Bhutan – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Uluru ab 2019 für Bergsteiger gesperrt https://blogs.dw.com/abenteuersport/uluru-ab-2019-fuer-bergsteiger-gesperrt/ Thu, 02 Nov 2017 21:42:08 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38335

Uluru, heiliger Berg der Aborigines

Der heilige Berg der Aborigines wird zum verbotenen. Vom 26. Oktober 2019 an darf der Uluru, Australiens bekanntester Berg, nicht mehr bestiegen werden. „Es ist ein extrem wichtiger Ort, kein Spielplatz oder Themenpark wie Disneyland“, sagte Sammy Wilson, der Vorsitzende der Nationalparkbehörde, selbst ein Anangu. Diese lokalen Aborigines leben seit mindestens 30.000 Jahren in der Nähe des Uluru, der früher vor allem unter dem Namen Ayers Rock bekannt war. Der markante, 863 Meter hohe Monolith hat für die australischen Ureinwohner eine große spirituelle Bedeutung. Legenden aus der mythischen Traumzeit der Aborigines ranken sich um den Uluru. Zahlreiche Orte auf dem wegen des hohen Eisengehalts rot schimmernden Felsen sind für die Anangu heilig und dürfen weder betreten noch fotografiert werden.

Zehntausende scheren sich nicht um Appell der Aborigines

Uralte Felsmalereien

Schon seit langem hatten die Aborigines an die 250.000 bis 300.000 Touristen, die alljährlich zum Uluru strömen, appelliert, den Berg nicht mehr zu besteigen. Der Anteil derer, die dennoch aufstiegen, sank auch von 74 Prozent in den 1990er Jahren auf aktuell 16 Prozent. Damit gibt es aber immer noch regelmäßig rund 40.000 Touristen, die sich über die spirituellen Gefühle der Aborigines hinwegsetzen. „Wenn ich in ein anderes Land reise und es gibt dort einen heiligen Ort mit beschränktem Zugang, betrete oder besteige ich ihn nicht, ich respektiere ihn“, sagte Sammy Wilson. „Das gleiche gilt hier für die Anangu. Wir heißen Touristen willkommmen. Wir stoppen nicht den Tourismus, sondern nur diese Aktivität.” Und warum nicht sofort? Man habe der Tourismusindustrie Zeit geben wollen, erklärte die Nationalparkbehörde. Das gewählte Datum 26. Oktober 2019 sei zudem für die Anangu ein bedeutsames, weil am 26. Oktober 1985 das Land um den Uluru den Ureinwohnern zurückgegeben worden sei.

Bhutan ist das Land der verbotenen Berge

Machapuchare

Weltweit gibt es einige Berge, die aus religiösen Gründen nicht bestiegen werden dürfen. Am weitesten ging das Himalaya-Königreich Bhutan, wo die Berge als Wohnsitz der Götter gelten. 1994 wurden alle Berge über 6000 Meter gesperrt, damit auch der 7570 Meter hohe Gangkhar Puensum, der höchste noch unbestiegene Berg der Welt. Seit 2004 ist in Bhutan Bergsteigen generell verboten, erlaubt ist nur noch Trekking. Weitere heilige Berge, die nicht bestiegen werden dürfen, sind der Kailash (6638 Meter) in Tibet und der Machapuchare (6997 Meter) in Nepal. Am Kangchendzönga (8586 Meter), dem dritthöchsten Berg der Erde, ist seit dem Jahr 2000 aus religiösen Gründen der Aufstieg vom indischen Bundesstaat Sikkim aus verboten. Seitdem steigen Bergsteiger ausschließlich von Nepal aus auf. Die meisten verzichten aus Rücksicht auf die religiösen Gefühle der Buddhisten Sikkims auf die letzten Schritte zum Gipfel.

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Land der verbotenen Berge https://blogs.dw.com/abenteuersport/land-der-verbotenen-berge/ Thu, 27 May 2010 14:51:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/05/27/land-der-verbotenen-berge/ Schokoladentäfelchen, Kamellen – vor dem buddhistischen Altar steht noch ein Körbchen mit der Beute aus dem Rosenmontagszug. Die beiden Mönche aus Bhutan, die vor dem Altar eine religiöse Reinigungszeremonie durchführen, schließen die Bevölkerung Kölns in ihre Gebete mit ein.


Die Mönche Kinzang Thinlay (l.) und Nima waren zu Gast in Köln

Geheimtipp Bhutan

Drei Monate lang war die Domstadt gewissermaßen ein Teil Bhutans. Im Museum für Ostasiatische Kunst wurden kostbare Statuen und sogenannte Thangkas, buddhistische Rollbilder, aus den Klöstern Bhutans gezeigt. Die Ausstellung war ein Renner, rund 40.000 Besucher wurden gezählt. Etwa so viele Touristen kommen derzeit auch in den ostasiatischen Staat – pro Jahr. Das kleine Königreich im Osten des Himalaya gilt immer noch als Geheimtipp. Das Land pflegt einen sanften Tourismus. Jeder Besucher muss 200 Dollar pro Tag berappen, dafür erhält er jedoch „Bhutan all inclusive“: Quartier, Verpflegung und Fremdenführer.

Nicht die Götter stören

Der höchste noch unbestiegene Berg der Erde, der 7541 Meter hohe Gangkar Puensum liegt in Bhutan. Besteigen darf man ihn allerdings genauso wenig wie alle anderen Berge des Landes. Geführte Trekking-Touren werden angeboten, Bergsteigen aber ist verboten. „In Bhutan geht man davon aus, dass die Berge die Wohnstätten der Götter sind“, erklärt Museumsführer Gregor Verhufen. Der 55-Jährige hat lange in dem asiatischen Staat gelebt und ist auch Mitglied der Deutschen Bhutan Himalaya Gesellschaft : „Wenn man die Berge besteigen und die dort wohnenden Götter stören würde, könnte es Naturkatastrophen zur Folge haben. Davon gibt es schon wirklich genug und man will Schlimmeres vermeiden.“


Nima streute dieses Sand-Mandala, das am Ende der Ausstellung aufgelöst und dem „Kreislauf der Elemente“ zurückgegeben wurde

Pflicht: 60 Prozent Wald

1994 etwa sei der natürliche Damm eines Gletschersees gebrochen. Die Wassermassen, die talwärts geschossen seien, hätten unter anderem eines der größten Klöster der alten Hauptstadt Punakha weitgehend zerstört. Und daran sollen die Bergsteiger schuld gewesen sein? „Nein“, antwortet Verhufen, „aber es ist die Konsequenz, die man in Bhutan erwartet, solange das Bergsteigen grundsätzlich erlaubt ist und auch praktiziert wird“.
Menschen aus dem Westen mag diese Haltung vielleicht exotisch vorkommen. Doch in Bhutan ist der Buddhismus Staatsreligion und hat auch im täglichen Leben einen sehr hohen Stellenwert. Umweltschutz wird ebenfalls groß geschrieben. In der vor zwei Jahren verabschiedeten Verfassung ist festgeschrieben, dass mindestens 60 Prozent der Fläche Bhutans bewaldet bleiben müssen. Derzeit sind es laut Gregor Verhufen noch 68 Prozent.


Gregor Verhufen kennt und liebt Bhutan

Glück als Staatsziel

Auch in anderer Hinsicht ist die Verfassung Bhutans außergewöhnlich, um nicht zu sagen, weltweit einzigartig: In Artikel 9 ist das „Brutto-National-Glück“ (Gross National Happiness) als Staatsziel festgeschrieben. Eine der vier Säulen, erläutert Verhufen, sei, „dass zum Glücklichsein auch der Erhalt der natürlichen Ressourcen gezählt wird“.
Es ist also das Gesamtpaket aus Religiosität, sanftem Tourismus und Umweltschutz, das Bergsteigen in Bhutan unmöglich macht. Also Füße weg von Bhutan, wenn ihr euer Glück einzig auf den Gipfeln sucht! Aber nur dort würdet ihr es sowieso nicht finden.

Interview mit dem Bhutan-Kenner Gregor Verhufen

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