Antarktis – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Bergsteiger am Mount Vinson sitzen weiter fest https://blogs.dw.com/abenteuersport/bergsteiger-am-mount-vinson-sitzen-weiter-fest/ Thu, 27 Dec 2018 12:22:06 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=43119

Das Vinson-Massiv

„Die Moral schwindet, das ist doch klar“, sagt mir Dominik Müller, Chef des deutschen Expeditionsveranstalters Amical alpin, als ich mit ihm über die Situation im Mount-Vinson-Basislager spreche. Wie berichtet, sitzen dort seit nun schon anderthalb Wochen insgesamt 48 Bergsteiger im schlechten Wetter fest, darunter auch ein fünfköpfiges Amical-Team. Die Lebensmittel werden langsam, aber sicher knapp. „Unser Weihnachtsessen war skurril, süßer Kartoffelbrei mit Marmelade und Zimt“, schrieb Jürgen Landmann, einer der deutschen Bergsteiger, am ersten Weihnachtstag auf Facebook. „Wir haben uns aus Schnee eine kleine Kapelle und einen Weihnachtsbaum gebaut. Auch ein Gruppenbild mit allen 48 Bergsteigern hier im Basislager ist entstanden.“

Keine Informationen über Notfallpläne

Vinson-Basislager bei gutem Wetter

Immerhin konnte inzwischen wohl wieder eine Iljuschin-Frachtmaschine von Punta Arenas in Südchile zum Union Glacier Camp am Rande der Antarktis fliegen. Das weiterhin schlechte Wetter am Mount Vinson verhindert jedoch, dass im dortigen Basislager Flugzeuge starten und landen können. „Wir essen seit Tagen nur eine warme Mahlzeit am Tag aus Rationen, die seit einem Jahr abgelaufen sind“, schrieb mir Manuel Möller aus dem Amical-Team an Heiligabend. ALE (Antarctic Logistics & Expeditions – das US-Unternehmen, das die Flüge in und aus der Antarktis organisiert) hat offenbar keinen Plan B. Und die Stimmung hier im Camp wird langsam unruhiger.“ Über die Feiertage dürfte sie kaum besser geworden sein – zumal die Meteorologen auch für die kommenden Tage Schneefall am Mount Vinson voraussagen. Die Hängepartie geht also weiter. „Unser Expeditionsleiter Willi Comploi sagt, wir müssten uns bald etwas überlegen, wenn das Team in den nächsten Tagen nicht herausgeholt werden kann“, sagt Dominik Müller, der nach eigenen Worten mehrfach vergeblich versucht hat, von ALE Informationen zu möglichen Notfallplänen zu erhalten.

O’Brady gelingt Solo-Durchquerung

O’Brady am Ziel

Derweil hat der US-Abenteurer Colin O’Brady seine Solo-Durchquerung der Antarktis über eine Strecke von fast 1500 Kilometern, ohne Unterstützung von außen, erfolgreich beendet. „Tag 54: Ziellinie!!! Ich habe es geschafft!“, schrieb der 33-Jährige auf Instagram und postete ein Bild, das ihn nach seinen Angaben am Rande des Ross-Eisfeldes zeigte. Vor fast zwei Monaten war O’Brady mit seinem Schlitten vom Union Glacier aus gestartet – zeitgleich mit dem Briten Louis Rudd, der in ein oder zwei Tagen am Ziel erwartet wird. Die erste Solo-Durchquerung der Antarktis ohne Fremdunterstützung war Anfang 1997 dem Norweger Borge Ousland gelungen. Er hatte eine Distanz von 2845 Kilometern (!) zurückgelegt und dabei auch einen Kite-Schirm genutzt, um schneller voranzukommen.

Union Glacier Camp

Update 28. Dezember: Aufatmen! Die Bergsteiger, die anderthalb Wochen am Mount Vinson festsaßen, konnten zur Forschungsstation am Union Glacier ausgeflogen werden. „Die Stimmung ist entsprechend fröhlich“, schreibt mir Manuel Möller aus dem Amical alpin-Team.

Update 29. Dezember: Am Freitag hat auch Lou Rudd seine Solo-Durchquerung der Antarktis erfolgreich abgeschlossen.

]]>
Whiteout am Mount Vinson https://blogs.dw.com/abenteuersport/whiteout-am-mount-vinson/ Sat, 22 Dec 2018 17:57:25 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=43063

Mount Vinson, einer der „Seven Summits“

Weihnachten mit der Familie unter dem Christbaum – daraus wird möglicherweise nichts für rund 40 Bergsteiger in der Antarktis. Seit rund einer Woche sitzen mehrere Teams im Basislager zu Füßen des 4852 Meter hohen Mount Vinson fest, des höchsten Bergs des Kontinents. Schwere Stürme mit Geschwindigkeiten von rund 100 Stundenkilometern und heftiger Schneefall verhindern seit Tagen, dass Flugzeuge dort starten oder landen können. „Wir haben das Essen auf eine warme Mahlzeit am Tag rationiert“, schreibt mir Manuel Möller, mit dem ich 2014 zusammen auf Expedition am 7129 Meter hohen Kokodak Dome war, wo uns die Erstbesteigung gelang. Eigentlich hatte Manuel am 21. Dezember wieder zu Hause sein wollen: „Wir stellen uns inzwischen darauf ein, auch Weihnachten noch hier zu verbringen.“

150 Meter und dem Gipfel umgekehrt

Das Vinson-Massiv

Jürgen Landmann, der wie Manuel zum fünfköpfigen Team des deutschen Expeditionsveranstalter Amical alpin gehört, schreibt auf Facebook von einem möglichen „Mini-Schönwetterfenster“ am 27. Dezember: „Hoffen wir mal, dass wir dann hier wegkommen!“ Nach seinen Worten hatte das Team bei seinem Gipfelversuch 150 Meter unter dem höchsten Punkt umkehren müssen. Eine Teilnehmerin habe sich beim Aufstieg Erfrierungen an Nase und Wange zugezogen, ergänzt Manuel, „es sieht aber schon wieder besser aus.“  Insgesamt habe die Gruppe nur an zwei von zehn Tagen am Berg schönes Wetter gehabt.

Stimmung im Basislager noch ruhig

„Die Saison hier ist komplett crazy“, schreibt Manuel. „Die Ranger meinten, sie hätten noch nie so viel schlechtes Wetter gesehen. Gestern gab es 15 Zentimeter Neuschnee. Normalerweise schneit es hier einen Zentimeter pro Jahr.“ Die Stimmung im Basislager sei trotz der Hängepartie ruhig. Das Essen reiche wohl noch für zwei Wochen, auch Benzin sei noch vorhanden. „Es besteht also keine direkte Gefahr, zu verhungern oder zu verdursten“, beruhigt Manuel. „Trotzdem ist es irgendwie blöd, da nicht absehbar ist, wann sich die Bedingungen verbessern.“ Also Daumen drücken!

]]>
Der Rücken stoppt Fiennes am Aconcagua https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-ruecken-stoppt-fiennes-am-aconcagua/ Thu, 19 Jan 2017 16:32:53 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34785 Ranulph Fiennes am Aconcagua

Ranulph Fiennes am Aconcagua

Er wird doch wohl nicht alt werden. Sir Ranulph Fiennes hat Rücken. Großbritanniens bekanntester Abenteurer musste Anfang der Woche mit dem Rettungshubschrauber vom Aconcagua ausgeflogen werden. Am höchsten Berg Südamerikas hatte den 72-Jährigen sein Rücken derart geschmerzt, dass er den Aufstieg zum höchsten Punkt auf 6962 Metern nicht fortsetzen konnte. „Mir fehlten nur noch ein paar Stunden bis zum Gipfel“, sagte Fiennes. „Ich bin sehr frustriert. Aber ich habe gelernt, dass man in meinem Alter Schmerzen nicht mehr einfach ignorieren kann.“

Über die Pole und Gipfel

Fiennes wollte den Aconcagua im Rahmen eines Projekts besteigen, das er „The Global Reach Challenge“ (Herausforderung globale Reichweite) getauft hat. Der Brite will der Erste werden, der nicht nur den arktischen Ozean und die Antarktis durchquert, sondern auch noch die „Seven Summits“ bestiegen hat, die höchsten Berge aller Kontinente. Für diese Sammlung fehlen ihm neben dem Aconcagua noch der Denali (6194 Meter) in Alaska und die Carstensz-Pyramide (4884 Meter) in Indonesien. Über sein Projekt wirbt Fiennes um Spenden für die britische Hilfsorganisation „Marie Curie“, die sich um Todkranke und ihre Familien kümmert.

Neues Hindernis

Aconcagua

Aconcagua

Der Brite will nun erst einmal nach Hause zurückkehren und sich gründlich untersuchen lassen, bevor er irgendetwas Neues unternimmt. „Ein neues Hindernis, mit dem ich mich auseinandersetzen muss, ist, dass die Dinge nicht mehr sind, wie sie einmal waren“, räumt der Abenteurer ein: „Bei gleichem Trainingsaufwand kann der Körper nicht mehr Gleiches leisten, deshalb ist der Erfolg keineswegs mehr garantiert.“

Schwer zu bremsen

Seinem Körper hat Sir Ranulph Fiennes, der wegen seiner zahlreichen Expeditionen und Wohltätigkeitsaktionen 1993 zum Ritter geschlagen wurde, viel abverlangt. Als erster Mensch erreichte er 1982 (gemeinsam mit dem 2002 verstorbenen Charles Burton) beide Pole auf dem Landweg. Fiennes umrundete die Erde entlang des Nullmeridians. 2003 absolvierte er – nur vier Monate nach einer Bypass-Operation – innerhalb von sieben Tagen auf sieben Kontinenten sieben Marathonrennen über die volle Distanz. 2009 bestieg Fiennes als 65-Jähriger den Mount Everest. Anfang 2013 musste er beim Versuch, die Antarktis erstmals im Winter zu durchqueren, gerettet werden, weil er sich Erfrierungen zugezogen hatte. Ein weiterer für diesen Winter geplanter Versuch wurde vom britischen Außenministerium nicht genehmigt.  Dieser Mann ist nur schwer zu bremsen.

P.S. Bevor ihr jetzt anfangt zu googeln: Sir Ranulph Fiennes ist ein Cousin dritten Grades der britischen Schauspieler Ralph und Joseph Fiennes.

]]>
Nachhaltig nachgefragt https://blogs.dw.com/abenteuersport/nachhaltigkeit-everest-antarktis/ Thu, 08 Aug 2013 15:45:00 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=22793

Dirk Reiser, Experte für Nachhaltigkeit

Die Krux mit Modewörtern ist, dass sie inflationär, häufig unpassend, manchmal sogar bewusst falsch verwendet werden. Das gilt auch für „nachhaltig“, einen durchweg positiv besetzten Begriff. Kaum ein Politiker verzichtet in seinen Sonntagsreden auf das Wort, Wirtschaftunternehmen werben mit Nachhaltigkeit, nicht immer wahrheitsgetreu. Professor Dirk Reiser ist einer, der sich auskennt. Der 47 Jahre alte Wissenschaftler lehrt an einer Kölner Privat-Uni „Sustainable Tourism Management“. Studenten mit einem Bachelor-Abschluss in der Tasche können an der Cologne Business School ihren Master in nachhaltigem Tourismus-Management machen. Auf Reiser bin ich durch ein Zeitungsinterview aufmerksam geworden. Darin findet sich seine Aussage: „Sensible Gebiete wie die Antarktis oder den Mount Everest sollte man in Ruhe lassen.“ Mehr nicht. Dennoch macht die Zeitung daraus eine Schlagzeile. Ich beschließe nachzufragen. 

Sensibles System  

Junges Eis

Dirk Reiser war noch nie am Everest und auch nicht in der Antarktis. Aber er hat Feuerland besucht. Damals, erzählt der Wissenschaftler, habe er sich bewusst gegen eine Tour ins ewige Eis entschieden. „Wir haben ganz wenige letzte unberührte Stellen. Die sollte man so gut wie möglich beschützen.“ Ein unvorsichtiger oder übermütiger Kapitän wie jener von der Costa Concordia am Steuer eines Expeditionsschiffs, und schon könnte es passiert sein. „Die Gefahr, in einem so sensiblen Ökosystem wie der Antarktis immense Schäden anzurichten, ist mir einfach zu groß.“

Ast, auf dem Nepal sitzt 

Die Situation am Mount Everest ist komplizierter. Auf der einen Seite, so Reiser, stünden die Probleme, die durch die extreme Kommerzialisierung entstanden seien. „Auf der anderen Seite ist der Berg für das arme Land Nepal ökonomisch sehr wichtig.“ Die Regierung Nepals sei gefordert, diesen bedeutenden Wirtschaftszweig zu erhalten, gleichzeitig aber auf nachhaltigen Tourismus zu drängen. „Das Land selbst muss erkennen: Wenn wir so weitermachen, zerstören wir die Ressource, von der wir leben.“ 

Prof. Dirk Reiser: Die lokale Kultur respektieren

Strafen zu niedrig  

Müllsammeln am Everest

Kommerzielle Expeditionen auf den Gipfel des Mount Everest sind für Reiser nur schwer vertretbar: „Der Müll ist ja nur ein Aspekt. Kontrolle ist da sehr schwer. Wer hat was wo zurückgelassen, zum Beispiel die Sauerstoffflaschen?“ Bei den Geldsummen, die bei Expeditionen im Spiel seien, lachten viele doch nur über die Höhe der Strafen für Umweltsünden. Der Wissenschaftler stört sich auch an der Einstellung mancher Kunden: „Wir haben alles gesehen, jetzt gehen wir auch noch auf den Everest.“ Diese Bergsteiger setzten dann ihr Leben aufs Spiel und gefährdeten damit auch andere. „Die Gefahr ist individuell, die Rettung aber nicht.“ 

Bewusstsein ändern 

Nachhaltiger Tourismus zeichnet sich dadurch aus, dass er einerseits wirtschaftlich ist, andererseits aber auch umweltverträglich und sozial. In Nepal könnte durchaus mehr Geld in der lokalen Wirtschaft verbleiben, sagt Reiser. „Viele der Expeditionen werden ja immer noch von der westlichen Welt geleitet und organisiert.“

Prof. Dirk Reiser: Umdenken ist nötig

Ich frage den 47-Jährigen, was er einem Himalaya-Reisenden empfehlen würde. „Vor allem muss sich das Bewusstsein ändern“, antwortet Reiser und gibt ein paar praktische Tipps: Müll vermeiden, Wasser sparen, den öffentlichen Nahverkehr benutzen, bei lokalen Händlern einkaufen, in einem einheimischen, vielleicht bescheideneren Quartier absteigen statt im Hotel einer internationalen Kette. „Ich als Wissenschaftler hoffe immer noch“, sagt Reiser, „dass wir die Kurve kriegen und uns bewusst machen, dass wir uns verändern müssen – auch in der Art und Weise, wie wir reisen.“ 

P.S. Im Forum Anders Reisen sind etwa 130 Reiseunternehmen zusammengeschlossen, die sich dem nachhaltigen Tourismus verpflichtet haben.

]]>
Flugzeug-Wrack in der Antarktis entdeckt https://blogs.dw.com/abenteuersport/flugzeugwrack-in-der-antarktis-entdeckt/ Sat, 26 Jan 2013 20:39:32 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=19277

Fliegen in der Antarktis birgt Risiken

Dieser Fleck auf meiner persönlichen Weltkarte wird, realistisch betracht, wohl weiß bleiben. Nicht, weil dort Weiß die vorherrschende Farbe ist, sondern weil Expeditionen ins ewige Eis der Antarktis so viel Geld fressen, dass sie für Normalverdiener schon jetzt beinahe unerschwinglich sind. Und die Preisspirale dreht sich munter weiter nach oben. Nur wenige hoch spezialisierte Unternehmen bieten den Transport von Mensch und Material auf den weißen Kontinent an und lassen sich ihr Quasi-Monopol teuer bezahlen. So verlangt ein US-Unternehmen, das auf dem Union-Gletscher eine kommerzielle Basis betreibt, für eine zwei Wochen dauernde Last-Degree-Expedition (auf Skiern vom 89. Breitengrad zum Südpol) zur Jahreswende 2013/2014 knapp 59.000 Dollar. Und dabei sind die Flugkosten vom Heimatort nach Punta Arenas im äußersten Süden Chiles, dem Ausgangsort der Expedition, noch gar nicht eingeschlossen. Geldschneiderei? Auf der einen Seite mag das teilweise zutreffen. Auf der anderen Seite riskieren Polar-Piloten häufig genug ihr Leben, um Abenteurer im Eis abzusetzen oder die Forschungsstationen der Antarktis zu versorgen. Jetzt wurde das Wrack einer kanadischen Twin-Otter entdeckt, die seit Mittwoch vermisst worden war. Für die Besatzung kam offenbar jede Hilfe zu spät.

„Nicht zu überleben“

Das Flugzeug sei auf einer Höhe von 3900 Metern am nördlichen Rand der Queen-Alexandra-Bergkette zerschellt, teilte die Rettungsstelle in Neuseeland mit, die die Suchaktion geleitet hatte: „Das Wrack liegt auf einem sehr steilen Berghang, nahe dem Gipfel des Mount Elizabeth. In dem Gebiet war kein Lebenszeichen auszumachen. Es scheint, als ob der Absturz nicht zu überleben war. Unsere Gedanken sind bei den Familien der Crew-Mitglieder.“ An Bord der kleinen Maschine befanden sich drei Kanadier, der Pilot galt als sehr erfahren. Die Crew wollte Material vom Südpol zur italienischen Forschungsstation in der Terra-Nova-Bucht bringen.

]]>
Roland Krüger: „Abbrechen gibt es nicht“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/interview-roland-krueger-suedpol/ Fri, 18 Jan 2013 16:38:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=19113

Im Zelt (© Roland Krüger)

Ich erreiche ihn am Satellitentelefon, noch im Zelt in der Antarktis. Auf dem Union-Gletscher wartet Roland Krüger – bei lauen minus drei Grad Celsius – auf seinen Rückflug nach Punta Arenas in Chile. Der 47-Jährige hatte, wie berichtet, als erster Deutscher im Alleingang und ohne jegliche Unterstützung den Südpol erreicht. Erstmals war das 1993 dem Norweger Erling Kagge gelungen.

„Roland Krüger, zunächst einmal einen ganz herzlichen Glückwünsch. Als Sie nach 49 Tagen auf dem Eis den Südpol erreichten, was war das für ein Gefühl, was ging Ihnen da durch den Kopf?

Das ist schwierig in Worte zu fassen. Es ist ein ganz außergewöhnliches Gefühl, so etwas erreicht zu haben, nach so langer Zeit – auch der Vorbereitungen – an den Südpol zu kommen. Ein tolles Gefühl.

49 Tage allein auf dem Eis, das bedeutet auch 49 Tage Entbehrungen. Auf was haben Sie sich am meisten gefreut?

Vor allem darauf, zu meiner Familie zurückzukehren. Und kurz vor dem Pol habe ich hauptsächlich daran gedacht, endlich etwas Vernünftiges zu essen. Ich war zum Schluss sehr, sehr hungrig. 

Haben Sie bei Ihrer Skiwanderung zum Pol auch andere Abenteurer getroffen?

Bei 84 Grad Süd habe ich per Zufall eine Kolonne von Pistenraupen gesehen, die ein Depot für Flugzeuge angelegt haben. Die waren aber sehr weit weg und nur als kleine schwarze Punkte zu erkennen. Und bei 89 Grad 20 Minuten habe ich, auch in der Distanz, mehrere Last-degree-Skigruppen (Erklärung: Sie laufen „nur“ die letzten 111 Kilometer vom 89. bis zum 90. Breitengrad, so wie ich 2009 zum Nordpol) gesehen. Die habe ich etwas weiter östlich überholt und bin vor ihnen am Pol angekommen.

Allein auf weiter Eisflur (© Roland Krüger)

Wie waren das Wetter und die äußeren Bedingungen während Ihres Trips?

Das Wetter war ungewöhnlich für die Jahreszeit. Am Anfang hatte ich viel Wind, dann Perioden von Whiteout. Die Wolken hängen dann sehr tief, die Sonne dringt nicht mehr durch, man hat keinen Kontrast mehr. Alles ist nur noch weiß, der Horizont verschwimmt mit der Oberfläche. Dazu erschwerten so genannte Sastrugis, sehr hohe und harte Winderosionen im Schnee, das Laufen und Schlittenziehen. Das hat mich sehr viel Zeit gekostet. Danach hat es geschneit. Das ist ungewöhnlich, weil in der Antarktis normalerweise nicht so viel Schnee fällt. Ich habe meinen Schlitten teilweise durch Tiefschnee gezogen. Durch die Temperaturen ist der Schnee hier im Prinzip wie Sandpapier. Roald Amundsen hat es einmal „fish glue“, Fischleim, genannt. Man zieht seinen Schlitten wie einen schweren Stein, da geht gar nichts mehr.

Wie tief ist das Thermometer gesackt?

Die tiefste Temperatur, die ich gemessen habe, lag bei etwa minus 24 Grad, allerdings ohne Windchill-Faktor. Zum Schluss war es mit Windchill-Faktor etwa minus 40 Grad kalt.

Wie oft waren Sie versucht, ihren Versuch abzubrechen?

Abbrechen gibt es nicht. Es geht darum, mit den Verhältnissen zurechtzukommen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Um den Pol zu erreichen, muss man einfach Geduld beweisen, Durchhaltevermögen und dann hinkommen.

Knapp zwei Monate allein mit den eigenen Gedanken, ohne Ansprechpartner. Womit haben sie sich in ihren Ruhezeiten die Zeit vertrieben?

Zum einen habe ich auf meinem IPod Musik gehört. Zum anderen ist es so, dass man kaum Zeit hat, weil man z.B. Sachen reparieren muss, die kaputt gegangen sind. Außerdem muss man versuchen, viel zu schlafen und sich auszuruhen.

Was haben Sie bei dieser Expedition gelernt?

Es ist ganz wichtig, nicht nur die Expedition selbst durchzuführen, sondern sie vorher auch vernünftig vorzubereiten. Ich habe das Projekt jetzt vier Jahre lang geplant, die Ausrüstung getestet und verändert, bis sie so war, wie ich sie brauchte. Das hat sehr gut geklappt. Ich habe weder Blasen an den Füßen noch Frostbeulen. Es hat alles hervorragend funktioniert. Die Wetter- und Oberflächenbedingungen waren in diesem Jahr einfach extrem schwierig. Auch andere Expeditionen, die aus der Luft versorgt wurden, hatten ähnliche Probleme. Sie waren noch langsamer, hatten ebenfalls kaputte Schlitten. Dieses Jahr war es extrem schwierig, das ist vorher natürlich nicht absehbar.

Sie sind ja Wiederholungstäter, waren schon einmal am Südpol, 2005 mit einem Team. Natürlich fragen sich viele, warum macht der eigentlich ständig so etwas?

Eine gute Frage. Erstens macht es mir einfach Spaß. Zweitens ist es eine tolle Sache, so ein Projekt anzufangen, auszuplanen, durchzuziehen und am Südpol erfolgreich abzuschließen. Das gibt einem viel Kraft.

Einen Schlitten mit 130 Kilogramm Gewicht zieht man nicht mal eben so übers Eis. Wie haben Sie für die Expedition trainiert?

Ich trainiere ohnehin regelmäßig, laufe viel. Das Wichtigste ist, mit einem Hüftgurt Autoreifen hinter sich herzuziehen, durch den Wald oder über einen Feldweg. So simuliert man das Schlittenziehen und bekommt Kraft in den Oberschenkeln. Man geht, wenn man einen Schlitten zieht, 20 bis 30 Grad nach vorne gebeugt. Auch darauf muss der Körper trainiert werden. Das braucht Zeit.

Sie hatten ursprünglich vor, die gesamte Antarktis solo zu durchqueren – waren dafür aber zeitlich zu sehr im Verzug. Ist dieser Plan aufgehoben oder nur aufgeschoben?

Mein Traum ist es immer noch, den Axel-Heiberg-Gletscher herunterzugehen. Im Moment aber möchte ich zu meiner Familie. Die Expedition war sehr erfolgreich und ist bis zum Pol gut gegangen. Es war mir zu risikoreich, bei diesen extremen Bedingungen in nur 15 Tagen noch einmal 500 Kilometer weiterzulaufen. Vielleicht gibt es ja ein nächstes Mal, aber das ist noch nicht beschlossen.

Sie treten demnächst einen neuen Managerposten an. Profitieren Sie dabei von den extremen Erfahrungen in der Antarktis?

Wie ich schon sagte: Aus einer erfolgreichen Expedition kann man sehr viel innere Kraft ziehen. Und man lernt, mit schwierigen Umständen in aller Ruhe umzugehen. Eine Management-Position verlangt auch, in schwierigen Situationen mit klarer Umsicht und Ruhe Dinge durchzuziehen, um seine Ziele zu erreichen.“

]]>
Erster Deutscher solo am Südpol https://blogs.dw.com/abenteuersport/erster-deutscher-solo-am-sudpol/ Tue, 15 Jan 2013 13:41:38 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=19067

Geschafft! (© Roland Krüger)

Chapeau! Roland Krüger hat als erster Deutscher im Alleingang den Südpol erreicht: auf Skiern, „unassisted“, also ohne fremde Hilfe von außen, etwa durch die Anlage von Lebensmitteldepots aus der Luft, und auch „unsupported“, sprich nur mit Muskelkraft, nicht mit Unterstützung von Schlittenhunden, Lenkdrachen oder Motorkraft. 49 Tage brauchte Krüger für die Strecke von rund 890 Kilometern. Eigentlich hatte der 47-Jährige sogar vor, die gesamte Antarktis zu durchqueren.

Monster-Sastrugis 

„Die Mischung aus Monster-Sastrugis (also riesigen Windgangeln) und Whiteout (Lichtverhältnissen, die dazu zu führen, dass Kontraste verschwimmen und alles weiß erscheint) war wirklich sehr problematisch. Zeitweise musste ich mich richtig durchwühlen“, beschreibt Roland in einem Gespräch mit explorersweb.com, warum er sich nahe dem 88. Breitengrad entschloss, nur bis zum Südpol und nicht, wie ursprünglich geplant, bis zum Axel-Heiberg-Gletscher weiterzuwandern. Die Sastrugis seien häufig so hoch gewesen, dass sie ihn überragt hätten. „Da habe ich zu viel Zeit verloren. Es war ziemlich frustrierend.“

Ohne Frostbeulen

Unterwegs auf dem Eis (© Roland Krüger)

Schließlich zog Krüger einen Schlitten hinter sich her, der inklusive Material und Vorräten für gut zwei Monate 130 Kilogramm wog. Ende November war er am Filchner-Ronne-Schelfeis aufgebrochen. Tag für Tag wanderte der Polar-Abenteurer im Schnitt siebeneinhalb bis achteinhalb Stunden auf Skiern. Er habe darauf geachtet, dass er immer je zwölf Stunden Ruhezeit im Zelt verbracht habe, sagt Roland. „Das erwies sich als wichtige Regel, um den Körper bei Laune zu halten.“ Von Frostbeulen oder gar Erfrierungen blieb er verschont. „Nichts, nicht einmal eine Blase.“

Immer ein Ass im Ärmel

Krüger bezeichnet die Expedition „Ice-Walk“ als sein bisher größtes Abenteuer, bei dem er auch viel gelernt habe: „Sei geduldig, überschätze dich nicht, sei offen und flexibel. Und nehme nichts für selbstverständlich, denn die Antarktis scheint immer noch ein Ass im Ärmel zu haben.“ Roland weiß, wovon er redet. Bereits 2005 hatte er im Team mit vier Mitstreitern den Südpol erreicht, auch damals schon mit Skiern und Schlitten. Für seine nun beendete Solo-Expedition nahm Krüger eine berufliche Auszeit von vier Monaten. Im März wird der BMW-Manager neuer Vertriebchef für Deutschland. Ob er dann noch Zeit hat, vom Eis zu träumen?

]]>
Zurück https://blogs.dw.com/abenteuersport/zuruck/ Mon, 07 Jan 2013 11:41:45 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=18923

Traumhaft

Umkehren fällt schwer. Nicht nur am Berg, sondern auch aus den Bergen. Meine einwöchige Auszeit in Osttirol ist leider Geschichte. Eine Woche lang haben wir die Skipisten der Hohen Tauern genossen, die gemütlichen Berghütten und die Gastfreundschaft der Einheimischen. So wenig gefroren habe ich selten bei einem Urlaub zur Jahreswende. An unserem letzten Skitag stieg das Thermometer im Tal auf frühlingshafte 13 Grad, wohlgemerkt plus. Es goss wie aus Kübeln, doch oberhalb von 1200 Metern bescherte uns Frau Holle zum Abschluss noch einmal ein paar Stunden Tiefschneefahren – bis der starke Föhn die neue Pracht wieder beiseite gepustet hatte. Apropos Wind. Der bewegte auch den Antarktisabenteurer Eric Larsen dazu, seine Fahrradtour zum Südpol abzubrechen.

Faustschlag in den Schnee

Weit vor dem Ziel umgekehrt

„Als ich mich letztendlich dazu entschloss umzukehren, weinte ich lange Zeit in meinem Zelt“, schrieb Eric in seinem Blog. Am zehnten Tag war Schluss, nahe dem 82. Breitengrad. Der ständig wehende Gegenwind und die zahlreichen Schneelöcher zogen Eric schließlich den Zahn. “Ich machte einen letzten Versuch, nach Süden zu radeln. Als ich wieder einmal in den weichen Schnee stürzte, brüllte ich vor Zorn auf und schlug meine Faust in den Schnee. Der Wind war aufgefrischt, überall Schnee. Eigentlich wie immer. Die Antarktis. Ich lachte in mich hinein. Das war wirklich nicht das erste Mal, dass dieser eisige Ort eine Expedition scheitern ließ.“ Larsen kehrte zum Ausgangspunkt zurück, ohne Frostbeulen und alles andere als verbittert: „Klar, für Erfolge erntest du Lob, aber alle meine gescheiterten Unternehmungen haben mich Demut, Ernsthaftigkeit und Mitgefühl gelehrt – Eigenschaften, die ich über alle Maßen schätze.“

Vom Blitz erschlagen

Der Kilimandscharo, 5895 Meter hoch

Irland trauert um einen seiner bekanntesten Bergsteiger. Ian McKeever wurde bei einer Expedition am Kilimandscharo von einem Blitz erschlagen. Der 42-Jährige leitete am höchsten Berg Afrikas eine Gruppe von 20 Bergsteigern, zu denen auch seine Verlobte gehörte. Mehrere Expeditionsmitglieder erlitten bei dem Blitzeinschlag leichte Verletzungen.

McKeever hielt vorübergehend den Rekord für die schnellste Besteigung der „Seven Summits“. Der Ire hatte 2007 innerhalb von 156 Tagen die höchsten Gipfel aller Kontinente erreicht. Seit 2010 wird in der Rekordliste Vernon Tejas, ein überaus erfahrener Bergsteiger aus Alaska, mit 134 Tagen als schnellster Seven-Summits-Mann geführt.

]]>
Tod auf dem Rad https://blogs.dw.com/abenteuersport/tod-auf-dem-rad/ Fri, 28 Dec 2012 16:16:00 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=18863

Haruhisa Watanabe (1981-2012)

Der japanische Abenteurer Haruhisa Watanabe ist bei einem Verkehrsunfall im Norden Russlands ums Leben gekommen. Nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur TASS wurde Watanabe nahe dem Polarkreis südlich der Stadt Murmansk auf seinem Fahrrad von einem Auto erfasst. Der 31-Jährige starb noch an der Unfallstelle an seinen schweren Verletzungen. Watanabe war im Juni in China zu einer extremen Fahrrad-Tour aufgebrochen, die ihn durch Zentralasien nach Russland geführt hatte.

Jüngster Japaner auf den Seven Summits

Watanabe bestieg mit 22 Jahren die „Seven Summits“, die höchsten Berge aller Kontinente – allerdings nach der umstrittenen Variante mit dem Mount Kosciusko, dem höchsten Gipfel Australiens, und nicht nach jener mit der mehr als doppelt so hohen und bergsteigerisch deutlich anspruchsvolleren Carstencz-Pyramide, dem höchsten Punkt Ozeaniens. Am 24. Mai 2004 stand Watanabe auf dem Gipfel des Mount Everest. Er war der jüngste Japaner auf den „Seven Summits“.

Gegenwind und Schneekuhlen

Eric hat seinen Humor noch nicht verloren

In der Antarktis kämpft sich derweil der US-Amerikaner Eric Larsen mit seinem dickreifigen Geländerad über das Eis Richtung Südpol. Jetzt erreichte er sein Zwischendepot nahe dem 82. Breitengrad. „Nach derzeitigem Stand bin ich nicht allzu optimistisch, am Pol anzukommen“, schreibt Eric in seinem Blog. Zu schaffen machen ihm nach eigenen Worten vor allem der starke Gegenwind und Senken mit weichem Schnee. „Ich fahre ungefähr 1,5 Meilen pro Stunde (1,61 km/h) langsamer als ich erwartet hatte. Wenn ich das hochrechne, bin ich mir nicht sicher, dass ich den Pol innerhalb der Zeitspanne schaffe, für die ich genug Nahrung und Brennstoff zur Verfügung habe.“ Bei seiner Expedition „Cycle South“ will Larsen – wie berichtet – als Erster auf einem Fahrrad den südlichsten Punkt der Erde erreichen.

P.S. Ich werde von morgen an wieder für eine gute Woche die Osttiroler Berge unsicher machen. Wundert euch also nicht, wenn ich mich in dieser Zeit selten bis gar nicht melde.

]]>
Mit dem Rad zum Südpol https://blogs.dw.com/abenteuersport/mit-dem-rad-zum-sudpol/ Sat, 15 Dec 2012 14:38:11 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=18633

Eric hat für die Expedition hart trainiert

Versägt zu werden, kratzt am Selbstbewusstsein. Mir geht das so, wenn ich auf dem Fahrrad kräftig in die Pedale trete und trotzdem überholt werde – womöglich sogar von einem Fahrer, der (noch) älter ist als ich. Inzwischen habe ich mir jedoch angewöhnt, nach der frustrierenden Überholaktion blitzschnell auf den Rahmen des gegnerischen Fahrrads zu blicken. Und siehe da, häufig bringt das die Entwarnung: Klar, ein E-Doper! Im ewigen Eis hätten Elektrofahrräder keine Chance. Ein kompakter Hochleistungsakku für die dort herrschenden extremen Temperaturen muss erst noch entwickelt werden. Und so bricht Eric Larsen in diesen Tagen mit seinem Geländerad garantiert E-ungedopt Richtung Südpol auf.

Gutes Gelände für Fahrradtour   

Polar-Abenteurer Eric Larsen

Der US-Amerikaner will als Erster den südlichsten Punkt der Erde mit einem Fahrrad erreichen – solo und ohne Unterstützung, etwa durch Nahrungsdepots. Der 40-Jährige aus Boulder im Bundesstaat Colorado startet in der Herkules-Bucht an der Ostgrenze des weißen Kontinents. Für die Strecke von 750 Kilometern bis zum Südpol hat Eric ein Zeitfenster von maximal drei Wochen eingeplant. Wenn die Wetterverhältnisse es zulassen, will er anschließend auch wieder vom Pol zurückfahren. „Überraschenderweise ist das Gelände in der Antarktis ganz gut für eine Fahrradtour geeignet, weil der Schnee dicht und hart ist“, sagt Eric. „Stürme können jedoch für große Schneeverfrachtungen sorgen, in Kuhlen kann sich Pulverschnee sammeln.“ Whiteouts, also Null-Sicht-Verhältnisse, sowie Gletscherspalten und Windgangeln seien weitere mögliche Hindernisse.

Nur mit einer Bremse 

Viel Spezielles an und auf dem Rad

Eric fährt das wohl fetteste Geländerad, das auf dem Markt erhältlich ist, den „Moonlander“:  ein Rahmen aus Spezialstahl, der leicht, aber stabil ist; zehn Zentimeter breite Felgen; 4,7 Zoll, also knapp zwölf Zentimeter breite Reifen. Sein auf das Nötigste reduziertes Gepäck verstaut Eric in sehr leichten Spezialtaschen. Zur Ausrüstung gehört natürlich auch Reparaturmaterial. „Für alles was nach meiner Einschätzung kaputt gehen könnte, nehme ich Ersatzteile mit: Kettenglieder, Schlauch, Mantel, Pedale, Brems- und Schaltzüge.“ Am meisten Sorgen machen Eric die Radteile, die geschmiert werden müssen. Aus diesem Grund werde er auch nur die Scheibenbremse vorne benutzen, sagt der Abenteurer. Die Gefahr, dass er dann einen Abflug über den Lenker macht, bestehe nicht, „weil ich voraussichtlich nur acht bis zehn Stundenkilometer schnell fahren werde“. Da herkömmliche Fette auf die extreme Kälte von durchschnittlich minus 35 Grad reagieren, ersetzt Eric sie – etwa in der Radnabe – durch ein leichtes, synthetisches Schmieröl.

Drei Pole in einem Jahr 

Eric auf dem Gipfel des Everest

Der Mann ist ein alter Polarfuchs. 2006 gelang Eric Larsen mit seinem Landsmann Lonnie Dupre auf Skiern, mit Schlitten und im Spezialkanu die erste erfolgreiche Sommerexpedition zum Nordpol. 2010 war Eric der erste Abenteurer, der innerhalb eines Jahres alle „drei Pole“ erreichte: im Januar nach 47 Tagen auf dem Eis den Südpol, im April nach 51 Tagen den Nordpol und im Oktober – mit Flaschensauerstoff – den Gipfel des Mount Everest. Sein Projekt damals stand unter dem Motto „Rettet die Pole“. Auch mit seiner aktuellen Expedition „Cycle South“ will Eric eine Botschaft transportieren: „Ich will zeigen, wie vielseitig Menschen Fahrräder nutzen können, um die Umwelt zu schützen und dabei gleichzeitig die eigene Lebensqualität zu steigern.“

P.S. Hier könnt Ihr Erics im doppelten Wortsinn coole Expedition verfolgen. Und für alle, denen das zu aufwändig ist: Ich bin ja auch noch da. 😉

]]>
Quer durch https://blogs.dw.com/abenteuersport/quer-durch/ Mon, 23 Jan 2012 13:21:50 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=12949

Felicity Aston

Und wieder endet eine Einsamkeit. Zwei Tage nachdem die 16 Jahre alte Niederländerin Laura Dekker ihre Solo-Weltumseglung beendet hat, ist auch Felicity Aston am Ziel. Die 33 Jahre alte Abenteurerin aus Kent in England erreichte die Herkules-Bucht am Ronne-Eisschelf und vollendete damit ihre Solo-Durchquerung der Antarktis auf Skiern. Gestartet war Aston am 25. November am Leverett-Gletscher, am 21. Dezember hatte sie den Südpol erreicht. Für die insgesamt 1744 Kilometer lange Strecke brauchte die Britin 59 Tage. „Damit ich gar nicht erst Gefahr laufe, sentimental zu werden, ist aus dem Nichts ein Sturm aufgezogen und rüttelt an meinem Zelt“, twittert Felicity. „Es ist wunderbar, zu wissen, dass ich heute nicht aus meinem Schlafsack springen und dem Horizont entgegen stürmen muss.“ Aston wartet jetzt auf ein Flugzeug, mit dem sie in die Zivilisation zurückkehren kann.

Nur mit Muskelkraft

Sie ist die erste Frau, die die Antarktis alleine durchquert hat – und das mit reiner Muskelkraft. Der Norweger Børge Ousland, der erste Mensch, dem eine Solo-Durchquerung des weißen Kontinents gelungen war, hatte sich 1996/97 zeitweise mit einem Segel den Wind zunutze gemacht. Auch Reinhold Messner und Arved Fuchs setzten 1989/1990 solche Lenk-Segel ein, wie sie heute beim Kitesurfen gang und gäbe sind. Allerdings legten Ousland, Messner und Fuchs jeweils über 2800 Kilometer zurück, 1000 mehr als jetzt Aston. Insofern lassen sich die Expeditionen nur schwer vergleichen. Nichtsdestotrotz eine beeindruckende Leistung der Britin. Ob sie allerdings als Solo-Durchquerung anerkannt wird, ist noch offen. Felicity hatte sich in der Forschungsstation am Südpol mit frischen Lebensmitteln und neuen Skiern eingedeckt. Damit kann ihr Marsch eigentlich nicht mehr als „unsupported“, also frei jeder Unterstützung, gelten.

Felicity fühlt sich im Eis zu Hause. Drei Jahre lang arbeitete sie in der Antarktis als Meteorologin in einer britischen Forschungsstation. Später leitete Aston Frauen-Expeditionen in Grönland und zum Südpol.

]]>
Vor 100 Jahren: Scott am Südpol https://blogs.dw.com/abenteuersport/vor-100-jahren-scott-am-sudpol/ Wed, 18 Jan 2012 10:52:48 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=12839

Wilson, Bowers, Scott, Evans, Oates (v.l.) am Südpol

Robert Falcon Scott ergeht es wie einem Radsprinter: Der Zweite ist der erste Verlierer. Als er am 18. Januar 1912, also heute vor genau 100 Jahren, am Südpol eintrifft, weiß er bereits seit zwei Tagen, dass er den Wettlauf gegen den Norweger Roald Amundsen verloren hat. „Das Furchtbare ist eingetreten, das Schlimmste, was uns widerfahren konnte“, vertraut Scott seinem Tagebuch an. „Die Norweger sind uns zuvor gekommen. Amundsen ist der Erste am Pol!“ Ein verlassener Lagerplatz nahe dem Südpol, eine norwegische Fahne, die im Wind flattert, sowie Hundespuren sind die untrüglichen Zeichen für Scott, dass er zu spät gekommen ist.

Aufs falsche Pferd gesetzt 

Scott hat sich verspekuliert. Mit seinen Ponys setzte er buchstäblich auf die falschen Pferde. Die schwächelnden Tiere musste er erschießen lassen. Auch das Experiment mit den Motorschlitten schlug fehl. Die Motoren waren der Kälte nicht gewachsen. Die Norweger waren vor allem deshalb schneller, weil sie sich auf Material und Methoden verließen, die sich zuvor bewährt hatten. Als Scott und seine vier Begleiter die Hinterlassenschaften des Amundsen-Teams finden, entweicht aus ihnen alle Kraft und Motivation – fast so, als hätte jemand mit einer Nadel in einen Luftballon gestochen. Die enttäuschten Mienen der Briten auf dem Foto, das sie am Südpol vor dem „zu spät gekommenen Union Jack“ (Scott) machen, sprechen Bände.

Entbehrung, Hunger, Kälte

Zweiter Sieger, erster Verlierer

Der 43 Jahre alte Expeditionsleiter ahnt möglicherweise schon, dass dies eine Reise ohne Wiederkehr ist. „Vor uns liegt eine Strecke von 1500 Kilometern mühsamer Wanderung, 1500 Kilometern trostlosen Schlittenziehens, 1500 Kilometern Entbehrung, Hunger und Kälte“, schreibt Scott. „Wohlan, Traum meiner Tage, leb wohl!“ Gut zwei Monate lang kämpft er sich noch mit seinen Gefährten zurück durch das ewige Eis. Dann sind auch die letzten Kräfte erschöpft. „Um Gottes Willen, sorgt für unsere Hinterbliebenen!“, lautet Scotts abschließender Tagebucheintrag.  Im November 1912 findet ein Suchtrupp das Lager mit den Leichen der drei Abenteurer, die es bis dorthin schafften. Zwei weitere waren bereits vorher gestorben.

Drei Briten am Pol

Und heute? Drei britische Soldaten, die sich vor zweieinhalb Monaten auf Scotts Spuren zum Südpol aufgemacht hatten, trafen pünktlich zum 100. Jahrestag auf 90 Grad Süd ein – nach 76 Tagen auf dem Eis.

]]>
Südpol-Party https://blogs.dw.com/abenteuersport/sudpol-party/ Wed, 14 Dec 2011 07:58:43 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=12351

Norwegens Regierungschef Stoltenberg enthüllt am Südpol eine Amundsen-Eisskulptur

Der Südpol feiert. Heute vor 100 Jahren, am 14. Dezember 1911, ließ er sich erstmals von Menschen betreten. Der Norweger Roald Amundsen und vier Landsleute erreichten den südlichsten Punkt der Erde. Der norwegische Ministerpräsident Jens Stoltenberg, einige andere Promis und jede Menge Journalisten haben sich zur Amundsen-Scott-Forschungsstation am Südpol fliegen lassen, um den Jahrestag zu feiern. Von den Expeditionen, die sich vorgenommen hatten, auf Amundsens Spuren rechtzeitig zum 14. Dezember am Pol einzutreffen, war dort am Jubeltag noch nichts zu sehen. Die Antarktis zeigte ihre Zähne. Das Team des Norwegischen Polarinstituts brachte es in seinem Internet-Tagebuch auf den Punkt: „Helmer Hannsen (Anm. Hannsen gehörte zu Amundsens Team) schrieb einst: ‚Die Theosophen glauben angeblich, dass wir nach dem Tod in anderer Form wiedergeboren werden. Ich für meinen Teil hoffe inständig, dass ich nicht als Schlittenhund bei einer Polarexpedition zurückkehre.’ Heute ist diese Aussage umgeschrieben worden: Es wäre kein Spaß, als moderner Polarreisender wiedergeboren zu werden, dem die Zeit davonläuft.“

Für DW-WORLD.DE habe ich zum Jahrestag eine Bildergalerie erstellt. Wenn ihr sie sehen wollt, klickt hier.

]]>
Gelesen: Eiszeit https://blogs.dw.com/abenteuersport/gelesen-eiszeit/ Tue, 21 Dec 2010 16:50:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/12/21/gelesen-eiszeit/ Der Verkehr brach zusammen. Nichts ging mehr. Das passiert im Rheinland, wenn innerhalb kurzer Zeit mehr als zehn Zentimeter Schnee fallen. Mich ließ das kalt, hatte ich doch frei, konnte mich im warmen Wohnzimmer mit Blick auf den verschneiten Garten in den gemütlichen Lesesessel fläzen und zu einem Buch greifen. Passend zum Wetter wählte ich „Eiszeit“ von Alexander und Thomas Huber.


Drei neue Routen

Ende 2008 waren die beiden deutschen Topkletterer gemeinsam mit dem Schweizer Bergsteiger Stephan Siegrist und dem Kameramann Max Reichel in die Antarktis gezogen, um sich an den beeindruckenden Granitwänden der im ewigen Eis versteckten Berge Ulvetanna (norwegisch für „Wolfszahn“) und Holtanna („Hohlzahn“) zu versuchen. „Wir sind halt immer auf der Suche nach Dingen, die vor uns noch keiner getan hat“, sagte mir Thomas, als ich ihn damals kurz vor der Abreise traf (die Story findet ihr hier). Ihr Vorhaben, die 750 Meter hohe Holtanna-Westwand komplett frei zu durchklettern, musste das Team wegen der eisigen Kälte von durchschnittlich minus 30 Grad Celsius aufgeben. Dennoch gelang es den vieren, eine extreme Route zu eröffnen, die sie – kein Wunder – „Eiszeit“ tauften. Anschließend bestiegen sie den Holtanna dann noch erstmals frei, wenn auch über eine etwas leichtere, neue Route („Skywalk“) über den Nordpfeiler. Außerdem gelang ihnen am Ulvetanna eine Erstbegehung auf einem neuen Weg („Sound of Silence“) über den Nordwest-Pfeiler.


Eiszeit ist Lesezeit

Echt bärig

Bevor ich das Buch über diese Expedition der Extreme las, blätterte ich es erst einmal durch, weil mich die großformatigen Bilder der faszinierenden Eislandschaft mit den herausragenden Granitzähnen sofort fesselten. Eindrucksvoll vermitteln sie die unendliche Weite der Antarktis. Dazu gibt es natürlich viele atemberaubende Fotos aus der Vertikalen der Felswände.
Doch „Eiszeit“ ist mehr als nur ein Bildband. Alex Huber, der nicht nur Kletterer, sondern auch Diplom-Physiker ist, steuert interessante Informationen rund um die Antarktis bei. Sein Bruder Thomas beglückt uns mit einem sehr persönlich gehaltenen Expeditionstagebuch, in dem er ab und zu ins Bayrische abrutscht: „Eine Saukälte hat\’s. Heid wird\’s wieder nichts.“ Stefan Siegrist wirkt in seinen Beschreibungen dagegen fast wie der sprichwörtliche neutrale Schweizer. Und Max Reichel weiht uns in die Kunst ein, bei Tiefkühlschrank-Temperaturen Filme zu drehen. Um es kurz, bündig und leicht bayrisch zu formulieren: I find des Buch echt bärig. Wenn ihr also noch ein Last-Minute-Geschenk sucht, …

P.S. Ich kann allerdings nicht ausschließen, dass ich leicht befangen bin. Zum einen, weil ich die Huberbuam nicht nur als Bergsteiger, sondern nach vielen Begegnungen auch menschlich sehr schätze. Zum anderen, weil mich einige Schilderungen an meine eigenen Erlebnisse 2009 in der Arktis erinnerten.

]]>