Gipfellüge – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Das ewige Fragezeichen https://blogs.dw.com/abenteuersport/das-ewige-fragezeichen/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/das-ewige-fragezeichen/#comments Thu, 02 Aug 2012 15:28:11 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16025

Christian Stangl

Diesmal dürften genügend Zeugen vor Ort gewesen sein. Christian Stangl vermeldet auf seiner Homepage, dass er den 8611 Meter hohen Gipfel des K 2 erreicht hat. Als Beleg fügt der Österreicher die während seines Aufstiegs übermittelten GPS-Positionsdaten bei. Wie Stangl standen mehr als 20 weitere Bergsteiger auf dem zweithöchsten Berg der Erde, darunter auch Pavel Bém, der frühere Oberbürgermeister der tschechischen Hauptstadt Prag. Da dürfte sich doch wohl einer gefunden haben, der ein sauberes Gipfelfoto von dem Österreicher geschossen hat. Wie kein zweiter Bergsteiger ist Stangl nämlich gezwungen, seine Gipfelerfolge wasserdicht zu dokumentieren. Denn: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht.

Geschwindelt

Vermeintliches Gipfelfoto von 2010

2010 hatte Stangl am K 2 mit seiner Gipfellüge weltweit für unrühmliche Schlagzeilen gesorgt. Nachdem Experten darauf hingewiesen hatten, dass sein vermeintliches Gipfelfoto unmöglich am höchsten Punkt entstanden sein konnte, hatte der Österreicher kleinlaut zugegeben, dass es rund 1000 Meter unterhalb des Gipfels geschossen worden war und der angebliche Solo-Aufstieg nur in seinem Kopf existierte. Die Karriere des „Skyrunners“, der mit seinen Hochgeschwindigkeitsaufstiegen an den höchsten Bergen der Welt für Furore gesorgt hatte, schien ruiniert. Doch Stangl kehrte zurück.

Die drei höchsten aller Kontinente

2011 bestieg er, ohne viel Aufhebens darum zu machen, den Kangchendzönga, den mit 8586 Metern dritthöchsten Berg der Erde – und verkündete sein nächstes Projekt: die Besteigung der „Triple Seven Summits“, der jeweils drei höchsten Berge aller Kontinente. Sollte er nun den K 2 zweifelsfrei abgehakt haben, fehlt ihm in der Sammlung nur noch der Gora Shkhara im Kaukasus, mit 5193 Metern der dritthöchste Berg Europas. Doch egal was er macht, wohl immer wird hinter seine Erfolgsmeldungen zunächst ein Fragezeichen gesetzt.

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Stangl am K 2: „In Trance“ gelogen https://blogs.dw.com/abenteuersport/stangl-am-k-2-%e2%80%9ein-trance%e2%80%9c-gelogen/ Wed, 08 Sep 2010 20:39:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/09/08/stangl-am-k-2-%e2%80%9ein-trance%e2%80%9c-gelogen/ Vor zehn Tagen hatte ich an dieser Stelle mit aller Vorsicht über die Zweifel an Christians Stangls Besteigung des K 2 berichtet und angeregt, er solle doch eindeutigere Fotos vorlegen, um den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Jetzt ist die Bombe geplatzt. Stangl hat eingeräumt, dass er den Gipfel des K 2 nicht erreicht hat. Der 44 Jahre alte Österreicher gab zu, dass sein Gipfelfoto auf etwa 7500 Metern entstanden sei, also etwa auf Höhe von Lager drei, gut 1000 Meter unterhalb des höchsten Punktes. Kritiker hatten das anhand von Vergleichen mit anderen Fotos vom K 2 bereits rekonstruiert. Die Schlinge zog sich immer weiter zu. Stangl blieb nur die Flucht nach vorn.


Christians Fusch-Gipfelfoto

Stell dir vor, du bist auf dem Gipfel und glaube dran

Christians Rechtfertigung klingt für mich ziemlich abgedreht. Aber bildet euch euer eigenes Urteil. Hier ist Stangls Erklärung: „Ich arbeite als Sportler schon seit Jahren mit Visualisierungs-Prozessen. Damit stelle ich mir immer wieder vor, wie das Ziel meiner sportlichen Tätigkeit aussieht. Das ist ein normales Vorgehen im Leistungssport. Beim letzten Versuch erreichte ich einen tranceartigen Bewusstseinszustand an dem ich der Überzeugung war, auf dem höchsten Punkt zu stehen. Welche Umstände dazu geführt haben, ist mir bis dato nicht bewusst. Ich vermute, dass ich aus Mischung zwischen körperlicher Existenzangst und noch viel mehr aus Versagensangst zu diesem Schluss kam.“

Riesen-Bärendienst

Es sei eine „Art Burnout“ gewesen, erklärte Stangl. Für mich ist das eine freundliche Umschreibung einer handfesten Lüge. Damit hat er allen einen Riesen-Bärendienst erwiesen: Zunächst einmal sich selbst: Wer wird Stangl in Zukunft noch irgendeine sportliche Leistung abnehmen? Aber Stangl hat auch den anderen Bergsteigern geschadet. Seine dreiste Täuschung schadet der Glaubwürdigkeit der gesamten Szene.

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