1996 – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Hollywood goes Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/hollywood-goes-everest/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/hollywood-goes-everest/#comments Mon, 13 Jan 2014 16:59:23 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25061 Jake Gyllenhaal (l.) und Josh Brolin

Jake Gyllenhaal (l.) und Josh Brolin

Eine Winterexpedition zum Mount Everest? Die beiden Hollywood-Stars Jake Gyllenhaal und Josh Brolin haben jetzt in einem Fünf-Sterne-Hotel in Kathmandu eingecheckt. Ein Mitarbeiter der Regierung bestätigte, dass ein Filmteam des isländischen Regisseurs Baltasar Kormakur eine zweiwöchige Drehgenehmigung für Nepal erhalten habe. Gyllenhaal und Brolin, beide bereits je einmal für einen Oscar nominiert, spielen die Hauptrollen in einem Film über die Tragödie am Mount Everest im Jahr 1996. Nach einem Wettersturz hatten damals acht Bergsteiger im Gipfelbereich des höchsten Bergs der Erde ihr Leben verloren. Der 33 Jahre alte Gyllenhaal wird den US-Bergführer Scott Fisher spielen, der zu den Opfern gehörte. Der 45-jährige Brolin schlüpft in die Rolle von Beck Weathers, der für tot gehalten worden war, wie durch ein Wunder aber trotz schwerster Erfrierungen überlebte.

Sturm am Gipfel

Mount Everest

Mount Everest

Jon Krakauers Buch „In eisige Höhen“ über die Geschehnisse am 10. und 11. Mai 1996 war ein Weltbestseller und hatte eine Diskussion über das kommerzielle Bergsteigen am Everest ausgelöst. Der nepalesische Regierungsvertreter ließ offen, ob das Filmteam wirklich am höchsten Berge der Erde dreht. In dem Fall müssten Gyllenhaal und Brolin beweisen, dass ihre Nehmerqualitäten über die Erfordernisse eines Fünf-Sterne-Hotels in Kathmandu hinausgehen. Am 8850 Meter hohen Gipfel stürmt es in dieser Woche mit Spitzengeschwindigkeiten von rund 200 Stundenkilometern, das Thermometer soll auf unter minus 40 Grad Celsius fallen. Selbst im Basislager dürfte es derzeit ungemütlich kalt sein, auch wenn in dieser Woche kein Neuschnee erwartet wird.

Fünf-Sterne-Risiko

Erst 15 Bergsteiger haben übrigens den Mount Everest im (meteorologischen oder kalendarischen) Winter bestiegen. Die beiden Polen Leszek Cichy und Krzysztof Wielicki waren am 17. Februar 1980 die ersten. Lediglich Ang Rita Sherpa gelang 1987 ein Aufstieg ohne Flaschensauerstoff. Möglich war es wahrscheinlich nur, weil das Wetter an diesem 22. Dezember außergewöhnlich gut war. Die große Kälte im Winter sorgt normalerweise dafür, dass der Luftdruck im Gipfelbereich noch weiter absinkt. Ein Aufstieg ohne Atemmaske liegt dann im absoluten Grenzbereich des Möglichen. Fünf-Sterne-Risiko.

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Vor 15 Jahren: Everest-Tragödie mit Ansage https://blogs.dw.com/abenteuersport/vor-15-jahren-everest-tragodie-mit-ansage/ Tue, 10 May 2011 05:40:02 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2011/05/10/vor-15-jahren-everest-tragodie-mit-ansage/ Unbestritten war es eine Tragödie, aber eine Katastrophe? Nein, dazu bedarf es anderer Ausmaße als das, was sich heute vor 15 Jahren am Mount Everest zugetragen hat. 27 Bergsteiger erreichen am 10. Mai 1996 den Gipfel des höchsten Bergs der Erde. Am nächsten Morgen sind acht Menschen tot – erfroren, an Erschöpfung gestorben oder abgestürzt.
Es war eine Verkettung von fatalen Umständen und schweren Fehlern, die zu dem Unglück führten. Unter den zahlenden Kunden der kommerziellen Expeditionen waren einige, die bei weitem nicht über die nötige Erfahrung am Berg verfügten, um am Mount Everest eine heikle Situation zu überstehen. Es gab Staus an den Schlüsselstellen. Bergsteiger und -führer ignorierten vereinbarte Umkehrzeiten. Dann schlug das Wetter um. Wäre der russische Bergführer Anatoli Boukreev nicht noch einmal vom Südsattel aus aufgebrochen, um völlig erschöpfte und orientierungslose Bergsteiger zum Lager zu lotsen, wären noch mehr Tote zu beklagen gewesen.


Beck Weathers, schwer gezeichnet, aber lebendig

In Echtzeit in alle Welt

Der Medienrummel um die Tragödie am Everest im Jahr 1996 war riesengroß. Erstmals wurde ein Unglück am Berg via Internet quasi in Echtzeit in die Wohnzimmer der Sessel-Abenteurer getragen. So erfuhr die Welt, dass sich der neuseeländische Bergführer Rob Hall, kurz bevor er am Südgipfel auf rund 8700 Metern Höhe starb, per Satellitentelefon von seiner schwangeren Frau verabschiedete und mit ihr über den Namen ihres noch ungeborenen Kindes sprach. Oder dass Beck Weathers, ein bergsteigender Pathologe aus den USA, den die anderen bereits für tot gehalten und im Schnee liegen gelassen hatten, plötzlich ins Lager am Südsattel taumelte. Trotz schwerster Erfrierungen überlebte Beck.
„Into thin air“ (deutsche Ausgabe: „In eisige Höhen“), das Buch des Journalisten Jon Krakauer, der sich ebenfalls hatte retten können, wurde ein Weltbestseller. Der IMAX-Film „Everest – Gipfel ohne Gnade“ füllte die Kinosäle.

Everest-Boom ungebrochen

Anschließend setzte eine Grundsatzdiskussion über das kommerzielle Bergsteigen am höchsten Berg der Erde ein. Den Everest-Boom konnte die Tragödie jedoch nicht stoppen. Nach wie vor tummeln sich Jahr für Jahr in den Basislagern auf der tibetischen Nord- und der nepalesischen Südseite Hunderte von Bergsteigern, die auf dem Dach der Welt stehen wollen. Und noch immer gehört nicht jeder aufgrund seiner Fähigkeiten dorthin – vorsichtig formuliert.


Beck Weathers \’restauriert\‘

Es gibt mehrere Gründe, warum sich eine Tragödie wie 1996 bis heute am Mount Everest nicht wiederholt hat: Fixseile bis zum Gipfel sind inzwischen Standard auf beiden Normalrouten. Jede Expedition verfügt über GPS-Geräte, die es den Bergsteigern auch im Whiteout, also bei ‚Sicht gleich null’, ermöglichen, die Orientierung zu behalten. Zudem sind die Wetterprognosen inzwischen wesentlich genauer als vor 15 Jahren. Und nicht zu vergessen: die Sherpas, von den Veranstaltern angeheuert, um die Kunden sicher auf den Gipfel zu bringen, sind echte Profis.

Besteigungen und ein Todesfall

Doch auch sie können nicht verhindern, dass alljährlich Menschen am Everest ums Leben kommen. Vor wenigen Tagen starb der US-Bergsteiger Rick Hitch beim Versuch, den letzten der „Seven Summits“, der höchsten Berge aller Kontinente, zu besteigen. Der 55-Jährige kollabierte nahe Lager III auf gut 7000 Metern, vermutet wird ein Höhenlungenödem als Ursache. Die ersten Gipfelerfolge des Jahres verdrängten den Todesfall schnell aus den Schlagzeilen.

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