Lukas Furtenbach – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Schnee bremst Bergsteiger in Pakistan https://blogs.dw.com/abenteuersport/schnee-bremst-bergsteiger-in-pakistan/ Fri, 29 Jun 2018 21:13:46 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41269

Broad-Peak-Basislager im Tiefschnee

Sommer im Karakorum? Derzeit fühlt es sich eher nach Winter an, zumindest was die Niederschläge angeht. Seit Tagen schüttelt Frau Holle ihre Betten über den höchsten Bergen Pakistans aus. „Heute den ganzen Tag über Schneefall“, schreibt Dominik Müller, Chef und Expeditionsleiter des deutschen Veranstalters Amical alpin vom Fuße des Achttausenders Broad Peak. „Unser Basislager verwandelt sich langsam in eine Winterlandschaft. Von den Hängen donnern im Stundentakt Lawinen!“ Der österreichische Expeditionsleiter Lukas Furtenbach stößt, ebenfalls am Broad Peak, ins gleiche Horn: „Harte Wetterbedingungen in diesem Jahr.“ Auch an den anderen Achttausendern Pakistans sieht es nicht anders aus. Egal ob am benachbarten K 2, am Gasherbrum I und II oder am Nanga Parbat – überall die gleichen Meldungen: Viel Schnee, hohe Lawinengefahr.

Mike Horn: „Sehr gefährlich“

Der südafrikanische Abenteurer Mike Horn hat bereits am vergangenen Wochenende am Nanga Parbat das Handtuch geworfen. „Es hat nun zwölf Tage lang im Basislager geschneit und oberhalb von 7000 Metern liegt jede Menge Schnee. Das macht den Berg sehr gefährlich“, schrieb der 51-Jährige auf Instagram. Da die Wetterprognose auch für die nächste Zeit schlecht sei, werde sich die Situation eher noch verschlimmern. „Der Berg wird hier bleiben, wir können also jederzeit in das großartige Pakistan zurückkehren.“ Mike war Anfang Juni als einer der ersten Bergsteiger im Nanga-Parbat-Basislager eingetroffen.

Noch mehr Schnee

Bis einschließlich Donnerstag erwarten die Meteorologen andauernde Schneefälle, die Lawinengefahr dürfte also weiter steigen. Ein überhasteter Aufbruch, bevor sich der Neuschnee gesetzt hat, könnte fatal enden. Die Bergsteiger brauchen also Geduld – und ein gutes Unterhaltungsprogramm im Basislager.

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Achtung, Fixseil-Schmarotzer! https://blogs.dw.com/abenteuersport/achtung-fixseil-schmarotzer/ Thu, 29 Jun 2017 12:30:13 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36867

Basislager am K 2

Dicke Luft in den Basislagern am K 2 und dem benachbarten Achttausender Broad Peak. „Ich bin überrascht, hier Bergsteiger ohne Seile zu sehen“, schreibt Mingma Gyalje Sherpa, der Chef des nepalesischen Expeditionsveranstalters Dreamers Destination aus dem Basislager zu Füßen des K 2, des zweithöchsten Bergs der Erde. Allein auf der Normalroute über den Abruzzi-Sporn seien drei Teams ohne Seile unterwegs. „Wenn das die Art und Weise ist, wie sich Bergsteiger dem K 2 nähern, können wir damit rechnen, dass sich die Ereignisse von 2008 wiederholen“, sagt der 31 Jahre alte Nepalese. Damals waren bei einem regelrechten Massenansturm auf den 8611 Meter hohen Gipfel des K 2 elf Bergsteiger aus sieben Nationen ums Leben gekommen.

Mingma hat sich mit dem österreichischen Veranstalter Lukas Furtenbach geeinigt, dass Dreamers Destination die Fixseile auf der Abruzzi-Route am K 2 anbringt und Furtenbach Adventures jene auf der Normalroute am 8051 Meter hohen Broad Peak, um die Seile anschließend wechselseitig zu nutzen. Auch der Furtenbach ist stinksauer, dass sich andere Teams weder an den Arbeiten, die Route zu sichern, noch an den Kosten beteiligen.

„Unfair und Betrug“

Broad Peak

„Ich finde es, gelinde gesagt, absolut untragbar, unvorbereitet nach den großen kommerziellen Teams anzureisen, deren Fixseile zu nutzen und dann nicht die Fairness mitzubringen, einen Beitrag dazu zu leisten“ schreibt mir Lukas. „Diese Teams/Bergsteiger müssten zum Großteil wieder abreisen ohne Fixseile, weil sie den Berg nicht im Alpinstil besteigen können. Das ist Schmarotzen. Es ist unfair und Betrug.“ Sein pakistanischer Verbindungsoffizier habe mit den Offizieren der anderen Teams über das Problem gesprochen, jedoch ohne Erfolg, schreibt Lukas. Der 39-Jährige droht, die Teams öffentlich zu benennen, sollten sie sich bis zuletzt weigern, ihren Beitrag zu leisten und trotzdem die Fixseile nutzen. Auch nicht gut zu sprechen ist Furtenbach auf die selbsternannten „Profis“, sie sich von den kommerziellen Kunden absetzen wollen: „Zwei Amerikaner sagen, sie gehen mit ihrem 40-Meter-Seil im Alpinstil und zahlen nichts. Im gleichen Atemzug erklären sie, dass sie unsere Seile verwenden werden, wenn es nötig ist.“

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In vier Wochen auf den Everest? https://blogs.dw.com/abenteuersport/in-vier-wochen-auf-den-everest/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/in-vier-wochen-auf-den-everest/#comments Tue, 11 Apr 2017 17:42:59 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35755

Nordseite des Mount Everest

Rapide reicht nicht, blitzschnell soll es sein. So könnte man das Konzept des österreichischen Expeditionsveranstalters Lukas Furtenbach beschreiben: für Achttausender-Aspiranten mit gut gefülltem Portemonnaie, aber wenig Zeitbudget. Nachdem der US-Veranstalter Alpenglow mit seinen „Rapid Ascent Expeditions“ die Dauer etwa einer Everest-Expedition von bisher rund 70 Tagen auf 34 Tage halbiert hat, will der 39 Jahre alte Tiroler im nächsten Jahr noch einen Schritt weiter gehen. Die „Everest Flash Expedition“ von „Furtenbach Adventures“ 2018 auf der tibetischen Nordseite des Bergs soll maximal vier Wochen dauern.

Bis zu 16 Flaschen pro Person

Lukas Furtenbach

Und so sieht Furtenbachs Plan aus: Die Vorakklimatisation der Teilnehmer erfolgt daheim – über sechs bis acht Wochen mit Trainingsplan und einem neu entwickelten Hypoxiezelt-System, das in der Lage ist, Hochlagernächte bis zu einer Höhe von 7300 Metern zu simulieren. Vor Ort wird es keine weiteren Akklimatisationsaufstiege geben, sondern – natürlich abhängig vom Wetter – direkt einen Gipfelversuch. An Flaschensauerstoff will Furtenbach nicht sparen. Geplant seien der Einsatz eines „eigens für uns entwickelten Reglers von Summit Oxygen, der bis zu acht Liter pro Minute liefern kann“ (üblich ist am Everest eine Durchflussrate von vier Litern pro Minute) und eine Gesamtmenge von bis zu 16 (!) Flaschen pro Person am Berg.

Materialschlacht

„Alpinmoralisch – sofern man diesen furchtbaren Begriff verwenden möchte – macht es keinen Unterschied, ob man eine halbe oder 16 Flaschen verwendet hat“, schreibt mir Lukas aus Kathmandu. „Es bleibt eine Besteigung mit zusätzlichem O2. Aber mehr Sauerstoff macht die Besteigung definitiv sicherer. Das ist eine nicht von der Hand zu weisende Tatsache.“ Material und Personal sollen „zu 100 Prozent redundant“ sein, sprich doppelt vorhanden, sagt Furtenbach: „Flaschen, Masken, Regler und sogar Sherpas auf der Reservebank.“ Das Ganze hat seinen Preis, der mit 95.000 US-Dollar am oberen Ende der Fahnenstange liegen wird. Dennoch ist der Expeditionsveranstalter aus Österreich davon überzeugt, dass sich seine Taktik „in nur wenigen Jahren zum neuen Industriestandard entwickeln wird“. Seiner Meinungn nach ist das kommerzielle Achttausender-Bergsteigen auf „einem Entwicklungsstand der frühen Neunzigerjahre stehengeblieben“.

„Viel Raum für Erlebnis“

Lager 1 am Nordsattel

In diesem Frühjahr ist Furtenbach mit einem Team auf der Everest-Nordseite unterwegs. Dabei will er die neu entwickelten Regler noch einmal testen. Lukas ist klar, dass er mit seinem radikalen Konzept eine Diskussion auslösen wird. Hier seine Antworten auf drei weitere Fragen, die ich ihm gestellt habe:

Kürzere Expeditionszeit bedeutet auch weniger Einsatzzeit für das nepalesische oder tibetische Personal. Bleibt trotz des hohen Preises am Ende weniger Geld in den jeweiligen Ländern?

Wir brauchen für die „Flash Expedition“ mehr Sherpas, und sie werden mindestens gleich lange eingesetzt wie bei herkömmlichen Expeditionen, weil sie ja die Route vorbereiten. Es bleibt definitiv deutlich mehr Geld in den jeweiligen Ländern. Wir zahlen unsere Sherpas zudem deutlich über dem unter westlichen Veranstaltern üblichen Schnitt.   

Wird das neue Konzept nicht dazu führen, dass noch mehr Gipfelaspiranten an den Achttausendern aufschlagen, die eigentlich nicht die nötigen Fertigkeiten dafür haben – weil sie sich sagen: Cool, das passt, so schaffe auch ich das?

Furtenbach auf dem Gipfel des Everest (2016)

Wir sehen uns jeden Aspiranten genau an. Egal, ob bei Flash oder normaler Expedition. Wenn uns jemand zu unerfahren oder ungeeignet scheint, bieten wir ihm ein spezielles Aufbauprogramm an, das sich auch über einen längeren Zeitraum ziehen kann, oder wir lehnen ihn grundsätzlich ab. Das eigentliche Problem am Everest sind derzeit die unkontrollierten Horden an großteils vollkommen berg-unerfahrenen Chinesen und Indern in den Händen von im Wesentlichen zwei nepalesischen Billiganbietern, die das Gros der Todesfälle (Kunden und Sherpas) der letzten Jahre an den Achttausendern zu verantworten haben.  

Für die Kunden sind Flash-Expeditionen sicher attraktiver, weil sie weniger lange am Arbeitsplatz fehlen. Aber bleibt durch die kurze Dauer für die Teilnehmer nicht auch ein Stück Expeditionserlebnis auf der Strecke?

Vier Wochen sind immer noch eine lange Zeit mit viel Raum für Erlebnis. Für die meisten Menschen ist selbst ein vierwöchiger Urlaub ein weit entfernter Traum. Dennoch bieten wir weiterhin parallel auch eine klassische Expedition am Everest an, bei der die Teilnehmer sich so dem Berg nähern können, wie man es seit bald 50 Jahren macht.

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