei gutem Wetter die Alpenkette sehen kann. Mit 25 Jahren zog Helga nach New York, wo sie studierte und als Modejournalistin arbeitete. Über das Sportklettern fand sie zum Höhenbergsteigen. 1997 stand sie auf dem Gipfel des Aconcagua, des mit 6962 Metern höchsten Bergs Südamerikas. Weitere Sechstausender folgten. Im Herbst 1998 erreichte Helga am Achttausender Cho Oyu eine Höhe von 7500 Metern. Im folgenden Frühjahr war sie dann am Everest erfolgreich, als einzige Frau im Team des kommerziellen Anbieters Russell Brice aus Neuseeland.

Zum 60. Jahrestag der Erstbesteigung wünscht Helga dem Mount Everest, dass „er bis zum Ende der Zeit den Menschen, die zu seinen Füßen leben, ein gutes Leben beschert. Und dass er die, die zu seinem Gipfel streben, inspiriert, über sich selbst hinauszuwachsen zum Wohle aller Menschen.“ (Die vollständigen Äußerungen Helga Hengges findet ihr auf den beiden Everest-60-Pinnwänden auf der rechten Seite des Blogs).

Aha-Erlebnis in der Buchhandlung

Inzwischen lebt die zweifache Mutter wieder in Bayern, in Grünwald vor den Toren Münchens. Auch nach dem Everest ging Hengge weiter auf Expeditionen. So erreichte sie 2001 den 8008 Meter hohen Mittelgipfel der Shishapangma in Tibet. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie jedoch schon ihr nächstes großes Ziel als Bergsteigerin vor Augen: Sie wollte als erste Deutsche die Seven Summits besteigen, die höchsten Berge aller Kontinente. In einer New Yorker Buchhandlung war sie über ein Buch von Richard („Dick“) Bass gestolpert. Der Amerikaner hatte 1985 als Erster diese Gipfelsammlung vervollständigt – allerdings mit dem Mount Kosciuszko in Australien und nicht, wie heute allgemein üblich, mit der Carstensz-Pyramide in Ozeanien.

„Was für eine Idee! Damals war das natürlich ein fantastischer Traum, viel zu groß um je in Erfüllung zu gehen, aber das tat meiner Begeisterung, ihn zu träumen, keinen Abbruch“, schreibt Helga. „Und heute bin ich sehr glücklich, dass der Schatz, den ich damals gefunden habe, ein Teil meines Lebens geworden ist.“ Am 23. Mai 2011 stand sie auf dem Mount McKinley, dem höchsten Berg Nordamerikas, dem letzten noch fehlenden Gipfel. Damit hatte Helga Hengge die Seven Summits bestiegen. Als erste Deutsche. 

P.S. Manchmal wird auch Maria Gisela Hoffmann als erste deutsche Frau auf den Seven Summits angeführt. Sie komplettierte die Sammlung am 21. Mai 2011, also zwei Tage vor Hengge. Hoffmann wurde jedoch als Junge geboren und bestieg die ersten ihrer Seven Summits noch als Mann.

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Apa Sherpa: Everest ist unser größter Schatz https://blogs.dw.com/abenteuersport/apa-sherpa-everest/ Tue, 09 Apr 2013 12:50:44 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=20989

Apa Sherpa

Ob Apa Sherpa in diesen Tagen Wehmut überkommt? Bergsteiger aus aller Welt beziehen das Basislager auf der nepalesischen Südseite des Mount Everest. Die so genannten „Icefall Doctors“ haben den gefährlichen Weg durch den Khumbu-Eisbruch bis hinauf nach Lager 2 auf etwa 6600 Metern versichert. Die Klettersaison am höchsten Berg der Erde kann beginnen. Mehr als zwei Jahrzehnte lang war der Everest fester Bestandteil in Apas Leben. Keiner stand so oft oben wie der 1,63 Meter kleine Mann: 21 Mal erreichte er den 8850 Meter hohen Gipfel und wurde damit zur lebenden Legende. 2011 hängte Apa die Expeditionsschuhe an den Nagel. Etwa 53 Jahre ist er alt, so genau weiß er es selbst nicht. Anfang der 1960er Jahre gab es in seinem Heimatort Thame im Everest-Gebiet noch niemanden, der Geburtsurkunden für Sherpas ausstellte.

Engagement für Bildung und Umweltschutz

Apa vor dem Mount Everest (l., mit Windfahne)

Seit dem Ende der Everest-Karriere kümmert sich Apa um seine Stiftung für Bildungsprojekte in Nepal – und um Umweltschutz. Im vergangenen Jahr wanderte er – wie hier berichtet – mit Dawa Steven Sherpa auf dem Great Himalaya Trail 1555 Kilometer weit vom Osten in den Westen Nepals. Mit ihrer Aktion wollten die beiden auf die Gefahren des Klimawandels für den Himalaya aufmerksam machen. Apas Sorge gilt auch dem Everest. „Inzwischen wünsche ich mir in erster Linie, dass die Menschen den Berg respektieren und schützen“, schreibt mir Apa. „Der Everest gehört jedem in der Welt. Wir müssen ihn auch für künftige Generationen bewahren.“

Everest als Türöffner

Nicht nur Apas Leben, das Leben aller Sherpas ist eng mit dem Mount Everest verbunden. „Die Menschen kennen uns wegen des Mount Everest, und, noch wichtiger, er hat uns auch im Rest der Welt die Türen geöffnet“, sagt Apa. „Was wir heute sind, verdanken wir dem Everest. Er ist Nepals Stolz und unser größter Schatz.“ Zum 60. Jahrestag der Erstbesteigung wünsche er dem Everest, „dass er weiter Bergsteiger aus aller Welt inspiriert, Nepal zu besuchen, große Träume zu träumen und erfolgreich zum Gipfel aufzusteigen“. (Apas Äußerungen findet ihr ungekürzt auf den beiden Everest-60-Pinnwänden auf der rechten Seite des Blogs.)

Rekord wackelt

Apa mit der Rekord-Urkunde

Zum Wesen von Rekorden gehört es, dass sie eines Tages gebrochen werden. Auch Apas Bestmarke wird es nicht anders ergehen, vielleicht sogar schon in diesem Jahr. Phurba Tashi, den sie wegen seiner Leistungsstärke in großer Höhe auch „Everest Yak“ nennen, hat bereits 19 Gipfelerfolge auf seinem Konto. 2007 stand er dreimal auf dem höchsten Punkt, 2011 zweimal. In diesem Frühjahr leitet der 1971 in Khumjung geborene Phurba die Sherpas im Team von Himalayan Experience.

Erster Todesfall

Schon bevor die ersten ausländischen Bergsteiger ihren Fuß auf die Aufstiegsroute setzen, ist der erste Tote der Saison zu beklagen. Der 45 Jahre alte Mingmar Sherpa, einer der Icefall Doctors, stürzte am Sonntag beim Abstieg von Lager 2 in eine Gletscherspalte und starb. R.I.P.

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Brice: Everest ist der ‚versteckte Riese’ Nepals https://blogs.dw.com/abenteuersport/russell-brice-everest-jubilaeum/ Fri, 05 Apr 2013 13:33:45 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=20905

Russell Brice

Russell Brice hat dieser Tage viel um die Ohren. Bereits zum 18. Mal leitet der 60 Jahre alte Neuseeländer eine kommerzielle Expedition zum Mount Everest. Evelyne Binsack ist die bekannteste Teilnehmerin unter den zehn Kunden von Himalayan Experience, die in diesem Jahr den höchsten Berg der Erde besteigen wollen. 2001 war sie die erste Frau aus der Schweiz auf dem Everest, damals stieg sie über die tibetische Nordseite auf. Diesmal will es die 45-Jährige von der Südseite aus versuchen und dabei einen Dokumentarfilm drehen.

Als Expeditionschef betreut Russell im Basislager unterhalb des Khumbu-Eisbruchs auch sechs Bergsteiger, die sich den Achttausender Lhotse vorgenommen haben, sowie vier Bergsteigerinnen, deren Ziel des 7861 Meter hohen Nuptse ist. Zu diesem Frauen-Team gehört auch die deutsche Journalistin und Bergsteigerin Billi Bierling. Obwohl Russell nach eigenen Worten „sehr beschäftigt“ ist, hat er sich die Zeit genommen, mir seine Gedanken zum 60-Jahr-Jubiläum der Erstbesteigung des Mount Everest zu schicken. 

Hillary eine „Führungspersönlichkeit mit Weitblick“ 

„Nepal ist ein extrem armes Land, aber glücklicherweise hat es den ‚versteckten Riesen’ Everest“, schreibt Russell. „Diese eine bedeutende Besonderheit Nepals ist praktisch für alle touristischen Einkünfte des Landes verantwortlich, ob direkt oder indirekt.“ Sir Edmund Hillary, der mit dem Sherpa Tenzing Norgay 1953 den Everest erstmals bestieg, habe sich „als große Führungspersönlichkeit mit Weitblick erwiesen“. Er habe seinen Ruhm genutzt, um der einheimischen Bevölkerung Nepals zu helfen. „Wir können sehr leicht außerhalb von Nepal sitzen und tolle eigene Ideen zum Everest haben. Aber es ist viel schwieriger, einen wirklich bedeutsamen Beitrag für die einheimische Bevölkerung zu leisten“, findet Brice. „Ich hoffe, dass der Everest eine Einkommensquelle für die armen Menschen Nepals bleibt, auf eine respektvolle Weise.“ (Seine Äußerungen findet ihr ungekürzt auf den beiden Everest-60-Pinnwänden auf der rechten Seite des Blogs). 

Genug Platz für alle 

Gründete 1996 Himalayan Experience

Als Anbieter kommerzieller Expeditionen sieht Russell den großen Auflauf von Bergsteigern auf den Normalrouten verständlicherweise weniger problematisch als andere. „Das können wir als Veranstalter miteinander regeln“, schrieb er mir bereits im Februar. Jetzt verweist Brice darauf, dass es am Everest auch für Bergsteiger, die im Alpinstil klettern wollten, reichlich Platz gebe. „Aber ich sehe nicht viele Teams oder auch Einzelne, die sich diesen Herausforderungen stellen. Es gibt immer noch neue Routen am Everest zu entdecken und die eine oder andere schon bestehende bis zum Gipfel zu vollenden.“

Russell ermahnt Bergsteiger und Medien zu Respekt vor dem Mount Everest. Er wünsche sich für die Zukunft auch, dass die Bergsteiger zu ihrer Leidenschaft stünden, statt sich damit entschuldigen zu müssen, „der Älteste, Jüngste, Schnellste oder was auch immer zu sein. Jede Besteigung ist eine beachtliche Leistung.“ Von den Medien erwartet der Neuseeländer, dass sie „den Berg respektieren anstatt ihn als Vorwand für wilde Geschichten zu nehmen, um ihre Publikationen zu verkaufen“.

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Hiros Everest-Lektionen https://blogs.dw.com/abenteuersport/hirotaka-takeuchi-everest/ Tue, 02 Apr 2013 14:20:25 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=20801

Hirotaka Takeuchi

Hiro hat am Mount Everest viel erlebt. „Er ist für mich ein ganz besonderer Berg“, schreibt mir Hirotaka Takeuchi, als ich ihn um seinen Beitrag zum 60-Jahr-Jubiläum der Erstbesteigung bitte. „Ich habe am Everest viel gelernt, und alle diese Lektionen und Erfahrungen waren für mich sehr wichtig und hilfreich dabei, schließlich alle 14 Achttausender zu besteigen. Insofern, denke ich, war der Mount Everest für mich wie eine große Schule.“ In einem der Klassenzimmer hätte der Japaner fast sein Leben verloren.

Zunächst mit Atemmaske 

Im Mai 1996 war noch alles gut gegangen. Hiro bestieg den Mount Everest. Der 25-Jährige nutzte Flaschensauerstoff, genauso wie ein Jahr zuvor am Makalu, seinem ersten Achttausender, und auch später im August 1996 am K 2. Als Hiro schließlich begann, im Team mit Ralf Dujmovits und Gerlinde Kaltenbrunner zu klettern, verzichtete er wie die beiden Freunde konsequent auf zusätzlichen Sauerstoff. 

Hirnödem überlebt  

Gerettet: Hiro mit Gerlinde (r.) und Ralf (l.)

30. Mai 2005: Hiro, Gerlinde und Ralf haben ihren Plan, ohne Atemmaske durch die Everest-Nordwand zu klettern, wegen der widrigen Verhältnisse aufgeben müssen und sind auf die tibetische Normalroute ausgewichen. Kurz vor dem Lager in 7650 Metern Höhe kollabiert Hiro und ist kaum noch ansprechbar. Anzeichen eines Höhenhirnödems. Rund 40 Prozent aller Fälle enden tödlich. Hiro verdankt sein Leben Gerlinde und Ralf, die ihm Notfallpräparate verabreichen, ihn über die Nacht retten und ihm am nächsten Tag den Berg hinunter helfen. 

Erster Japaner auf allen Achttausendern 

Hiro am Ziel

Ich bangte damals als Reporter im Basislager auf dem zentralen Rongbuk-Gletscher um Hiro. Bereits ein Jahr nach dieser Beinahe-Tragödie stand mein japanischer Freund  auf dem Gipfel des Kangchendzönga, seines achten Achttausenders. Nummer neun erlebten wir 2007 gemeinsam, ich im Basislager, er auf dem höchsten Punkt des Manaslu. Im selben Jahr sprang er dem Tod erneut von der Schippe. Mit viel Glück und schwer verletzt überlebte Hiro eine Eislawine am Gasherbrum II. Ein Jahr danach feierte er am selben Berg sein Comeback. Im Mai 2012 schließlich erreichte Hirotaka Takeuchi sein großes Ziel: Mit dem Dhaulagiri bestieg er seinen 14. und letzten Achttausender. Dieses Kunststück war vorher noch keinem Japaner gelungen. 

Auf der Suche 

Danach nahm sich Hiro erst einmal mehr Zeit für seine Frau und seine beiden Kinder in Tokio. In diesem Frühjahr wird der 42-Jährige in Nepal auf Trekkingtour gehen und – wie er mir schreibt – nach einem „schönen, noch unbestiegenen Berg“ suchen. Vielleicht zieht es ihn eines Tages ja auch noch einmal zum Mount Everest zurück. Dem wünscht er zum Jubiläum der Erstbesteigung jedenfalls, „dass er ein Berg wäre, an dem viele Menschen wiederholt klettern könnten.“ 

P.S. Hiros Äußerungen könnt ihr natürlich auch auf den beiden Everest-60-Pinnwänden auf der rechten Blogseite nachlesen.

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Dawa Steven Sherpa: Everest gehört uns allen https://blogs.dw.com/abenteuersport/dawa-steven-sherpa-everest/ Wed, 27 Mar 2013 10:39:27 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=20641

Dawa Steven Sherpa

Mount Sherpa. Das wäre eigentlich der passendere Name für den höchsten Berg der Erde, der stattdessen nach Sir George Everest benannt wurde, einem britischen Chef der Landvermesser in Indien im 19. Jahrhundert. Die Geschichte des Mount Everest ist auch eine Geschichte der Sherpas. Schon bei den ersten britischen Expeditionen in den 1920er Jahren wurden die „Ost-Menschen“, die einst aus Tibet nach Nepal geflohen waren, als Hochträger eingesetzt. Einer der beiden Erstbesteiger 1953 war ein Sherpa: Tenzing Norgay. Spätestens seit das kommerzielle Bergsteigen am Mount Everest Einzug gehalten hat, sind die Sherpas dort schlicht unverzichtbar. Ohne ihre Unterstützung hätten die meisten zahlenden Kunden nicht den Hauch einer Chance, den Gipfel zu erreichen.

Diese Rolle hat den Sherpas nicht nur zu einem weltweit guten Ruf, sondern auch zu bescheidenem Wohlstand verholfen. Heute gibt es Sherpas, die erfolgreiche Geschäftsleute sind, Ärzte oder auch Piloten. Sie wissen, was sie dem Everest zu verdanken haben. „Als Nepalese steht der Mount Everest für meine Identität in der Welt. Als Sherpa ist der Mount Everest der Grund, warum wir Bildung, ein Gesundheitswesen und Wohlstand haben“, schreibt mir Dawa Steven Sherpa. „Als Bergsteiger ist der Mount Everest für mich die Spielwiese, auf der ich lernte, mich selbst zu entdecken, meine Grenzen und meine persönlichen Fähigkeiten.“

Zweimal auf dem Everest 

Dawa Steven (r.) beim Müllsammeln am Everest

Der 29-Jährige gehört zu der Sherpa-Generation, die schon von klein auf Nutznießer des wirtschaftlichen  Aufschwungs durch das Everest-Bergsteigen war. Mit seinem Vater Ang Tshering Sherpa führt Dawa Steven „Asian Trekking“, eine der führenden Agenturen für Expeditionen und Trekkingreisen in Nepal. Seine Mutter ist Belgierin, er hat in Edinburgh in Schottland studiert. 2006 bestieg Dawa Steven den Achttausender Cho Oyu, 2007 erstmals den Mount Everest. Im Jahr darauf stand der junge Sherpa zunächst auf dem Lhotse, fünf Tage später erneut auf dem Everest. Seit fünf Jahren leitet er die so genannten „Öko-Everest-Expeditionen“, die Geschäft und Ökologie verbinden sollen: Zahlende Kunden werden auf den 8850 Meter hohen Gipfel geführt. Darüber hinaus sammeln die Teammitglieder aber auch Müll von den Hängen des Bergs und bringen ihn ins Tal. 

Bäckerei im Basislager 

Dawa Steven ist kreativ, wenn es darum geht, Geld für Umweltschutz aufzutreiben. So rief er 2007 im  Basislager auf der nepalesischen Südseite des Mount Everest auf 5350 Metern die höchste Bäckerei der Welt ins Leben. Schokoladen- und Apfelkuchen, Doughnuts und Croissants fanden reißenden Absatz. Die Bergsteiger waren auch bereit, dafür tiefer in die Tasche zu greifen. Schließlich ging es um einen guten Zweck. Das Geld floss in Projekte, mit denen Dörfer in Nepal auf die Folgen des Klimawandels vorbereitet werden sollten. Um auf die Gefahren für die Bergwelt durch die Erderwärmung aufmerksam zu machen, wanderte Dawa Steven Anfang 2012– wie hier berichtet – mit dem Everest-Rekordbesteiger Apa Sherpa 1555 Kilometer weit über den „Great Himalaya Trail“ vom Osten in den Westen Nepals. Später erhielt er einen erstmals verliehenen Preis des World Wide Fund for Nature (WWF), mit dem junge Menschen unter 30 Jahren geehrt werden, die sich um den weltweiten Umweltschutz verdient gemacht haben. 

Liebe zu den Bergen und Umweltschutz 

Am Island Peak (rechts hinten die Ama Dablam)

Dem Mount Everest wünscht Dawa Steven Sherpa zum 60. Geburtstag der Erstbesteigung eine „nächste Generation von Abenteurern, die die Berge liebt und schützt“ (Seine Äußerungen solltet ihr unbedingt auf den beiden Everest-60-Pinnwänden auf der rechten Blog-Seite nachlesen). Wenn es nach Dawa Steven geht, werden die Sherpas auch in Zukunft vom Everest profitieren. „Den Nepalesen wünsche ich, dass der Mount Everest weiterhin dafür sorgt, dass sie stolz sind, Nepalesen zu sein.“, schreibt der 29-Jährige. „Allen Menschen auf der Welt wünsche ich, dass der Everest sie daran erinnert, dass er der höchste Berg der Welt ist. Als Bürgern dieser Welt gehört deshalb der Mount Everest uns allen.“

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Miss Hawley: Keine Everest-Zirkusmätzchen https://blogs.dw.com/abenteuersport/miss-hawley-everest-jubilaeum/ Wed, 20 Mar 2013 15:52:52 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=20477

Miss Hawley (mit Ralf Dujmovits)

Möglicherweise habe ich es ein wenig übertrieben. Als ich Elizabeth Hawley um ihre Sicht auf den Mount Everest 60 Jahre nach der Erstbesteigung bitte, schreibt mir die legendäre Chronistin des Himalaya-Bergsteigens zurück: „Ihre Fragen scheinen den Mount Everest zu vermenschlichen, so sehe ich ihn aber keinesfalls.“ 89 Jahre hat die US-Amerikanerin bereits auf dem Buckel. Seit mehr als einem halben Jahrhundert dokumentiert Miss Hawley in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu die Expeditionen zu den hohen Bergen des Himalaya. Ein ungeschriebenes Gesetz unter Bergsteigern lautet: Erst wenn Miss Hawley bestätigt hat, dass du am Gipfel warst, warst du auch wirklich oben.

Nicht mehr als ein riesiger Felsblock

Vor und nach jeder Expedition taucht sie persönlich oder jemand aus ihrem Recherche-Team im Hotel auf und fragt die Bergsteiger nach ihren Plänen und später, was daraus geworden ist. Auch wenn sie selbst nie einen hohen Berg bestiegen hat, kennt die in Chicago geborene Journalistin so viele Details der Achttausender, dass sie Hochstapler entlarven kann. So ist Miss Hawley auf ihre Art auch ein Teil der Everest-Geschichte geworden. Und doch ist der höchste Berg der Erde für sie nicht mehr „als ein riesiger Felsblock, annähernd geformt wie eine Pyramide, mit zahlreichen Eigenschaften, die für Bergsteiger tückisch sind (z.B. Wächten oder Gletscherspalten), wo ein plötzlicher Wetterumschwung immer möglich ist, das alles in extrem großer Höhe“. (Ihr könnt Miss Hawleys Äußerungen auf den beiden Everest-60-Pinnwänden auf der rechten Seite des Blogs nachlesen.)

Ultimative Herausforderung: Hufeisen-Route

Da der Mount Everest nur ein gewaltiger Berg sei, dem „Menschen eigentlich nichts anhaben können“, wünsche sie ihm selbst zum Jubiläum nichts. Doch die Chronistin des Himalaya-Bergsteigens plädiert für mehr Sportsgeist unter den Gipfelanwärtern. Sie müssten vorher besser überprüft werden, um „viele unfähige Männer und Frauen“ auszusortieren. Gar nichts übrig hat Miss Hawley für – so wörtlich – „Zirkusmätzchen“ auf dem Dach der Welt: „etwa ohne Kleidung oberhalb der Hüfte sechs Minuten am Gipfel zu stehen oder dort oben ein Streichinstrument zu spielen oder einen Golfball abzuschlagen“.
Stattdessen sollten sich die Bergsteiger an ungelösten Everest-Problemen versuchen, zum Beispiel an neuen Wegen durch die riesige Ostwand oder an der Hufeisen-Route, der laut Miss Hawley „ultimativen Herausforderung“: Immer über die Grate, über den Nuptse, zum Lhotse, dann über den Südsattel zum Everest-Gipfel und über den Westgrat zurück. Immer in großer Höhe, „ohne die Krücke Flaschensauerstoff“, versteht sich. Und auch die Bergsteigerinnen nimmt Miss Hawley in die Pflicht. Sie würde gerne mehr Pionierinnen sehen, schreibt die 89-Jährige. „Es wird Zeit, dass sie etwas Neues und anderes machen, das Männer noch nicht getan haben.“

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Pasaban: Everest wirkt wie Disney World https://blogs.dw.com/abenteuersport/interview-pasaban/ Mon, 18 Feb 2013 15:18:45 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=19907

Edurne Pasaban

Im Sport gilt der Zweite oft als erster Verlierer. Am 17. Mai 2010 bestieg die Spanierin Edurne Pasaban mit der Shishapangma ihren letzten der 14 Achttausender. Aber bis heute ist unklar, ob sie die erste oder zweite Frau war, der dieses Kunststück gelang. Die Südkoreanerin Oh Eun Sun vervollständigte ihre Achttausender-Sammlung drei Wochen früher, doch deren Besteigung des Kangchendzönga bleibt umstritten. Als ich jetzt mit Edurne auf der ISPO in München sprach, machte die 39-Jährige auf mich den Eindruck, als wäre sie mit der Welt, den Bergen und sich im Reinen:

Edurne, du hast 2010 die Sammlung der 14 Achttausender vervollständigt. Bist du seitdem im Himalaya gewesen?

Ich bin 2011 zum Everest zurückgekehrt. Er war 2001 mein erster Achttausender, damals nutzte ich für die Besteigung Flaschen-Sauerstoff. Deshalb wollte ich den Everest jetzt nach Abschluss der Achttausender ohne Sauerstoff versuchen. Aber wir erreichten nicht den Gipfel. 

Bis jetzt gibt es Diskussionen darüber, ob Oh Eun-Sun den Gipfel des Kangchendzönga erreicht hat oder nicht. Hat dich diese Debatte beschäftigt oder kalt gelassen? 

Solche Dispute sind weder für mich noch für Miss Oh noch für alle Alpinisten gut. Das wirft kein gutes Licht auf die Bergsteiger. Es war eine schwierige Situation, dass ich gar nichts tun konnte. Der südkoreanische Bergsteigerverband hat gesagt, dass Miss Oh den Kangchendzönga nicht bestiegen hat. So begann die Debatte, für mich war das sehr eigenartig. 

Edurne Pasaban: Die Debatte um Miss Oh

In diesem Fall wäre nicht Miss Oh, sondern wärst du die erste Frau, die alle Achttausender bestiegen hat. Fühlst du dich nun als Erste oder Zweite? 

Es war das große Projekt, die große Herausforderung meines Lebens, eines Tages alle Achttausender zu besteigen. Es stimmt, dass es schön ist, Erster zu sein, aber es ist nicht das Entscheidende. Da gibt es noch viele andere Dinge. Ich habe viel Zeit in dieses Projekt investiert. Es war ein Teil meines Lebens, aber nun befinde ich mich in einem anderen Abschnitt. 

Bist du in ein tiefes Loch gefallen, nachdem du dein Ziel erreicht hattest? 

Ich dachte: Was mache ich nun? Ich hatte einen großen Teil meines Lebens auf Expeditionen verbracht. Wenn du eine machst, planst du schon die nächste. Ich sah vor mir ein großes Loch. Aber als ich mich damit beschäftigt habe, habe ich gesagt: Zunächst einmal brauche ich Zeit für mich. Seitdem sind zwei Jahre verstrichen. Ich bin weiter geklettert, in den Alpen oder andernorts. Ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages ohne Achttausender leben könnte, aber jetzt kann ich es. Das Leben geht weiter.

Edurne Pasaban: Das Leben ohne 8000er

Ist das eine Art neue Freiheit? 

Ja. Aber wenn du etwas beendest, siehst du diese Freiheit zunächst nicht klar. Du brauchst eine Weile, bis du merkst, dass du jetzt auch andere Sachen machen kannst, z.B. mit Freunden in den Pyrenäen bergsteigen oder zehn Tage in den Alpen klettern oder Ski fahren. Vorher hatte ich diese Zeit einfach nicht, jetzt habe ich sie.

Haben die Achttausender für dich ihre Faszination verloren?

Nein, sie sind immer noch wichtig. Ich habe dort schöne Lebensjahre verbracht. Sollte mich jetzt ein Freund fragen, ob ich ihn zu einem Achttausender begleiten will, würde ich mitkommen. Ich mag das Leben im Basislager, und ich mag Expeditionen. 

Im nächsten Mai wird der 60. Jahrestag der Erstbesteigung des Mount Everest gefeiert. Wie denkst du heute über den höchsten Berg der Erde? 

Der Everest ist ein besonderer Berg, der höchste, das Dach der Welt. Jeder, der zu klettern beginnt, ob im Himalaya oder sonst wo, hat das Ziel, einmal im Leben den Everest zu besteigen. Als ich das 2001 gemacht habe, dachte ich vorher, ich würde am Gipfel weinen oder durchdrehen. Aber so war es nicht. Ich hatte Angst, machte ein Gipfelfoto und stieg wieder ab. Ich habe dort oben etwas verloren. Der Everest ist schön und der höchste, aber er ist kein fantastischer Ort. In den letzten Jahren hat sich am Everest viel verändert. Er ist im Frühjahr auf den Normalwegen auf der Süd- und Nordseite ein kommerzieller Berg. Aber wenn du einen einsamen Everest erleben willst, kannst du das auch haben: im Winter oder auf einer anderen Route. Es gibt mehr als 15 Routen, auf denen niemand klettert. Wir reden viel über die Massen am Everest. Aber es gibt auch einen anderen Everest, den du finden kannst, wenn du es nur willst. 

Würde dich das nicht auch reizen? 

Nur zwei Prozent der Bergsteiger am Everest sind ohne Sauerstoff unterwegs. Als ich begann, die Achttausender zu besteigen, habe ich mich umgesehen und festgestellt, dass nur wenige auf Sauerstoff verzichteten. Deshalb habe ich 2001 auch zu Sauerstoff gegriffen. Aber nachdem ich alle Achttausender bestiegen habe, weiß ich, dass man auch ohne Sauerstoff am Everest erfolgreich sein kann, wenn man viel trainiert. Heute kenne ich meinen Körper und weiß, wie ich mich in großer Höhe fühle. Ich spüre, dass ich vielleicht eines Tages ohne Flaschen-Sauerstoff zum Everest zurückkehren möchte.

Edurne Pasaban: Everest ohne Sauerstoff

Was wünschst du dem Mount Everest für die Zukunft?

Die letzten Nachrichten vom Everest waren keine guten Nachrichten. Es wirkt, als wäre der Everest eine Show, eine Art Disney World. Aber so ist es nicht. Ich denke, das größte Geschenk, das wir dem Everest machen können, ist, großen Respekt vor ihm zu haben. Vielleicht ist der Everest kommerziell, aber er ist ein Berg, dazu noch der höchste. Und wir müssen ihm respektvoll begegnen.

P.S. Edurnes Äußerungen zum Everest-Jubiläum könnt ihr auch auf den beiden Pinnwänden auf der rechten Seite des Blogs anhören.

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„Das hat der Mount Everest nicht verdient“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/kaltenbrunner-everest/ Thu, 14 Feb 2013 14:37:11 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=19835

Gerlinde Kaltenbrunner

Gerlinde Kaltenbrunner träumt noch immer vom Mount Everest. Den Plan, durch die Nordwand über die so genannte „Supercouloir“-Route zum 8850 Meter hohen Gipfel aufzusteigen, hat die 42 Jahre alte Österreicherin trotz zweier gescheiterter Versuche nicht aufgeben. 2005 und 2010 ließen die Verhältnisse in der Wand einen Aufstieg nicht zu. „Für mich ist der Mount Everest immer noch ein wunderschöner Berg, speziell von der Nordseite her, wenn man direkt vor der Nordwand steht“, schwärmt Gerlinde (Ihre Äußerungen könnt ihr auf der rechten Blog-Seite auf den beiden Pinnwänden zum 60-Jahr-Jubiläum der Erstbesteigung nachlesen und -hören). „Trotzdem werde ich in nächster Zeit nicht mehr zum Everest zurückkehren.“ 

Vom Nuptse aus zugesehen 

Zu tief sitzt der Schock über das, was sie im letzten Frühjahr am höchsten Berg der Erde mit ansehen musste. Mit ihrem Seilpartner David Göttler war Gerlinde die erste sechste Besteigung des 7861 Meter hohen Nuptse gelungen – in unmittelbarer Nachbarschaft des Mount Everest. Von dort konnte sie die lange Schlange Hunderter von Gipfelanwärtern in der Lhotse-Flanke sehen. Weiter unten hatte sie auch beobachtet, wie unsicher sich viele von ihnen auf Steigeisen bewegten. „Das alles hat mich sehr beschäftigt“, sagt Gerlinde. „Es hat mir sehr weh getan zu sehen, was sich dort abspielt. Das hat dieser Berg nicht verdient.“ Gerlinde Kaltenbrunner hatte als erste Frau alle 14 Achttausender ohne Atemmaske bestiegen, 2010 auch den Everest über die tibetische Normalroute. 

Vorstoß lief ins Leere 

Zum 60. Geburtstag der Erstbesteigung wünscht Gerlinde dem Mount Everest mehr Ruhe und außerdem Bergsteiger, die „aus Überzeugung, mit einer echten inneren Begeisterung“ kommen und ihn „aus eigener Kraft“ besteigen wollen, „nicht mit allen Mitteln, ganz egal, was es kostet“. Nach ihrer Expedition 2012 hatte Gerlinde beim so genannten „Debriefing“, dem Abschlussgespräch mit den zuständigen Behörden in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu, vorgeschlagen, nur noch Bergsteiger für den Everest zuzulassen, die zuvor mindestens einen anderen Achttausender bestiegen haben. Sie stieß auf taube Ohren.

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