Aufbruch – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Unterwegs https://blogs.dw.com/abenteuersport/unterwegs/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/unterwegs/#comments Sat, 05 Jul 2014 18:09:35 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=26653 Auf dem Weg nach München

Auf dem Weg nach München

Abschied tut weh. Die Tränen meiner Lieben brennen noch auf meinen Wangen. Und dann ihre Blicke, die signalisieren: ‚Ach, wärest du doch schon wieder zurück! Oder würdest gar nicht erst wegfahren!‘ Und doch sitze ich nun im Zug Richtung München, auf dem Weg in ein neues Abenteuer – mit einem schlechten Gewissen und dem Gefühl, vielleicht doch ein blöder Egoist zu sein. Jeder Aufbruch ist eine Reise ins Ungewisse. Wer loszieht, hat es einfacher. Auf ihn warten neue Erlebnisse, Erfahrungen, Eindrücke. Alle, die zurück bleiben, können nur warten, hoffen, beten, dass auch dieses Abenteuer gut ausgeht. Natürlich habe ich meinen Lieben versichert, dass ich vorsichtig sein werde. Und doch werden sie wohl erst ruhig schlafen, wenn ich wieder im Zug sitze – in Gegenrichtung.

Umdrehen ist keine Schande

Vor fast drei Jahren war das genauso. Damals versuchte ich, den Siebentausender Putha Hiunchuli im Westen Nepals zu besteigen. Für mich ein großes Abenteuer – auch ohne Gipfelerfolg. Auf 7150 Metern, hundert Meter unter dem höchsten Punkt, kehrte ich um. Das Wetter kippte, ich war spät dran und körperlich am Limit. Stopp! Eine richtige Entscheidung. Das wusste ich in dem Augenblick, als ich sie traf. Und erst recht, als ich am selben Tag erst kurz vor Einbruch der Dämmerung, 1700 Meter, tiefer das Lager erreichte, mehr stolpernd als gehend. Sollte ich jetzt am Kokodak Dome in eine vergleichbare Situation kommen, werde ich wieder umdrehen. Das bin ich nicht nur allen schuldig, die zu Hause auf mich warten, sondern auch mir selbst. Ich lebe wirklich verdammt gerne.

Magische Anziehung

Hoffentlich nichts vergessen!

Hoffentlich nichts vergessen!

Warum dann dieser neuerliche Aufbruch, der zu einem weiteren Abschied mit frischen Tränen geführt hat? Darauf gibt es keine leichte Antwort, allenfalls ein Versuch. Vielleicht bin ich einfach zu neugierig. Auf neue Länder, neue Menschen – und auch auf mich selbst. Wenn ich meine Grenzen auslote, sie erreiche, im günstigsten Fall sogar verschiebe, eröffnen sich neue Horizonte. Der Blick weitet sich. Auch nach innen. Die Berge sind ein idealer Ort, um auf eine Reise zu sich selbst zu gehen. Nun werdet ihr einwenden, dass es dafür nicht unbedingt ein Siebentausender sein muss, sondern ich diese Erfahrungen durchaus auch an niedrigeren Gipfeln machen könnte. Ihr habt recht. Und doch fühle ich mich immer wieder wie magisch zu den hohen Bergen hingezogen, seit ich 2002 erstmals die Riesen des Himalaya mit eigenen Augen bestaunt habe. Warum? Keine Ahnung. Wenn ich es wüsste, wäre es keine Magie mehr.

Ein Haufen Steine mit weißer Perücke

Stärker als diese fast magnetische Anziehung ist jedoch die Liebe zu den Menschen, die mir wichtig sind und zu denen ich unter allen Umständen zurückkehren will. Deshalb werde ich kein Hasardeur am Berg sein. Kein blinder Ehrgeizling, der Kopf und Kragen riskiert, nur um als Erster einen Gipfel zu besteigen, der letztendlich nicht mehr ist als ein großer Haufen Steine mit einer Perücke aus Schnee und Eis. Ich werde auf meine Ängste hören und die Bremse ziehen, wenn ich die Risiken nicht für verantwortbar halte. Versprochen!

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Verpatzte Generalprobe https://blogs.dw.com/abenteuersport/verpatzte-generalprobe-und-gedanken-eines-abfahrenden/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/verpatzte-generalprobe-und-gedanken-eines-abfahrenden/#comments Fri, 30 Sep 2011 17:21:23 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=10537

Erste Schwierigkeiten

Eigentlich kann unsere Expedition nur erfolgreich enden. Die Generalprobe ging nämlich gründlich daneben. Erst zerbrach meine Lesebrille und hinterließ mich blind wie einen Maulwurf. Gott sei Dank gibt es inzwischen sogenannte Lesehilfen. Ein solches Billig-Nasenfahrrad half mir, die Zeit bis zur Reparatur der Brille zu überbrücken. Anschließend verabschiedete sich der Teil eines Backenzahns, als ich voller Genuss in eine gebrannte Mandel biss. Mit einem schnellen „Werkstatt-Termin“ half mir die Zahnärztin meines Vertrauens aus der Patsche. Das dickste Ding aber wartete noch auf mich.

Auch das noch!

Als ich gestern meine lange Liste dessen, was noch für die Expedition zu erledigen oder besorgen war, fast abgearbeitet hatte, kam ich auf die Idee, sicherheitshalber noch einmal die Satellitenanlage zu testen. Erst schien sie, wie beim letzten Versuch, einwandfrei zu funktionieren, dann plötzlich gar nicht mehr. Mir brach der Schweiß aus. Ich sah die „Technik-Felle“ davonschwimmen. Die letzte Nacht vor der Abreise schlief ich kaum und wenn, dann schlecht. Heute Vormittag versuchte ein Techniker noch, der Anlage wieder Leben einzuhauchen. Vergeblich. Jetzt nehme ich ein gemietetes (und getestetes) Gerät mit, das mir ein sehr netter Mensch zum Frankfurter Flughafen gebracht hat. Die erste Schlüsselstelle der Expedition habe ich überstanden. Irgendwie, dank der Hilfsbereitschaft vieler.

Versprochen!

Was finden wir eigentlich da oben?

Langsam komme ich zur Ruhe. Schwer liegen mir noch die Abschiedstränen meiner Lieben im Magen. Für jene, die uns Abenteurer fahren lassen müssen, ist es schwerer als für uns, die wir aufbrechen. Auf uns warten aufregende Erlebnisse und Eindrücke. Die Zurückgebliebenen dagegen müssen mit ihrer Angst um uns leben. Die Wochen bis zur Rückkehr werden sich quälend lang anfühlen. Ich wäre ein schlechter Ehemann, Vater, Sohn, Bruder, Freund und Kollege, wenn mich das kalt ließe. Ich habe ein schlechtes Gewissen. Trotzdem bin ich wieder aufgebrochen. Warum? Eine leichte Antwort gibt es nicht.Vielleicht weil diese Abenteuer ein Teil von mir sind, eine Reise zu mir selbst. Ich bin meiner Frau zutiefst dankbar, dass sie mir keine Szene gemacht hat (das Recht dazu hätte sie gehabt); und meinen Kindern, die mir durch ihr Verhalten gezeigt haben, dass sie mich so akzeptieren wie ich bin: ein bisschen schräg halt. Wie kann ich das zurückgeben? Mit Vorsicht und Umsicht. Versprochen! Und ich nehme euch natürlich mit auf meine Reise.

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