Akklimatisierung – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Über Büßereis und schmale Schneebrücken https://blogs.dw.com/abenteuersport/ueber-buessereis-und-schmale-schneebruecken/ Tue, 18 Apr 2017 09:51:53 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35833

Ralf Dujmovits am Cholatse

„Alles ist bisher gut und rund gelaufen.“ Ralf Dujmovits ist hochzufrieden mit seiner Akklimatisationstour im Khumbu-Gebiet. Um sich auf den Mount Everest vorzubereiten, bestieg der 55-Jährige gemeinsam mit seiner Partnerin Nancy Hansen aus Kanada den 6440 Meter hohen Cholatse. Am vergangenen Donnerstag erreichten die beiden den Gipfel. Der Aufstieg über den Südwestgrat sei alles andere als leicht gewesen, schreibt mir Ralf: „Ein guter Teil der Route oberhalb des Sattels führt über steiles bis steilstes Büßereis. Sehr, sehr unangenehm zu klettern.“ Dujmovits rechnet damit, dass sich der Zustieg zum höchsten Punkt bald drastisch ändern wird. „Der Gipfelaufbau des Cholatse droht in den nächsten Jahren irgendwann einmal auseinanderzubrechen“, sagt Ralf. „Es gibt Spalten bis zum Gipfel. 30 Meter unterhalb des Gipfels muss man eine noch zwei Meter lange und einen halben Meter breite Schneebrücke überqueren. Wenn die auch noch einbricht, braucht man dort oben eine Leiter, um zum höchsten Punkt zu kommen.“

Abseilen im Whiteout

Nancy Hansen auf dem Gipfel

Dujmovits und Hansen verbrachten sechs Zeltnächte auf Höhen zwischen 5450 und 5750 Metern. „Da wir wegen des Material- und Verpflegungstransports quasi alle Etappen am Berg – außer  dem Gipfelaufstieg – zweimal auf- und abgestiegen sind,  haben wir auch eine perfekte Akklimatisation hinbekommen“, freut sich der einzige Deutsche, der bisher alle 14 Achttausender bestiegen hat. Ausgerechnet am Gipfeltag sei das Wetter umgeschlagen. „Am Gipfel um 13.15 Uhr hatten wir schon fast keine Sicht mehr, und der Abstieg bzw. das Abseilen erfolgte größtenteils im Whiteout. Sehr spannend. Erst eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit waren wir wieder zurück an unserem super ausgesetzten Minilagerplatz auf 5750 Metern.“

„Hoch motiviert und zuversichtlich“

Bereit für den Everest

Dujmovits will in diesem Frühjahr den Mount Everest von der tibetischen Nordseite aus ohne Flaschensauerstoff besteigen. Nach seiner erfolgreichen Everest-Besteigung 1992 – vom Südsattel aus mit Atemmaske – hatte Ralf sechsmal versucht, den höchsten Berg der Erde ohne zusätzlichen Sauerstoff zu besteigen, war aber aus unterschiedlichen Gründen ohne Gipfelerfolg heimgekehrt. Die Gipfel aller anderen Achttausender hatte er ohne Flaschensauerstoff erreicht. Jetzt blickt Ralf seinem „definitiv letzten Versuch“ am Everest optimistisch entgegen. „Ich bin nach der sehr positiven Erfahrung am Cholatse nun wirklich hoch motiviert, auf die Nordseite des Everest weiterzureisen, und sehr zuversichtlich, dass es auch klappen wird“, sagt Ralf. „Ich fühle mich topfit und gut vorbereitet.“

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Kleines Gipfelglück https://blogs.dw.com/abenteuersport/kleines-gipfelglueck/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/kleines-gipfelglueck/#comments Tue, 08 Jul 2014 14:37:49 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=26715 Auf 3850 Metern

Auf 3850 Metern

Zweimal waren wir schon oben. Heute haben wir die ersten beiden Gipfel bestiegen. Keine 7000er, keine 6000er, keine 5000er, keine 4000er, aber immerhin zwei 3000er. Okay, wir sind ja schon auf 3000 Meter gestartet, es war also keine große alpinistische Leistung. Und doch hatten wir schon einmal kurz dieses Gefühl, dass es nicht mehr höher geht und sich der Blick nach unten und in die Weite öffnet. Gipfelglück light. 

Unterschlupf für Karawanen

Karawanserei Tash Rabat

Karawanserei Tash Rabat

Die erste Nacht in der Jurte war für alle eine erholsame. Egal, wen ich morgens treffe, alle haben tief und fest geschlafen. Nun hatten wir auch alle ein Schlafdefizit, das es auszugleichen galt. Aber so ein rundes Kuppelzelt, das die Nomaden hier benutzen, ist auch wirklich sehr bequem: ausgelegt mit Teppichen, ausgestattet mit fünf Betten und einem Ofen in der Mitte. Letzteren mussten wir nicht anwerfen, am Abend zeigte das Thermometer fünf Grad plus. Nach dem Frühstück fahren wir mit dem Kleinbus talaufwärts zur alten Karawanserei Tash Rabat. Das Steingebäude stammt angeblich aus dem 15. Jahrhundert. Die einen Historiker vermuten, es sei einst ein buddhistischer Tempel gewesen, die anderen tippen auf ein christliches Kloster. Unbestritten ist, dass Händler, die auf der Seidenstraße reisten, hier Unterschlupf fanden.

Neugieriger Adler

König der Lüfte

König der Lüfte

Die Landschaft erinnert ein wenig ans Allgäu. Die Berghänge sind steppenartig begrünt. Darüber erheben sich Hügel und Felsspitzen, die an der 4000-Meter-Grenze kratzen. Ideales Gelände für eine Akklimatisierungstour. In gemächlichem Tempo steigen wir gut 500 Meter hoch und „machen“ unseren ersten Gipfel. Ein namenloser, mein Höhenmesser zeigt 3540 Meter. Der Blick weitet sich bis hin zu den schneebedeckten Bergen des Pamir. Nach einer gemütlichen Mittagsrast steigen wir wieder zur Bergschulter ab. Kaum sind wir aufgebrochen, wandert unser Blick plötzlich in den Himmel. Direkt über uns kreist majestätisch ein Adler. Bergsteiger wie uns dürfte der König der Lüfte hier relativ selten sehen, wenn überhaupt. Auf der anderen Seite der Schulter steigen wir wieder bergauf, zu unserem zweiten Gipfel, 3850 Meter hoch. Dort oben weht ein recht ordentlicher Wind. Zeit, ins Tal abzusteigen. Nach sechs Stunden erreichen wir wieder unser Jurten-Camp. Die Beine fühlen sich gut an, wesentlich lockerer als noch am Morgen. Frei gelaufen. Und kein Kopfweh, das ist ein gutes Zeichen.

P.S. Natürlich drücken wir der deutschen Fußball-Nationalmannschaft heute Im WM-Halbfinale die Daumen – im Schlaf. 😉

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Lager 1 https://blogs.dw.com/abenteuersport/lager-1/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/lager-1/#comments Fri, 14 Oct 2011 15:09:29 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=10783

Windspiel

Die alten Zeltteams haben sich wieder gefunden. Neben mir liegt Sergio in seinem Daunenschlafsack und genießt es, die müden Knochen auszuruhen. Mir geht es nicht anders. Heute werden wir die erste Nacht im Hochlager verbringen, auf 5.500 Metern. Das ist Teil unserer Akklimatisierung. Morgen früh schnallen wir uns erstmals die Steigeisen unter die Expeditionsschuhe und steigen zu Lagerplatz 2 auf etwa 6300 Metern auf.

Botschaft verstanden

Die heutige Etappe vom Basislager über die nicht enden wollenden Gletschermoränen war hart, aber nicht so erschöpfend wie der Aufstieg auf gleichem Weg vor zwei Tagen. Bei allen, die diese Tour am Mittwoch durchgestanden hatten, machte sich bemerkbar, dass der Körper die Botschaft offenbar verstanden hat. Natürlich schnauften wir auch diesmal, aber nicht so intensiv wie vorgestern. Im Schnitt waren wir nach rund drei Stunden oben, etwa eine halbe Stunde schneller als im ersten Anlauf. Für Joachim sowie Brigitte und Helmut, die ihre Bronchitis inzwischen recht gut überstanden haben, war die Wanderung nach Lager 1 dagegen Neuland. Tapfer kämpften sie sich nach fünf beziehungsweise sechseinhalb Stunden ins Ziel.

Salami und Nudelsuppe

Das Wetter ist zwar weiter stabil, doch hat der Wind aufgefrischt. Einige Schneeflocken rieseln auf die Zeltwand. Das entspricht ziemlich genau der Vorhersage, die wir telefonisch erhalten haben. Eine Wolkenwand soll das Dolpogebiet durchqueren. Anschließend wird wieder sonniges Wetter erwartet, mit wenig Wind, aber Temperaturen, die zehn Grad tiefer liegen als in den vergangenen Tagen.

Lager 1

In den Nachbarzelten höre ich die Gaskocher surren. Sergio und ich haben uns eine Salami munden lassen. Wir wollen den Kocher erst später anschmeißen. Nudelsuppe steht auf unserem Speiseplan. Die eigentlich für die Hochlager vorgesehenen Expeditions-Fertiggerichte sind erst im Laufe des Tages mit Yaks im Basislager eingetroffen. Immerhin noch rechtzeitig für unseren Gipfelversuch, der sich langsam aber sicher am Horizont abzeichnet. Morgen werden wir nach dem Ausflug ins Lager 2 bis ganz hinunter ins Basislager absteigen. Am Sonntag schöpfen wir Kraft für den finalen Aufstieg. Spielt das Wetter mit, könnten wir am Montag erneut ins Lager 1 aufsteigen, am Dienstag in Lager 2 übernachten, am Mittwoch unser höchstes Lager auf etwa 6700 Metern beziehen und am Donnerstag in Richtung Gipfel starten. Noch ist das jedoch pure Theorie. Jetzt schnuppern wir erst einmal dünne Höhenluft und sagen Eis und Schnee auf der Nordostflanke des Putha Hiunchuli „Hallo“!

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