Abschied – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Lunger und Moro: Tschüss, Manaslu! https://blogs.dw.com/abenteuersport/lunger-und-moro-tschuess-manaslu/ Wed, 08 Apr 2015 16:18:33 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28905 Letzter Aufstieg nach Lager 1

Letzter Aufstieg nach Lager 1

Die Südtirolerin Tamara Lunger und ihr italienischer Teampartner Simone Moro haben ihre Expedition zum achthöchsten Berg der Erde beendet. Ursprünglich hatten sie nicht nur den 8167 Meter hohen Hauptgipfel des Manaslu besteigen wollen, sondern in einem Zug auch noch den vorgelagerten 7992 Meter hohen Pinnacle East. „Es begann als Winterexpedition und endet als Frühlingsprojekt, zumindest dem Kalender nach, nicht aber mit Blick auf die Wetterbedingungen. Ich schreibe ‚endet‘, weil Tamara und ich in den vergangenen Stunden diese endgültige Entscheidung getroffen haben“, schreibt Simone aus dem Basislager auf 4800 Metern. „Wir haben all unsere Geduld, Optimismus, Erfahrung und Schläue aufgebraucht. Für dieses Jahr bleibt der Manaslu für uns beide ein Traum, den wir zurückstellen.“

Sechs Meter Schnee

Schnee, Schnee, Schnee

Schnee, Schnee, Schnee

Gestern waren die beiden noch einmal nach Lager 1 auf 5700 Metern aufgestiegen. „Wir fanden nichts mehr vor, weder Lager noch Depot. Und wir akzeptierten in aller Stille dieses letzte Signal, das der Berg uns gab. Hier liegen wieder sechs Meter Neuschnee, die Temperatur steigt. Ich denke, erst in etwa einem Monat werden die Verhältnisse so stabil sein, dass man aufsteigen kann.“ Zu spät für das italienische Team und bis dahin zu gefährlich wegen des permanenten Lawinenrisikos. Aus diesem Grund hatten Tamara und Simone bereits Anfang März die Flucht vom Manaslu angetreten. Nach drei Wochen im Khumbu-Gebiet waren die beiden mit dem Hubschrauber ins Basislager zurückgekehrt.

Zeit aufzuhören

„Ich denke, Tamara und ich haben dem Wetter und dem Berg genug Zeit gegeben, damit der Schnee fallen und der Wind ihn wegblasen konnte“, schreibt Simone. „Diese Wartezeit hat jedoch nichts verändert. Wir haben viel Kletterausrüstung verloren und Stunden und ganze Tage damit verbracht, Schnee zu schaufeln.“ Genug ist genug. Doch Simone und Tamara verlassen den Manaslu, ohne frustriert zu sein. „Wir haben in diesen zwei Monaten magische Momente purer Freude erlebt, die uns sehr zufrieden gemacht haben“, sagt Tamara. „Wir hatten Geduld, wir waren motiviert. Aber manchmal ist es nötig, zu wissen, wann es Zeit ist aufzuhören.“

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Verpatzte Generalprobe https://blogs.dw.com/abenteuersport/verpatzte-generalprobe-und-gedanken-eines-abfahrenden/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/verpatzte-generalprobe-und-gedanken-eines-abfahrenden/#comments Fri, 30 Sep 2011 17:21:23 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=10537

Erste Schwierigkeiten

Eigentlich kann unsere Expedition nur erfolgreich enden. Die Generalprobe ging nämlich gründlich daneben. Erst zerbrach meine Lesebrille und hinterließ mich blind wie einen Maulwurf. Gott sei Dank gibt es inzwischen sogenannte Lesehilfen. Ein solches Billig-Nasenfahrrad half mir, die Zeit bis zur Reparatur der Brille zu überbrücken. Anschließend verabschiedete sich der Teil eines Backenzahns, als ich voller Genuss in eine gebrannte Mandel biss. Mit einem schnellen „Werkstatt-Termin“ half mir die Zahnärztin meines Vertrauens aus der Patsche. Das dickste Ding aber wartete noch auf mich.

Auch das noch!

Als ich gestern meine lange Liste dessen, was noch für die Expedition zu erledigen oder besorgen war, fast abgearbeitet hatte, kam ich auf die Idee, sicherheitshalber noch einmal die Satellitenanlage zu testen. Erst schien sie, wie beim letzten Versuch, einwandfrei zu funktionieren, dann plötzlich gar nicht mehr. Mir brach der Schweiß aus. Ich sah die „Technik-Felle“ davonschwimmen. Die letzte Nacht vor der Abreise schlief ich kaum und wenn, dann schlecht. Heute Vormittag versuchte ein Techniker noch, der Anlage wieder Leben einzuhauchen. Vergeblich. Jetzt nehme ich ein gemietetes (und getestetes) Gerät mit, das mir ein sehr netter Mensch zum Frankfurter Flughafen gebracht hat. Die erste Schlüsselstelle der Expedition habe ich überstanden. Irgendwie, dank der Hilfsbereitschaft vieler.

Versprochen!

Was finden wir eigentlich da oben?

Langsam komme ich zur Ruhe. Schwer liegen mir noch die Abschiedstränen meiner Lieben im Magen. Für jene, die uns Abenteurer fahren lassen müssen, ist es schwerer als für uns, die wir aufbrechen. Auf uns warten aufregende Erlebnisse und Eindrücke. Die Zurückgebliebenen dagegen müssen mit ihrer Angst um uns leben. Die Wochen bis zur Rückkehr werden sich quälend lang anfühlen. Ich wäre ein schlechter Ehemann, Vater, Sohn, Bruder, Freund und Kollege, wenn mich das kalt ließe. Ich habe ein schlechtes Gewissen. Trotzdem bin ich wieder aufgebrochen. Warum? Eine leichte Antwort gibt es nicht.Vielleicht weil diese Abenteuer ein Teil von mir sind, eine Reise zu mir selbst. Ich bin meiner Frau zutiefst dankbar, dass sie mir keine Szene gemacht hat (das Recht dazu hätte sie gehabt); und meinen Kindern, die mir durch ihr Verhalten gezeigt haben, dass sie mich so akzeptieren wie ich bin: ein bisschen schräg halt. Wie kann ich das zurückgeben? Mit Vorsicht und Umsicht. Versprochen! Und ich nehme euch natürlich mit auf meine Reise.

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