Kunst am Berg – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Kunst aus Everest-Müll (Bildergalerie) https://blogs.dw.com/abenteuersport/kunst-aus-everest-mull-bildergalerie/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/kunst-aus-everest-mull-bildergalerie/#comments Tue, 27 Nov 2012 13:04:40 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=18337 Hier geht es nicht um Recycling, sondern „Upcycling“. Aufwerten statt nur weiterverwerten. Das sagen die 15 nepalesischen Künstler, die das „Mount Everest 8848 Art Project“ auf die Beine gestellt haben. Ihre Ausstellung „Reise in die Zukunft“ wandert derzeit durch die Gartenanlagen großer Hotels in Kathmandu. Zu bestaunen sind 75 Skulpturen aus leeren Sauerstoffflaschen, Gaskanistern, zerrissenen Zelten, ausgedienten Aluminiumsleitern, Seilen und anderem Unrat. Der Müll stammt vom höchsten Berg der Erde.

Botschaft: Haltet den Everest sauber!

Die Vereinigung der Everest-Besteiger (Everest Summiteers Association) hatte anderthalb Tonnen Everest-Müll zur Verfügung gestellt, der bei zwei „Reinigungs-Expeditionen“ 2011 und 2012 gesammelt worden war. Einen Monat lang tobten sich die Künstler der Gruppe „Da Mind Tree“ an dem Material aus. Ihre Skulpturen sollen dazu beitragen, das Umweltbewusstsein der Menschen zu verbessern, die sich Jahr für Jahr auf den Weg zum Mount Everest machen. Die Künstler hegen durchaus Sympathien für die Bergsteiger. „Menschen, die den Everest besteigen, sind Helden und trotzen vielen Gefahren, während sie auf- und absteigen“, sagt Sunita Rana. Ihr Kunstwerk (links in Bild 4 der Galerie) sei den tapferen Bergsteigern gewidmet. Die von ihr verarbeiteten Dosendeckel sollen Medaillen symbolisieren, die für Gipfelerfolge stehen.

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Die Arbeit mit dem Everest-Müll war übrigens nicht ganz ungefährlich. Als Bhuwan Thapa, Künstlername „Bahuvi“, an einer Skulptur aus Sauerstoffflaschen arbeitete, explodierte ein Behälter. Bahuvi ließ sich davon jedoch nicht beirren und vollendete sein Kunstwerk.

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Botschafter zeitloser Bergsteiger-Werte https://blogs.dw.com/abenteuersport/botschafter-zeitloser-bergsteiger-werte/ Sat, 27 Oct 2012 11:19:06 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=17629

Steve Swenson (rechts seine Frau Ann)

Der Mann heißt Steve und ist Fisch wie ich. Neben Vorname und Sternzeichen verbindet uns die Liebe zu den Bergen. Dann aber hören die Gemeinsamkeiten auf. Denn Steve Swenson hat im Gegensatz zu mir als Bergsteiger einzigartige Spuren hinterlassen – und ist auch mit mittlerweile 58 Jahren noch nicht am Ende seiner Karriere angelangt. 2012 wurden der US-Amerikaner aus Seattle und seine Landsleute Mark Richey und Freddie Wilkinson für ihre Erstbesteigung des 7518 Meter hohen Saser Kangri II in der Region Kaschmir mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet, dem „Oscar der Bergsteiger“. Bereits 1990 hatte Swenson mit Greg Child und Greg Mortimer den K 2 über den Nordgrat bestiegen. Vier Jahre später kehrte er den Achttausendern den Rücken. Nach seinen Erlebnissen 1994 am Mount Everest hatte er von den „Prestigebergen“ die Nase voll.

Allein und ohne Atemmaske

„Ich habe am Everest so viel Enttäuschendes erlebt“, erzählt mir Steve, als ich ihn am Rande des International Mountain Summit in Brixen treffe. „Ich sah im Basislager Leute, die auf eine Weise am Berg unterwegs waren, die nicht mit meinen Werten vereinbar war.“ Swenson hatte gerade mit seinem Freund Alex Lowe und einigen anderen US-Bergsteigern vergeblich versucht, den höchsten Berg über die gefährliche Ostwand, die Kangshung-Flanke, zu besteigen. Wegen zu großer Lawinengefahr mussten sie ihren Versuch abbrechen. Hier das von David Breashears gedrehte Video:

Steve wechselte auf die Nordseite des Bergs und erreichte den 8850 Meter hohen Gipfel über die tibetische Normalroute: alleine und ohne Atemmaske aufsteigend. Was er bei den kommerziellen Expeditionen sah, verdarb ihm für die Freude an den Achttausendern.

Eigenverantwortung, Hilfsbereitschaft, Umweltbewusstsein

Er habe kein grundsätzliches Problem mit dem „full-supported style“, sagt Steve, also mit dem „all inclusive“ des Höhenbergsteigens: Fixseile, Hochlager, Flaschensauerstoff und Unterstützung durch Sherpas. „Man könnte in jedem Stil klettern, wenn man die zeitlosen Werte achtet, die Bergsteiger über Hunderte von Jahren vertreten haben.“ Doch genau daran habe es den zahlenden Kunden schon 1994 gemangelt: „Dass du die Verantwortung für dich selbst übernimmst. Dass du anderen Leuten hilfst, wenn sie in Schwierigkeiten geraten. Echte Partnerschaft mit deinen Freunden,  in der du mehr für sie als für dich selbst tun würdest. Stärke, weil du weißt, dass du manchmal leiden musst. Umweltbewusstsein in den Bergen, dass du keinen menschlichen Abfall, Müll, Seile oder Zelte am Berg zurücklässt.“

Steve Swenson über seinen Entschluss, die Achttausender zu meiden

Nicht sehr kreativ

Route am Saser Kangri II

Steve verzichtete einige Jahre lang fast vollständig auf Expeditionen, um mit seiner Frau Ann die beiden Söhne Lars und Jed groß zu ziehen. Ab 2003 startete Swenson dann wieder durch. Ihm gelangen Erstbegehungen schwierigster Routen an Fünf-, Sechs- und Siebentausendern, vor allem im Karakorum. „In Pakistan werden Jahr für Jahr bis zu 70 Genehmigungen für Expeditionen ausgestellt, davon sind dann 65 für die Achtertausender Gasherbrum I und II, Broad Peak und K 2. Vier Berge in einem Land mit Tausenden von Gipfeln.“ Steve schüttelt den Kopf. „Viele Kletterer machen nur das, was alle machen. Sie denken nicht sehr kreativ. Wenn wir uns auf den wahren Entdeckergeist besinnen, können wir einen besseren Job machen, neue Dinge wagen, und dabei auf die grundlegenden Werte achten.“

Mit Husten auf den Gipfel

Richey, Swenson, Wilkinson (v.l.)

Wie am Saser-Kangri II, dem bis dahin zweithöchsten unbestiegenen Berg der Welt – der höchste, der Gangkhar Puensum (7570 Meter) liegt in Bhutan und ist für Bergsteiger gesperrt. 2009 war Steve am Saser-Kangri II noch gescheitert, zwei Jahre später erreichte er mit seinen beiden Partnern Mark Richey und Freddie Wilkinson  im Alpinstil den Gipfel – und das obwohl ihn eine starke Bronchitis so stark schwächte, dass er anschließend mit dem Hubschrauber ausgeflogen werden musste. Ich frage Steve, ob er wegen seiner Krankheit nicht eigentlich hätte umkehren müssen. Er habe den Husten unterschätzt, räumt Swenson ein. „Hätte ich rauf- oder runtergehen sollen? Ich kann das nicht eindeutig beantworten. Das hängt ganz von dem Tag ab, an dem du mich fragst.“

Oldie but Goldie

Dass er für diese Besteigung den Piolet d’Or, den Goldenen Eispickel, erhielt, empfindet Steve als „große Ehre, weil die Bergsteiger, die den Preis vergeben, dieselben Werte vertreten wie ich. Ich verstehe mich als Botschafter dieser Ideale.“ Swenson taugt auch als Oldie-but-Goldie-Botschafter der Generation Ü 50. „Ich glaube, die Leute können auch im Alter sehr fit bleiben, wenn sie hart trainieren“, sagt Steve. „Aber viele geben zu früh auf. Sie erreichen ein bestimmtes Alter und sagen, ich will das nicht mehr machen. Es ist nicht, weil sie es nicht mehr können, sondern weil sie es nicht mehr wollen oder tun.“ Na, das ist doch ein Wort zum Sonntag, oder?

Auch im Alter kannst du viel leisten, sagt Steve Swenson

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Nackte Ironmen https://blogs.dw.com/abenteuersport/nackte-ironmen/ Fri, 28 Jan 2011 14:20:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2011/01/28/nackte-ironmen/ Nicht nur die Appenzeller Kantone haben ihre Nacktwanderer, sondern auch die nahe gelegene Region Vorarlberg. Allerdings sind die in Österreich nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus Gusseisen. Und eigentlich wandern diese „Ironmen“ auch nicht, sondern stehen fest an einer Stelle in den Bergen. Das Kunsthaus Bregenz hat im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem englischen Bildhauer Antony Gormley die ungewöhnliche Kunstaktion „Horizon Field“ umgesetzt. 100 lebensgroße Abgüsse eines männlichen Nackedeis hat Gormley in den Bergen um die Orte Mellau, Schoppernau, Schröcken, Warth, Mittelberg, Lech, Klösterle und Dalaas installiert.


Eingeschneiter Eisenmann

Dort sollen sie bis April 2012 stehen bleiben, dem natürlichen Verfall preisgegeben. „Horizon Field“ stelle grundlegende Fragen, schreibt der 60 Jahre alte Künstler: „Wer sind wir? Was sind wir? Woher kommen wir? Wohin führt der Weg?“ Darüber lässt sich natürlich trefflich diskutieren, meditieren oder lamentieren – je nach Vorliebe. Doch keine Angst, das überlasse ich den Kunst- und Philosophie-Blogs.
Eigentlich wollte ich euch nur nicht diese munter vor sich hin rostenden Eisenmänner vorenthalten. Ich entdeckte den ersten beim Einfahren für den „Weißen Ring“ in Lech, das laut Guinness-Buch der Rekorde längste Skirennen der Welt.

Wildpinkler?

Auf den ersten Blick dachte ich an einen Wildpinkler. Aber welcher Zeitgenosse mit schwacher Blase erleichtert sich so weit abseits der Piste und doch so gut sichtbar im Tiefschnee? Bei genauerem Hinsehen erkannte ich, dass es sich um eine Skulptur handelte. Später entdeckte ich weitere „Ironmen“ am Rande der Piste – und irgendwann ertappte ich mich dabei, dass ich regelrecht nach den Figuren suchte.


Eisenmann auf Windkante

Einem der Eisenmänner stattete ich auch einen Besuch ab. Ich wartete nur darauf, dass, per Bewegungsmelder animiert, plötzlich ein Tonband anspringen und er mir zuraunen würde: „Depp, damischer!“ Doch nichts dergleichen geschah. Der Gute stand einfach nur da und genoss die Aussicht. Nackt wie der Künstler ihn erschaffen hat. Der Kontrast zu den perfekt durchgestylten, hyperaktiven Pseudosportlern an den Champagner-Theken der umliegenden „Hütten“ hätte kaum größer sein können.

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