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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Von dicker Luft in extrem dünne

Dicke Luft – im Volksmund bedeutet das schlechte Laune. Bei Extrembergsteigern, die sich im Himalaya und Karakorum herumtreiben, ist der Begriff dagegen positiv besetzt. „Drei Nächte lang atmeten wir die dicke Luft und konnten uns prima erholen“, schreibt Ralf Dujmovits im Expeditionstagebuch vom K 2, dem zweithöchsten Berg der Erde. Ralf, seine Frau Gerlinde (Kaltenbrunner) und die anderen Bergsteiger des Teams nutzten die angekündigten Schlechtwetter-Tage, um ins sogenannte „Chinese Basecamp“ auf 3850 Meter abzusteigen. Dort wird der Sauerstoff mit deutlich mehr Druck in die Lungen gepresst als weiter oben. Man atmet „dicke“ Luft ein, der Körper atmet auf.


Es grünt so grün …


Lenkdrachen

Gerlinde, Ralf und Co. ließen ein wenig die Seele baumeln und die Sinne schweifen. „Nach über vier Wochen im eher steinigen Italy-Basecamp am Rande des K2-Gletschers war es gut, hier unten anzukommen“, schwärmt Ralf. „So genossen wir auch ausgiebig Spaziergänge im Grünen und in der näheren Umgebung. Wir konnten uns genüsslich ausruhen, lesen und am Nachmittag bei starkem Wind aus dem Shaksgam-Tal unsere Geschicklichkeit mit Tommy\’s (Anm. Teammitglied Tommy Heinrich aus Argentinien) Lenkdrachen testen.“ Der Abstieg in tiefere Regionen sei ein „echter Gewinn“ gewesen.


Lager II mit Blick ins Shaksgam-Tal

Hinauf in die Todeszone

Mit frisch getankter Kraft sind die Bergsteiger inzwischen wieder zum K 2 zurückgekehrt. Beim letzten Aufstieg war das Team über den Nordpfeiler bereits bis zu Lagerplatz III auf 7250 Metern aufgestiegen. „Wetterfrosch“ Charly Gabl aus Innsbruck hat für die nächsten Tage stabiles Wetter vorausgesagt. „Wir hoffen unser letztes Lager auf annähernd 8000 Metern erreichen und einrichten zu können“, schreibt Ralf. Dann wäre der Weg frei für einen ersten Gipfelversuch. Sollte Gerlinde den höchsten Punkt auf 8611 Metern erreichen, wäre ihre Achttausender-Sammlung komplett. Und sie könnte auf ihre Visitenkarte schreiben, dass sie die erste Frau ist, der dieses Kunststück ohne Flaschen-Sauerstoff gelingt. Und das in der Todeszone, wo die Luft nicht dick, sondern extrem dünn ist.

Datum

1. August 2011 | 12:07

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