Sportklettern – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Paradies in Flammen https://blogs.dw.com/abenteuersport/paradies-in-flammen/ Thu, 10 Jan 2013 14:56:42 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=19003

Bambus-Bungalows brannten wie Zunder

Eben noch ein kleines Paradies, nach wenigen Minuten ein Raub der Flammen. Am Silvesterabend ist das „Green Climbers Home“ in Laos völlig niedergebrannt. Die Anlage, zwölf Kilometer östlich der Stadt Thakhek im Grenzgebiet zu Thailand gelegen, galt als Geheimtipp für reisefreudige und abenteuerlustige Kletterer. „Wir können es selber immer noch gar nicht richtig glauben, und es erscheint uns total irreal, was da passiert ist“, schreiben Tanja und Uli Weidner, zwei 39 Jahre alte, kletterverrückte Kölner, die sich in Laos einen Lebenstraum erfüllt hatten. „Unsere ganze Energie, die unzählbaren Stunden Arbeit und all unser Hab und Gut, das wir seit über zwei Jahren hier hereingesteckt haben, ist innerhalb von Minuten in Flammen aufgegangen.“ Glück im Unglück: Niemand wurde verletzt. „Die Klettercommunity ist erst einmal um einen echten Juwelen ärmer“, schreibt mir Ralf Dujmovits, Deutschlands erfolgreichster Höhenbergsteiger, der im „Green Climbers Home“ kurz vor dem Brand mit seiner Frau Gerlinde Kaltenbrunner einige schöne Klettertage verbracht hatte.

Freiraum zum Chillen 

Da war die Welt noch in Ordnung

„Das Camp befindet sich in dschungelartigem Ambiente auf einer Lichtung in einem scheinbaren Talschluss“, beschreibt Gerlinde die Faszination der Anlage. „Die Bambushütten stehen auf Stelzen, alles ist einfach und gemütlich. Und beim gesunden laotischen Essen kommt man mit Kletterern der verschiedensten Nationalitäten ins Gespräch.“ Auch Ralf war begeistert, nicht nur vom „Green Climbers Home“, das „jede Menge Freiraum zum gemütlichen Chillen“ bot, sondern auch von den derzeit 120 Kletterrouten rundherum: „Das Camp ist eingerahmt von vielfältigsten Klettereien, an teilweise surrealen Felsbildungen. Kalktuff, Sinter, Stalaktiten, alles noch sehr rauh und supergriffig. Zu einigen Einstiegen läuft man gerade mal eine Minute, maximal zehn Minuten. Und es gibt in allen Schwierigkeitsbereichen für jeden tagelang spannende Möglichkeiten.“

Grün ernst genommen 

Genussklettern im warmen Fels

Die beiden deutschen Kletterer Isabelle und Volker Schöffl hatten die Felswände im Westen von Laos entdeckt und 2010 die ersten 50 Routen erschlossen. Tanja und Uli Weidner gehörten zu den ersten Besuchern und waren begeistert. Sie beschlossen, ihre Zelte in Köln abzubrechen, ihre Jobs aufzugeben und in dem Klettergebiet eine Bungalowanlage zu bauen. Das Camp heißt nicht umsonst „Green Climbers Home“. Umweltschutz wird groß geschrieben. Zudem legen Tanja und Uli Wert darauf, die lokale Bevölkerung einzubeziehen: „Das Projekt hat schon nach kurzer Zeit für einen spürbaren Anstieg von Einkommen in armen Familien aus dem Umkreis gesorgt.“

Tanja und Uli bitten um Hilfe

Die beiden wollen das Klettercamp wieder aufbauen, können die Kosten jedoch alleine nicht stemmen. Wenn ihr also den Schock über den Berg an Rechnungen zum Jahresbeginn einigermaßen verdaut und noch ein paar Euro übrig habt, dann klickt hier, und ihr werdet zur Spendenseite für das „Green Climbers Home“ weitergeleitet.

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Olympische Gänsehaut https://blogs.dw.com/abenteuersport/olympische-gansehaut/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/olympische-gansehaut/#comments Fri, 10 Aug 2012 15:29:06 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16183

Bald olympisch?

Gänsehaut-Atmosphäre. Die gab es in den letzten zwei Wochen reichlich bei den Olympischen Spielen. Das erinnerte mich an einen meiner Lieblingsträume aus Kindertagen: Ich muss den entscheidenden Elfmeter im Finale meines Leib- und Magenvereins 1. FC Köln schießen. Mucksmäuschenstill ist es im Stadion. 50.000 Zuschauer starren gebannt auf mich. Ich laufe an und versenke den Ball im Netz. Das Stadion tobt, auf den Schultern werde ich hinausgetragen. Mein kaum vorhandenes Fußball-Talent verhinderte, dass aus diesem Traum Wirklichkeit wurde. Auch sonst langte es sportlich nur zu persönlichen Bestleistungen, Galaxien entfernt von Olympia. Zur Meisterschaft brachte ich es lediglich im Mitfreuen. Und ich würde auch mit Kletterern jubeln – wenn sie im Jahr 2020 um olympisches Edelmetall wetteifern sollten.

Einer von acht kommt durch

Das Sportklettern hat es nämlich im vergangenen Jahr auf die so genannte „Shortlist“, also in die Endauswahl der acht Kandidaten geschafft. Im September 2013 in Buenos Aires entscheidet das Internationale Olympische Komitee (IOC), welche neue Sportart bei den Spielen in acht Jahren ins olympische Programm aufgenommen wird. Nur eine von der Liste kommt durch. Die Konkurrenten heißen Baseball, Softball, Squash, Rollersports (Inline-Skater, Rollhockey und ähnliches), Wakeboard, Karate und Wushu (ebenfalls eine asiatische Kampfsportart).

„Klettern verdient es, olympischer Sport zu sein und natürlich wäre ich gerne mit dabei“, sagt Adam Ondra, der 19 Jahre alte Tscheche, der seit Jahren zur absoluten Weltspitze der Sportkletterer gehört. Sportklettern ist weltweit in. Im internationalen Fachverband IFSC (International Federation of Sport Climbing) sind inzwischen 64 nationale Kletterverbände als Vollmitglieder registriert, für Deutschland der Alpenverein.

Gold für Tauhangeln und Himalaya-Expedition

Gold für Expeditionsteam 1922

Zwischen 1896 und 1924 war Klettern schon einmal olympisch – allerdings nur „beinfrei“ und damit eher turnerisch. Beim Tauhangeln gewann Gold, wer am elegantesten und schnellsten an einem knapp 15 Meter hohen, frei hängenden Seil empor kletterte – bei gestreckten und unbewegten Beinen. Und auch fürs Bergsteigen gab es einst olympisches Edelmetall. Das IOC belohnte insgesamt dreimal besondere Leistungen im Hochgebirge. Bei den Winterspielen 1924 in Chamonix wurden die Mitglieder der britischen Mount-Everest-Expedition 1922 mit Gold dekoriert. 1932 bei den Sommerspielen in Los Angeles ehrte das IOC die deutschen Brüder Franz und Toni Schmid mit dem „Prix olympique d’alpinisme“. Die beiden Münchner hatten im Jahr zuvor als Erste die Matterhorn-Nordwand durchstiegen. Toni Schmid erlebte den „Olympiasieg“ nicht mehr: Zweieinhalb Monate vor den Spielen stürzte er in den Hohen Tauern aus der Wiesbachhorn-Nordwestwand in den Tod. Die letzten Olympia-Gewinner im Bergsteigen kamen aus der Schweiz. Günter und Hettie Dyhrenfurth wurden 1936 in Berlin für „eine Reihe von bemerkenswerten Aufstiegen und wissenschaftlichen Expeditionen im Himalaya“ ausgezeichnet.

Ü 50

Dann war Sense mit olympischen Medaillen für Bergsportler. Vielleicht klappt es ja für die Sportkletterer 2020 in Tokio, Madrid oder Istanbul. Die Entscheidung, wer die Spiele ausrichtet, fällt ebenfalls im September 2013. Ich erwäge, vorher noch den Antrag beim IOC zu stellen, einen eigenen Wettbewerb in der Altersklasse Ü 50 ins Programm aufzunehmen. Als bekennender „Dilettant in der Wand“ hätte ich zwar auch in dieser Disziplin eine gegen minus unendlich tendierende Medaillenchance, würde ich mich aber auf das olympische Motto berufen: „Dabeisein ist alles!“ Damit ich doch noch zu meiner Gänsehaut komme.

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Superschnell auf die „Nase“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/superschnell-auf-die-nase/ Wed, 20 Jun 2012 13:09:24 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=15537

Kletterer am El Capitan

Neuer Geschwindigkeitsrekord an der „Nose“, der berühmtesten Route durch die Granitwand des El Capitan im Yosemite-Nationalpark in den USA:  Die beiden Amerikaner Hans Florine und Alex Honnold schafften die fast senkrechte Route durch die rund 1000 Meter hohe Südwand am vergangenen Sonntag in zwei Stunden 23 Minuten und 46 Sekunden. Sie unterboten damit die alte Bestmarke von Dean Potter und Sean Leary aus dem Jahr 2010 um fast 13 Minuten. Unglaublich! Florine und Honnold waren knapp 22 Minuten schneller als die beiden deutschen Top-Kletterer Alexander und Thomas Huber bei ihrem Rekord im Jahr 2007. Als die US-Amerikaner Warren Harding, Wayne Merry und George Whitmore die Route „The Nose“ 1958 eröffneten, benötigten sie dafür 47 Klettertage.

Speed-Junkies

Hans Florine ist besessen von der Geschwindigkeit. 1991 gewann er bei den ersten Sportkletter-Weltmeisterschaften in Frankfurt Gold in der Disziplin „Speed“.  Inzwischen ist Hans 48 Jahre alt und immer noch auf der Jagd nach Bestzeiten. Von der „Nose“ bekommt er die Nase einfach nicht voll. In den vergangenen 22 Jahren hielt Florine mit wechselnden Kletterpartnern achtmal den Rekord.

Der 26 Jahre alte Alex Honnold gehört zur jüngeren Generation der Sportkletterer. In diesem Jahr hat er bereits mehrere Marken im Yosemite-Granit gesetzt. Mit seinem US-Landsmann Tommy Caldwell stellte er im Mai einen neuen Rekord für die so genannte „Triple Crown“ (dreifache Krone) auf: Die beiden durchkletterten in weniger als 21 Stunden die Route „Freerider“ am El Capitan, die Südwand des Mount Watkins und die Nordwestwand des Half Dome, allesamt frei (sprich Seil und Haken nicht zur Fortbewegung, sondern nur zur Sicherung verwendend). Anfang Juni wiederholte Honnold die Trilogie solo und drückte die Zeit auf 18 Stunden. „Geschwindigkeit ist nur das Nebenprodukt davon, dass ich alleine und effizient klettere”, sagte Alex anschließend. „Ich versuche nie bewusst, mich schnell zu bewegen, sondern nur in gleichmäßigem Tempo.“

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