Hassmann – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Mit 24 schon ein Oldie https://blogs.dw.com/abenteuersport/mit-24-schon-ein-oldie/ Wed, 22 Dec 2010 13:34:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/12/22/mit-24-schon-ein-oldie/ Als ich heute mit dem Zug zur Arbeit fuhr und auf die zwar tauenden, aber immer noch dick verschneiten Felder sah, fragte ich mich: Was machen bei diesem Wetter eigentlich die Slackliner? Spannen die auch jetzt im Park ihre Leine zwischen die Bäume und schlagen in der Daunenjacke ihre Saltos, um bei einem Fehlversuch in den weichen Schnee zu purzeln? Oder gibt es wie bei den Fußballern eine Winterpause für Slackliner?


Bernd Hassmann kann derzeit vom Slacklinen leben

Wettkönig bei Gottschalk

Dass man von diesem neuen Trendsport sogar leben kann, habe ich von Bernd Hassmann gelernt. Der Münchner hat einen Slackline-Hersteller als Sponsor, der ihn zwei Jahre lang unterstützt, so dass sich Bernd voll auf seinen Sport konzentrieren kann. Die breite Öffentlichkeit wurde Ende Februar auf Hassmann aufmerksam, als er Kandidat in der von Thomas Gottschalk moderierten populären Fernsehsendung „Wetten, dass..?“ war. Per „buttbounce“ (übersetzt heißt das, mit Verlaub, „Arschhüpfer“) ließ er acht Luftballons platzen, die unter der Leine im Abstand von je einem Meter auf dem Boden befestigt waren (hier geht es zum Video). „Wette gewonnen, Wettkönig geworden und Auto mit nach Hause genommen“, bilanziert Bernd (unser Gespräch könnt ihr unter dem Artikel nachhören).


Bernd in Aktion, beim „backflip“, einem Salto rückwärts

Ursprung im Yosemite

Das Slacklinen „erfunden“ haben übrigens Anfang der 1980er Jahre die Kletter-Freaks im legendären Camp 4 im Yosemite-Nationalpark, die sich an Ruhe- oder Regentagen die Zeit damit vertrieben, auf Parkplatz-Absperrketten oder Seilen zu balancieren. Heute wird dazu meist ein 15 Meter langes, zweieinhalb bis fünf Zentimeter breites Gurtband verwendet. Mit einer Ratsche bringt man die „schlappe Leine“ (Slackline) auf Spannung. Damit die lieben Bäume nicht leiden, sollte ein Schutz für die Rinde nie fehlen.

Immer geschicktere Einsteiger

Bernd ist seit viereinhalb Jahren Slackliner. Er genieße es, mit seinen Freunden in der Natur unterwegs zu sein, Spaß haben und neue Tricks entwickeln. „Das ist ein so junger Sport. Mit ein bisschen Kreativität kann eigentlich jeder einen Teil dazu beitragen, dass der Sport weiter und weiter wächst.“ Mit seinen 24 Jahren gehört Hassmann schon zu den Oldies der Szene. Die Einsteiger werden jünger und geschickter. Der im November beim International Mountain Summit in Brixen gekrönte erste „Weltmeister im Slacklinen“, Maurice genannt „Momo“ Wiese, ist gerade einmal 15 Jahre alt. „Es kommen immer mehr nach, die viel schneller lernen“, hat Bernd beobachtet. Er selbst habe eineinhalb Jahre gebraucht, um sich überhaupt sicher auf dem Seil bewegen zu können und statische Tricks einzustudieren. Heute gehöre der „buttbounce“ schon zum Übungs-Repertoire der Anfänger.


Stephan Siegrist auf einer Highline im Berner Oberland

Highline lockt

Der Extremkletterer, Fotograf und Filmemacher Heinz Zak hat das Slacklinen in Europa populär gemacht. 2006 veranstaltete Zak in seinem Heimatort Scharnitz in Tirol das erste internationale Treffen der Seilkünstler. Inzwischen gibt es mehrere Spielarten der Sportart, etwa das Waterlinen über fließende oder stehende Gewässer – oder auch das bei Extrembergsteigern wie Alexander Huber, Dean Potter oder eben Heinz Zak beliebte Highlinen über schwindelerregende Schluchten. „Das ist einfach eine komplett andere Herausforderung, weil es sehr viel mit der mentalen Stärke zu tun hat“, sagt Bernd, den es durchaus auch juckt, selbst einmal auf die hohe Leine zu steigen. Wintertauglich dürfte die Bergvariante allerdings noch weniger sein als das normale Slacklinen im Park.

Interview mit Slackliner Bernd Hassmann

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Weltmeister Momo https://blogs.dw.com/abenteuersport/weltmeister-momo/ Sat, 06 Nov 2010 06:26:05 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/11/06/weltmeister-momo/ Mit 15 Jahren Weltmeister, wer kann das von sich behaupten? Maurice Wiese aus Frankfurt am Main darf sich seit gestern abend „erster Slackline-Weltmeister der Geschichte“ nennen. Wie viel der Titel aus sportlicher Sicht wert ist, mag dahingestellt bleiben. Doch „Momo“, wie Maurice von allen anderen Slacklinern gerufen wird, vergoss Freudentränen.


Die besten Slackliner: Andy Lewis, Maurice Wiese, Bernd Hassmann (v.l.)

Bei zwei Vorausscheidungen in München und Friedrichshafen waren aus 16 Bewerbern die besten acht ausgesiebt worden. Und die maßen sich nun beim Slackline-Worldcup im Rahmen des International Mountain Summit in Brixen.

Bass im Bauch

Gut, dass ich vorher nicht viel gegessen hatte. Denn die bassgeladene Techno-Musik, die während des gesamten Wettkampfs aus den Boxen dröhnte, brachte meine Eingeweide ziemlich durcheinander. Die überwiegend jungen Zuschauer schien der laute Musikteppich, der über der gut gefüllten Brixener Handballhalle lag, dagegen nicht zu stören. Ganz im Gegenteil. Sie nickten im Takt.


Fast aus dem Bild sprang hier Halbfinalist Luis Meier

Buddha auf der Leine

Die acht Finalisten – vier Deutsche, ein US-Amerikaner, ein Japaner, ein Pole und ein Niederländer – traten paarweise gegeneinander an. Eine Jury entschied, wer von beiden Kontrahenten ausschied und wer die nächste Runde erreichte. Je näher es auf das Finale anging, desto mehr stieg die Stimmung, nicht zuletzt dank der immer spektakuläreren akrobatischen Kunststücke der Slackliner.


Mit der Nummer könnte Andy Lewis auch im Zirkus auftreten

Die Fachausdrücke für die diversen Übungen habe ich mir nicht merken können. Bis auf den „Buddha“, bei dem man mit gekreuzten Beinen auf der stramm gespannten Leine hockt und die Hände wie zum Gebet vor dem Bauch oder – noch spektakulärer – hinter dem Rücken faltet. Doch richtig laut wurde es erst, als die beiden Finalisten, „Momo“ und Andy Lewis aus den USA, jeweils nach einem Salto rückwärts auf der Leine landeten und sich auf ihr auch hielten.

Baff

Gut gefiel mir, wie freundschaftlich die acht Slackliner miteinander umgingen. Das wirkte eher wie eine Party als ein Wettkampf. Jeder klatschte jeden ab. Selbst beim direkten Duell feuerte der Wartende seinen Konkurrenten auf der Leine an. Und hinterher umarmten sich beide.


Weltmeister “Momo“ in Aktion

„Wir sind wie eine Familie“, sagte mir anschließend „Momo“ (das kurze Gespräch könnt ihr unten nachhören). Der 15-Jährige konnte noch gar nicht fassen, dass er sich jetzt Weltmeister nennen darf: „Ich bin baff.“

Kurzinterview mit Slackline-Weltmeister Maurice Wiese

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