Aconcagua – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Lebenstraining: Outdoor against Cancer https://blogs.dw.com/abenteuersport/lebenstraining-outdoor-against-cancer/ Thu, 23 Feb 2017 13:18:15 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35143

Petra Thaller

Nach der Expedition auf Papua-Neuguinea folgte eine weitere: die gefährlichste Expedition im Leben Petra Thallers. Im Dezember 2014 hatte die deutsche Journalistin die Carstensz-Pyramide bestiegen, den mit 4884 Metern höchsten Berg Ozeaniens und damit einen der „Seven Summits“, der höchsten Gipfel aller Kontinente. Kurz nach ihrer Rückkehr stellte Petra fest, dass sich ihre Brust veränderte. Die Diagnose der Ärzte: Krebs. Sechs Tumore in der rechten Brust. Später bildete sich sogar noch ein siebter. Thaller nahm den Kampf gegen die Krankheit an, das volle Programm: Operationen, Chemotherapie,  Antikörpertherapie. Und sie trieb weiter Sport. „Ich war damals richtig fit“, erzählt mir die 55 Jahre alte Münchnerin. „Ich bin super trainiert in die Chemotherapie hereingegangen und habe auch während aller zwölf Zyklen immer Sport gemacht. Ich bin laufen gegangen. Und mir ging es gut.“ Diese Erfahrung wollte Petra an andere Krebspatienten weitergeben. Sie gründete die Initiative „Outdoor against Cancer“ (OaC).

Gut für die Psyche

Schneeschuhwandern mit „Outdoor against Cancer“

„Es gab damals einfach keine Outdoor-Aktivitäten für Krebspatienten“, sagt Thaller. Sie ging mit ihrer Tochter und ihrem Sohn laufen. „Ich habe ihnen gesagt: ‚Wenn ich mich mal schlecht fühle, dürft ihr mir in den Hintern treten und mich rausschicken.‘ Und das haben sie auch gemacht.“ Dank OaC hat sich die Situation für Krebspatienten, die trotz ihrer Krankheit weiter in der Natur Sport treiben wollen, inzwischen geändert. Regelmäßig treffen sich nun Gruppen, ob zum Joggen, Zirkeltraining, Schneeschuhwandern, Mountainbiken oder Segeln. Und das Projekt expandiert: von München aus nach ganz Deutschland. Auch in anderen europäischen Staaten soll es bald OaC-Programme geben. „Ich habe einfach gemerkt, dass die sportliche Aktivität meiner Psyche sehr gut getan hat“, beschreibt Petra ihre Erfahrungen während der Chemotherapie. „Ich hatte einfach keine Depressionen. Ich habe in der ganzen Zeit nicht ein einziges Mal darüber nachgedacht, warum ausgerechnet ich Krebs bekam, obwohl ich mich doch immer gesund ernährt und viel Sport getrieben hatte. Und ich habe auch nicht darüber nachgedacht, dass ich daran sterben könnte. Das war einfach nie mein Ding.“

Petra Thaller: Ich hatte keine Depressionen

Hier und jetzt

Petra 2014 an der Carstensz-Pyramide

Thaller strahlt eine ungeheure Lebensfreude aus, die ansteckend wirkt.  „Ich habe keine Lust, das Leben nicht zu genießen“, sagt Petra. Sie erzählt von einem 44-Jährigen, der an einem Gehirntumor leide. Er sei nach der Krebsdiagnose zunächst fünf Monate lang nicht aus dem Haus gegangen. Heute gehöre er zu den regelmäßigen Teilnehmern ihrer Trainingsgruppe: „Er hat mal gesagt: ‚Petra macht mich wieder fit.‘ Das war eigentlich das größte Geschenk.“ Ich will von ihr wissen, ob der Sport für sie mehr Training für den Körper oder für die Seele ist. „Lebenstraining“, antwortet Thaller. Überlebenstraining? Sie schüttelt den Kopf. „Lebenstraining. Es hat nichts mit Überleben zu tun. Genieße das Leben und zwar im Hier und Jetzt!“ Das ist die Botschaft, die sie anderen Krebspatienten mit auf den Weg geben will: „Geht raus! Macht irgendwas, fahrt weg! Das Leben findet jetzt statt und nicht in vielleicht fünf Jahren, wenn jemand sagt, jetzt bist du aus dem Gröbsten raus.“

Petra Thaller: Sucht das Abenteuer!

Nächstes Ziel: Aconcagua

Ihre eigene vorerst letzte Chemotherapie liegt schon lange hinter Petra Thaller, die letzte Antikörper-Therapie ein halbes Jahr. Ist sie damit über den Berg? „Wann ist man jemals in seinem Leben über den Berg?“, sagt Petra und lacht. „Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, dass es schiefgehen könnte. Insofern bin ich vielleicht ein sehr gutes Beispiel dafür, dass auch alles gutgehen kann.“ Der Expedition auf die Carstensz-Pyramide soll bald eine neue folgen: „Ich habe schon ein Ziel für nächstes Jahr“, verrät Petra. „Ich gehe auf den Aconcagua.“ Der mit 6962 Metern höchste Gipfel Südamerikas gehört ebenfalls zu den „Seven Summits“. Der höchste aller Berge sei für sie kein Thema, sagt Thaller: „Der Everest hat mich nie interessiert.“ Ihren persönlichen Mount Everest hat sie ohnehin schon bestiegen.

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Der Rücken stoppt Fiennes am Aconcagua https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-ruecken-stoppt-fiennes-am-aconcagua/ Thu, 19 Jan 2017 16:32:53 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34785 Ranulph Fiennes am Aconcagua

Ranulph Fiennes am Aconcagua

Er wird doch wohl nicht alt werden. Sir Ranulph Fiennes hat Rücken. Großbritanniens bekanntester Abenteurer musste Anfang der Woche mit dem Rettungshubschrauber vom Aconcagua ausgeflogen werden. Am höchsten Berg Südamerikas hatte den 72-Jährigen sein Rücken derart geschmerzt, dass er den Aufstieg zum höchsten Punkt auf 6962 Metern nicht fortsetzen konnte. „Mir fehlten nur noch ein paar Stunden bis zum Gipfel“, sagte Fiennes. „Ich bin sehr frustriert. Aber ich habe gelernt, dass man in meinem Alter Schmerzen nicht mehr einfach ignorieren kann.“

Über die Pole und Gipfel

Fiennes wollte den Aconcagua im Rahmen eines Projekts besteigen, das er „The Global Reach Challenge“ (Herausforderung globale Reichweite) getauft hat. Der Brite will der Erste werden, der nicht nur den arktischen Ozean und die Antarktis durchquert, sondern auch noch die „Seven Summits“ bestiegen hat, die höchsten Berge aller Kontinente. Für diese Sammlung fehlen ihm neben dem Aconcagua noch der Denali (6194 Meter) in Alaska und die Carstensz-Pyramide (4884 Meter) in Indonesien. Über sein Projekt wirbt Fiennes um Spenden für die britische Hilfsorganisation „Marie Curie“, die sich um Todkranke und ihre Familien kümmert.

Neues Hindernis

Aconcagua

Aconcagua

Der Brite will nun erst einmal nach Hause zurückkehren und sich gründlich untersuchen lassen, bevor er irgendetwas Neues unternimmt. „Ein neues Hindernis, mit dem ich mich auseinandersetzen muss, ist, dass die Dinge nicht mehr sind, wie sie einmal waren“, räumt der Abenteurer ein: „Bei gleichem Trainingsaufwand kann der Körper nicht mehr Gleiches leisten, deshalb ist der Erfolg keineswegs mehr garantiert.“

Schwer zu bremsen

Seinem Körper hat Sir Ranulph Fiennes, der wegen seiner zahlreichen Expeditionen und Wohltätigkeitsaktionen 1993 zum Ritter geschlagen wurde, viel abverlangt. Als erster Mensch erreichte er 1982 (gemeinsam mit dem 2002 verstorbenen Charles Burton) beide Pole auf dem Landweg. Fiennes umrundete die Erde entlang des Nullmeridians. 2003 absolvierte er – nur vier Monate nach einer Bypass-Operation – innerhalb von sieben Tagen auf sieben Kontinenten sieben Marathonrennen über die volle Distanz. 2009 bestieg Fiennes als 65-Jähriger den Mount Everest. Anfang 2013 musste er beim Versuch, die Antarktis erstmals im Winter zu durchqueren, gerettet werden, weil er sich Erfrierungen zugezogen hatte. Ein weiterer für diesen Winter geplanter Versuch wurde vom britischen Außenministerium nicht genehmigt.  Dieser Mann ist nur schwer zu bremsen.

P.S. Bevor ihr jetzt anfangt zu googeln: Sir Ranulph Fiennes ist ein Cousin dritten Grades der britischen Schauspieler Ralph und Joseph Fiennes.

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Schnell, schneller, Jornet https://blogs.dw.com/abenteuersport/schnell-schneller-jornet/ Wed, 31 Dec 2014 11:18:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=27975 Kilian Jornet auf dem Aconcagua (© summitsofmylife.com)

Kilian Jornet auf dem Aconcagua (© summitsofmylife.com)

„Ich habe Kilian noch nie so leiden sehen“, sagt Sebastien Montaz-Rosset. Der französische Dokumentarfilmer gehörte zum Team des spanischen Bergläufers Kilian Jornet bei dessen Rekordlauf auf den Aconcagua. Für die Normalroute von Horcones auf 2900 Metern bis zum 6962 Meter hohen Gipfel des höchsten Bergs Südamerikas benötigte der 27-Jährige am 23. Dezember acht Stunden und 45 Minuten, für die Strecke bergab rund vier Stunden. Nach zwölf Stunden und 49 Minuten erreichte Jornet wieder den Ausgangspunkt. So schnell war definitiv noch niemand auf dem Aconcagua und wieder herunter. Die dokumentierte bisherige Bestzeit hatte der Portugiese Carlos Sa 2013 mit 15 Stunden und 42 Minuten aufgestellt. 2006 behauptete der Spanier Jorge Egocheaga, für Auf- und Abstieg 13 Stunden und 46 Minuten gebraucht zu haben. Auch diese Zeit unterbot Jornet nun um knapp eine Stunde. Kilian räumt ein, dass er im Gipfelbereich Probleme mit der dünnen Luft bekam. Er sei für den Bereich oberhalb von 6600 Metern nicht ausreichend akklimatisiert gewesen, sagt der Katalane. Für die Zukunft müsse er daraus lernen.

Jetzt auf den Everest

Jornet hat sein Berglauf-Projekt „Summits of my life“ getauft, Gipfel meines Lebens. Er will die Prestigeberge der Welt in Rekordzeit hinauf- und herunterlaufen. Der Spanier hält bereits zahlreiche Bestzeiten. Jornet bricht nicht nur Rekorde, er pulverisiert sie geradezu. So benötigte er 2013 von Chamonix aus für Auf- und Abstieg auf den Mont Blanc nur vier Stunden und 57 Minuten, das Matterhorn lief er von der italienischen Seite aus in zwei Stunden und 52 Minuten hinauf und wieder herunter. Elf Stunden und 48 Minuten brauchte er im vergangenen Sommer für Aufstieg und Skiabfahrt vom Denali, dem mit 6194 Metern höchsten Berg Nordamerikas.  Für das Frühjahr 2015 hat Jornet sich den höchsten aller Berge vorgenommen. Starten will Kilian nicht im Everest-Basislager, sondern weiter unten, möglicherweise in Gorak Shep, der letzten bewohnten Siedlung auf der nepalesischen Seite. Details hat der Spanier noch nicht preisgegeben. Für die Akklimatisierung am Mount Everest sollte Kilian Jornet jedenfalls ausreichend Zeit einplanen. Andernfalls könnte sein Speedversuch tödlich enden.

P.S. Rutscht gut hinüber ins neue Jahr 2015!

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Dujmovits: Ab 5000 Metern alleine unterwegs https://blogs.dw.com/abenteuersport/interview-dujmovits-nanga-parbat/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/interview-dujmovits-nanga-parbat/#comments Wed, 18 Dec 2013 11:05:46 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=24755 Ralf Dujmovits auf dem Gipfel des Aconcagua

Ralf Dujmovits auf dem Gipfel des Aconcagua

Schnell und allein. Das ist die Taktik, die sich Ralf Dujmovits für seine Winterbesteigung des Nanga Parbat vorgenommen hat. Der Bergsteiger, der als erster Deutscher auf allen 14 Achttausendern stand, wählte eine ungewöhnliche Form, um sich zu akklimatisieren: Der 52-Jährige bestieg den Aconcagua, den höchsten Berg Südamerikas, und verbrachte auch zwei Nächte am 6962 Meter hohen Gipfel. Ralfs Frau, die Österreicherin Gerlinde Kaltenbrunner, fehlt bei der Expedition zum Nanga Parbat. Die 43-Jährige muss ihre beim Training überbeanspruchten Gelenke kurieren. Ralf ist heute nach Pakistan gereist. Während seines kurzen Zwischenstopp zu Hause in Bühl habe ich mit ihm gesprochen:

Ralf, warum der Nanga Parbat?

Der Nanga Parbat ist für mich – und war auch lange Zeit für Gerlinde – der schönste Achttausender. Wann immer wir, nachdem die 14 Achttausender geschafft waren, gefragt wurden, an welchen dieser Berge wir vielleicht noch einmal zurückgehen wollten, haben wir unabhängig voneinander geantwortet: an den Nanga Parbat. 

Und warum ausgerechnet im Winter?

Es bietet sich natürlich an, etwas zu versuchen, was bisher noch nicht geglückt ist. Insofern macht es Sinn, die Rückkehr zum Nanga Parbat mit einer Winterbesteigung zu kombinieren. Wenn man eine Besteigung schon kennt, wenn man weiß, was an welchen Stellen auf einen zukommt, wie viele Höhenmeter noch fehlen, welche Schwierigkeiten noch zu bewältigen sind, dann ist das ein mentaler Vorteil. Auch eine Besteigung im Winter ist dann sicher deutlich weniger schwierig, als wenn man so einen Berg noch nie bestiegen hat.

Aber du giltst nicht unbedingt als ausgewiesener Winterexperte im Himalaya und Karakorum.

Mit Sicherheit nicht, aber ich habe sehr viel Erfahrung, und ich hoffe, dass ich davon bei diesem Winterprojekt profitieren kann. Es sind ja nicht nur die 14 Besteigungen. Ich habe auch sehr oft umgedreht. Bei meinen insgesamt 32 Versuchen an Achttausendern habe ich viel Erfahrung gesammelt. Ich glaube schon, dass ich mir das zutrauen kann.

Ralf Dumovits: Winter-Experte an den Achttausendern?

Basislager auf der Diamir-Seite

Basislager auf der Diamir-Seite

Du willst über die Diamir-Flanke des Nanga Parbat aufsteigen. In den letzten Jahren sind Expeditionen dort häufig im Schnee gewissermaßen abgesoffen. Warum wählst du diese Seite?

Die Bergsteiger sind nur zum Teil im Schnee abgesoffen. Sie sind eher gescheitert, weil sie auf ihren Routen zu viel Blankeis angetroffen haben. Denis Urubko und Simon Moro zum Beispiel wollten 2012 eigentlich die Kinshofer-Route nehmen, haben aber gesehen, dass die Route zu viel Blankeis hatte. Ich denke, es hängt sehr viel von den aktuellen Verhältnissen ab. Ich mache mir im Vorfeld nicht den Stress, mich auf eine Route festzulegen, sondern lasse mir das offen. Ich schaue mir vor Ort die Verhältnisse an und werde mich dann für eine der Möglichkeiten entscheiden.

Du wirst dort unterwegs sein, wo im vergangenen Sommer Terroristen elf Bergsteiger erschossen haben. Machst du dir Sorgen um deine Sicherheit?

Was meine persönliche Sicherheit anbetrifft, nicht. Es wäre im Winter sicher einfacher, auf die Rupalseite zu gehen, wo jetzt auch andere Winterexpeditionen unterwegs sein werden. Aber ich glaube nicht, dass sich so ein furchtbarer Vorfall wiederholen wird, dass also die Taliban dort wieder auftauchen. Eine ganz andere Geschichte ist, damit umzugehen, dass ich jetzt quasi die nächste Expedition bin, die dort oben das Basislager aufschlagen wird. Damit habe ich mich sehr intensiv auseinandergesetzt. Die Leute brauchen den Bergtourismus und die Expeditionen. Das ganze Diamir-Tal lebt zu einem guten Teil von den Trägerdiensten. Wenn jetzt keine Expeditionen mehr kämen, wäre das ein Totalverlust für die Dörfer. Ich möchte einfach hinter das alles einen Punkt setzen und klarstellen, dass man dorthin weiter zum Bergsteigen gehen kann.

Ralf Dujmovits über die Lage nach dem Mordanschlag am Nanga Parbat

Du wirst vom Polen Dariusz, genannt „Darek“, Zaluski begleitet, einem Weggefährten eurer K-2-Expedition 2011. Seid ihr eine Zweier-Seilschaft?

Nein, Darek wird mich bis zum Basislager begleiten, maximal bis auf eine Höhe von 5000 Meter. Das ist der vordere Bereich mit eher flacheren Gletschern, wo man mit Spalten rechnen muss. Oberhalb von 5000 Metern hat man durchgängig steile Flanken, wo es zwar auch Spalten gibt, aber mit Sicherheit keine so tückischen wie auf in den flacheren Passagen. Darek hat nicht die gleiche Akklimatisation, wie ich sie von Südamerika mitgebracht habe. Deshalb werde ich oberhalb von 5000 Metern alleine unterwegs sein.

Das ist ja noch einmal eine ganz spezielle Herausforderung.

Ja, mit Sicherheit. Auf sich allein zurückgeworfen zu sein, mit der Einsamkeit umzugehen, das ist ein eigenes Thema. Aber ich möchte sehr unkompliziert und sehr schnell unterwegs sein. Und die schnellste Art, völlig frei und unabhängig agieren zu können, ist, alleine aufzusteigen. Ich habe mich darauf eingestellt. Ich war am Aconcagua tagelang alleine und habe mich dort gut akklimatisiert. Ich habe den Kopf frei genug und denke, dass ich mit der Einsamkeit umgehen kann.

Ein Soloprojekt ist auf jeden Fall risikoreicher, als wenn man im Team unterwegs ist. Was sagt Gerlinde als deine Frau dazu?

Gerlinde war nicht glücklich, als ich mit ihr über mein Projekt gesprochen habe. Aber sie weiß, dass ich das schon so lange im Hinterkopf mit mir herumtrage, dass sie mir keinen Stein in den Weg legen wollte. Aber ganz happy war sie damit natürlich nicht.

Blick auf den Westgipfel des Aconcagua

Blick auf den Westgipfel des Aconcagua

Du hast deine Akklimatisierung am Aconcagua angesprochen. Das ist sehr ungewöhnlich.

Ich habe über die Jahre hin bei den Winterexpeditionen festgestellt, dass sich viele bei der reinen Vorakklimatisation an den Achttausendern aufgerieben haben. Sie haben sehr viel Energie verbraucht für den Aufbau der Hochlager, für das Einrichten der Fixseile und  andere Dinge mehr. Man hat im Winter nur sehr wenige, sehr kurze Wetterfenster. Wenn man die für die Akklimatisation quasi  verschwendet, ist das ein riesiger Verlust an Energie, die man sich für die  eigentliche Besteigung aufsparen sollte. Deshalb habe ich meine Vor-Akklimatisation in Südamerika gemacht, nicht ohne Anstrengung, aber angenehmer, weniger aufwändig, weniger hart  als an einem Achttausender. Ich habe heute Morgen auf der Waage gestanden. Ich habe in den dreieinhalb Wochen in Südamerika kein einziges Kilo verloren. Dabei habe ich im Hochlager vier Nächte auf 6000 Metern und zwei Nächte auf dem Gipfel des Aconcagua mit fast 7000 Metern verbracht. Ich bin also, meine ich, perfekt akklimatisiert.

Ralf Dujmovits über seine Akklimatisation am Aconcagua

Wie sieht dein Zeitplan für den Nanga Parbat aus?

Ich weiß, dass man im Winter nicht sehr lange die Kälte und den Wind am Berg aushält, deshalb habe ich nicht viel Zeit eingeplant. Wenn ich einen Tag nach der Ankunft im Basislager von Charly Gabl in Innsbruck die Auskunft bekommen sollte, dass ein Wetterfenster bevorsteht, könnte ich eigentlich sofort starten. Ich würde also versuchen, ohne Hochlager und Fixseile in einem Versuch durchzustarten.

Und wie viele Versuche gibst du dir?

Einen, maximal zwei.

P.S. Ich bleibe auch in Pakistan in Kontakt mit Ralf. Ihr werdet also hier im Blog aus erster Hand erfahren, wie es ihm am Nanga Parbat ergeht.

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Deutscher Bergsteiger stirbt am Aconcagua https://blogs.dw.com/abenteuersport/deutscher-bergsteiger-stirbt-am-aconcagua/ Fri, 25 Jan 2013 16:04:26 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=19255

Aconcagua

Was ich kürzlich über den Kilimandscharo schrieb, gilt auch für den Aconcagua. Wie der höchste Gipfel Afrikas wird auch der höchste Berg Südamerikas gerne unterschätzt. Der Normalweg von der Nordseite her führt, ohne dass die Bergsteiger wirklich klettern müssen, auf den höchsten Punkt. Der liegt jedoch auf 6962 Metern, und genau darin liegt die Gefahr. In dieser Höhe wird der Sauerstoff nur noch mit etwa 40 Prozent des Drucks in die Lungen gepresst wie auf Meereshöhe. Wer nicht ausreichend akklimatisiert ist oder Symptome der Höhenkrankheit ignoriert, riskiert sein Leben. Gestern starb am Aconcagua ein 53 Jahre alter Deutscher. Er war bereits der dritte Bergsteiger innerhalb weniger Wochen, der bei dem Versuch, diesen Fast-Siebentausender zu besteigen, sein Leben ließ.

Dritter Todesfall in dieser Saison 

Ein anderes Expeditionsmitglied habe den Deutschen morgens im Lager „Nido de Cóndores“ (Kondor-Nest) auf 5500 Metern tot in seinem Zelt aufgefunden, heißt es in argentinischen Medienberichten. Offiziell ist die Todesursache noch nicht geklärt, aber das klingt verdächtig nach tödlich verlaufener Höhenkrankheit. Bereits zur Jahreswende waren zwei Freunde aus den USA, 41 und 42 Jahre alt, am Aconcagua unter ähnlichen Umständen ums Leben gekommen.

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