Aktion 2012 – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Stein auf Reisen https://blogs.dw.com/abenteuersport/stein-auf-reisen/ Mon, 01 Oct 2012 09:29:28 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=17241 Es soll ja Leute geben, die glauben Dinge erst, wenn sie im bewegten Bild erscheinen. Also für alle jene hier als Nachklapp zu „Fair zum Berg“ noch ein kleines Video vom Beginn und Ende der Aktion:

 

Noch mehr Beton

Deutschlands höchste BaustelleAls wir durch das Oberreintal Richtung Gipfel der Zugspitze aufstiegen, passierten wir übrigens auch die Baustelle für die neue Sechser-Seilbahn zum Wetterwandeck, die den alten Doppelschlepplift ersetzt. Da haben die Berg-Betonierer wieder ganze Arbeit geleistet. Fair zum Berg? Wohl kaum – genausowenig wie die beiden Spanier, die nach uns von der Gipfelplattform der Zugspitze zum höchsten Punkt aufstiegen – in Turnschuhen. Oben angelangt, entblößten sie sich noch bis aufs Unterhemd, um in Macho-Pose fürs Erinnerungsfoto zu posieren. So viel zum Thema Demut und Respekt vor den Bergen.

 

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Deutschland-Bilder https://blogs.dw.com/abenteuersport/deutschland-bilder/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/deutschland-bilder/#comments Sat, 22 Sep 2012 18:31:39 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=17037 Zurück in Köln habe ich euch noch ein paar Impressionen meiner Reise quer durch Deutschland zusammengestellt, die noch nicht als Bilder im Blog erschienen sind. Ich sage auch „Danke!“ für eure vielen aufmunternden Kommentare.

[See image gallery at blogs.dw.com]

P.S. Die Internetseite 4-seasons.de hat über meine Aktion „Fair zum Berg“ berichtet.

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Oben abgekommen https://blogs.dw.com/abenteuersport/oben-abgekommen/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/oben-abgekommen/#comments Thu, 20 Sep 2012 16:33:53 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=17011

Am Ende einer langen Reise

Der Stein von der tiefsten Stelle Deutschlands liegt jetzt auf der höchsten. Heute um 13.30 Uhr habe ich ihn am 2962 Meter hohen Gipfel der Zugspitze abgelegt – nachdem ich ihn ausschließlich mit fairen Mitteln, mit dem Fahrrad oder zu Fuß, quer durch Deutschland dorthin gebracht habe. Die Zugspitze hat  es uns nicht gerade leicht gemacht.

Reif für den Trockenraum

Regenwolken im Oberreintal

Als wir am Mittwoch vom Skisprung-Stadion Garmisch-Partenkirchen aufbrechen, gießt es in Strömen. Noch nie habe ich in der Partnachklamm so viel Wasser von den Felswänden rieseln sehen. Die erste unfreiwillige Dusche für mich und meine Begleiter. Das sind mein Sohn Jan und seine Freunde Felix und Justus. Als wir den weiten Weg ins Reintal hinein wandern, lässt der Regen vorübergehend ein wenig nach, doch es nieselt beständig weiter. Trotz wetterfester Bekleidung arbeitet sich die Nässe langsam nach innen durch. Als wir nach vierstündigem Aufstieg die Reintalangerhütte auf 1369 Metern erreichen, werden wir dort mit den Worten empfangen: „Ihr seht aus, als solltet ihr erst einmal in den Trockenraum gehen.“ Dort lassen wir die nassen Klamotten und Wanderschuhe zurück.

Ochsenblut

Matratzenlager

Das Matratzenlager in der 100 Jahre alten, urigen Hütte ist kaum belegt. Wir können uns ausbreiten. Außer uns übernachten hier noch etwa ein Dutzend Wanderer. Am Abend bestellen zwei Mainzer nach dem Essen „Ochsenblut“. Weder das Hüttenpersonal noch die anderen Gäste haben davon jemals gehört. “Das ist Rotwein mit Cola“, klären uns die beiden auf. Ein kollektiver Aufschrei des Abscheus hallt durch die Gaststube. „Das schmeckt wirklich gut“, beharren die Mainzer, die aber niemanden dazu bewegen können, davon zu kosten. Wir ziehen uns früh ins Lager zurück, um am Gipfeltag ausgeschlafen zu sein. Zwei Stunden später unterbrechen die Mainzer unsere Ruhe, indem sie die Beleuchtung einschalten und belustigt feststellen: „Ach, guck mal, da schlafen ja noch andere.“ Wieder einmal bestätigt sich eine alte Hüttenregel: Wenn du im Matratzenlager gut schlafen willst, musst du am meisten trinken und als letzter kommen.

Volle Konzentration

Gratwanderung

Um 6.30 Uhr werden wir mit einem schönen, auf einem Akkordeon gespielten Walzer und einem anschließenden Weckruf aus dem Schlaf geholt. Das hat Tradition in der Reintalangerhütte. Eine gute Stunde später treten wir ins Freie. Kaum zu glauben, aber der Himmel ist fast wolkenlos. Nach dem gestrigen Dauerregen hätten wir das kaum für möglich gehalten. Petrus meint es offenbar gut mit uns. 1600 Höhenmeter trennen uns noch vom Gipfel. Wir gewinnen an Höhe. Auf dem Zugspitzplatt sind fünf bis zehn Zentimeter Neuschnee gefallen. Wir steigen auf einem weißen Teppich auf. Bald erscheint der Gipfel zum Greifen nah, doch noch wartet ein mit Drahtseilen gesicherter Steig auf uns. Und der hat es in sich. Die Sonne hat nämlich inzwischen dafür gesorgt, dass der Neuschnee zu schmelzen begonnen hat. Kleine Bäche ergießen sich über die Felsen. An anderen Stellen liegt noch Schneematsch auf den Tritten. Unsere ganze Konzentration ist gefordert. Ein Ausrutscher könnte fatale Folgen haben. Wir nehmen auch diese letzte Hürde und stehen plötzlich auf der Metalltreppe, die zum Zugspitzhaus führt. Ein fast absurdes Ende einer Bergtour.

Seid fair zum Berg!

Platz mit Aussicht

Dort oben tummeln sich wegen der heute fast perfekten Fernsicht von bis zu 150 Kilometern mehrere hundert Touristen. Fast alle sind mit Seil- oder Zahnradbahn auf Deutschlands höchsten Berg gekommen. Auf den eigentlich höchsten Punkt traut sich kaum jemand, weil die Stelle recht ausgesetzt ist. So stehen wir wenig später alleine unter dem vergoldeten Gipfelkreuz. Ich ziehe den den Stein aus der Tasche, der vor anderthalb Wochen noch an der tiefsten Stelle Deutschlands in Neuenfeld-Sachsenbande nahe Itzehoe gelegen hat. Ich suche einen schönen Platz für ihn aus, mit einem beeindruckenden Panorama rundherum – sieht man vom Zugspitzhaus und seiner Besucherterrasse ab.

Damit endet meine Aktion „Fair zum Berg“. Mein Anliegen aber bleibt bestehen: Seid bitte fair zu den Bergen! Tretet ihnen mit Respekt und Demut gegenüber! Und tut etwas für den Klimaschutz!

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Servus vom Fuß der Zugspitze https://blogs.dw.com/abenteuersport/servus-vom-fus-der-zugspitze/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/servus-vom-fus-der-zugspitze/#comments Tue, 18 Sep 2012 20:13:51 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16991

Angekommen

Ich bin’s, der Stein von der tiefsten Stelle Deutschlands. In einem dunklen Winkel einer Satteltasche bin ich quer durch Deutschland geradelt worden. 71 Stunden und 16 Minuten reine Fahrzeit liegen hinter mir, in denen ich manchmal ganz schön durchgeschüttelt wurde. Einmal waren wir 46,81 Stundenkilometer schnell. Gott sei Dank haben wir Steine keinen Magen, sonst wäre mir sicher schlecht geworden. Steht ihr auf Statistik? Na dann.

 

Bis auf 869 Meter

Sie wäre gerne mitgekommen

Stefan ist in den vergangenen zehn Tagen 1113 Kilometer weit gefahren, im Schnitt 15,6 Stundenkilometer schnell. Den höchsten Punkt passierten wir heute: den Ettaler Sattel, 869 Meter über dem Meeresspiegel, also 873 Meter höher als mein Heimatort Neuendorf-Sachsenbande nahe Itzehoe. Wie viele Höhenmeter mein Spediteur und ich insgesamt zurückgelegt haben, kann ich euch leider nicht sagen. Stefan ist technisch nicht immer auf dem allerneuesten Stand. Seinen Drahtesel hat er auf einem Gebrauchtmarkt erstanden, die Satteltaschen sind dreißig Jahre alt und undicht. Ein hoffnungsloser Fall von einem Romantiker eben.

Gesellschaft bekommen

Andreas kurz vor Oberammergau

Geflucht hat er aber nicht zu wenig bei unserer Deutschland-Tour. Vor allem wenn es Stefan wieder einmal irgendwo zwickte, ob in den Waden, im Knie oder sonst wo. Oder wenn ein Anstieg so steil war, dass er absteigen musste. Er ist halt nicht mehr der Jüngste. Die heutige letzte Etappe war mit 97 Kilometern vergleichsweise kurz. Die Sonne schien von einem wolkenlosen Himmel. Etwa auf halber Strecke, an der Echelsbacher Brücke, erhielten wir Gesellschaft. Andreas, ein sehr guter Freund Stefans seit der Schulzeit, stieß dazu. Er macht derzeit Urlaub im Allgäu und begleitete uns heute mit dem Fahrrad bis nach Garmisch-Partenkirchen. Das hat meinem Spediteur richtig gut getan. Er vergaß fast die Zeit, fluchte deutlich weniger und erreichte das Ziel schneller als gedacht. Auf dem Campingplatz in Grainau warteten bereits Stefans Sohn Jan und dessen Freunde Felix und Justus. Die drei wollen mit Stefan und mir auf den Gipfel der Zugspitze.

Morgen auf die Reintalangerhütte

Stefan hat mich nach der Ankunft ausgepackt, um mich den anderen vorzustellen. Bei der Gelegenheit konnte ich einen kurzen Blick auf die Zugspitze werfen. Schöner Berg – bis auf die Seilbahnstützen. Aber die Aussicht von oben ist sicher grandios. Ich kann mir gut vorstellen, dort bald herumzuliegen. Morgen ziehe ich um, von der Satteltasche in Stefans Rucksack. Die Wettervorhersage ist nicht so toll. Es soll regnen. Mir egal, ich habe es ja trocken. Die vier Bergsteiger wollen bis zur Reintalangerhütte aufsteigen, dort übernachten und dann am Donnerstag – hoffentlich bei besserem Wetter – versuchen, den Gipfel der Zugspitze zu erreichen. Ich bin ganz schön aufgeregt. Keine alltägliche Reise für einen Stein aus dem hohen Norden.

P.S. Wahrscheinlich wird es im Reintal nicht möglich sein, eine Internetverbindung zu bekommen. Ihr müsst euch also voraussichtlich bis Donnerstag gedulden.

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1000-Kilometer-Marke geknackt https://blogs.dw.com/abenteuersport/1000-kilometer-marke-geknackt/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/1000-kilometer-marke-geknackt/#comments Mon, 17 Sep 2012 20:34:22 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16959

Alpakas nahe Landsberg

Da kannst du sagen, du warst in Lima“, sagt einer der beiden älteren Herren, die sehen, dass ich die Alpakas fotografiere. Dabei heißt mein Lima Landsberg und liegt am Lech. Irgendjemand muss ein Faible für diese südamerikanischen Hochlandkamele oder ihre Wolle haben, um sie hier ins Voralpenland zu importieren. Ungewöhnlich. Aber warum nicht, Reinhold Messner hält in Südtirol schließlich auch Yaks, die er aus dem Himalaya mitgebracht hat. Und die Alpakas machen einen durchaus zufriedenen Eindruck.

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Hornhaut am Hintern

Pause auf der Herrgottsbank

Wieder verwöhnt mich die Sonne, als ich morgens nahe Donauwörth zu meiner vorletzten Rad-Etappe auf dem Weg zur Zugspitze starte. Ich spüre, dass die Kondition von Tag zu Tag besser wird. Der Allerwerteste scheint sich an den entscheidenden Stellen eine Hornhaut zugelegt zu haben. Nur die Problemzone linkes Knie bleibt. Ich hoffe nur, dass mir das beim Bergwandern nicht zusetzt. Das heutige 106 Kilometer lange Teilstück verwöhnt mich mit einem ziemlich flachen Profil. Ich kann einfach vor mich hin rollen und meinen Gedanken nachhängen. Die Aussicht, bald meine Deutschland-Tour vom Norden in den Süden durchgeradelt zu haben, beflügelt.

Immer geradeaus

In Augsburg gibt es einen regelrechten Radweg-Schilderwald. Kein Wunder, dass ich irgendwann die Orientierung verliere. Wo geht es denn nun nach Königsbrunn und dann Richtung Landsberg? „Das ist nicht so einfach“, findet auch ein junger Mann, den ich um Hilfe bitte. „Aber wenn du einmal raus aus der Stadt bist, kannst du immer geradeaus nach Süden fahren.“ Also der Nase nach. So kommt es auch. Fast ein wenig eintönig erscheint mir der Weg fortan.

Erster Blick

Keine Fata Morgana

Kurz vor Landsberg fehlt mir der Sekt, um mit mir selbst anzustoßen – auf die 1000 Kilometer, die ich in diesem Augenblick laut Tacho unterwegs bin.Um zum Campingplatz zu gelangen, muss ich noch hinter der Altstadt von Landsberg die „Bergstraße“ hinauf. Die heißt nicht umsonst so. Zum einen muss ich schwer in die Pedale treten, um die Steigung zu schaffen. Zum anderen erblicke ich, oben angelangt, erstmals die Alpen-Silhouette. Mir geht das Herz auf. Morgen fahre ich fair in die Berge hinein. Die Vorfreude wächst mit jedem Kilometer. So sind wir Bergfexe halt.Wir können nicht anders.

P.S. Für alle, die interessiert, was ich heute gegessen habe: Eine mit Käse überbackene Riesenportion Spaghetti Bolognese mit Champignons und Erbsen – im Garten des „Ristorante Bellino“ in Augsburg. Lecker – und jede Menge Kohlenhydrate 🙂

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Lieber abseits https://blogs.dw.com/abenteuersport/lieber-abseits/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/lieber-abseits/#comments Sun, 16 Sep 2012 21:23:09 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16937

Romantisches Nördlingen

Straßen sind asphaltiert und meist laut. Sie können nicht romantisch sein, höchstens romantische Plätze verbinden. Genau das macht die Romantische Straße, der ich heute über insgesamt 125 Kilometer bis hinter Donauwörth gefolgt bin, inklusive Fahrrad-Umwege. Als ich morgens in Rothenburg ob der Tauber eine Bäckerei betrete, um mir mein Frühstück zu besorgen, staune ich nicht schlecht. Die Verkäuferin spricht mit ihren Kunden japanisch. Eine geschäftstüchtige Frau, die Stadt wimmelt schließlich von Touristen aus Nippon. Die romantische Altstadt gehört zu den Plätzen in Deutschland, die ein japanischer Urlauber einfach gesehen (und fotografiert) haben muss.

Eintritt zu Fuß

Um das nicht weniger romantische mittelalterliche Zentrum von Dinkelsbühl radle ich vier Stunden später einen Bogen, da ein Schild am Stadttor verkündet, man solle doch, bitte schön, nur zu Fuß eintreten. Da ich die Stadt schon einmal besucht habe, fällt es mir nicht schwer, darauf zu verzichten. Mir ist ohnehin mehr nach Kalorien. Ich kehre im Wirtshaus „Zum Wilden Mann“ ein. Schon vor Hunderten von Jahren rasteten, aßen und tranken hier Kaufleute und fahrende Händler, die keine Stadtrechte besaßen und deshalb vor den Toren von Dinkelsbühl bleiben mussten.

Schweren Herzens

Pilzdoping für gestresste Radler

Den ursprünglichen Namen des Wirtshauses finde ich eigentlich noch passender: „Zum wildfremden Mann“. Dem wildfremden Mann, der mit dem Fahrrad gekommen ist, munden die Pfifferlinge mit Semmelknödeln und Salat vorzüglich. Da ich noch rund 60 Kilometer vor mir habe, verzichte ich allerdings schweren Herzens auf das Bier der Hausbrauerei und trinke – wie es sich für einen Sportler „im Dienst“ gehört – Apfelschorle.

Jäger und Gejagte

Romantischer Fahrradweg

Meist fahre ich auf gut markierten Radwegen oder kleinen Straßen, sammle dabei ein paar Kilometer mehr, lebe aber sicherer. Vor Nördlingen bin ich gezwungen, ein längeres Stück die Bundesstraße 25 zu nutzen. Hier jagen sich vornehmlich die Autos mit den drei Buchstaben und die mit dem Stern. Und auch die Motorradfahrer wollen mitspielen. Als Radler komme ich mir dort ziemlich verloren vor. Von wegen Romantische Straße. Ich fahre lieber abseits.

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Herr Radfahrer! https://blogs.dw.com/abenteuersport/herr-radfahrer/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/herr-radfahrer/#comments Sat, 15 Sep 2012 21:10:24 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16913

Darum ist es am Main so schön

Fair ist schwer. Zumindest, wenn man 133 Fahrradkilometer von gestern in den Knochen und außerdem schlecht und zu kurz geschlafen hat. Und dann fährt in unmittelbarer Nähe zum Radweg alle zwanzig Minuten ein Regionalzug vorbei. Nein, ich mache es nicht wie einige Radprofis in den Gründerjahren der Tour de France, die ein Stück der Etappe mit dem Zug fuhren, um den Strapazen aus dem Weg zu gehen. Ich bleibe fair unterwegs, mit meinem Stein von der tiefsten Stelle Deutschlands in der Satteltasche. Der heutige Tag meint es aber auch gut mit mir. Am Main sind die Radwege wunderbar flach. Kein Lüftchen weht. Und so fahre ich Kilometer um Kilometer, ohne dafür ans Limit gehen zu müssen.

Auch Einkaufswagen rollen

In Würzburg habe ich zur Mittagszeit gut 50 Kilometer hinter mich gebracht. In einem Biergarten am Main mit Blick auf die Altstadt mache ich Brotzeit mit Salat. So heißt das hier in Bayern. Heute bin ich zum ersten Mal mit „Herr Radfahrer“ angeredet worden. Eine freundliche ältere Dame macht mich darauf aufmerksam, dass mein Einkaufswagen vor dem Supermarkt in Ochsenfurt – in dem ich mich für das Wochenende mit Proviant eingedeckt habe – quer über den abschüssigen Parkplatz rollt. „Kein Wunder! Das hören Sie unter ihrem Helm ja auch nicht“, sagt die Dame mit einem verschmitzten Grinsen.

War das Aldag?

Frisch ist anders

Der „Herr Radfahrer“ mit Schallschutzhelm muss kurz darauf doch wieder schieben. Der Anstieg heraus aus dem Maintal ist für mich nach einer anstrengenden Woche auf dem Rad schlicht zu steil. Bis zum Taubertal muss ich noch über einige solcher giftiger Anstiege. Wenn ich nicht mehr schneller als 6,5 Stundenkilometer fahren kann, schiebe ich lieber. Für meine Beine ist das ein willkommener Ausbruch aus dem Kurbel-Trott. Sie scheinen doch eher fürs Laufen gemacht.

Hinter dem Dorf Aub quäle ich mich einen weiteren Hügel hinauf, als ein Rennradfahrer über die Kuppe geschossen kommt und auf meiner Höhe freundlich grüßt. War das nicht Rolf Aldag, der alte Kämpe aus glorreichen Tagen des deutschen Radsports? Ehe ich meinen Gedanken gefasst habe, ist der Rennradler schon außer Sichtweite. Vielleicht war es ja Aldags Bruder. Oder ich habe halluziniert.

Aus Kanada zum Radfahren

Schattenspiel

Die letzten der 120 Tageskilometer führen mich durch das Taubertal. Bevor ich den Zeltplatz in Detwang erreiche, sehe ich das angestrahlte Stadttor von Rothenburg ob der Tauber. Immerhin ist es diesmal noch nicht stockdüster. Neben mir hat ein Ehepaar aus dem Osten Kanadas sein Zelt aufgebaut. Die beiden sind schon zum zweiten Mal über den großen Teich geflogen, nur um in Deutschland Rad zu fahren. „Hier gibt es so schöne Fahrradwege“, sagt der Kanadier.

P.S. Auf der rechten Seite des Blogs könnt ihr via Spot Messenger sehen, wo ich unterwegs bin.

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Rhön-Radfahren bis zum Anschlag https://blogs.dw.com/abenteuersport/rhon-radfahren-bis-zum-anschlag/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/rhon-radfahren-bis-zum-anschlag/#comments Sat, 15 Sep 2012 10:00:50 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16899

Vor dem Fuldaer Dom

„Hier hat man eigentlich immer Gegenwind“, sagt der ältere einheimische Mountainbiker, der angehalten hat, als ich auf einer Brücke über die Fulda die Aussicht genieße. „Du denkst, dann bläst er dir wenigstens auf der Rückfahrt in den Rücken. Aber nein, dann hat er wieder gedreht.“ Der Radweg entlang des kleinen Flusses bis zur gleichnamigen Stadt gehört zu den schönsten Strecken, die ich in den vergangenen Tagen entlang geradelt bin.Wenn bloß nicht dieser vermaledeite Gegenwind wäre. Trotzdem erreiche ich pünktlich zur Mittagspause die Bischofsstadt Fulda. Im Bistro „Mediteran“ fülle ich meinen Kohlehydratspeicher, mit Penne, Auberginen und Schafskäse. Ich ahne, dass ich noch einiges an „Brennmaterial“ brauche. Schließlich geht es hinter Fulda in die Röhn.

Und dann noch verfahren

Hoch hinauf: Wasserscheide in der Rhön

Meine Befürchtungen werden übertroffen. Ein Anstieg nach dem anderen, dazwischen steile Abfahrten, die zu kurz sind, um mich zu erholen. Ich passiere auch die Wasserscheide Rhein/Weser, 498 Meter hoch. Zehn Stunden nach meinem Aufbruch in Kirchheim erreiche ich endlich die Stadt Hammelburg – auf dem Zahnfleisch. Der Campingplatz liegt noch einmal sieben Kilometer weiter westlich. Im Dunkeln verpasse ich das entscheidende Straßenschild und werde mit einem weiteren, drei Kilometer langen Anstieg bestraft. Oben angekommen realisiere ich, dass ich mich verfahren habe. Shit happens. Ich rase also den Hügel wieder herunter und finde im zweiten Anlauf den richtigen Abzweig. Inzwischen bin ich so ausgelaugt, dass ich im Dorf Morlesau, zwei Kilometer vor dem Campingplatz, in einem Gasthof frage, ob noch ein Zimmer frei sei. „Tut mir leid, wir sind ausgebucht“, enttäuscht mich die Wirtin. Also weiter. Um 21.30 Uhr gelange ich endlich an mein Tagesziel. Allerhöchste Zeit, zur Ruhe zu kommen. Die Rhön hat mir den Rest gegeben. Uff!

P.S. Gestern wieder keine Internetverbindung, daher mit Verspätung 🙁

 

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Panne am Anfang und ein dickes Ende https://blogs.dw.com/abenteuersport/panne-am-anfang-und-ein-dickes-ende/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/panne-am-anfang-und-ein-dickes-ende/#comments Thu, 13 Sep 2012 22:01:27 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16879

Arbeit für den Mechaniker

Es ist der 13., aber ein Donnerstag. Daran kann es also nicht liegen, dass der Tag mit einer Panne beginnt. Bei Kilometer zehn, direkt nach der Frühstückspause in Breuna, verkeilt sich die Kette so zwischen kleinstem Ritzel und Rahmen, dass sich die Pedale nicht mehr vorwärts bewegen lässt. Ich muss das Gepäck abladen und das Hinterrad herausnehmen, um die Kette zu befreien. Da ich nicht gerade der geborene Fahrradmechaniker bin, verliere ich eine dreiviertel Stunde, ehe ich die Fahrt fortsetzen kann. Als radelnder Schornsteinfeger, denn meine Hände sind von der Kettenschmiere schwarz, und auch die Beine haben ein paar Streifen abbekommen. Das Gelände wird hügeliger. Ich komme deutlich langsamer voran, als ich gedacht hatte. Das liegt natürlich auch daran, dass ich schon über 500 Kilometer in den Beinen habe. Die Waden brennen, die Knie knarzen und ich rutsche auf dem Sattel herum, um eine Position zu finden, auf der ich noch schmerzfrei sitzen kann. Vergeblich.

Leckeres Kürbissüppchen 

Pause in Fritzlar

In Naumburg wirbt das Café „Milch und Zucker“auf einem Aufsteller für ein „leckeres Kürbissüppchen“. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Das Süpchen schmeckt wirklich vorzüglich, und im WC des Cafés kann ich mir endlich die Schmiere von den Fingern waschen. Über schöne Landstraßen erreiche ich Fritzlar, eine schnuckelige Stadt mit vielen alten Fachwerkhäusern. Viele Menschen sitzen in der Sonne und lassen es sich bei Eis oder Kaffee gut gehen. Mehr als eine kurze Rast gönne ich mir nicht, denn es liegen noch viele Kilometer vor mir.  Einige Stunden später erreiche ich den Knüllwald und biege auf die deutsche Märchenstraße ein. 

Quälerei am Eisenberg 

Endlich oben

Ich sehe aber weder Betrunkene (in Köln bist du „knüll“, wenn du einen über den Durst getrunken hast) noch Feen, Elfen oder Zauberer. Immerhin aber passiere ich die Ruine Wallenstein. Zu diesem Zeitpunkt nähert sich mein Körper ebenfalls einem ruinösen Zustand, doch das dicke Ende steht mir noch bevor: das Knüllgebirge. Bei Tageskilometer 90 muss ich hinauf auf den Eisenberg. Mit acht Stundenkilometern, im kleinsten Gang, quäle ich mich hinauf. Mehrfach steige ich auch ab und schiebe, weil ich keinen Wadenkrampf riskieren will. Mein Zelt baue ich auf dem Campingpatz nahe Kirchheim im Dunkeln auf.Am Ende des langen Tages bin ich ziemlich am Ende. Bevor ich die Augen schließe, genehmige ich mir jedoch noch ein Bier – weil das Knüllgebirge hinter mir liegt.

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Landpartie https://blogs.dw.com/abenteuersport/landpartie/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/landpartie/#comments Thu, 13 Sep 2012 05:25:34 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16853

Ländliche Idylle nahe Brakel

Temperatursturz. Über Nacht ist es in Rinteln kalt geworden. Zehn Grad Celsius zeigt das Thermometer, das an meinem Rucksack baumelt. „Schattig geworden“, sagt die Camperin, die mit ihrem Mann beim Frühstück vor der Blockhütte sitzt. „Aber wir sind ja hart gesotten.“ Die Gute hat ja auch nicht ein nasses Zelt und jede Menge feuchte Sachen einpacken müssen. Aus dem gestrigen Wasserschaden bin ich ein wenig klüger geworden. Ich habe mir Mülltüten besorgt und alles darin eingesackt. Die Aktion hat mich Zeit gekostet. Eine Stunde später als geplant starte ich. Der tote Punkt kommt früh, viel zu früh. Bei Kilometer 20.

Infusion wäre angebracht

Ich habe das Gefühl, nicht von der Stelle zu kommen. Meine Beine wollen nicht, das linke Knie schmerzt bei jedem Pedaltritt. In einer Apotheke besorge ich mir eine elastische Stütze. Jetzt rollt es etwas besser, aber immer noch nicht gut. In Bösingfeld im Extertal erblicke ich endlich eine Bäckerei. Ich gönne mir die Zeit für ein ausgiebiges Frühstück. „Kommt da Wasser raus?“, fragt die Bäckerin und zeigt auf den Trinkschlauch, der aus meinem Rucksack lugt. Ich nicke. „Sieht aus wie eine Infusion“, sagt die Frau. „Die könnte ich heute auch gebrauchen“, antworte ich mit einem Seufzer. Doch ich bin fair unterwegs, da muss ein Kaffee reichen.

Über den Acker

Kleine Cross-Einlage

Ich fahre auf Bundesstraßen. Der Vorteil ist, dass ich in dem hügeligen Terrain um böse Steigungen herumkomme und schnell vorwärts komme. Dafür atme ich aber Abgase für eine Woche ein. Zudem nervt es, wenn Autos und Lastkraftwagen ständig mit Tempo 100 oder mehr an mir vorbei donnern. Irgendwann habe ich die Nase voll. Ich bemerke neben der Straße einen asphaltierten Weg. Habe ich das Radweg-Schild übersehen? Ich biege von der Straße ab und fahre parallel dazu, vorbei an Feldern. Eine Wohltat. Leider endet der Weg aber so plötzlich wie er aufgetaucht ist. Ich muss meinen Drahtesel über ein frisch gepflügtes Feld schieben, um wieder auf die Bundesstraße zu gelangen.

Verschlafene Straßen und Dörfer

Abendstimmung nahe Warburg

Später habe ich mehr Erfolg. Wunderschöne Radwege führen entlang von Bächen und Pferdewiesen. Das kostet mich ein paar Kilometer und Anstiege mehr, doch der Aufwand lohnt sich. Kurz vor dem Tagesziel lande ich noch einmal im Niemandsland. Doch viele freundliche Menschen weisen mir den Weg. „Da hat er sich aber einen schöne Route ausgesucht“, tuschelt eine Passantin ihrer Freundin zu, nachdem sie mir weiter geholfen hat. Auf verschlafenen Straßen radle ich durch die verschlafenen Dörfer Löwen, Engar, Nörde und Menne, ehe ich kurz vor Sonnenuntergang mein Etappenziel Warburg erreiche.

Regen im Baumarkt

Auf 118 Kilometer hat sich mein Tagespensum heute aufsummiert. Den einzigen Schauer des Tages erlebte ich in einem Baumarkt, als ich mir eine Plane kaufte, um die Satteltaschen gegen Regen zu schützen. Als ich sie endlich befestigt hatte, tröpfelte es nur noch. Das nennt man Timing.

P.S. Sorry, ich kam gestern Abend nicht ins Internet 🙁

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Regenzeit https://blogs.dw.com/abenteuersport/regenzeit/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/regenzeit/#comments Tue, 11 Sep 2012 20:53:13 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16829

Mittellandkanal im Regen

„Heute hat es noch nicht geregnet“, sagt die Frau mit Hund in Pollhagen nicht weit vom Steinhuder Meer, die sich vorher erkundigt hat, wohin meine Reise geht. „Hoffentlich bleibt es weiter trocken.“ Der Himmel spricht eine andere Sprache. Kaum habe ich mich verabschiedet und trete wieder in die Pedale, da öffnen sich die Schleusen. Bloß ein Schauer, denke ich noch – so wie eben, als ich mich hinterher fragte, ob es wirklich nötig war, den Regenponcho überzuziehen. Doch diesmal ist es bitter nötig. Es regnet nicht nur, es schüttet wie aus Kübeln. Nicht für ein paar Minuten, sondern für anderthalb Stunden.

Von wegen dicht

Aus Kübeln

Als Petrus mein Flehen endlich erhört hat, sind meine Schuhe und Socken klatschnass. Und nicht nur die. Die Straßenkarte erinnert eher an einen Waschlappen. Überhaupt scheint alles, was ich in der Lenkertasche transportiert habe, feucht bis nass. Ich traue mich gar nicht, in den Satteltaschen nachzusehen. Schließlich sind die schon dreißig Jahre alt und haben ihre besten Tage schon lange hinter sich. Erst als ich nach 120 Kilometern in Rinteln mein Zelt aufschlage, sehe ich die Bescherung und ziehe Bilanz. Etwa die Hälfte meiner Klamotten hat es erwischt. Gott sei Dank gibt es auf dem Campingplatz einen Trockner.

DJ Pellkartoffel

Es ist auch Kürbiszeit

Als ich am Morgen in Visselhövede starte, fallen die ersten Tropfen. Doch kurz darauf scheint wieder die Sonne. Der Wind, den ich gestern noch verflucht habe, bläst heute verhalten und meist von der Seite. So „fresse“ ich anfangs Kilometer. Mein Weg führt mich durch die Heide. Allerorten wird geerntet, hier vor allem Kartoffeln. Und regelmäßig kündigen Plakate eine „Mega-Ernteparty“ an, mit DJ Pellkartoffel oder so ähnlich. Irgendwann schreit mein Körper nach Kalorien. In Rehburg kehre ich bei einem Griechen ein, der ein Mittagsmenü für 8,10 Euro anbietet. Zaziki, Grillteller mit Gyros, Steak und griechischer Frikadelle, dazu Knoblauchkartoffeln und Salat. Ich putze meinen Teller blitzblank. An mir kann es also nicht gelegen haben, dass sich eine Stunde später das Wetter dramatisch ändert.

Franzbranntwein und Sportsalbe

Gyros hilft nicht gegen schmerzende Waden und Knie. Deshalb habe ich mir heute in einer Apotheke Franzbranntwein besorgt zur besseren Durchblutung der Muskeln und eine Sportsalbe für die knarzenden Gelenke. Man wird eben nicht jünger. Das gilt leider nicht nur für in die Jahre gekommene Satteltaschen.

P.S.Der Landregen hat Opfer gefordert. Die beiden mit doppeltem Klebeband auf den Satteltaschen befestigten laminierten Folien mit dem Logo „Fair zum Berg“ kapitulierten offenbar vor den Wassermassen und machten sich aus dem Staub. Irgendwo muss ich sie verloren haben.

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Bin ich Konfuzius? https://blogs.dw.com/abenteuersport/bin-ich-konfuzius/ Mon, 10 Sep 2012 20:42:30 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16809

Häufige Begleiter

Die meisten Windkraftanlagen stehen nicht umsonst im Norden. Eigentlich bläst es fast immer. Jedenfalls habe ich das Gefühl, ständig „auf (Wind-) Kante“ zu fahren. Das kostet Kraft und zermürbt auch mental. Ich weiß nicht, wie oft ich heute „Moor“ als Wortsilbe auf Schildern gelesen habe: Drochterser Moor, Stadermoor, Helmstermoor, Moordorf – um nur einige zu nennen. Moorboden ist fruchtbar. Dementsprechend viel Landwirtschaft gibt es in dieser Region. Vor allem Mais wird angebaut. Die zwei Meter hohen Pflanzen mit den fast reifen Kolben gehören neben den riesigen Windrädern zu den immer wiederkehrenden Bildern meines zweiten Tags auf dem Weg zur Zugspitze.

Schmerzender Hintern

Tückisches Moor

Manchmal fahre ich eine halbe Stunde oder mehr, ohne einem einzigen Fußgänger oder Radfahrer zu begegnen. In den kleinen Ortschaften wird fleißig geradelt, aber auf den Landstraßen dazwischen bin ich meist allein auf weiter Moor-Flur – beschäftigt mit meinen übersäuerten Waden, dem schmerzenden Allerwertesten und meinem inneren Schweinehund. Ich weiß, der Weg ist das Ziel. Aber bin ich Konfuzius oder Lao Tse? Sind die beiden eigentlich Rad gefahren? Wenn ich es mit Gegenwind manchmal nur auf schlappe 14 Stundenkilometer bringe, frage ich mich schon, ob ich meinen Zeitplan einhalten kann.

Noch ein Kilometer mehr

Den Fast-Gau erlebe ich am Etappen-Ende. Als ich nach 120 Kilometern müde und erschöpft in Visselhövede einrolle und eine junge Frau mit Lippen-Piercing frage, wo ich den in der Karte eingezeichneten Campingplatz fände, antwortet sie erstaunt:“Ich wusste gar nicht, dass wir hier einen Zeltplatz haben.“ Der Tankwart reagiert ähnlich. Erst als mir wieder der Name des Platzes einfällt, den ich im Internet gelesen habe, fällt bei ihm der Groschen: „Ach, der Wüstenhof! Ja, den kenne ich.“ Er kramt eine alte Karte des Ortes aus und beschreibt mir den Weg. Noch einen Kilometer mehr! „ Es geht aber nur bergab“, tröstet mich der Tankwart. „Du brauchst nur rollen zu lassen.“

Guter Mann

Doch nicht allein

Als ich den Hof erreiche, sehe ich zwar Stellplätze, die aber alle verwaist sind. Genauso wie die Anmeldung, die telefonische Rufanlage neben der Tür funktioniert nicht. Ich entdecke doch noch einen Camper, der vor seinem Wohnmobil steht. Er erzählt, dass der Platz geschlossen habe, weil die Besitzer pleite gegangen seien. „Aber der alte Platzwart hat sicher nichts dagegen, wenn Sie hier eine Nacht bleiben.“ Per Handy erreiche ich den Mann schließlich. Er öffnet mir sogar den eigentlich geschlossenen Waschraum und schenkt mir doppelt so viele Duschmarken, wie ich brauche, um den Schweiß des Tages wegzuspülen. Auch wenn wir oft das Gegenteil denken: Es gibt wirklich viele gute und freundliche Menschen.

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Tagesziel erreicht https://blogs.dw.com/abenteuersport/tagesziel-erreicht/ Mon, 10 Sep 2012 18:26:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16803 Stefan hat sein zweites Etappenziel nach 120 Kilometern mit Gegenwind erreicht. Wegen Problemen mit dem Internetzugang wird er seinen Tagesbericht so bald wie möglich nachreichen.

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Ganz unten https://blogs.dw.com/abenteuersport/ganz-unten-3/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/ganz-unten-3/#comments Mon, 10 Sep 2012 10:10:35 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16775  

An der tiefsten Stelle Deutschlands

Ein Gipfel fällt auf, weil es einfach nicht mehr weiter nach oben geht. Aber eine tiefste Stelle in einem ohnehin platten Land? Ohne Wegweiser wäre ich mit meinem Fahrrad vorbei gefahren. Doch die Menschen in Neuendorf-Sachsenbande nahe Itzehoe sind stolz auf ihre kleine Sehenswürdigkeit. Neben dem Holzpfahl, der wie auf dem Schild zu lesen ist, die „tiefste Landstelle der B.R. Deutschland“ markiert, wehen eine deutsche und schleswig-holsteinische Flagge. 3,54 Meter unter Normalnull, also knapp unter dem Meeresspiegel liegt die Senke. Hier müsste eigentlich überall Wasser stehen“, sagt Ernst Hermann Eckes, der mit seiner Frau auf dem Weg zum Nord-Ostsee-Kanal hier kurz vorbeigeschaut hat. Wir drei sind die einzigen Besucher an diesem frühen Abend ganz unten in Deutschland.

 

Die Deiche müssen halten 

Auf einer Informationstafel über die Region, in der die tiefste Stelle liegt, steht ein Spruch, der für einen Rheinländer nicht zu verstehen ist: „Wer nich will dieken, mutt wieken“. Herr Eckes übersetzt für mich: „Wer nicht deichen will, muss weichen. Wer sich also nicht um die Wasserregulierung kümmert, hat in diesen Gebieten nichts zu suchen.“ Auf einem weiteren Holzpfahl sind die Höhen markiert, bis zu denen das Wasser bei den schlimmsten Sturmfluten stand. Der Rekord wurde am 3. Januar 1976 aufgestellt: 6,76 Meter, also gut zehn Meter über der tiefsten Stelle Deutschlands. Die Elbdeiche hielten, „dank des unermüdlichen Einsatzes der Feuerwehr und der Bevölkerung“, wie zu lesen ist. 

Land ohne Stein

 

Ein Stein geht auf Reisen

Als ich den Eheleuten Eckes erzähle, dass ich hier einen Stein holen will, um ihn auf den höchsten Punkt Deutschlands, den Gipfel der Zugspitze zu bringen, grinst Ernst Hermann Eckes. „Wenn Sie den typischen Stein dieser Region suchen, sind Sie hier fehl am Platze.“ Ich verstehe nicht. „Wir haben hier eine anmoorige Marsch“, erklärt Herr Eckes. „Das Moor kennt keinen Stein, Es ist ein gewachsener, organischer Boden. Die Marsch ist ein Schwemmland-Boden, die kennt auch keinen Stein.“ In einem Gebüsch hat Frau Eckes dann aber doch ein schönes Exemplar von einem Stein ausgemacht, das die beiden für würdig befinden, die Reise zur Zugspitze anzutreten.

Nachtfahrt

Sonnenuntergang an der Elbe

Ich mache mich also auf den Weg nach Süden. Als ich in Glückstadt mit der Fähre die Elbe überquere, geht die Sonne bereits unter. Im Dunklen treffe ich schließlich auf dem Campingplatz in Krautsand ein, schlage schnell mein Zelt auf und dusche anschließend den Schweiß weg. Mit der Anfahrt zum Kölner Hauptbahnhof sind immerhin 70 Kilometer auf dem Sattel zusammengekommen. Morgen wartet eine dreistellige Distanz. Zeit, in den Schlafsack zu kriechen.

P.S. Gestern abend hatte ich keine Internet-Verbindung :-(. Deshalb jetzt mit Verspätung.

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Die Etappen https://blogs.dw.com/abenteuersport/die-etappen/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/die-etappen/#comments Sat, 08 Sep 2012 16:40:52 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16711

Es kann losgehen

Der Drahtesel ist gesattelt. Morgen früh starte ich mit dem Zug Richtung Itzehoe. Von dort sind es nur ein paar Kilometer bis zur tiefsten Landstelle Deutschlands in Neuendorf-Sachsenbande, wo ich mir den Stein holen werde, der dann die Reise zur Zugspitze antritt. Wenn sich jemand überlegt, an einem Tag vielleicht ein Stück mitzuradeln: Hier ist die vorläufige Routen-Planung – die sich natürlich je nach Wetter und Waden ändern kann. Ab morgen könnt ihr oben rechts im Blog verfolgen, wo ich gerade bin. Ich werde in unregelmäßigen Abständen ein GPS-Signal absetzen.

Sonntag, 9.9.

Itzehoe – Wilster – Neuendorf-Sachenwalde (tiefste Stelle) – Wilster – Glückstadt – (Fähre) – Wischhafen – Campingplatz

Montag, 10.9.

Drochtersen – Stade – Harsefeld – Sittensen – Scheeßel – Hemslingen – Visselhovede – Campingplatz (ca. 100 km)

Dienstag, 11.9.

Visselhovede – Walsrode –  Rethem –  Steimbke – Wenden – Linsburg – Husum – Rehburg -Bad-Rehburg – Pollhagen – Meerbeck – Stadhagen – Nienstädt – Oberkirchen – Rinteln – Campingplatz (ca. 115 km)

Mittwoch, 12.9.

Rinteln – Barntrup – Blomberg – Steinheim – Nieheim – Brakel –  Warburg – Campingplatz (ca. 90 km)

Donnerstag, 13.9.

Warburg – Breuna – Naumburg – Fritzlar  – Waberm – Lendorf-Berge – Homberg – Appenfeld – Oberaula- Kirchheim – Campingplatz (ca. 110 km)

Freitag, 14.9.

Kirchheim -Breitenbach – Schlitz – Fulda – Bad Brückenau – Hammelburg – Campingplatz (ca 115 km)

Samstag, 15.9.

Hammelburg – Gemünden – Karlstadt – Würzburg  – Eibelstadt – Ochsenfurt – Aub – Creglingen – Rothenburg o.d. Tauber – Campingplatz  (ca 115 km)

Sonntag, 16.9.

Rothenburg – Schillingsfürst – Feuchtwangen- Dinkelsbühl – Nördlingen – Donauwörth – Campingplatz (Romantische Straße, ca. 110 km)

Montag, 17.9.

Donauwörth – Aindling – Augsburg – Landsberg am Lech – Campingplatz (Romantische Straße, ca. 100 Kilometer)

Dienstag, 18.9.

Landsberg am Lech – Schongau – Peiting – Saulgrub – Oberammergau – Oberau – Garmisch-Partenkirchen – Grainau – Campingplatz  (ca. 90 km)

 

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