Stangl – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Mr. Triple https://blogs.dw.com/abenteuersport/stangl-triple-seven-summits/ Wed, 28 Aug 2013 16:03:08 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=22969

Christian Stangl am Ziel

Dreimal hoch auf Christian Stangl! Wer hätte das vor drei Jahren für möglich gehalten? Der 47 Jahre alte Österreicher vervollständigte nach eigenen Angaben als erster Bergsteiger weltweit die „Triple Seven Summits“:  Er stand auf den Gipfeln der jeweils drei höchsten Bergen aller Kontinente. Am vergangenen Freitag bestieg er im Kaukasus den letzten in seiner Sammlung noch fehlenden Berg, den Shkhara an der Grenze zwischen Russland und Georgien. Mit 5193 Metern ist er der dritthöchste Berg Europas.

Im Sturm festgesessen

Ganz glatt lief die Tour im Kaukasus nach Stangls Worten nicht. Beim Abstieg vom Gipfel gerieten er und seine Begleiter, der Georgier Archil Badriashvili und der Österreicher Michael Haidn in einen Sturm, der sie auf einer Höhe von 4200 Metern ins Zelt zwang. „Nach drei Tagen des Wartens – Lebensmittel und Brennstoff waren bereits zu Ende – forderte Stangl via Satellitentelefon Hilfe aus der Luft an“, heißt es auf Christians Homepage.

2012 wirklich auf dem K 2 

K 2

2010 hatte Stangl mit seiner Gipfellüge vom K 2 noch weltweit für Negativschlagzeilen gesorgt. Nachdem Zweifel am vermeintlichen Gipfelfoto aufgekommen waren, hatte Christian einräumen müssen, dass er den höchsten Punkt des zweithöchsten Bergs der Erde gar nicht erreicht hatte. Stangl war der Buhmann der Szene, sein Ruf schien auf ewig ruiniert. Doch der Österreicher rappelte sich wieder auf. Eher im Stillen, aber nun zweifelsfrei belegt, bestieg Christian 2011 den Achttausender Kangchendzönga und 2012 auch den K 2 – ohne Flaschensauerstoff. Und er sammelte weiter fleißig Gipfel für die „Triple Seven Summits“.

30 statt 21 Gipfel

Dabei überließ Stangl nichts dem Zufall. Weil es zwischen Experten Meinungsverschiedenheiten darüber gab, welche Gipfel denn nun wirklich die zweit- und dritthöchsten einiger Kontinente sind, bestieg Christian insgesamt gleich 30 Berge, „um am Ende auch tatsächlich auf den richtigen 21 Gipfeln gestanden zu haben“. Stangl half dabei mit, die Höhe strittiger Gipfel neu zu vermessen. Seine Hartnäckigkeit und Geduld hat sich nun ausgezahlt.

Die „Triple Seven Summits“ (nach Eberhard Jurgalski/8000ers.com)

Asien: Mt. Everest 8848 m (Nepal/China), K2 8611 m (Pakistan/China), Kangchendzönga 8586 m (Nepal/Indien)

Südamerika: Aconcagua 6962 m (Argentinien), Ojos del Salado 6893 m (Argentinien/Chile), Monte Pissis 6795 m (Argentinien)

Nordamerika: Denali 6194 m (Alaska, USA), Mt. Logan 5959 m (Kanada), Pico de Orizaba 5636 m (Mexiko)

Europa: Elbrus 5642 m (Russland), Dykh Tau 5205 m (Russland), Shkhara 5193 m (Russland/Georgien)

Afrika: Kilimandscharo 5895 m (Tansania), Batian 5199 m (Kenia), Mawenzi 5149 m (Tansania)

Ozeanien: Carstensz Pyramide 4884 m (Papua,Indonesien), Sumantri 4870 m (Papua, Indonesien), Puncak Mandala 4758 m (Papua, Indonesien)

Antarktis: Mt. Vinson 4892 m, Mt. Tyree 4852 m, Mt. Shinn 4660 m

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Stangls Panoramaschwenk https://blogs.dw.com/abenteuersport/stangls-panoramaschwenk/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/stangls-panoramaschwenk/#comments Thu, 09 Aug 2012 14:00:29 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16161 Doppelt hält besser. Nachdem Christian Stangl auf seiner Homepage bereits die GPS-Livedaten seines Aufstiegs auf den K 2 veröffentlicht hatte, legt der Österreicher nun auf YouTube ein Gipfelvideo nach. „Ich bin so froh, dass ich da nimmer hin muss. Über den Berg bin ich drüber“, sagte der 46-Jährige – der 2010 mit seinem Gipfelschwindel am selben Berg für unrühmliche Schlagzeilen gesorgt hatte. Seht selbst:

P.S. Der Bergsteigerverband Pakistans (ACP) hat zwei Todesfälle am Broad Peak bestätigt. Zuzana Hofmanová – so der ACP – werde seit dem 31. Juli vermisst, nachdem sie als erste Tschechin den Achttausender bestiegen habe. Muhammad Baquir, ein pakistanischer Hochträger, sei bei einem Spaltensturz ums Leben gekommen. Insgesamt – so der ACP – hätten 13 Bergsteiger den Broad Peak bestiegen.

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Das ewige Fragezeichen https://blogs.dw.com/abenteuersport/das-ewige-fragezeichen/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/das-ewige-fragezeichen/#comments Thu, 02 Aug 2012 15:28:11 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16025

Christian Stangl

Diesmal dürften genügend Zeugen vor Ort gewesen sein. Christian Stangl vermeldet auf seiner Homepage, dass er den 8611 Meter hohen Gipfel des K 2 erreicht hat. Als Beleg fügt der Österreicher die während seines Aufstiegs übermittelten GPS-Positionsdaten bei. Wie Stangl standen mehr als 20 weitere Bergsteiger auf dem zweithöchsten Berg der Erde, darunter auch Pavel Bém, der frühere Oberbürgermeister der tschechischen Hauptstadt Prag. Da dürfte sich doch wohl einer gefunden haben, der ein sauberes Gipfelfoto von dem Österreicher geschossen hat. Wie kein zweiter Bergsteiger ist Stangl nämlich gezwungen, seine Gipfelerfolge wasserdicht zu dokumentieren. Denn: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht.

Geschwindelt

Vermeintliches Gipfelfoto von 2010

2010 hatte Stangl am K 2 mit seiner Gipfellüge weltweit für unrühmliche Schlagzeilen gesorgt. Nachdem Experten darauf hingewiesen hatten, dass sein vermeintliches Gipfelfoto unmöglich am höchsten Punkt entstanden sein konnte, hatte der Österreicher kleinlaut zugegeben, dass es rund 1000 Meter unterhalb des Gipfels geschossen worden war und der angebliche Solo-Aufstieg nur in seinem Kopf existierte. Die Karriere des „Skyrunners“, der mit seinen Hochgeschwindigkeitsaufstiegen an den höchsten Bergen der Welt für Furore gesorgt hatte, schien ruiniert. Doch Stangl kehrte zurück.

Die drei höchsten aller Kontinente

2011 bestieg er, ohne viel Aufhebens darum zu machen, den Kangchendzönga, den mit 8586 Metern dritthöchsten Berg der Erde – und verkündete sein nächstes Projekt: die Besteigung der „Triple Seven Summits“, der jeweils drei höchsten Berge aller Kontinente. Sollte er nun den K 2 zweifelsfrei abgehakt haben, fehlt ihm in der Sammlung nur noch der Gora Shkhara im Kaukasus, mit 5193 Metern der dritthöchste Berg Europas. Doch egal was er macht, wohl immer wird hinter seine Erfolgsmeldungen zunächst ein Fragezeichen gesetzt.

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Auf dem Grat https://blogs.dw.com/abenteuersport/auf-dem-grat/ Mon, 02 Jul 2012 15:30:45 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=15641

Der Mazeno-Grat am Nanga Parbat

Armer Jogi. Joachim Löw erging es bei der EM wie mir am Putha Hiunchuli. Kurz vor dem Gipfel musste er umkehren. Und nun gehen die Diskussionen los. Warum schaffte er es nicht bis ganz oben? Falsche Taktik? Schlechte Vorbereitung? Zu wenig gebissen? Soll er jetzt zurücktreten? Und das Ganze nur, weil Italien an einem Abend schlicht besser war. Aber beim Fußball ist es eben wie beim Bergsteigen. Hier wirst du an Gipfeln, dort an Titeln gemessen. Eigentlich Kokolores. Wie auch immer, die Fußball-EM ist Geschichte. Zeit, den Blick nach Pakistan zu wenden. Denn dort sind inzwischen zahlreiche Expeditionen am Berg.

Alpinstil, der keiner ist

Spannend wird es am Nanga Parbat. Dort versucht ein Team um die Südafrikanerin Cathy O’Dowd, den 8125 Meter hohen Gipfel erstmals über den kompletten Mazeno-Grat zu erreichen. Mit einer Länge von rund 10 Kilometern handelt es sich um den längsten Grat an einem Achttausender mit mehreren Erhebungen über 7000 Meter. Viele haben sich daran bereits die Zähne ausgebissen. Am weitesten kamen 2004 die US-Amerikaner Doug Chabot und Steve Swenson, die jedoch wegen einer Erkrankung Swensons darauf verzichten mussten, nach der Gratüberquerung zum Nanga-Parbat-Gipfel aufzusteigen. Auch die deutschen Luis Stitzinger und Joseph Lunger mussten absteigen, nachdem sie als zweite Seilschaft auf dem 7145 Meter hohen Gipfel des Mazeno-Peak gestanden hatten. Cathy O’Dowd war die erste Frau, die den Mount Everest sowohl von der Südseite (1996), als auch von der Nordseite (1999) bestieg. Zu ihrem Team gehören die beiden erfahrenen britischen Bergsteiger Sandy Allan und Rick Allen sowie drei Sherpas. Letztere haben auf dem Grat Material deponiert, was der Ankündigung Cathys, die Route im Alpinstil zu bewältigen, widerspricht.

Windiger Gipfeltag?

Trotz nicht gerade guter Wetteraussichten wollten Cathy und ihr Team heute zu ihrem Versuch aufbrechen. „Obwohl wir wahrscheinlich weniger Schneefall und eine bessere Sicht als in der vergangenen Woche haben werden – das ist gut – liegen unsere möglichen Gipfeltage in einer Periode stärkerer Winde – das ist schlecht“, schreibt Cathy.„Aber wir haben keine Zeit, länger zu warten, vor allem auch keine Garantie, dass es danach besser würde.“

Stangl am K 2

K 2 - schön und gefährlich

Am K 2, dem zweithöchsten Berg, versuchen sich auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Expeditionen. Unter den Gipfelanwärtern sind auch der Deutsche Peter Guggemos  – und Christian Stangl. Der Österreicher kehrt also an jenen Berg zurück, an dem er 2010 mit seiner Gipfellüge zu trauriger Berühmtheit gelangte. Inzwischen gibt sich Stangl geläutert. Zu seinem Projekt, die jeweils drei höchsten Berge aller Kontinente zu besteigen, fehlen ihm nur noch der Gora Shkhara im Kaukasus, mit 5193 Metern der dritthöchste Berg Europas, und eben der K 2.

Mit besonderem Interesse werde ich auch zum Achttausender Gasherbrum II blicken. Denn dort versucht sich eine von Dominik Müller geleitete kommerzielle Expedition. Mit dabei ist auch Sergio Zigliotto, mit dem ich im vergangenen Oktober am Putha Hiunchuli das Zelt teilte und der im Gegensatz zu mir auch den Gipfel erreichte. Natürlich drücke ich Sergio besonders die Daumen – auch wenn Italien uns aus der EM geworfen hat.

P.S. In vier Tagen endet die Abstimmung zum „Online-Star 2012“. Also wer noch nicht hat und will, sollte bald für meinen Blog stimmen (Kategorie ‚Private blogs‘). Vielen Dank!

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Eier (und Gipfelquatsch) mit Soße https://blogs.dw.com/abenteuersport/eier-und-gipfelquatsch-mit-sose/ Sat, 14 Apr 2012 11:34:51 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=14077

Ei mit Nepal-Feeling

Ich war in Nepal. Zumindest mit der Nase. Ich brauchte mich nur über den Topf zu beugen, die Augen zu schließen und fühlte mich schon in ein Restaurant in Kathmandu versetzt. Um die noch in Menge vorhandenen Ostereier einem sinnvollen Ende zuzuführen, hatte meine Frau ein Rezept des WDR-Kochs Helmut Gote ausprobiert: Indische Eier. Köstlich. Ich weiß, Kathmandu liegt nicht in Indien, aber die Zutaten Ingwer, Kurkuma und Curry sind auch in der nepalesischen Küche verbreitet. Ich habe nach Ostern ein paar Tage ausgespannt, daheim am Rhein. Ab und zu informierte ich mich, was an den höchsten Bergen los war. Eigentlich recht wenig. Die Bergsteiger sind vor Ort, akklimatisieren sich aber noch. Für ein mittleres Rauschen im Blätterwald sorgte ein schwaches Remake der Bergsteiger-Seifenoper „Gipfellüge“.

Verwechslung?

Mount Logan

Am Pranger steht der Südtiroler Hans Kammerlander, der im Januar behauptet hatte, als Erster die sogenannten „Second Seven Summits“, die zweithöchsten Berge aller Kontinente, bestiegen zu haben. Jetzt wird bezweifelt, dass der 55-Jährige wirklich auf der Spitze des 5959 Meter hohen Mount Logan, des zweithöchsten Bergs Nordamerikas, gestanden hat. Sein Gipfelfoto zeigt ein kleines Plateau, während auf den Beweisbildern anderer ein scharfer Grat und ein zurückgelassener Eispickel als markantes Zeichen zu sehen ist. „Ich habe keine Eisaxt gesehen“, sagt Hans. Möglicherweise handle es sich um eine „Verwechslung, nicht um eine Lüge mit böser Absicht“.

„Wir hatten keine topografische Karte dabei, nur eine grobe Skizze“, berichtet sein Partner bei dieser Tour, der Südtiroler Konrad Auer – in GPS-Zeiten eine ungewöhnlich schlampige Vorbereitung für Profibergsteiger. Vielleicht haben die beiden ja den nur 34 Meter niedrigeren Westgipfel des Mount Logan bestiegen. Kammerlander kündigte an, er werde mit einem Flugzeug über das Massiv fliegen: „Wenn ich dann sehe, dass ich den Gipfel verwechselt habe, dann möchte ich das sofort richtigstellen und werde den richtigen Gipfel besteigen.“

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Zweithöchste im Land?

Kammerlander (l.) und Stangl

Zu allem Überfluss soll Hans bei seiner „Second Seven Summits“-Serie  auch noch einen weiteren Berg irrtümlich bestiegen haben: den Puncak Trikora in Indonesien. Nach Satellitenmessungen der NASA aus dem Jahr 2000 sei dies gar nicht der zweithöchste Berg Ozeaniens, sagt Eberhard Jurgalski, ein sehr genauer und gewissenhafter Chronist des Bergsteigens aus dem badischen Lörrach. Der Puncak Mandala, ebenfalls in Indonesien, sei rund 30 Meter höher. Der Österreicher Christian Stangl, der ebenfalls auf der Jagd nach den „Second Seven Summits“ ist, macht die Verwirrung komplett. Er hält den Ngga Puli für den zweithöchsten Berg Ozeaniens. Andere bewerten ihn lediglich als Nebengipfel der Carstencz-Pyramide. Um sicher zu gehen, sollte man vielleicht alle drei Gipfel besteigen.

Stangl war 2010 für das unerreichte Original „Gipfellüge“ verantwortlich. Mit einem geschwindelten Gipfelbild hatte er vorgegeben, im Alleingang den K 2 bestiegen zu haben. Solch vorsätzlichen Betrug sollten wir Kammerlander, der in seiner langen Karriere als Extrembergsteiger Großartiges geleistet hat, nicht vorhalten. Er wäre aber ein möglicher Kandidat für den Preis „Schlampigste Recherche“. Und dass Kammerlander und Stangl im Januar als Seilschaft den Mount Tyree, den zweihöchsten Berg der Antarktis, gemeinsam bestiegen, entbehrt nicht einer gewissen Komik.

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Harte Hunde https://blogs.dw.com/abenteuersport/harte-hunde/ Fri, 16 Dec 2011 11:55:11 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=12405

Simone (l.) und Denis: Da geht's hoch

Temperaturen von minus 40 Grad Celsius, Schneesturm. Keinen Hund würde man vor die Tür jagen. Doch dieses Wetter ist ganz nach dem Geschmack der „harten Hunde“ unter den Bergsteigern, der Spezialisten für Winterbesteigungen. Wie im vergangenen Winter haben sie sich auch diesmal vor allem Ziele im Karakorum in Pakistan ausgesucht. Schließlich können sie hier noch alpinistisches Neuland betreten. Während die Achttausender in Nepal allesamt bereits im Winter bestiegen wurden (die meisten in den 1980er Jahren von polnischen Expeditionen), dauerte es bis Anfang 2011, ehe erstmals Bergsteiger in der kalten Jahreszeit auf dem Gipfel eines Bergriesen im Karakorum standen: Dem Italiener Simone Moro, dem Kasachen Denis Urubko und dem Kanadier Cory Richards gelang am 4. Februar am 8034 Meter hohen Gasherbrum II die erste Winterbesteigung eines der fünf Achtttausender in Pakistan. Jetzt rücken Simone und Denis dem Nanga Parbat auf den Pelz

34er Ruhepuls

Am zweiten Weihnachtstag starten die beiden Freunde, die vor dem G II bereits 2009 den Makalu (8485 Meter) in Nepal als Erste im Winter bestiegen hatten, Richtung Pakistan. Moro berichtete vor kurzem via Facebook, dass er sich von einem Kardiologen habe untersuchen lassen. Sein Ruhepuls: 34 Schläge. „Ich hoffe, das hilft, wenn wir im Winter dem Nanga Parbat gegenübertreten“, schrieb Simone und setzte ein 🙂 hinzu. Rund ein Dutzend Winter-Expeditionen haben sich bisher am „Nackten Berg“ (8125 Meter) die Zähne ausgebissen. Das spornt das eingespielte Team Moro/Urubko eher an, als dass es die beiden abschreckt.

Bereits in Pakistan unterwegs ist eine russische Expedition. Das 16-köpfige Team unter Leitung von Viktor Kozlov vereint sehr erfahrene und „winterharte“ Bergsteiger. Ihr Ziel ist ambitioniert: Sie wollen den K 2 (8611 Meter) besteigen, den zweithöchsten Berg der Erde, und dabei auf Atemmasken verzichten.

Auf ein Neues

Gerfried im letzten Winter am G I

Auch den Österreicher Gerfried Göschl zieht es wieder in die Kälte des Karakorum. Über eine neue Route will er zum Gipfel des Gasherbrum I (8080 Meter) auf- und auf anderem Weg absteigen. Es wäre die erste Winterüberschreitung eines Achttausenders. Göschl versucht sich zum zweiten Mal im Winter am „Hidden Peak“, wie der G I auch genannt wird. Ende März mussten Gerfried und seine Mitstreiter, der Spanier Alex Txikon und der Kanadier Louis Rousseau, das Handtuch werfen. Erfolgreicher war Göschl im Sommer: Im Juli erreichte er den Gipfel des G I, am K 2 scheiterte er anschließend.

Triple Seven Summits

Hans (l.) und Christian gemeinsam unterwegs

Eine eher ungewöhnliche Allianz hat sich für ein Projekt in der Antarktis gebildet. Der Österreicher Christian Stangl und der Südtiroler Hans Kammerlander wollen den seit 14 Jahren unbestiegenen Mount Tyree (4852 Meter) angehen, den zweithöchsten Berg der Antarktis. Beide haben das Ziel, als Erste auf allen zweithöchsten Bergen der sieben Kontinente („Second Seven Summits“) gestanden zu haben. Kammerlander fehlt nur noch der Mount Tyree. Stangl, 2010 durch seine Gipfellüge am K 2 zu unrühmlicher Berühmtheitheit gelangt, hat sein Projekt kurzerhand erweitert, indem er auch noch die dritthöchsten Gipfel dazugenommen hat. 18 der 21 „Triple Seven Summits“ hat Stangl bereits abgehakt.

In der Antarktis befindet sich auch Jordan Romero. Der US-Amerikaner, der 2010 mit 13 Jahren als jüngster Besteiger des Mount Everest notiert wurde, will den Mount Vinson (4892 Meter) besteigen. Gelingt ihm das, wäre er mit jetzt 15 Jahren auch der Jüngste in der „Seven Summits“-Liste.

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They always come back https://blogs.dw.com/abenteuersport/they-always-come-back/ Tue, 21 Jun 2011 12:43:02 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2011/06/21/they-always-come-back/ Der Karakorum füllt sich. Einige Expeditionsteams haben sich auf den Weg zu den Achttausendern in Pakistan gemacht. Unter den Anwärtern befinden sich prominente Namen. So will der Österreicher Gerfried Göschl mit seinem Landsmann Günther Unterberger, dem Kanadier Louis Rousseau und dem Spanier Alex Txikon zunächst („zur Akklimatisation“) den Gasherbrum I besteigen, um sich anschließend am K 2 an einer neuen Route durch die Ostwand zu versuchen. Im März waren Göschl, Rousseau und Txikon mit ihrem Plan gescheitert, den G I erstmals im Winter zu besteigen.


Christian Stangl

Stangl zurück

Am K 2 kann Gerfried unter Umständen einen weiteren Landsmann begrüßen. Auch wenn Christian Stangl es selbst bisher noch nicht bestätigt hat, steht er offenbar auf der Teilnehmerliste einer georgischen Expedition. Stangl hatte im vergangenen Jahr mit seiner Gipfellüge am K 2 international für Schlagzeilen gesorgt. Er gab vor, als einziger Bergsteiger 2010 den höchsten Punkt erreicht zu haben. Wenige Tage später gestand Stangl, dass er geschwindelt und das vermeintliche Gipfelfoto gefälscht hatte. Vor wenigen Wochen gab der 44-Jährige ein stilles Comeback: Stangl bestieg am 20. Mai mit dem Italiener Mario Panzeri, dem Türken Tunç Findik und dem Sherpa Sangay den Kangchendzönga, den dritthöchsten Berg der Erde. Auf seine Homepage stellte Stangl ein Gipfelvideo. Kommentarlos.


Alix von Melle (r.) und Luis Stitzinger

Alix und Luis

Die erfolgreichste deutsche Höhenbergsteigerin, Alix van Melle, ist ebenfalls im Karakorum unterwegs. Mit ihrem Lebensgefährten Luis Stitzinger will die 39-Jährige ihren fünften Achttausender besteigen: den Broad Peak über den Normalweg. Luis will versuchen, vom Gipfel bis ins Basislager mit Skiern abzufahren. Dafür müsste er Hänge mit bis zu 55 Prozent Gefälle meistern. Dass ihm solche Extremabfahrten gelingen können, hat der 42-Jährige mehrfach bewiesen: etwa 2006 am Gasherbrum II oder 2008 auf der Diamir-Seite des Nanga Parbat.

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Zurechtgelegt https://blogs.dw.com/abenteuersport/zurechtgelegt/ Sun, 17 Oct 2010 13:34:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/10/17/zurechtgelegt/ Im Kopf habe ich mir Christian Stangl schon zurechtgelegt. Was hast du dir nur dabei gedacht, vorzugeben auf dem Gipfel des K 2 gestanden zu haben? Hattest du wirklich geglaubt, du kämest mit dem getürkten Foto durch? War dir nicht klar, dass du damit nicht nur dir selbst, sondern der gesamten Profibergsteiger-Szene schaden würdest? Das will ich den 44 Jahre alten Österreicher fragen.


Stangls Lüge über den Gipfelerfolg am K 2 sorgte weltweit für Schlagzeilen

2004 sind wir gemeinsam Richtung Baltoro-Gletscher in Pakistan unterwegs gewesen, im selben Kleinbus auf dem Karakorum-Highway. Er wollte damals mit einem Freund den Broad Peak besteigen, ich war auf Reportagereise zum K 2-Basislager. Seit damals habe ich Christian nicht mehr getroffen, wohl aber seine Projekte als „Skyrunner“ aus der Ferne verfolgt. Nun also begegne ich ihm wieder, diesmal in der Rolle des Gipfelschwindlers vom zweithöchsten Berg der Erde.

Stimme versagt

Ich habe mir eine Karte für seinen Vortrag bei der „Globewelt“ in Köln gekauft. Zum einen, um mich auf mein geplantes Interview mit Christian vorzubereiten, zum anderen weil ich neugierig bin, wie er seine Täuschung am K 2 dem Publikum erklären, rechtfertigen, verpacken wird.
Schon als Stangl vorgestellt wird, spüre ich, dass auf der Bühne ein anderer Christian steht als der, den ich vor sechs Jahren im Karakorum kennengelernt habe. Das ist nicht mehr der vor Selbstbewusstsein strotzende Bergsteiger. Als er über den immensen Druck spricht, unter dem er gestanden habe, sackt erstmals seine Stimme kurz weg. Dann beginnt Christian, über seine Projekte der vergangenen Jahre zu berichten. Sein Vortrag wirkt routiniert und professionell. Bis zu dem Augenblick, als er von der Zeit erzählt, als seine Erfolgsserie riss. Plötzlich musste er mit dem Scheitern umgehen – und tat sich schwer damit. 2008 am K 2 war er hautnah dabei, als am „Flaschenhals“ auf etwa 8200 Metern elf Bergsteiger ums Leben kamen. „Heute weiß ich, dass ich das überhaupt nicht verarbeitet, sondern verdrängt habe“, räumt Christian ein.


Der K 2, majestätisch, schwer zu besteigen, gefährlich

Tränen fließen

Ein Jahr später musste er, wieder am K 2, rund 300 Meter unter dem Gipfel umdrehen, weil zu viel Schnee lag. Als Stangl im Dezember 2009 versuchte, den Mount Tyree, den mit 4852 Metern zweithöchsten Berg der Antarktis, zu besteigen, folgte der nächste Rückschlag. Ein herabfallender Stein brach seinem Kletterpartner den Unterarm, beide mussten umkehren. „Wieder nur 300 Meter unter dem höchsten Punkt“, sagt Christian. Dann versagt ihm die Stimme. Er beginnt zu weinen. Das Publikum im Saal stutzt, reagiert dann mit Applaus, um ihm Mut zu machen. Christian fängt sich wieder, erzählt nun mit hörbarem Kloß im Hals von seinem neuerlichen Scheitern am K 2 im Sommer 2010. Die Zuhörer erfahren wenig darüber. Sie spüren, er will nicht mehr darüber reden. Wenig später beendet Christian seinen Vortrag.

Lebt es sich ganz ungeniert?

Als ich ihn einige Minuten später anspreche, wirkt Christian immer noch aufgewühlt. Nicht gebrochen, aber sehr schwer angeschlagen. Er steht vor den Trümmern des Lebens, das er sich in den vergangenen Jahren mühsam aufgebaut hat. Ich frage ihn, ob er bereit sei, mir ein Radio-Interview zu geben. Christian schüttelt den Kopf. „Darüber ist schon zu viel geredet worden“, sagt er. „Das Schlimmste ist, dass sich keiner mehr dafür interessiert, was ich vorher gemacht habe.“ Ich frage ihn, ob er sich wirklich wie in Trance eingebildet hat, auf dem Gipfel des K 2 gestanden zu haben. Christian weicht meinem Blick aus und sagt leise: „Das kann schon mit deinem Körper passieren.“ Hängt er nun seine sportliche Karriere an den Nagel und arbeitet wieder wie früher als Elektrotechniker? „Nein. Aber ich weiß nicht, wie es weitergeht.“
Stangl hat den Boden unter den Füßen verloren. Er hat ihn sich selbst weggezogen – und das weiß er. Ich versuche, ihn ein bisschen aufzumuntern: „Ja, ist der Ruf mal ruiniert, lebt es sich ganz …“. Christian fällt mir ins Wort: „Das sagt sich so leicht.“ Ich verabschiede mich von ihm, wünsche ihm Glück, wobei auch immer. Man sollte sich Menschen nicht zurechtlegen.

P.S. „Profibergsteiger stehen unter dem Druck, Superlative liefern zu müssen“, sagt Luis Stitzinger (die Geschichte über ihn folgt). „Ein Aufstieg auf dem Normalweg lockt heute keinen Hund mehr von der Ofenbank weg.“ In den Berichten der Bergsteiger werde „vielerlei beschönigt. Unschöne Details werden einfach weggelassen.“ Unten könnt ihr nachhören, was Luis mir zum Fall Stangl gesagt hat.

Luis Stitzinger zu Gipfelschwindel Christian Stangls

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Stangls Gipfellüge: „Unerklärlich, enttäuschend, schädlich“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/stangls-gipfelluge-unerklarlich-enttauschend-schadlich/ Thu, 09 Sep 2010 11:20:09 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/09/09/stangls-gipfelluge-unerklarlich-enttauschend-schadlich/ Ich habe mal bei Gerlinde (Kaltenbrunner) und Ralf (Dujmovits) nachgefragt, was sie von Christian Stangls Fuschnummer am K 2 halten.


Gerlinde und Ralf daheim in Bühl

Schließlich hatten die beiden zur gleichen Zeit wie Stangl mehrere Wochen im Basislager des K 2 verbracht. Allerdings befanden sie sich bereits auf der Heimreise, als der 44-Jährige zu seinem letzten Versuch aufbrach.
Hier Gerlindes und Ralfs Antwort, die kurz und bündig ausfiel: „Christian Stangl haben wir persönlich gekannt, sein Verhalten ist uns unerklärlich. Die Lüge über seinen Gipfelerfolg finden wir äußerst enttäuschend und schadet dem Alpinsmus und der Profi-Alpinszene.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

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Stangl am K 2: „In Trance“ gelogen https://blogs.dw.com/abenteuersport/stangl-am-k-2-%e2%80%9ein-trance%e2%80%9c-gelogen/ Wed, 08 Sep 2010 20:39:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/09/08/stangl-am-k-2-%e2%80%9ein-trance%e2%80%9c-gelogen/ Vor zehn Tagen hatte ich an dieser Stelle mit aller Vorsicht über die Zweifel an Christians Stangls Besteigung des K 2 berichtet und angeregt, er solle doch eindeutigere Fotos vorlegen, um den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Jetzt ist die Bombe geplatzt. Stangl hat eingeräumt, dass er den Gipfel des K 2 nicht erreicht hat. Der 44 Jahre alte Österreicher gab zu, dass sein Gipfelfoto auf etwa 7500 Metern entstanden sei, also etwa auf Höhe von Lager drei, gut 1000 Meter unterhalb des höchsten Punktes. Kritiker hatten das anhand von Vergleichen mit anderen Fotos vom K 2 bereits rekonstruiert. Die Schlinge zog sich immer weiter zu. Stangl blieb nur die Flucht nach vorn.


Christians Fusch-Gipfelfoto

Stell dir vor, du bist auf dem Gipfel und glaube dran

Christians Rechtfertigung klingt für mich ziemlich abgedreht. Aber bildet euch euer eigenes Urteil. Hier ist Stangls Erklärung: „Ich arbeite als Sportler schon seit Jahren mit Visualisierungs-Prozessen. Damit stelle ich mir immer wieder vor, wie das Ziel meiner sportlichen Tätigkeit aussieht. Das ist ein normales Vorgehen im Leistungssport. Beim letzten Versuch erreichte ich einen tranceartigen Bewusstseinszustand an dem ich der Überzeugung war, auf dem höchsten Punkt zu stehen. Welche Umstände dazu geführt haben, ist mir bis dato nicht bewusst. Ich vermute, dass ich aus Mischung zwischen körperlicher Existenzangst und noch viel mehr aus Versagensangst zu diesem Schluss kam.“

Riesen-Bärendienst

Es sei eine „Art Burnout“ gewesen, erklärte Stangl. Für mich ist das eine freundliche Umschreibung einer handfesten Lüge. Damit hat er allen einen Riesen-Bärendienst erwiesen: Zunächst einmal sich selbst: Wer wird Stangl in Zukunft noch irgendeine sportliche Leistung abnehmen? Aber Stangl hat auch den anderen Bergsteigern geschadet. Seine dreiste Täuschung schadet der Glaubwürdigkeit der gesamten Szene.

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Neid oder berechtigte Zweifel? https://blogs.dw.com/abenteuersport/neid-oder-berechtigte-zweifel/ Sat, 28 Aug 2010 15:20:05 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/08/28/neid-oder-berechtigte-zweifel/ War Oh Eun Sun wirklich die erste Frau, die auf allen 14 Achttausendern stand? Hat Christian Stangl tatsächlich als einziger Bergsteiger in diesem Jahr den K 2 bestiegen? Über diese Fragen wird derzeit in der Szene diskutiert.


Ende März wurde Oh in Südkorea noch gefeiert

Koreaner zweifeln an Koreanerin

Im Falle der Südkoreanerin Oh Eun Sun stehen seit Monaten Zweifel an ihrer Besteigung des Achttausenders Kangchendzönga 2009 im Raum. Das von Oh präsentierte angebliche Gipfelfoto wurde offenkundig nicht am höchsten Punkt aufgenommen. Die höchste Instanz in solchen Streitfragen, Elizabeth Hawley, führt die Besteigung in ihrer Chronik noch als „umstritten“. Die 86 Jahre alte US-Journalistin dokumentiert in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu seit fast einem halben Jahrhundert das Bergsteigen im Himalaya und überprüft die Angaben der Kletterer. Jetzt erklärte auch der südkoreanische Bergsteigerverband (Korean Alpine Federation), eine Kommission von sieben Kletterern, die alle den Kangchendzönga bestiegen hätten, seien zu dem Ergebnis gekommen, dass Miss Oh „vermutlich nicht oben“ gewesen sei. Oh Eun Sun entgegnete, die Mitglieder der Kommission hätten schon Zweifel an ihrer Leistung geäußert, bevor sie überhaupt mit der Prüfung der Fakten begonnen hätten. Aus ihrem Team 2009 hatte es widersprüchliche Aussagen gegeben. Während ein Sherpa behauptete, Oh und ihre Mitstreiter hätten den Gipfel erreicht, widersprach dem ein anderer Hochträger. Sollte sich Elizabeth Hawley nun der Meinung der koreanischen Kommission anschließen, würde nicht mehr Oh Eun Sun, sondern die Spanierin Edurne Pasaban als erste Frau auf allen Achttausendern geführt.

Gemütliches Zeltlager?

Gegen den Österreicher Christian Stangl erheben zwei andere Bergsteiger, die sich gleichzeitig am K 2 aufhielten, schwere Vorwürfe. Der Kasache Maxut Zhumayev und der Rumäne Török Zolt behaupten, Stangls Solo-Besteigung sei ein einziger Schwindel. So sei das Wetter am 12. August viel schlechter gewesen, als auf Stangls veröffentlichtem Gipfelfoto zu sehen.


Hat Christian kein eindeutigeres Gipfelfoto?

Niemand sei dem Österreicher bei seinem Abstieg begegnet, es habe auch keine Spuren von ihm gegeben, weder auf der Route, noch in den Lagern. Pakistanische Träger hätten zudem Stangls Biwakausrüstung, Pickel, Seil und ein Buch unter Felsbrocken versteckt gefunden. Török Zolt schließt daraus: „Der Mann hat einfach das vorgeschobene Basislager verlassen, zwei Tage gezeltet, in dieser Zeit ein Buch gelesen, ist dann ins Basislager zurückgekehrt und hat vorgegeben, er habe den Gipfel erreicht.“ Noch hat sich Christian nicht zu den ungeheuerlichen Vorwürfen geäußert. Vielleicht sollte er einfach weitere, aussagekräftigere Gipfelfotos vorlegen. Dann könnte sich der aufziehende Sturm legen, bevor er richtig losfegt.

P.S. vom 29.08.2010: Inzwischen hat Christian reagiert: „Das Ganze ist völlig absurd“, sagte er in einem Interview. „Ich bin oben gestanden, hab’ selbst das Gipfelfoto geknipst und mein GPS-Signal abgesetzt. Das war’s.“

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Stangl besteigt K 2 https://blogs.dw.com/abenteuersport/stangl-besteigt-k-2/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/stangl-besteigt-k-2/#comments Wed, 18 Aug 2010 13:18:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/08/18/stangl-besteigt-k-2/ Einer hat es doch noch geschafft. Der Österreicher Christian Stangl erreichte nach eigenen Angaben am 12. August den 8611 Meter hohen Gipfel des K 2. Der 44-Jährige war allein unterwegs. Ihm gelang die erste Besteigung des zweithöchsten Bergs der Erde seit 2008, die einzige in diesem Jahr.


Christians Gipfelfoto

„Die Sicht war nicht besonders gut, aber brauchbar“, sagte Stangl per Satellitentelefon nach der Rückkehr ins Basislager. „Ich hatte gar keine Freude am Gipfel – es war komisch. Wahrscheinlich realisiere ich das erst in ein paar Tagen! Der Berg ist so saugefährlich!“ Wie zuvor auch Gerlinde und Ralf berichtete auch Christian über Steinschlag in der Route.
Stangl blieb nur kurz am Gipfel und kehrte dann schnellstmöglich wieder ins Basislager zurück. Ingesamt brauchte er für Auf- und Abstieg knapp drei Tage. „Wenn Bergsteigen immer so wäre wie die letzten 70 Stunden hier am K2 würde ich sofort damit aufhören“, sagte Christian anschließend.

Sportlicher, nicht alpiner Ansatz

Der Österreicher aus einem Dorf bei Admont in der Steiermark hat sich in den vergangenen Jahren die Marke „Skyrunner“, also „Himmelsläufer“ zugelegt. Stangl kombinierte Berglauf und Höhenbergsteigen. Sein Ziel: möglichst hohe Gipfel möglichst schnell besteigen. Die „Seven Summits“, die höchsten Berge aller Kontinente, erklomm er in der Rekordzeit von 58 Stunden und 45 Minuten – achtmal so schnell wie durchschnittlich üblich, hat er selbst errechnet.


Christian Stangl, „Skyrunner“ aus Österreich

Den Mount Everest schaffte Christian vom Basislager zum Gipfel in 16 Stunden 42 Minuten, das ist derzeit Rekord auf der tibetischen Seite des höchsten Bergs der Erde. Stets verzichtete er auf Flaschensauerstoff, war bei seinen Schnellbesteigungen aber auf präparierten Routen unterwegs. „Natürlich kann ich diesen Sport nur forcieren, weil an bestimmten Bergen genügend Leute unterwegs sind“, räumte Stangl selbst ein und nahm auch gleich seinen Kritikern aus der Bergsteiger-Szene den Wind aus den Segeln: „Mein Ansatz ist ein sportlicher, kein alpiner.“

Jagd auf die 14

Jetzt am K 2 war Stangl ohne Zweifel nicht als Bergläufer, sondern als Bergsteiger unterwegs. Im Gipfelbereich musste er selbst spuren – vor ihm war dort seit zwei Jahren niemand mehr. Sein Ziel, als Erster nicht nur die höchsten, sondern dazu auch noch die zweithöchsten Berge aller Kontinente zu besteigen, hat Christian nun fast erreicht. Ihm fehlt nur noch der 4852 Meter hohe Mount Tyree in der Antarktis, den er Ende des Jahres angehen will. Über Sinn oder Unsinn dieser „Jagd auf die 14“, wie Stangl sein Vorhaben nennt, lässt sich diskutieren. Der 2005 verstorbene Gerhard Schmatz, der erste Deutsche auf den „Seven Summits“, ersann einst die Variante 7+7: die Besteigung der höchsten Berge der Kontinente und der sieben größten Inseln der Welt – und war, welch Wunder, weltweit der erste, dem das Kunststück gelang.


Christian auf dem Mount Vinson in der Antarktis, rechts der Mount Tyree

Tierisch

Bei seiner geglückten Besteigung des K 2 hatte Christian Stangl übrigens auch eine Begegnung der besonderen Art. Als er nach einem Nickerchen unter einem Felsvorsprung aufwachte, so der Österreicher, habe er sich einem unerwarteten Besucher gegenüber gesehen: „Ein Tier – ähnlich wie eine Katze. Im Basislager haben sie mir gesagt, dass das ein Schneeleopard gewesen sein könnte, ich glaubte schon, ich bin deppert.“ Das Tier sei offenbar über eine schneefreie Rinne bis auf eine Höhe von 5600 Meter aufgestiegen. Christian scheint prädestiniert für Tiererlebnisse. Als wir 2004 einige Tage gemeinsam im Karakorum unterwegs waren, erzählte er mir von einem unfreiwilligen Treffen mit einem Braunbären, als er mit gebrochenem Oberschenkel im Basislager am Siebentausender Ogre auf Hilfe wartete. Der Bär schnappte sich eine Ziege, nicht den verletzten Stangl (Unten könnt ihr Christians Schilderung nachhören).

Schon für die Flutopfer gespendet?

Und hier noch eine Bitte: Wenn ihr ein paar Euro locker machen könnt, spendet sie doch bitte möglichst schnell an die Opfer der verheerenden Flutkatastrophe in Pakistan! Ich weiß, dass sich viele mit dem Land schwer tun, weil sie aufgrund der politischen Berichterstattung der vergangenen Zeit mit Pakistan fast nur noch Taliban verbinden. Doch jetzt geht es nicht um Politik, sondern um humanitäre Hilfe: 20 Millionen Obdachlose sind dringend darauf angewiesen. Lasst euer Herz sprechen, spendet z.B. an das „Bündnis Entwicklung hilft“, Kontonummer 5151, Bank für Sozialwirtschaft, Bankleitzahl 370 205 00!

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