Noch hundert Tage
Es war Zufall, dass mein heutiger Termin bei der Kardiologin genau auf den Tag fiel, an dem es noch hundert Tage bis zum Beginn der Expedition zum 7246 Meter hohen Putha Hiunchuli in Nepal sind. Nicht ganz zufällig hatte ich um den Routine-Check nachgesucht. Schließlich sollte man vor einer Tour wie dieser so viele Risiken wie möglich ausschließen. Und in extremer Höhe dürfte sich eine schwache oder anfällige Pumpe schnell als extremer Nachteil herausstellen.
Nach eingehender Untersuchung und Belastungs-EKG attestierte mir die Herzspezialistin, dass ich gut in Form sei. „Achten Sie darauf, dass Sie sich genügend Zeit nehmen, um sich zu akklimatisieren“, gab mir die Ärztin mit auf den Weg. Sie weiß, wovon sie spricht. Ihr Bruder hat immerhin drei Achttausender bestiegen. „Gesund ist das nicht gerade“, sagte die Kardiologin und lächelte.
Aufstiegsroute liegt auf der Hand, oder?
Keine Garantie
Um die Akklimatisierung mache ich mir keine großen Sorgen. Schon der Weg zum Putha Hiunchuli ist eine kleine Expedition. Wir werden etwa eine Woche Trekking durch das Dolpo, das höchste ständig bewohnte Gebiet Nepals, hinter uns haben, ehe wir das Basislager auf rund 4900 Metern beziehen. Da hat der Körper schon einige Zeit, kräftig rote Blutkörperchen zu produzieren. Bei meinen bisherigen Reisen im Himalaya habe ich die Höhe eigentlich immer gut vertragen. Immerhin verbrachte ich 2005 auf der Nordseite des Mount Everest drei Wochen auf 5500 Metern und 2007 am Manaslu vier Wochen auf 4800 Metern. Aber eine Garantie, von der Höhenkrankheit verschont zu bleiben, kann mir natürlich niemand ausstellen. Meine Aufgabe in den letzten hundert Tagen bis zum Beginn der Expedition ist klar: Fleißig trainieren und – oh je – noch zur Zahnärztin gehen. Die hat zwar keinen Bruder, der drei Achttausender bestiegen hat, aber war selbst schon mal im Himalaya. Immerhin.
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