Romano Benet – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Nives Meroi: „Macht es mit Geduld und Leidenschaft!“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/nives-meroi-macht-es-mit-geduld-und-leidenschaft/ Sun, 11 Jun 2017 11:14:36 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36641

Nives Meroi (r.) und Romano Benet beim IMS 2016 in Brixen

Es gibt Bergsteiger, denen man ihre Erfolge ganz besonders gönnt. Wie Nives Meroi und Romano Benet aus Italien. Ohne viel Aufhebens darum zu machen, haben die beiden 55-Jährigen Achttausender nach Achttausender bestiegen und sind dabei sich und ihrem Stil treu geblieben: Immer waren sie im kleinen Team unterwegs, ohne Sherpa-Unterstützung, und stets verzichteten sie auf Flaschensauerstoff. Mit der Besteigung der Annapurna haben Nives und Romano heute genau vor einem Monat ihre Achttausender-Sammlung abgeschlossen – 19 Jahre nach ihrem ersten Erfolg am Nanga Parbat, acht Jahre nachdem Romano an aplastischer Anämie erkrankte, einer Sonderform der Blutarmut. Zwei Knochenmark-Transplantationen waren nötig, um sein Leben zu retten.

Zusammen mit zwei Spaniern und zwei Chilenen erreichten Meroi und Benet am 11. Mai den 8091 Meter hohen Gipfel der Annapurna. Damit wurden sie das erste Ehepaar, das die 14 höchsten Berge der Welt allesamt gemeinsam bestiegen hat.  Nives war zudem nach der Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner die zweite Frau, die ohne Atemmaske auf allen Achttausendern stand. Inzwischen sind Nives und Romano wieder zurück in Italien – und Nives hat mir auf meine Fragen geantwortet, die ich den beiden nach ihrem Erfolg an der Annapurna geschickt hatte.

Es war nach 2006 und 2009 euer dritter Versuch an der Annapurna. Wie habt ihr den Aufstieg erlebt? Habt ihr von euren vorhergehenden Versuchen profitiert?

Dank unserer früheren Versuche kannten wir die Gefahren und Risiken des Bergs, die wir, soweit möglich, umgehen wollten.

Nordwestansicht der Annapurna (links der Hauptgipfel)

Was ging in euch vor, als ihr den Gipfel der Annapurna erreicht und realisiert habt, dass ihr es wirklich geschafft habt: alle 14 Achttausender als Ehepaar bestiegen, ohne Flaschensauerstoff und Sherpa-Unterstützung?

Auf dem Gipfel eines Achttausenders bist du erst „halb oben“. Erst wenn du wieder sicher ins Basislager zurückgekehrt bist, kannst du wirklich „Gipfelerfolg“ sagen. Und das gilt besonders für die Annapurna. Ich erinnere mich an den Morgen, als ich im Basislager aufwachte und es erst einmal eine Weile dauerte, bis ich Traum und Realität auseinander halten konnte und mir bewusst wurde, dass wir wirklich erfolgreich waren. Die Annapurna ist gnädig zu uns gewesen und hat uns eine ganz besondere Besteigung gegönnt, um unsere „Perlenkette der Achttausender“ abzuschließen. Ein Aufstieg „wie aus früheren Zeiten“ – sechs Bergsteiger, die ihre Kräfte gebündelt und diesen Berg im Alpinstil bestiegen haben.

Nives und Romano 2009 am Kangchendzönga

Ihr habt in den zurückliegenden Jahren so hart dafür gearbeitet, um euch euren großen Traum zu erfüllen, besonders nach Romanos lebensbedrohlicher Erkrankung. Seid ihr nun euphorisch über das, was ihr erreicht habt, oder doch eher ausgebrannt, erschöpft?

Natürlich sind wir dankbar und glücklich, dass wir unsere „Perlenkette“ geschlossen haben. Aber gleichzeitig ist es uns bewusst, dass dies nur eine Etappe auf unserem Weg in den Bergen ist. Nicht das Ziel.

Gibt es eine Botschaft, die ihr für junge Bergsteiger habt, die auch Abenteuer an den höchsten Bergen der Erde suchen?

Macht es mit Geduld und Leidenschaft! Schritt für Schritt, ohne nach Abkürzungen zu suchen, in einer ehrlichen Auseinandersetzung mit dem Berg und euch selbst.

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Meroi und Benet machen die 14 voll https://blogs.dw.com/abenteuersport/meroi-und-bennet-machen-die-14-voll/ Thu, 11 May 2017 09:05:24 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36167

Nives und Romano (2009 am Kangchendzönga)

Sie haben es geschafft. Nives Meroi und Romano Benet haben ihren 14. Achttausender bestiegen. Das italienische Ehepaar gehörte zu einer Gruppe von sechs Bergsteigern, die heute um 10.30 Uhr Ortszeit den Gipfel der Annapurna erreichten. Das berichtet der Spanier Alberto Zerain, der nach eigenen Worten mit seinem Landsmann Jonatan Garcia ebenfalls oben war. Außerdem hätten zwei Chilenen den höchsten Punkt auf 8091 Metern erreicht. Nives Meroi und Romano Benet, beide 55 Jahre alt, sind das erste Ehepaar, das gemeinsam die Gipfel der 14 höchsten Berge der Welt erreicht hat – ohne Flaschensauerstoff und Sherpa-Unterstützung. Es war ihr dritter Versuch an der Annapurna nach 2006 und 2009.

Erste Italienerin ohne Atemmaske auf dem Everest

Nives war 19 Jahre alt, als sie Romano kennenlernte. Erst wurde er ihr Seilpartner, dann auch ihr Lebenspartner. Seit 28 Jahren sind die beiden verheiratet. 1998 bestiegen sie mit dem Nanga Parbat ihren ersten Achttausender. 2003 gelang ihnen im Karakorum die Trilogie aus Gasherbrum I, II und Broad Peak innerhalb von nur 20 Tagen. 2007 war Meroi die erste Italienerin, die den Mount Everest ohne Atemmaske bestieg.

Schwere Krankheit überlebt

Nordwestansicht der Annapurna (links der Hauptgipfel)

Doch es gab auch Rückschläge. 2009 hatte Nives noch gute Chancen, die erste Frau auf allen Achttausendern zu werden. Am Kangchendzönga verließen Romano plötzlich auf 7500 Metern die Kräfte. Er versuchte, Nives zu überreden, alleine weiterzuklettern. Sie weigerte sich, stieg stattdessen mit ihm ab. Der Grund für Benets Schwäche war ein Schlag ins Kontor: Aplastische Anämie, eine Sonderform der Blutarmut. Zwei Knochenmark-Transplantationen waren nötig, um Romanos Leben zu retten. Sie kehrten in den Himalaya zurück. 2014 bestiegen sie den Kangchendzönga. Dann 2016 den Makalu und jetzt als letzten Achttausender in ihrer Sammlung die Annapurna. Herzlichen Glückwunsch, Nives und Romano!

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Nives Meroi: „Die Arroganz des kommerziellen Bergsteigens“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/nives-meroi-die-arroganz-des-kommerziellen-bergsteigens/ Mon, 04 Jul 2016 20:55:00 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33095 Auf dem Weg zum Makalu

Auf dem Weg zum Makalu

Ein Achttausender fehlt noch. Dann wären Nives Meroi und Romano Benet das erste Ehepaar, das alle 14 höchsten Berge der Welt gemeinsam bestiegen hat – und das ohne Flaschensauerstoff und Sherpa-Unterstützung. Am 12. Mai standen die beiden 54-Jährigen aus Italien auf dem Gipfel ihres Achttausenders Nr. 13, dem 8485 Meter hohen Makalu in Nepal.
Nives war 19 Jahre alt, als sie Romano kennenlernte. Erst wurde er ihr Seilpartner, dann auch ihr Lebenspartner. Seit 27 Jahren sind die beiden verheiratet. 1998 bestiegen sie mit dem Nanga Parbat ihren ersten Achttausender. 2003 gelang ihnen im Karakorum die Trilogie aus Gasherbrum I, II und Broad Peak innerhalb von nur 20 Tagen. 2007 war Meroi die erste Italienerin, die den Mount Everest ohne Atemmaske bestieg.

Lebensbedrohliche Krankheit

Doch es gab auch Rückschläge. 2009 hatte Nives noch gute Chancen, die erste Frau auf allen Achttausendern zu werden. Am Kangchendzönga verließen Romano plötzlich auf 7500 Metern die Kräfte. Er versuchte, Nives zu überreden, alleine weiterzuklettern. Sie weigerte sich, stieg stattdessen mit ihm ab. Der Grund für Benets Schwäche war ein Schlag ins Kontor: Aplastische Anämie, eine Sonderform der Blutarmut. Zwei Knochenmark-Transplantationen waren nötig, um Romanos Leben zu retten. Sie kehrten in den Himalaya zurück. 2014 bestiegen sie den Kangchendzönga. Und jetzt den Makalu. Fünf Fragen an und fünf Antworten von Nives Meroi:

Nives, ihr habt es geschafft, den Makalu zu besteigen, euren 13. Achttausender. Wenn du ihn mit den anderen zwölf vergleichst, war es eher eine der leichteren oder der schwierigeren Besteigungen?

Technisch gesehen, war es, abgesehen von den letzten 500 bis 600 Metern hinauf zum Makalu La  (7400 Meter hoher Sattel auf dem Normalweg zum Gipfel), nicht sehr schwierig. In diesem Frühjahr waren auch die Bedingungen in der Wand gut. Das Hauptproblem war der Wind, der uns lange Zeit im Basislager hat warten lassen, und die Kälte, durch die ich mir leichte Erfrierungen an den Zehen zugezogen habe.

Nach der Besteigung des Everest 2007

Nach der Besteigung des Everest 2007

Es war euer dritter Versuch am Makalu nach einem im Herbst 2007 und einem weiteren im Winter 2007/2008. Nun habt ihr es im Frühjahr versucht und wart erfolgreich. War es das Erfolgsgeheimnis, sich für diese Jahreszeit zu entscheiden?

Im Herbst 2007 waren Romano und ich die einzige Expedition am Makalu. Bei unserer Ankunft hatte eine Wetterstörung zwei Meter Schnee auf das Basislager abgeladen. Wir spurten immer wieder aufs Neue und erreichten schließlich den Makalu-La, aber es war zu spät. Als wir versuchten, den Gipfel zu erreichen, kam der Jetstream an und zwang uns abzusteigen.
Im Winter 2007/2008 dagegen hatten wir blauen Himmel und die Bedingungen in der Wand waren außergewöhnlich gut. Doch Windböen von bis zu 100 Stundenkilometern im Basislager hielten uns davon ab aufzusteigen. Während eines Monats gab es nur zwei windstille Tage und es gelang uns, fast bis zum Makalu-La aufzusteigen. Doch am 9. Februar zerstörte eine starke Windböe unser Basislager und nahm uns alles. Ich wurde vom Boden gerissen und brach mir meinen Knöchel. Meine beiden Gefährten, Romano und Luca
(Vuerich; er starb 2010), trugen mich zwei Tage lang über den Gletscher zum Hillary-Camp, von wo aus wir per Hubschrauber gerettet wurden.
Wenn du einen Achttausender besteigen willst, brauchst du auch Wetterglück!

Makalu-Basislager

Makalu-Basislager

In diesem Frühjahr waren auch kommerzielle Expeditionen am Berg. Romano und du, ihr klettert immer ohne Flaschensauerstoff und ohne Unterstützung von Sherpas. War es schwierig, euch mit diesen Teams zu arrangieren?

Ja. Von Jahr zu Jahr müssen wir mehr Energie im Basislager darauf verschwenden, uns vor dem anmaßenden Verhalten und der Arroganz des kommerziellen Bergsteigens zu schützen.

In deinem Buch “Ich werde dich nicht warten lassen”, das kürzlich auf Deutsch erschienen ist, beschreibst du Romanos Krankheit, Aplastische Anämie, als den „15 Achttausender“, den ihr bestiegen habt. Wie hat diese Erfahrung deine und Romanos Einstellung verändert?

Nach einer ersten Zeit, in der Romano sich darüber ereifert hat, dass die Krankheit ihm Jahre gestohlen hat, sieht er das Ganze nun leidenschaftsloser. Ich bin vielleicht ängstlicher geworden, die Erinnerung an die Krankheit macht mir immer noch Angst.

Nives und Romano 2009 am Kangchendzönga)

Nives und Romano 2009 am Kangchendzönga

Jetzt fehlt nur noch die Annapurna in eurer Achttausender-Sammlung. Legt man die Todesrate zu Grunde, ist es der gefährlichste Achttauender. Wie beurteilst du die Schwierigkeit dieser Besteigung, und wann wollt ihr sie versuchen?

Wir machen lieber keine Pläne. Wir werden sehen, ob wir eine Chance dazu erhalten, physisch und auch wirtschaftlich. Es wäre dann unser dritter Anlauf. Beim ersten Mal, 2006, versuchten wir es von Norden aus, beim zweiten Mal, 2009, von Süden aus. Beide Male brachen wir die Aufstiege ab, weil die Bedingungen zu gefährlich waren. Romano und ich sind Experten in der „Kunst der Flucht ohne Scham“. Und sollten wir wieder dorthin zurückkehren, werden wir es erneut auf diese Weise angehen.

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Nives und Romano: Nur im Doppel https://blogs.dw.com/abenteuersport/meroi-benet-kangchendzoenga/ Tue, 20 May 2014 21:20:34 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=26183 Nives Meroi (l..) und Romano Benet (2009 am Kangchendzönga)

Nives Meroi (l.) und Romano Benet (2009 am Kangchendzönga)

Da sage einer, Bergsteigen sei nichts für Romantiker. Die italienischen Eheleute Nives Meroi und Romano Benet beweisen das Gegenteil. Einen Achttausender ohne den anderen zu besteigen, kommt für die beiden nicht in Frage. Am vergangenen Samstag erreichten Nives und Romano den 8586 Meter hohen Gipfel des Kangchendzönga, des dritthöchsten Bergs der Erde. Wie immer gemeinsam, wie immer, ohne zu Flaschensauerstoff zu greifen, wie immer in sauberem Stil. „Wir verfolgen einen schnörkellosen Alpinstil: Einfach und unverfälscht, ehrlich mit sich selbst und im Einklang mit dem Berg“, sagte Nives einmal. Der Kangchendzönga ist für Meroi und Benet der Achttausender Nummer zwölf. Jetzt fehlen nur noch die Annapurna und der Makalu in ihrer Sammlung.

Beinbruch am Makalu

Nives war 19 Jahre alt, als sie Romano kennenlernte. Erst wurde er ihr Seilpartner, dann auch ihr Lebenspartner. In diesem Jahr feiern sie ihre Silberhochzeit, beide sind 52 Jahre alt. 1998 bestiegen sie mit dem Nanga Parbat ihren ersten Achttausender. 2003 gelang ihnen im Karakorum die Trilogie aus Gasherbrum I, II und Broad Peak innerhalb von nur 20 Tagen. 2007 war Meroi die erste Italienerin, die den Mount Everest ohne Atemmaske bestieg. Doch es gab auch Rückschläge. 2007, beim Versuch, den Makalu im Winter zu besteigen, brach sich Nives das Wadenbein. Romano trug seine Frau zwei Tage lang talwärts durch den Nebel, bis ein Rettungshubschrauber landen konnte.

Der 15. Achttausender

Nach der Besteigung des Everest 2007

Nach der Besteigung des Everest 2007omano

Zwei Jahre später am Kangchendzönga war es Benet, der Hilfe brauchte. Damals, im Jahr 2009, hatte Meroi noch gute Chancen, die erste Frau auf allen 14 Achttausendern zu werden. Auf 7500 Metern verließen Romano plötzlich die Kräfte. Er versuchte, Nives zu überreden, alleine weiterzuklettern. Sie weigerte sich, stieg stattdessen mit ihm ab. Der Grund für Benets Schwäche war ein Schlag ins Kontor: Aplastische Anämie, eine Sonderform der Blutarmut. Zwei Knochenmark-Transplantationen waren nötig, um Romanos Leben zu retten. Die Krankheit gemeinsam besiegt zu haben, bezeichnete Romano als „die Besteigung des fünfzehnten Achttausenders, des Wichtigsten“.

Falscher Gipfel

Zwei Jahre lang war an Bergsteigen nicht zu denken. 2011 war das Paar wieder zurück im Himalaya, ein Jahr später versuchten sich Meroi und Benet erneut am Kangchendzönga. Dort passierte ihnen ein Missgeschick: Sie verstiegen sich. Statt den Hauptgipfel anzusteuern, kletterten sie dem niedrigeren Mittelgipfel (8473 Meter) entgegen. Als sie ihren Irrtum realisierten, stiegen sie ab. Als Nives später in Kathmandu einem Reporter beichtete, warum sie gescheitert waren, musste sie selbst lachen und konnte gar nicht mehr aufhören. „Ihr Lachen war ansteckend, jeder stimmte ein“, erinnerte sich Elizabeth Hawley, die legendäre Chronistin des Himalaya-Bergsteigens. Diesmal haben sich Nives und Romano nicht verirrt.

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