Chamonix – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Vor 150 Jahren: Erstbesteigung der Aiguille Verte https://blogs.dw.com/abenteuersport/vor-150-jahren-erstbesteigung-der-aiguille-verte/ Mon, 29 Jun 2015 12:53:13 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30089 Aiguille Verte (Mitte) und Petit Dru (r.)

Aiguille Verte (Mitte) und Petit Dru (r.)

Wenn es wirklich so etwas wie ein „Goldenes Jahr“ des Bergsteigens in den Alpen gibt, dann war es 1865. Mehr als sechzig wichtige Erstbesteigungen gelangen an den höchsten Bergen Frankreichs, der Schweiz und Österreichs. Die spektakulärste war sicher jene des Matterhorns am 14. Juli. Doch auch die Jungfrau, das Wetterhorn, das Breithorn, der Ortler und der Piz Buin wurden 1865 erstmals bestiegen – und die Aiguille Verte, heute vor genau 150 Jahren. Am 29. Juni 1865 kurz nach zehn Uhr morgens erreichten der Brite Edward Whymper, der Grindelwalder Bergführer Christian Almer und sein Zermatter Kollege Franz Biner den 4122 Meter hohen Gipfel im Mont-Blanc-Gebiet. Die Erstbesteigung der „Grünen Nadel“ war eines der begehrtesten alpinistischen Ziele jener Tage.

Geheimtipp Südost

Aufstieg-Aiguille-Verte

Zeitgenössische Illustration der Erstbesteigung

„Wir kamen eine dreiviertel Stunde vor der Zeit an, die wir den Leuten im Tal angegeben hatten, zu der sie nach oben schauen sollten“, schrieb Whymper später. „Wahrscheinlich hat aber niemand hingesehen, weil sie nicht im Entferntesten daran glaubten, dass wir mehr Erfolg hätten als unsere Vorgänger. Aber das scherte uns nicht.“ Das Erfolgsgeheimnis des Trios lag darin, über die Chamonix abgewandte Südostflanke des Bergs aufzusteigen. „Es ist eigentlich überraschend, dass so gut wie niemand es bis dahin ernsthaft aus dieser Richtung versucht hatte“, wunderte sich Whymper.

Erstbesteigungen in Serie

Michel Croz, gezeichnet von Edward Whymper

Michel Croz, gezeichnet von Edward Whymper

Am 16. Juni, also knapp zwei Wochen zuvor, hatten die drei, zusammen mit dem französischen Bergführer Michel Croz aus Chamonix, bereits im Wallis den 3962 Meter hohen Grand Cornier erstbestiegen. Am 24. Juni erreichte die Viererseilschaft, ebenfalls erstmals, einen 4184 Meter hohen Nebengipfel (Pointe Whymper) der Grandes Jorasses im Mont-Blanc-Gebiet. Der um 24 Meter höhere Hauptgipfel (Pointe Walker) wurde erst drei Jahre später erstbestiegen.

Wüste Beschimpfungen

Der Einheimische Croz, von dem sich Whymper regelmäßig führen ließ, fehlte bei der Erstbesteigung der Aiguille Verte, weil er in Chamonix auf einen Kunden warten musste. Dass ein britischer Bergsteiger, geführt von zwei Schweizern, den Berg geschafft hatte, sorgte für einen Aufschrei unter den  Bergführern von Chamonix. Whymper und Co. sahen sich wüsten Beschimpfungen ausgesetzt. Die Einheimischen zweifelten den Gipfelerfolg an. Einer der Rädelsführer wurde sogar festgenommen.

Die Wogen glätteten sich ers wieder, als Michel Croz am 5. Juli 1865 die zweite Besteigung der Aiguille Verte gelang, über eine neue anspruchsvolle Route, den Moinegrat. Croz führte dabei unter anderen den Engländer Charles Hudson. Neun Tage danach gehörten beide auch zu den Erstbesteigern des Matterhorns, überlebten den Coup aber nicht. Doch dazu später.

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Piolets d’Or: Herausragende Leistungen https://blogs.dw.com/abenteuersport/piolet-dor-chamonix/ Sat, 11 Apr 2015 00:18:40 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28933 Chris Bonington

Chris Bonington

„Diese Auszeichnung für mein Lebenswerk bedeutet mir eine Menge“, sagt Sir Chris Bonington vor 500 Zuhörern sichtlich gerührt. „Sie ehrt nicht nur mich, sondern auch meine Bergsteigerkollegen und Kletterpartner.“ Am Samstag Abend wird der 80 Jahre alte, legendäre britische Bergsteiger den „Piolet d’Or Career 2015“ erhalten, für seine herausragenden Leistungen als Kletterer und Expeditionsleiter, die Generationen von Extrembergsteigern inspiriert haben. Am Freitagabend in Chamonix wurden Boningtons Verdienste um den Bergsport präsentiert, von ihm selbst und von den beiden früheren britischen Expeditionskollegen Doug Scott (der 2011 den Piolet d’Or für sein Lebenswerk erhielt) und Paul „Tut“ Braithwaite. 

Echtes Teamwork

Auf Chris Boningtons Konto gehen zahlreiche Erstbesteigungen, ob in Großbritannien, in den Alpen, in Patagonien, im Himalaya und Karakorum: etwa jene der Annapurna II (7937 Meter, im Jahr 1960) und des Nuptse (7861 Meter, 1961) in Nepal – oder auch die Erstbesteigung des Ogre (7286 Meter, 1977) in Pakistan. Sein Kletterpartner damals war Doug Scott. „In der letzten Seillänge musste Doug einen großen Granitblock überwinden. Das war wahrscheinlich die härteste Kletterei aller Zeiten an den hohen Bergen“, erinnert sich Bonington. Auf dem Rückweg nach unten stürzte Scott und brach sich beide Knöchel. Die beiden und zwei andere Teammitglieder, die aufgestiegen waren, um sie unterstützen, brauchten fünf Tage, um das Basislager zu erreichen – übrigens ohne Lebensmittel, die waren ihnen ausgegangen. „Doug ist den ganzen Weg hinunter gekrochen“, sagt Chris. „Wir haben nur überlebt, weil wir bis zum Schluss als Team zusammengearbeitet haben.“

Doug: „Ich war ein Glückspilz“

Bonington und Scott, damals und heute

Bonington und Scott, damals und heute

Zwei Jahre zuvor, 1975, hatte Bonington eine erfolgreiche Expedition zur Südwestwand des Mount Everest geleitet. Doug Scott and Dougal Haston hatten den Gipfel über die erste Route durch die extrem schwierige und gefährliche Wand erreicht. „Ich hätte in keinen besseren Händen sein können“, sagt der 73 Jahre alte Doug über Chris, den damaligen Expeditionleiter. Und zurückblickend auf die vielen gemeinsamen Klettertouren resümiert Scott: „Ich war ein Glückspilz, dass ich alle diese Klettereien mit ihm teilen konnte.“ Tut Braithwaite, ein anderes Mitglied der erfolgreichen Everest-Südwestwand-Expedition nennt Bonington „einen großartigen Botschafter für das, was wir alle tun“. Nicht nur Bergsteiger in der Vergangenheit, sondern auch in der Gegenwart.

Eine Traverse und zwei neue Routen

Wie die Kletterer jener drei Teams, die für den diesjährigen Piolet d’Or nominiert wurden, den „Oscar der Bergsteiger“. Ihre Leistungen wurde an dem Abend in Chamonix ebenfalls vorgestellt: Den US-Amerikanern Tommy Caldwell und Alex Honnold (der wegen anderer Verpflichtungen nicht nach Frankreich kommen konnte) gelang die vollständige Überschreitung der Fitz-Roy-Gruppe in Patagonien, in fünf Tagen über sieben Gipfel mit insgesamt 4000 Höhenmetern im Anstieg.

Die Russen Aleksander Gukov und Aleksey Lonchinsky wurden für ihre neue Route durch die Südwand des 6618 Meter hohen Thamserku in Nepal ausgewählt. Sie verbrachten sechs Biwaknächte in der Wand und eine weitere beim Abstieg über eine andere Route.

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Das dritte Team im Bunde der Nominierten für den Piolet d’Or, den Golden Eispickel, kommt aus Slowenien: Marko Prezelj, Ales Cesen and Luka Lindic durchstiegen als Erste die steile Nordwand des 6657 Meter hohen Hagshu in Nordindien. Prezelj und sein Landsmann Andrej Stremfelj hatten 1991 den damals erstmals verliehenen Piolet d’Or erhalten, für ihre Kletterei durch die Südwand des Achttausenders Kangchendzönga in Nepal. Später hatte Prezelj die Verantwortlichen des Piolet d’Or scharf kritisiert. Und er ist skeptisch geblieben. „Ich denke, es ist unmöglich, Liebe und Leidenschaft in den Bergen wirklich zu bewerten“, sagt der 50-Jährige an diesem Abend in Chamonix.

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Vom Mont Blanc zu Tränen gerührt https://blogs.dw.com/abenteuersport/vom-mont-blanc-zu-traenen-geruehrt/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/vom-mont-blanc-zu-traenen-geruehrt/#comments Fri, 10 Apr 2015 15:05:36 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28915  

Stefan mit Mont Blanc (r.)

Stefan mit Mont Blanc (r.)

Das war kein Ski-, sondern Softeisfahren. So ist das halt, wenn du im April bei Sonnenschein auf die Bretter steigst. Da sich das Programm in Chamonix zur Verleihung der Piolet d’Ors, der „Oscars der Bergsteiger“, auf die Abendstunden konzentriert, nutze ich die freie Zeit, um ein paar Schwünge zu machen und den Mont Blanc von der gegenüberliegenden Seite zu bestaunen. Ich fahre mit der Gondel hinauf auf den 2550 Meter hohen Brevent. Oben setze ich mich erst einmal auf die Sonnenterrasse und genieße das Panorama – wie Greg und Susan, zwei Kanadier, die Urlaub in Europa machen. Ihr Programm: Genf, Chamonix, Rom. 

Alles auf einem Fleck

Während Greg mich mit dem Mont Blanc im Hintergrund fotografiert, laufen Susan Tränen über die Wangen. „It’s so beautiful, amazing!“ Die 40-Jährige (geschätzt, Frauen fragt man nicht nach dem Alter) ist hin und weg, dass Chamonix direkt zu Füßen dieser wilden Bergwelt liegt. „Unsere Rockies sind ja auch wild, aber eben viel einsamer.“ Es stört sie überhaupt nicht, dass das ganze Tal zugebaut ist, im Gegenteil: „Hier ist alles auf einem Fleck. Nicht nur in Chamonix, sondern in ganz Europa. Ich finde das toll.“ Alles eine Frage der Perspektive.

Ich sage ihr noch voraus, dass sie auch in Rom Tränen vergießen wird. Dann stürze ich mich in die schwarze Abfahrt oder sagen wir eher: in die weiße Pampe. Für den Genussfaktor sorgt allein die Aussicht. Überzeugt euch selbst:

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