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Klaus: Nullpunkt in Sicht

KlausDie Koffer sind gepackt, Pässe und Tickets gut verstaut, unsere Katze Shakira wissen wir bei der Nachbarin in guten Händen. Es kann bald losgehen, nach London, genauer gesagt, in den Osten Londons, nördlich von Greenwich. Also zu jener Linie, die die östliche von der westlichen Sphäre trennt und an der sich die Zeit der Welt orientiert.

Dass ich ausgerechnet an diesem horizontalen Nullpunkt der Welt meine letzten Fastentage vor Ostern verbringe, ist Zufall. Die Reise war längst geplant, als ich mich zum Fasten entschloss. Und dennoch ein schöner Zufall, denn der Karsamstag, an dem wir nach Deutschland zurückkehren, ist der letzte Fastentag, ebenfalls eine Demarkationslinie. Dann drehe ich auch meine innere Uhr auf Null: Am Ostersonntag beginnt die Ära des bewussten Genusses.

Wie leicht man sich doch in dieses euphorische Geschwafel hineinsteigern kann! Wie war das noch: Euphorie kommt vor dem Sündenfall? Ja, vielleicht erwartet mich ein Nullpunkt der ganz anderen Art: moralisch, religiös oder – was noch viel schlimmer wäre – fastentechnisch? Vielleicht kommen mir plötzlich Worte meiner Kollegen in den Sinn, dass Reisende gar nicht fasten müssen?  Oder meinem inneren Engelchen wachsen beim Anblick von Cadbury’s Schokoriegeln Teufelshörner?

Nein, ich bleibe hart, schließlich kann ich neue Erfolge vorweisen: Bei der Party am Samstag habe ich mich sehr angenehm mit Grillfisch über Wasser gehalten. Und dem vorher und nachher angebotenen Kaffee und Kuchen habe ich auch getrotzt.

Was soll mir da eine Woche London anhaben? Zumal es ja eine Urlaubswoche sein wird…! Und doch: Es ist wohl der erste Urlaub, bei dem ich mich, je näher das Ende rückt, aus ganzem Herzen freuen kann: auf den ersten Kaffee, das erste Stück Schokolade und das erste Steak seit Karneval!

Datum

0 14.04.2014 | 09:45

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