Abenteuer – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Verpatzte Generalprobe https://blogs.dw.com/abenteuersport/verpatzte-generalprobe-und-gedanken-eines-abfahrenden/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/verpatzte-generalprobe-und-gedanken-eines-abfahrenden/#comments Fri, 30 Sep 2011 17:21:23 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=10537

Erste Schwierigkeiten

Eigentlich kann unsere Expedition nur erfolgreich enden. Die Generalprobe ging nämlich gründlich daneben. Erst zerbrach meine Lesebrille und hinterließ mich blind wie einen Maulwurf. Gott sei Dank gibt es inzwischen sogenannte Lesehilfen. Ein solches Billig-Nasenfahrrad half mir, die Zeit bis zur Reparatur der Brille zu überbrücken. Anschließend verabschiedete sich der Teil eines Backenzahns, als ich voller Genuss in eine gebrannte Mandel biss. Mit einem schnellen „Werkstatt-Termin“ half mir die Zahnärztin meines Vertrauens aus der Patsche. Das dickste Ding aber wartete noch auf mich.

Auch das noch!

Als ich gestern meine lange Liste dessen, was noch für die Expedition zu erledigen oder besorgen war, fast abgearbeitet hatte, kam ich auf die Idee, sicherheitshalber noch einmal die Satellitenanlage zu testen. Erst schien sie, wie beim letzten Versuch, einwandfrei zu funktionieren, dann plötzlich gar nicht mehr. Mir brach der Schweiß aus. Ich sah die „Technik-Felle“ davonschwimmen. Die letzte Nacht vor der Abreise schlief ich kaum und wenn, dann schlecht. Heute Vormittag versuchte ein Techniker noch, der Anlage wieder Leben einzuhauchen. Vergeblich. Jetzt nehme ich ein gemietetes (und getestetes) Gerät mit, das mir ein sehr netter Mensch zum Frankfurter Flughafen gebracht hat. Die erste Schlüsselstelle der Expedition habe ich überstanden. Irgendwie, dank der Hilfsbereitschaft vieler.

Versprochen!

Was finden wir eigentlich da oben?

Langsam komme ich zur Ruhe. Schwer liegen mir noch die Abschiedstränen meiner Lieben im Magen. Für jene, die uns Abenteurer fahren lassen müssen, ist es schwerer als für uns, die wir aufbrechen. Auf uns warten aufregende Erlebnisse und Eindrücke. Die Zurückgebliebenen dagegen müssen mit ihrer Angst um uns leben. Die Wochen bis zur Rückkehr werden sich quälend lang anfühlen. Ich wäre ein schlechter Ehemann, Vater, Sohn, Bruder, Freund und Kollege, wenn mich das kalt ließe. Ich habe ein schlechtes Gewissen. Trotzdem bin ich wieder aufgebrochen. Warum? Eine leichte Antwort gibt es nicht.Vielleicht weil diese Abenteuer ein Teil von mir sind, eine Reise zu mir selbst. Ich bin meiner Frau zutiefst dankbar, dass sie mir keine Szene gemacht hat (das Recht dazu hätte sie gehabt); und meinen Kindern, die mir durch ihr Verhalten gezeigt haben, dass sie mich so akzeptieren wie ich bin: ein bisschen schräg halt. Wie kann ich das zurückgeben? Mit Vorsicht und Umsicht. Versprochen! Und ich nehme euch natürlich mit auf meine Reise.

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Fish and Chips and Interview https://blogs.dw.com/abenteuersport/fish-and-chips-and-interview/ Fri, 08 Oct 2010 14:29:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/10/08/fish-and-chips-and-interview/ Manchmal fällt einem ein Interview in die Frittentüte. Mir widerfuhr das jetzt in Frankfurt. Wenn immer möglich, schaufele ich mir alljährlich einen Tag für die größte Buchmesse der Welt frei: Kontakte pflegen, Gespräche mit Autoren führen, nach neuen Berg- und Abenteuerbüchern stöbern. Drei Stunden lang war ich bereits mehr oder weniger erfolglos durch die Hallen getrekkt. Mein Eindruck: Die Verlage setzen immer mehr auf Stars und Sternchen. Fast jeder A- oder B-Promi darf, unabhängig von seiner Begabung dazu, ein Buch schreiben. Oder schreiben lassen. Bergsteiger gehören außerhalb der Szene eher selten zur besagten Gattung. Folglich muss man sie meist auf der Messe mit der Lupe suchen. Diesmal half auch das nicht.


Einer der wenigen Stände mit Abenteuerbüchern

Ballett in der Vertikalen

Meine Sohlen begannen zu qualmen, mein Magen knurrte laut. Ich begab mich ins Freie, kaufte mir eine Tüte Fish and Chips („Wir verwenden nur Seelachs aus der Nordsee, Kartoffeln aus biologischem Anbau und selbst gemachte Remoulade“) und setzte mich auf ein Mäuerchen, um den Knurrer im Bauch ruhig zu stellen. Währenddessen ließ ich die Blicke schweifen. Sie fielen auf eine etwa acht Meter hohe Wand, auf der ein großes Porträt von Jochen Schweizer prangte, mit der Aufschrift „Warum Menschen fliegen können müssen“. Von oben hingen drei Seile herunter. Plötzlich erklang Musik, drei junge Frauen klinkten sich in die Seile und begannen mit Ballett-Übungen in der Vertikalen. Genau das richtige Beiprogramm zu Fish and Chips.


Vom Bungee-Springer zum Geschäftsmann

Als ich endlich meine Tüte leer und den Magen voll gegessen hatte, entdeckte ich den Mann, der auf der Wand abgebildet war. Ganz ehrlich: Zu dem Zeitpunkt wusste ich sehr wenig über Jochen Schweizer. Dass er in den 1980er Jahren ein gefragter Stuntman war und es 1997 mit dem längsten Bungee-Sprung der Geschichte ins Guinness-Buch der Rekorde schaffte, dass sein Unternehmen 300 Mitarbeiter zählt, dass ein Kunde 2003 in Dortmund ums Leben kam, weil ein Bungee-Seil riss, dass der Prozess wegen des Vorwurfs fahrlässiger Tötung Anfang 2011 beginnen soll – alles das erfuhr ich erst später. Ich erinnerte mich lediglich, dass ich bei der Recherche zu meiner Last-degree-Expedition über den Namen Jochen Schweizer gestolpert war. Sein Unternehmen hat den Trip zum Nordpol auch im Angebot, neben Bungee-Sprüngen, Hubschrauber-Flügen, Rennbob-Fahrten und vielem anderen. Ich hatte den Prospekt der Firma damals in der Altpapiertonne verschwinden lassen.
Nun also stand Schweizer dort und ich tat, was ein Reporter eigentlich nie tun sollte: unvorbereitet in ein Interview gehen. Die erste Frage ergab sich fast von selbst (unten nachhören). Fünfeinhalb Minuten später hatte ich gelernt, dass Jochen Schweizer eine eigene Vorstellung von Abenteuern hat und ein Marketing-Vollprofi ist, der nicht müde wird, bei fast jeder Antwort noch einen Schlenker auf seine Firma einzubauen. Ach ja, ein Buch hat er natürlich auch geschrieben.

Interview mit Abenteuer-Anbieter Jochen Schweizer

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Artus im Westentaschenformat https://blogs.dw.com/abenteuersport/artus-im-westentaschenformat/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/artus-im-westentaschenformat/#comments Thu, 01 Apr 2010 09:15:05 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/04/01/artus-im-westentaschenformat/

Excalibur auf Abwegen

Ein kleiner Möchtegern-Artus steckt doch in jedem von uns. Wer hat als Kind nicht große Augen bekommen, wenn er von den Abenteuern des Königs von England und Wales hörte, seinem Wunderschwert Excalibur, von Lancelot, den anderen Rittern der Tafelrunde, der Suche nach dem Heiligen Gral? Angeblich legte der Franzose Chrétien de Troyes in seinem Artus-Roman gegen Ende des zwölften Jahrhunderts den Grundstein für das, was wir heute unter Abenteuer verstehen. Vorher stand das mittelhochdeutsche Wort Âventiure eher für ein Schicksal, das einen willkürlich ereilt, danach für eine gefährliche Bewährungsprobe, die jemand aus eigenem Antrieb sucht.

 

Ans Limit

Und genau darüber will ich in diesem Blog schreiben: Über Menschen, die in die Natur hinausziehen, um ihre eigenen Grenzen auszuloten, ans Limit und möglicherweise sogar darüber hinaus zu gehen. Die bevorzugte Spielwiese der Abenteurer, um die es hier geht, sind die hohen und steilen Berge der Welt, aber auch andere Grenzgänge sollen hier ihren Platz finden. Häufig wird von Extremsportlern die Rede sein, aber nicht ausschließlich. Denn Abenteuer sind nicht alleine für Profis reserviert. Sir Edmund Hillary, der 1953 mit Tenzing Norgay erstmals den 8850 Meter hohen Mount Everest bestieg, hat einmal gesagt: „Du brauchst kein fantastischer Held zu sein, bloß ein ganz normaler Kerl mit ausreichend großer Motivation, um anspruchsvolle Ziele zu erreichen.“ Damit meinte er natürlich nicht, dass jeder Profilneurotiker – wie es heute leider allzu oft geschieht -gleich den höchsten Berg der Erde besteigen will. Die Latte sollte vielmehr so hoch gelegt werden, wie es den eigenen Fähigkeiten entspricht.

Weder Klitschko noch Bolt

Mich selbst würde ich bestenfalls als Artus im Westentaschenformat bezeichnen: Weder Wladimir Klitschko noch Usain Bolt, stattdessen in die Jahre gekommen, O-Beine, Wackelknie, leidlich fit. Aber neugierig und immer wieder auf der Suche nach Abenteuern meiner Kragenweite. Auch über diese Ausflüge an meine persönlichen Grenzen werde ich hier berichten. Und für wen? Ich hoffe natürlich für möglichst viele, die ganze Bandbreite von den Freaks der Extremsport-Szene bis zu den Couch-Potatoes, deren Bewegungsraum sich bis zum Kühlschrank erstreckt und die sich trotzdem für die Abenteuer anderer begeistern können. Also Artus, schnür die Bergstiefel, greife zu Excalibur und auf geht’s!
P.S.: Ex-Fußball-Weltschiedsrichter Markus Merk ist auf dem Weg zum Nordpol. Ein Aprilscherz? Morgen mehr.

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