Bernd Kullmann – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Nicht ohne meine Jeans https://blogs.dw.com/abenteuersport/bernd-kullmann-everest/ Thu, 21 Feb 2013 16:36:02 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=20043

Bernd Kullmann

Bernd Kullmann hat seinen festen Platz in den Mount-Everest-Geschichtsbüchern. Als der Bergsteiger aus Karlsruhe am 17. Oktober 1978 auf dem 8850 Meter hohen Gipfel stand, trug er eine Original Levi’s Blue Jeans. „Ich war nicht nur der erste, sondern wahrscheinlich auch der einzige, der das je gemacht hat“, sagt der heute 58-Jährige. Damals sei es in den Alpen noch allgemein üblich gewesen, in Knickerbockern bergzusteigen. „Wir Jungen wollten halt provozieren, haben auch die Eiger-Nordwand in Jeans gemacht. Und dann war es für mich logisch, auch zum Everest mit Jeans zu gehen.“ Ab Lager drei auf etwa 7000 Metern zog Kullmann eine wattierte Wärmehose über die Jeans. „Daune haben wir uns nicht leisten können. Ich habe nicht einmal eine lange Unterhose drunter gehabt.“

Bernd Kullmann: Nicht ohne meine Jeans

Während der sieben Wochen am Everest habe er seine Jeans immer getragen – was nicht ohne Folgen blieb: „Im Hotelzimmer in Kathmandu konnte ich sie buchstäblich in die Ecke stellen.“ Entsorgt hat Kullmann die robuste Hose auch dann noch nicht. „Später wurde sie gewaschen und ich habe sie weiter benutzt. Das war einfach das Bekleidungsteil meiner Wahl.“

Drei Lebenssäulen 

Everest heute: Viel Verkehr auf der Normalroute

Zehn Jahre später kehrte er noch einmal zu den Achttausendern zurück. Im Frühjahr 1988 bestieg Kullmann während einer Doppelexpedition in Tibet zunächst die Shishapangma. Am nahe gelegenen Cho Oyu musste er wenig später kurz vor dem Gipfel im Höhensturm umkehren. „Damit war für mich das Thema erledigt“, sagt Kullmann. Schließlich hatte er nicht nur die Berge im Sinn. „Ich habe immer gesagt, mein Leben steht auf drei Säulen: Familie, Beruf und Bergsteigen. Aber keine dieser Säulen darf leiden, sonst leidet mein ganzen Leben darunter.“ Job und Sport konnte und kann Kullmann gut verbinden. Er ist Geschäftsführer des Augsburger Outdoor-Unternehmens Deuter. „Ich kann die Produkte, die wir verkaufen, selber testen.“ Im Durchschnitt verbringe er immer noch etwa 80 Tage im Jahr mit Klettern oder Bergtouren.

Zehn Schutzengel

Er sei mit den Jahren vorsichtiger geworden, erzählt Kullmann. Nicht ohne Grund. Anfang der 1980er Jahre stürzte er beim Solo-Klettern schwer, „in einer Phase, in der wir einen persönlichen Unverletzlichkeitsglauben hatten. Da hat auch ein Stück Arroganz mitgespielt.“ Anderthalb Jahre verbrachte er in Krankenhäusern und saß im Rollstuhl. Danach ging er wieder klettern. „Es war oft viel Glück mit im Spiel“, räumt Kullmann ein. „Und manchmal hat man nicht nur einen, sondern zehn Schutzengel strapaziert.“

Bernd Kullmann: Auf schmalem Grat

Sauberer Stil blieb auf der Strecke 

Everest-Südseite

Aufmerksam verfolgt der „Jeans-Besteiger“ das aktuelle Geschehen am Mount Everest. „Mich würde es heute nicht mehr reizen“, sagt Kullmann. Das Abenteuer sei verloren gegangen. „Ich stand damals völlig allein am Gipfel im Sturm und habe Angst gehabt, ob ich wieder heile herunterkomme. Es war eine wahnsinnige Situation. Mir sind die Tränen heruntergekullert.“ Ein Beweisfoto seines Gipfelerfolgs gebe es nicht.

Bernd Kullmann: Everest gestern und heute

Inzwischen, so Kullmann, liege der Everest in Fesseln. Überall seien Bergführer und Sherpas unterwegs, die ihre Kunden betreuten. „Heute müssen sie ja anstehen, bis sie überhaupt mal am Gipfel anschlagen können.“ Da sich Ausrüstung, Sportmedizin und Trainingsmethoden kontinuierlich verbessert hätten, findet Kullmann, müssten doch eigentlich alle Bergsteiger versuchen, den Everest ohne Flaschensauerstoff zu besteigen. Das Gegenteil sei der Fall. Der Kommerz habe den sauberen Stil auf dem Gewissen. „Aber wo eine Nachfrage existiert, entwickelt sich ein Markt. Das ist leider auch am Everest passiert.“ 

P.S. Bernd Kullmann hat sich auch zum 60-Jahr-Jubiläum der Everest-Erstbesteigung geäußert. Seine Worte könnt ihr auf den beiden Pinnwänden rechts im Blog nachlesen und -hören.

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Not without my jeans https://blogs.dw.com/abenteuersport/bernd-kullmann-everest-english/ Thu, 21 Feb 2013 16:35:47 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=20091 Bernd Kullmann has a unique place in the annals of Mount Everest. When he stood on the summit on 8850 meters on October 17,1978, he wore an original Levi’s blue jeans. „I wasn’t only the first, but probably the only one, who ever did it”. Kullmann, now aged 58 years, said, at that time it was common to wear knickerbockers in the Alps. „We as young people wanted to provoke. We climbed the north face of Eiger in Jeans. So I found it logical to use Jeans on Everest too.” Above Camp 3 at about 7000 meters Kullmann covered his jeans with padded overtrousers. „We had not enough money for down garments. I didn’t even have long johns beneath.” Kullmann wore his jeans for all seven weeks they spent on Everest – with consequences: „In Kathmandu I could put it literally in the corner of my hotel room.” Kullmann didn’t dispose his durable trousers even then. „Later it was washed and I used it again. Jeans were simply my favourite garments.” 

Three pillars 

Bernd Kullmann

Ten years later Kullmann returned to the 8000-meter-peaks for a double expedition in Tibet. In spring 1988 he climbed Shishapangma in Tibet. A little later on Cho Oyu he had to turn back below the summit due to a storm. „Afterwards the issue 8000-meter-peaks was settled for me,” Kullmann said. He was not only focused on mountains. „My life is based on three pillars: family, job and climbing. None of these may suffer, because in this case my whole life would suffer.” Kullmann can combine job and sports. He is managing director of the outdoor company Deuter in the city of Augsburg. „I myself can test all the products we are selling.” On average he is still spending about 80 days per year on climbing or hiking in the mountains.

Ten guardian angels 

Kullmann said, that he had become more careful. Not without reason. At the beginning of the 1980s he fell seriously when he did a solo climb, „in a period, when we thought nothing could happen to us. We were slightly arrogant.” He spent one and a half year in hospital and in a wheelchair. Afterwards he started climbing again. „Often there was plenty of luck involved”, Kullmann said. „ And sometimes I needed not only one, but ten guardian angels.” 

Commerce kills good style 

The „jeans-climber” is still watching what’s happening on Everest. „Today I wouldn’t like to climb there.” Kullmann said, adventure had got lost. “In 1978 I stood on the summit alone and in a storm, with fear of climbing down. It was an incredible situation. Tears were rolling down my cheeks.” A picture of him on the summit of Everest doesn’t exist.

Kullmann said, that day Everest was tied up with ropes. Everywhere guides and sherpas were leading up their clients. „Today they must queue to reach the summit.” Due to improvements of gear, sports medicine and training methods in his opinion all climbers should try to climb without supplementary oxygen. „Exactly the opposite happens. Commerce has killed the good style. But where a demand exists, a market develops. Unfortunately this happened on Everest too.” 

P.S. Bernd Kullmann has also given his statements concerning the 60-years-jubilee of the first ascent of Mount Everest. You can read and hear his words on the Everest-60-pinboards on the right side of the blog.

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