More DW Blogs DW.COM

Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Aller Anfang ist schwer

Stupa von Boudhanath

Vier Jahre lang haben wir uns nicht mehr gesehen. In dieser Zeit ist viel im Leben des Mahesh Kumar Budha geschehen. Er ist zum vierten Mal Vater geworden – und sein eigener Chef. Im Frühjahr eröffnete er mit einem Partner eine Trekkingagentur. „Ich habe lange überlegt, ob ich in einen der Golfstaaten auswandern sollte, um meine Familie über Wasser zu halten“, erzählt Mahesh. Er entschied sich gegen den Abschied aus Nepal und für das Wagnis, ein eigenes Unternehmen zu gründen. „Ich bin seit 20 Jahren im Tourismusgeschäft. So viel Erfahrung sollte sich doch auszahlen.“

Riesige Konkurrenz

Wir kennen uns seit 2003, als Mahesh mich bei einem Kurztrekking durch das Annapurna-Gebiet führte. Wir sitzen in seinem Büro im Touristenviertel Thamel. Zwei in die Jahre gekommene Schreibtische stehen darin, dazu zwei Ledersessel, die auch nicht neuer sind. An die Wand haben Mahesh und sein Geschäftspartner die Lizenzen und Urkunden gehängt, mit denen sie nachweisen können, dass sie ein seriöses Unternehmen der Trekkingbranche führen. „Die Konkurrenz ist riesig“, sagt Mahesh. „Allein hier in Kathmandu gibt es 800 Agenturen.“

Full-Time-Job

Mahesh vor dem Büro seiner Trekkingagentur

Aller Anfang ist schwer. Zehn bis zwölf Stunden sitzt Mahesh täglich in seinem Büro und hofft auf Kundschaft. Ein paar Trekkinggruppen hat seine neue Firma bereits betreut. „Alle waren mit unserem Service sehr zufrieden“, versichert der Nepalese. Freunde aus der Schweiz haben Mahesh versprochen, ihm in der Alpenrepublik  Kontakte zu verschaffen. „Vielleicht spricht sich das ja dann auch bis nach Deutschland herum.“ Als wir uns verabschieden, drückt mir Mahesh noch einen Stapel Visitenkarten in die Hand. „Erzähle den Leuten, dass sie Nepalreisen bei uns viel billiger haben können und doch auf nichts verzichten müssen!“

Begegnung im Gebetsraum

Mönch betet Mantras (höre das Audio!)

Nach meinem Besuch bei Mahesh zieht es mich wieder einmal nach Boudhanath. Dieser Stupa, in dem angeblich auch Asche von Buddha liegt, ist für die Sherpas der wichtigste religiöse Ort in Kathmandu. Auch wenn sich rund um den Stupa ein Souvenirladen an den anderen reiht, verbreitet Boudhanath eine mystische Stimmung. Dreimal umrunde ich den Stupa im Uhrzeigersinn.

Buddhistischer Mönch betet Mantras

Anschließend besuche ich ein kleines buddhistisches Kloster an der Nordseite des Areals. Ich ziehe meine Schuhe aus und betrete den Gebetsraum. Ein junger Sherpa spricht mich an. Woher ich komme, was ich hier suche? Ich erzähle ihm, dass wir morgen in Richtung Dolpo starten, um den Siebentausender Putha Hiunchuli zu besteigen – und dass ich diesen religiösen Ort aufgesucht habe, um mich noch einmal innerlich zu sammeln. „Du machst es genau richtig“, sagt der Sherpa und klopft mir auf die Schultern. „Nur wenn du mit dir im Reinen bist, wirst du Erfolg haben.“

Kein Zufall, sagt der Sherpa

Butterlampen

Der Sherpa, der aus der Khumbu-Region, dem Gebiet um den Mount Everest, kommt, lädt mich ein, eine Räucherkerze an einer Butterlampe zu entzünden. Ein Mönch hängt mir einen gelben Schal um den Hals und beginnt, Gebete vor sich hin zu murmeln. Er schüttet mir gelb gefärbtes Wasser in die Hand, von dem ich einen Teil trinken und den Rest in die Haare schmieren soll. Dann streicht mir der Mönch mit einem kleinen Wedel über den Kopf und beendet den Segen. Gegen eine kleine Spende schreibt er meinen Namen in ein Notizbuch. Bei der nächsten Puja, einer buddhistischen Zeremonie, wollen mich die Mönche in ihr Gebet einschließen. „Du wirst bestimmt Erfolg haben“, sagt der junge Sherpa beim Abschied. „Es war kein Zufall, dass du hier warst. Die Götter haben dich hergeleitet.“

P.S: Morgen fliegen wir erst am Nachmittag von Kathmandu nach Nepalgunj. Wundert euch nicht, wenn der nächste Beitrag auf sich warten lässt. Von Montag an wird alles nur noch per Satellitentechnik übermittelt. Da müsst ihr schon einmal Geduld haben! 😉

Datum

2. Oktober 2011 | 19:21

Teilen