Bischkek – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Abschied https://blogs.dw.com/abenteuersport/abschied/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/abschied/#comments Fri, 01 Aug 2014 13:28:13 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=27105 Erfrischendes Bad

Erfrischendes Bad

Der Gegensatz könnte kaum größer sein. Vor acht Tagen standen wir noch auf 7129 Metern im Sturm auf dem Gipfel des Kokodak Dome. Heute schwimmen wir bei sommerlichen Temperaturen auf rund 2000 Metern Höhe im Issyk Kul. Der „warme See“ ist das größte Gewässer Kirgistans, gespeist von rund 80 Gletscherflüssen. Der Issyk Kul verdankt seinen Namen einigen heißen Quellen an seinem Grund, die dafür sorgen, dass er niemals zufriert. Verglichen mit dem Gletschersee oberhalb unseres Basislagers am Kokodak Dome ist dieser Riesensee wirklich warm. Ich schätze die Temperatur auf rund 20 Grad Celsius. Wir genießen das erfrischende Bad zum Abschluss unserer Reise.

So viele Erlebnisse und Eindrücke

Ganz oben

Ganz oben

Der Bogen schließt sich. Wir kehren in die kirgisische Hauptstadt Bischkek zurück, von wo aus wir vor knapp vier Wochen zu unserem großen Abenteuer gestartet sind. Im Gepäck haben wir jede Menge Erlebnisse und Eindrücke, die fortwirken: Die Tage in Juris Jurten-Camp in Tash Rabat, die Fahrt nach China, der erste Blick auf den Kokodak Dome, der Aufstieg zum Basislager, die ersten Erkundungen der Route, das Herantasten an die Höhe, schließlich der Gipfelversuch, der von Erfolg gekrönt war, die Erstbesteigung eines Siebentausenders. Viel zu viel, um einfach einen Haken dahinter zu machen. Voller Demut und Dankbarkeit blicke ich auf das zurück, was wir erlebt haben und freue mich, dass wir alle unversehrt in die Heimat zurückkehren. Selbstverständlich ist das nicht, denn bei aller Vorsicht bleibt beim Bergsteigen, erst recht in so großer Höhe, immer ein Restrisiko.

Tausend Dank!

Und Tschüss, sagt Stefan

Und Tschüss, sagt Stefan

Zum Abschluss dieser Expedition möchte ich mich bedanken: bei unserem umsichtigen Expeditionsleiter Luis, der einfach alles richtig gemacht hat; bei unseren nepalesischen Freunden Singi und Chhongba, ohne deren Hilfe wir – wenn überhaupt – erst viel später auf den Gipfel gelangt wären; bei Muhammad, Ahmad und Akbar, die uns im Basislager mit ihren Kochkünsten und ihrem Service verwöhnt haben; bei allen Expeditionsgefährten, die mich bei meiner journalistischen Arbeit und auch am Berg nach Kräften unterstützt haben; bei unseren Lieben, die uns schweren Herzens ins Abenteuer haben ziehen lassen; bei allen Bloglesern, die uns die Daumen gedrückt und uns mit ihren Kommentaren angespornt haben; und auch bei meinem Sponsor Bayer (Aspirin), ohne dessen Unterstützung ich das Projekt in dieser Form nicht hätte realisieren können.

P.S. Schaut doch bitte auch noch in meinen Blog, wenn ich nicht selbst auf Siebentausendern herumturne. Ich gebe mein Bestes, dass es sich weiterhin lohnt. 😉

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Schüttelkur https://blogs.dw.com/abenteuersport/schuettelkur/ Tue, 08 Jul 2014 11:43:19 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=26695 Montag Berg IJetzt weiß ich, wie sich der Martini von James Bond fühlt: Geschüttelt, nicht gerührt! Mein Mageninhalt hat sich in einen schlechten Cocktail verwandelt. Seit etwa drei Stunden holpern wir mit unserem Kleinbus über eine Straße, die keine ist, weil sie sich erst im Bau befindet. Ein Schlagloch nach dem anderen sorgt für einen Schlag nach dem anderen in die Magengrube. Wir flüchten uns in Galgenhumor. „Hier gibt es so viele Friedhöfe“, sagt Ursula, als wir wieder einmal einen solchen passieren. „Wahrscheinlich sterben die hier alle so früh.“ Ich ergänze: „Ja, den Schütteltod.“ Dabei hat Shenia, eine Mitarbeiterin der lokalen Trekking-Agentur in Bischkek, doch vor der Abfahrt noch gesagt: „Die Straße bis Tash Rabat ist eigentlich ganz in Ordnung.“

Zwischen Luxusauto und Gebäck-Verkauf

Anfangs halten wir das glatt für eine Untertreibung. Auf dem ersten Drittel der 490 Kilometer langen Strecke von der kirgisischen Hauptstadt bis zu unserem Etappenziel präsentiert sich die Straße in einem nahezu perfekten Zustand. „Ich wäre froh, wenn wir solche Straßen bei uns in Köln hätten“, bemerke ich noch. Wir machen Rast an einem kleinen Obst- und Gemüsemarkt. Eine Gebäck-Verkäuferin spricht uns in gutem Englisch an. Woher wir kommen, wohin wir wollen, welchen Beruf wir haben. Ich frage sie, wo sie die Sprache gelernt hat. „Ich habe in Bischkek Englisch studiert, unterrichte hier auch Kinder, kann davon aber nicht leben“, antwortet die junge Frau. Während der jetzt laufenden Sommerurlaubs-Saison verdiene sie drei Monate lang für sich und ihre beiden Töchter Geld mit dem Verkauf ihrer Backwaren. Welch ein Kontrast zur Hauptstadt, die gerade mal zwei Stunden hinter uns liegt! Deutsche Autos der gehobenen Preisklasse gehören dort zum Straßenbild. „Hier fahren Leute Karossen, die 60.000 Euro kosten“, erzählt Shenia. „Autos sind ein Statussymbol. Dabei ist Kirgistan eigentlich ein armes Land.“

Gemüse und Tiere im Garten

 

Mittagessen im Privathaus

Mittagessen im Privathaus

Shenia spricht ausgezeichnet Deutsch. Ein Jahr lang hat sie als Au Pair in der Pfalz gelebt. Jetzt kommen ihr die Sprachkenntnisse aus Deutschland zugute, wenn sie Bergsteiger und andere Touristen durch ihr Heimatland begleitet. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion habe Kirgistan zwar die Freiheit gewonnen, sagt Shenia. „Aber wirtschaftlich haben wir fast bei Null angefangen und arbeiten uns jetzt erst langsam hoch.“ Von den fünf Millionen Kirgisen leben mehr als eine Million in Bischkek. Hier gibt es Arbeitsplätze, auf dem Land sind sie dagegen Mangelware.

Mittags essen wir in einem kleinen Dorf, bei einer Familie, die einen „Tante-Emma-Laden“ betreibt und im Innenhof für uns einen langen Tisch mit allerhand Köstlichkeiten vorbereitet hat. Die meisten Zutaten wachsen im großen Gemüsegarten hinter dem Haus. Dort laufen auch ein paar Hühner herum, in einem Stall blöken Schafe. „Jeder versucht, das anzubauen, was er zum Leben braucht oder aber Vieh zu halten“, erklärt Shenia. Diese Familie macht beides, hat es also schon zu bescheidenem Wohlstand gebracht.

Im Schnitt Recht gehabt

 

Nahe Tash Rabat

Nahe Tash Rabat

Je weiter wir uns von der Hauptstadt entfernen, desto karger wird die Landschaft. Die kleinen Ortschaften werden durch vereinzelte Ansammlungen runder Nomadenzelte, so genannter „Jurten“, abgelöst. Ab und zu treffen wir auf Reiter, die eine Herde Kühe oder Pferde auf der Straße vor sich her treiben. Plötzlich endet der Asphalt. Eine neue Passstraße wird gebaut, die Route ist schon bis ganz hinauf auf eine Höhe von 3000 Meter planiert. Mehr oder weniger jedenfalls. Schlaglöcher gibt es noch reichlich. Anatoli, der unseren Bus steuert, kann nicht mehr schneller als 20 bis 30 Stundenkilometer fahren. Trotzdem werden wir nach rechts und links geschleudert oder hopsen Richtung Decke. Nach rund drei Stunden endet unsere Rüttelkur genauso abrupt wie sie begonnen hat. Auf dem letzten Drittel der Strecke nach Tash Rabat ist die Straße wieder so perfekt wie zu Beginn der Etappe. Nur sehr langsam beruhigt sich mein Magen. Ich erinnere an Shenias Prognose, die Straße sei „eigentlich in Ordnung“. Eigentlich! Das hätte uns zu denken geben sollen. „Am Anfang und Ende war die Straße ja gut, nur in der Mitte schlecht“, bilanziert Eva-Maria lächelnd. „Also hatte Shenia doch im Durchschnitt recht.“

Im Schnitt ziemlich gerädert, erreichen wir endlich nach zehn Stunden eine Ansammlung einiger Jurten nahe der alten Karawanserei Tash Rabat auf knapp 3000 Metern. In diesem abgelegenen Zeltlager und auf den Bergen ringsherum werden wir uns jetzt zwei Tage lang akklimatisieren. Bevor wir uns dann wieder durchschütteln lassen. Richtung China.

P.S. Sorry, ich war gestern zu müde, um noch das Satellitensystem in Gang zu setzen. Deshalb mit etwas Verspätung. 😉

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Gut gelandet https://blogs.dw.com/abenteuersport/gut-gelandet/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/gut-gelandet/#comments Sun, 06 Jul 2014 22:31:07 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=26669 Schattenspiel mit Turbine

Schattenspiel mit Turbine

Der erste Faden unseres Abenteuers an der Seidenstraße ist gesponnen. Wir sind in Bischkek gelandet, der Hauptstadt Kirgistans. Mitten in der Nacht. Viel Zeit verbringen wir hier nicht. Vom Flughafen geht es direkt ins Hotel. „Dort müssen wir dann ein bisschen intensiver schlafen“, kündigt Expeditionsleiter Luis noch im Flugzeug an. „Nach vier Stunden klingelt der Wecker. Wir dürfen nicht zu spät aus Bishkek wegkommen, weil noch eine lange Fahrt vor uns liegt.“ Den ersten Reisetag haben wir immerhin schon einmal planmäßig hinter uns gebracht. 

Code geknackt

Zehn der 14 Expeditionsmitglieder treffen sich morgens um acht Uhr am Münchener Flughafen. Wir sind unschwer zu erkennen. Jeder hat einen Rucksack als Handgepäck, dazu ein bis zwei prall gefüllte Expeditionstaschen oder -säcke. 30+8 – das war die Vorgabe: 30 Kilogramm normales Gepäck und acht Kilo Handgepäck. Das klingt üppig. Doch mit zwei Schlafsäcken (einer fürs Basislager, einer für die Hochlager), Schlafmatten, den schweren Expeditionsschuhen, Steigeisen, Karabinern und allem, was sonst noch zu einer Besteigung dazugehört, ist das Gewichtslimit schnell erreicht. Zu unserem persönlichen Gepäck gesellen sich noch vier große Taschen mit Material, das der Expeditionsveranstalter mitgeschickt hat. „Das Schlüsselwort ist Bergsteigerausrüstung, dann wissen die schon Bescheid“, sagt Luis, als er mir eine dieser vier Taschen reicht. Die Frau am Check-In-Schalter der türkischen Fluglinie schaut mich jedoch bei der Losung „Bergsteigerausrüstung“ an, als hätte ich sie gerade auf Jupiterianisch angesprochen. Ich versuche es mit „Sportgepäck“ und zaubere ein Lächeln auf ihr Gesicht. Ich habe den Code geknackt und fühle mich nicht mehr als Außerirdischer. Nachdem wir für die Zusatzgepäckstücke bezahlt haben, verschwinden alle unsere Taschen und Säcke auf Hoffentlich-Wiedersehen nach Bischkek.

Team (fast) vollzählig

Wartezeit in Istanbul

Wartezeit in Istanbul

Gut vier Stunden später landen wir in Istanbul. Im Vergleich zum verschlafenen Münchener Flughafen am Morgen gleicht der Airport der türkischen Hauptstadt am frühen Nachmittag einem Ameisenhaufen. Ob in den Gängen oder in den Wartehallen, überall Gewusel. Der Flughafen ist eine Drehscheibe Richtung Osten. Wir müssen vier Stunden Wartezeit totschlagen. Eine gute Gelegenheit für erste Gespräche, um uns ein wenig besser kennenzulernen – oder um kurz die Augen zu schließen. Fast alle sind mit einem Schlafdefizit in die Expedition gestartet. Am Abflugschalter nach Bishkek treffen wir schließlich auch die restlichen vier Teamkollegen, die von Hannover, Frankfurt und Wien nach Istanbul geflogen sind. Jetzt ist unsere Mannschaft komplett. Fast jedenfalls, denn die beiden Sherpas aus Nepal, die uns beim Aufstieg unterstützen werden, stoßen erst später dazu.

Höhenluft schnuppern

Im Wolkenmeer der Elbrus im Kaukasus, Europas höchster Berg

Im Wolkenmeer der Elbrus im Kaukasus, Europas höchster Berg

Nach der kurzen Nacht in Bischkek sammeln wir noch weiteres Expeditionsmaterial ein, das vorausgeschickt worden ist. Und dann nichts wie los! Vor uns liegt eine 490 Kilometer lange Fahrt, auf Straßen, die möglicherweise eher Pisten sind. „Wir werden sicher um die acht Stunden für die Strecke brauchen“, schätzt Luis. Unser nächstes Etappenziel ist die alte Karawanserei Tash Rabat, etwa 3500 Meter hoch gelegen. Dort, unweit der Grenze nach China, werden wir zwei Tage lang Höhenluft schnuppern. Eine erste Phase der Akklimatisierung. Schließlich wollen wir noch über 3500 Meter höher – auf den Gipfel des unbestiegenen Kokodak Dome.

 

 

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