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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Verpatzte Generalprobe

Erste Schwierigkeiten

Eigentlich kann unsere Expedition nur erfolgreich enden. Die Generalprobe ging nämlich gründlich daneben. Erst zerbrach meine Lesebrille und hinterließ mich blind wie einen Maulwurf. Gott sei Dank gibt es inzwischen sogenannte Lesehilfen. Ein solches Billig-Nasenfahrrad half mir, die Zeit bis zur Reparatur der Brille zu überbrücken. Anschließend verabschiedete sich der Teil eines Backenzahns, als ich voller Genuss in eine gebrannte Mandel biss. Mit einem schnellen „Werkstatt-Termin“ half mir die Zahnärztin meines Vertrauens aus der Patsche. Das dickste Ding aber wartete noch auf mich.

Auch das noch!

Als ich gestern meine lange Liste dessen, was noch für die Expedition zu erledigen oder besorgen war, fast abgearbeitet hatte, kam ich auf die Idee, sicherheitshalber noch einmal die Satellitenanlage zu testen. Erst schien sie, wie beim letzten Versuch, einwandfrei zu funktionieren, dann plötzlich gar nicht mehr. Mir brach der Schweiß aus. Ich sah die „Technik-Felle“ davonschwimmen. Die letzte Nacht vor der Abreise schlief ich kaum und wenn, dann schlecht. Heute Vormittag versuchte ein Techniker noch, der Anlage wieder Leben einzuhauchen. Vergeblich. Jetzt nehme ich ein gemietetes (und getestetes) Gerät mit, das mir ein sehr netter Mensch zum Frankfurter Flughafen gebracht hat. Die erste Schlüsselstelle der Expedition habe ich überstanden. Irgendwie, dank der Hilfsbereitschaft vieler.

Versprochen!

Was finden wir eigentlich da oben?

Langsam komme ich zur Ruhe. Schwer liegen mir noch die Abschiedstränen meiner Lieben im Magen. Für jene, die uns Abenteurer fahren lassen müssen, ist es schwerer als für uns, die wir aufbrechen. Auf uns warten aufregende Erlebnisse und Eindrücke. Die Zurückgebliebenen dagegen müssen mit ihrer Angst um uns leben. Die Wochen bis zur Rückkehr werden sich quälend lang anfühlen. Ich wäre ein schlechter Ehemann, Vater, Sohn, Bruder, Freund und Kollege, wenn mich das kalt ließe. Ich habe ein schlechtes Gewissen. Trotzdem bin ich wieder aufgebrochen. Warum? Eine leichte Antwort gibt es nicht.Vielleicht weil diese Abenteuer ein Teil von mir sind, eine Reise zu mir selbst. Ich bin meiner Frau zutiefst dankbar, dass sie mir keine Szene gemacht hat (das Recht dazu hätte sie gehabt); und meinen Kindern, die mir durch ihr Verhalten gezeigt haben, dass sie mich so akzeptieren wie ich bin: ein bisschen schräg halt. Wie kann ich das zurückgeben? Mit Vorsicht und Umsicht. Versprochen! Und ich nehme euch natürlich mit auf meine Reise.

Datum

30. September 2011 | 19:21

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