Chris Sharma – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Alex Megos: „Ich lebe meinen Traum“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/alex-megos-ich-lebe-meinen-traum/ Fri, 12 Oct 2018 06:27:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42277

Alex Megos beim IMS in Brixen

Es gibt Menschen, die scheinen das Gravitationsgesetz aushebeln zu können. Alex Megos gehört dazu. Der 25 Jahre alte Franke aus der Stadt Erlangen gehört zu den besten Sportkletterern der Welt. Mit 19 meisterte er im spanischen Klettergebiet Siurana als Erster weltweit „onsight“ eine Route im französischen Klettergrad 9a, was nach der klassischen Schwierigkeitsskala dem elften Grad entspricht. Zum Vergleich: Reinhold Messner kletterte in seinen besten Tagen den siebten Grad. Onsight bedeutet, dass Alex einfach drauflos kletterte, ohne sich vorher irgendwelche Informationen über die Route besorgt zu haben. Dieser Coup öffnete ihm das Tor zum Profiklettern. In diesem Frühjahr ließ Megos ein weiteres Glanzlicht folgen: Ihm gelang im Klettergebiet Margalef im Nordosten Spaniens die Erstbegehung der Route „Perfecto Mundo“ (s. Video unten von einem seiner gescheiterten Versuche), seine erste 9b+ (nach alter Lesart im unteren zwölften Grad). Eine einzige Route weltweit wird derzeit überhaupt als noch schwieriger gewertet.

Ich habe Alex Megos beim 10. International Mountain Summit (IMS) in Brixen in Südtirol getroffen, wo sich seit Jahren die Großen der Bergszene die Klinke in die Hand geben.

Alex, du bist einer von erst drei Kletterern weltweit, die eine Route im Schwierigkeitskeitsgrad 9b+ geklettert sind. Du bist also ganz vorne mit dabei. Wie fühlt sich das an?

Es fühlt sich natürlich nicht so schlecht an. Aber eigentlich mache ich es ja nicht, um berühmt zu werden, sondern einfach, weil mir Klettern taugt und weil ich wissen möchte, wie schwer ich klettern kann, wie weit ich mein eigenes Limit nach oben schieben kann.

Erkläre doch bitte einmal einem Laien, was er sich unter einer 9b+-Route vorzustellen hat.

Das sind viele, viele schwere Kletterzüge hintereinander in sehr steilen, teilweise überhängenden Felswänden. Wenn jemand beispielsweise einen ganz normalen Türrahmen von zwei Zentimetern hat, dann kann ich daran ganz gemütlich einarmig hängen. Das ist nicht sonderlich schwer. 9b+ ist aber schwer. (lacht)

Strapazierte Finger

Wie sieht dein Training dafür aus?

Ich trainiere eigentlich täglich. Etwa fünf Tag pro Woche gehe ich an die Kletterwand, den Rest der Zeit mache ich Ausgleichstraining und andere Kräftigungsübungen an den Ringen, der Klimmzugstange, dem Fingerboard usw.

Der Tscheche Adam Ondra, der mit einer 9c die bisher wohl schwierigste Route weltweit geklettert hat, beschäftigt einen eigenen Physiotherapeuten, der ihm auch neue Bewegungen zeigt, die er in seine Kletterzüge einbauen kann. Hast du auch solche Berater?

Ich habe keinen eigenen Physio, aber ich habe zwei Trainer, Patrick Matros und Dicki (Ludwig) Korb, mit denen ich schon seit zwölf Jahren zusammenarbeite. Wir schauen gemeinsam, wo ich noch besser werden kann, feilen am Training, erfinden neue Übungen. Im Vergleich zu Laufen oder Fahrradfahren ist Klettern ja noch ein sehr junger, aber ein, wie ich finde, viel komplexerer Sport. Man hat sehr vielfältige Bewegungen, niemals dieselben. Deshalb gibt es auch so viele unterschiedliche Weltklasse-Kletterer. Der eine ist vielleicht 1,50 Meter groß und wiegt 50 Kilogramm, der andere misst 1,85 Meter und bringt 80 Kilo auf die Waage. Beide sind Weltklasse, aber in unterschiedlichen Kletterstilen. Deshalb ist das Klettern für mich so besonders. Man muss halt für sich herausfinden, wo seine Stärken und Schwächen liegen und dann daran arbeiten, sich ganzheitlich als Kletterer zu verbessern.

Im senkrechten Fels

Wenn du spektakuläre Routen kletterst, tauchen in deinem Umfeld immer dieselben Namen auf: Chris Sharma, Stefano Ghisolfi, Adam Ondra. Ist das eine kleine Clique in diesem High-End-Bereich des Kletterns?

Auf jeden Fall. Sowohl im Felsklettern, als auch im Wettkampfklettern kennt man sich. Nach den zwei Tagen hier beim IMS werde ich nach Arco fahren, um Stefano zu besuchen und mit ihm zu klettern. Man kennt sich, man besucht sich, man klettert gemeinsam, wenn es sich ergibt. Es ist wirklich eine kleine Clique.

Die angesprochene 9b+-Route, die du als Erster gemeistert hast, hatte ja eigentlich Chris Sharma vor Jahren eingebohrt, sie aber selbst nicht geschafft. Fuchst ihn das?

Ich glaube, aus dem Alter ist er heraus. (lacht) Er hat die Route vor neun oder zehn Jahren eingebohrt, es einige Jahre lang probiert und ist immer wieder gescheitert. Dann hat er sich einem anderen Projekt zugewandt, der Route „Dura Dura“, die vor vier Jahren zur ersten 9b+ weltweit wurde. Er hat sie dann auch geklettert. Da war er auch schon 33 Jahre alt. Er ist dann Vater geworden, hat eine Kletterhalle eröffnet und hatte einfach weniger Zeit. Als Stefano (Ghisolfi) und ich die Route in Margalef versucht haben, hat ihn das natürlich mega motiviert, und er hat es auch selbst wieder probiert.

Du bist jetzt 25 Jahre alt. Fühlst du dich schon auf dem Zenit deiner Leistungsfähigkeit?

Ich sehe mich auf jeden Fall noch nicht an meinem Limit. Ich habe noch so viele Schwächen gefunden, an denen ich arbeiten kann, damit ich noch schwerere Sachen klettern kann.

Im Überhang

Apropos schwerer. Es gibt ja eine 9c-Route, die von Adam Ondra 2017 erstbegangene „Silence“ in der Höhle „Hanshallaren“ bei Flatanger in Norwegen. Reizt dich diese extrem stark überhängende Route nicht?

Ich denke, für meinen Kletterstil ist diese Route nicht ideal. Es ist eine Kletterei, die mir nicht sonderlich entgegenkommt. Meine Stärken liegen in anderen Kletterbereichen. Wenn ich wirklich an meinem Limit klettern will, dann muss ich mir etwas suchen, was meine Stärken bedient. Nur dann werde ich es auch schaffen.

Wobei Adam Ondra ja gesagt hat: Wenn er es einem zutraut, dann dir.

Aber dafür müsste man sehr, sehr viel Zeit investieren. Es gibt ja gar nicht so viele Leute, die a) das Level hätten, so etwas zu klettern und b) auch noch den Willen, so viel Zeit zu investieren. Ich würde lieber die Zeit in etwas stecken, das mir mehr liegt.

Du kommst ja ursprünglich aus dem Wettkampfklettern.

Ich habe als Jugendlicher viele, viele Wettkämpfe gemacht, etwa bis ich 18 Jahre alt war. Dann habe ich für sechs Jahre komplett aufgehört. Ende 2017 bin ich dann wieder mit einigen Wettkämpfen eingestiegen und habe auch in Briancon in Frankreich wieder meinen ersten Weltcup-Wettbewerb gewonnen. Ich würde gerne wieder mehr in das Wettkampfgeschehen einsteigen.

Mit dem Fernziel Olympia 2020 in Tokio, wo Klettern erstmals olympische Sportart wird?

Natürlich ist das ein Thema. Allerdings muss ich mir das gut überlegen, weil ich in den letzten Jahren überhaupt keine Wettkämpfe bestritten habe. Dadurch habe ich etwas Rückstand. Das Format, das bei Olympia präsentiert wird – eine Kombination aus den drei Disziplinen Bouldern, Lead- und Speedklettern – kommt mir nicht entgegen, weil ich bis vor kurzem noch nie Speedklettern war. Und auch im Bouldern habe ich noch Defizite, da fehlt mir die Wettkampfpraxis. Ich muss mir also überlegen: Will ich die nächsten beiden Jahre nutzen, um diese Defizite abzubauen und mich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren? Oder ist mir das zu aufwendig, und ich verliere zu viel Zeit am Fels?

Der Schwerkraft zum Trotz

Es hat ja in der Kletterszene heftige Diskussionen über die Entscheidung gegeben, für Olympia die drei Kletterdisziplinen zu einem Wettbewerb zusammenzufassen. Wie stehst du dazu?

Ich sehe das Format sehr kritisch. Letztlich werden die 20 besten Kombinierer zu den Olympischen Spielen fahren. Es ist nicht gesagt, dass die besten Speedkletterer, die bester Boulderer und die besten Leadkletterer dabei sein werden. Von den Speedkletter-Assen hat – bis auf den Weltmeister, der automatisch qualifiziert ist – eigentlich keiner eine realistische Chance, in Tokio antreten zu dürfen, weil die Zeit zu kurz ist, um die Defizite in den anderen beiden Disziplinen aufzuholen. Die Besten im Bouldern und Leadklettern werden vielleicht dabei sein, aber dafür keine besonders gute Figur beim Speedklettern machen. Ich weiß nicht, wie das auf die Zuschauer wirkt. Es ist eigentlich nicht die Art, wie wir unsere Sportart präsentieren wollen.

In welcher Hinsicht kann das Wettkampfklettern von den Olympischen Spielen profitieren?

Es werden dann mehr Fördermittel zur Verfügung stehen, um den Klettersport populärer zu machen und mehr Kletterern zu ermöglichen, das Klettern zu ihrem Beruf zu machen. Das wäre natürlich wünschenswert. Heutzutage ist es ja eine Seltenheit, dass jemand sagt, ich bin Profikletterer und kann davon auch wirklich leben.

Körperspannung

Du hast ja schon als Kleinkind angefangen zu klettern. Ist es irgendwann zur Sucht geworden? Könntest du überhaupt noch ohne?

Nein. Ich könnte im Moment nicht ohne Klettern leben. Es hat sich wirklich zu einer Art Sucht entwickelt. Ich habe ja schon mit fünf, sechs Jahren angefangen. Es hat mir Riesenspaß gemacht. Dann wurde es mehr und mehr. Ich konnte einfach nicht genug davon bekommen. Und das ist immer noch so. (lacht)

Wenn du in diesen Felsen hängst und diese für uns unmöglich erscheinenden Stellen bewältigst, was geht da in dir vor?

Ich denke, für mich ist es letztendlich ein Weg, meine Grenzen auszutesten. Jeder hat doch seine Sache, in der er gut ist und gucken will, wie gut er werden kann. Für mich ist das eben das Klettern. Es ist mein Weg, Energie herauszulassen und meinen Traum zu leben.

Bist du eigentlich ein Schönwetterkletterer?

Nein, ich mag es, wenn es kalt und bissig ist. (lacht)

Chris Sharma hat mir mal gesagt, er klettere am liebsten in der Sonne. Deshalb kämen die ganz hohen Berge für ihn nicht in Frage.

Die ganz hohen Berge kommen für mich auch nicht in Frage. Da hat es ja minus 20 Grad und Schnee, da macht es keinen Sinn zu klettern. Aber für mich muss es nicht schön sein. Ich gehe auch bei Regen klettern oder wenn es bewölkt ist.

Die „Huberbuam“, Thomas und Alexander Huber, kamen ja auch aus dem Sportklettern, sind aber dann irgendwann zu den großen Bergen gewechselt. Wäre das für dich auch eine Perspektive für die Zukunft?

Im Moment kann ich mir noch nicht vorstellen, auf Expedition zu gehen und in zehn oder fünfzehn Jahren irgendwelche Sieben- oder Achttausender zu besteigen. Aber das heißt ja nicht, dass es nicht vielleicht irgendwann doch passiert. Im Augenblick, glaube ich, werde ich es mal beim Sportklettern belassen. (lacht)

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Sharma: „Ich bin eher ein Strandmensch“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/sharma-ich-bin-eher-ein-strandmensch/ Fri, 31 Mar 2017 18:13:02 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35653

Chris Sharma (© PRana)

Eigentlich empfiehlt es sich, zurückhaltend mit Superlativen umzugehen. Doch dass Chris Sharma seit vielen Jahren zu den besten Felskletterern der Welt gehört, ist unumstritten. Der 35 Jahre alte US-Amerikaner und der 24 Jahre alte Tscheche Adam Ondra sind bisher die einzigen Kletterer, die eine Route im Schwierigkeitsgrad 9 b+ (nach französischer Skala) gemeistert haben – teilweise extrem überhängend, eigentlich unmöglich zu klettern. Derzeit das Maß aller Dinge. Chris lebt mit seiner Frau Jimena Alarcon und der gemeinsamen kleinen Tochter Alana in Barcelona.

Chris, du klettert schon seit so vielen Jahren auf höchstem Niveau. Glaubst du, dass du es eines Tages leid wirst?

Für mich ist Klettern mein Leben, meine Leidenschaft, der Weg, mich selbst zu verwirklichen. Ich glaube nicht, dass ich das Klettern jemals leid werde. Es ist so eng damit verbunden, wer ich bin, und ich bin so dankbar für die Rolle, in der ich mich gerade befinde. Wenn wir durch die verschiedenen Phasen unseres Lebens gehen, wechselt auch unser Verhältnis. Ich bin jetzt ein Vater, ich habe eine Tochter. Selbstverständlich ändert das auch ein bisschen meine Beziehung zum Klettern, aber eigentlich verstärkt es sogar meine Leidenschaft für den Sport. Bei jedem Eintritt in eine neue Lebensphase hatte ich das Gefühl, dass meine Liebe zum Klettern eher noch tiefer wurde. Ich empfinde das Klettern noch leidenschaftlicher als vorher.

Chris Sharma: My love of climbing is deepening

Denkst du, dass du deine Leistungsgrenze schon erreicht hast oder sie noch weiter hinausschieben kannst?

Ich habe das Gefühl, dass ich noch härtere Sachen klettern kann. Es ist interessant, auch nach mehr als 20 Jahren Klettern noch in der Lage zu sein, sich weiter zu steigern. Klettern hat so viel mit Vorwärtskommen zu tun. Es gibt verschiedene Wege, sich als Kletterer weiterzuentwickeln. Klar, ein Weg ist, immer schwierigere Routen zu klettern. Das hat mich sehr inspiriert und angetrieben. Aber es gibt auch noch viele andere Wege, unsere Erfahrungen als Kletterer zu vertiefen. Und sie alle bringen uns weiter. Ich empfinde es zum Beispiel als Fortschritt für mich, dass ich eine Kletterhalle gegründet habe, um dort meine Leidenschaft mit anderen Kletterern zu teilen. Unsere Lebensreise und das Klettern sind total eng miteinander verbunden. So wie wir uns als Menschen auf verschiedene Weisen entwickeln, entwickelt sich auch unsere Beziehung zum Klettern auf verschiedene Weisen weiter.

Du bist inzwischen 35 Jahre alt. Andere Sportkletterer sagen, sie hätten in diesem Alter ihren Zenit überschritten. Hast du das Gefühl, dass auch du deine Prioritäten ändern musst?

Im Augenblick habe ich noch das Gefühl, auf meinem höchsten Niveau zu klettern. Diese Notwendigkeit ergibt also jetzt noch nicht. Aber wie ich eben schon sagte, ist es wichtig, das Ganze in einem größeren Zusammenhang zu sehen. Das Schöne am Klettern ist, dass es sich nicht um eine typische Sportart handelt, wie Turnen oder Fußball. Es ist eher ein Lebensstil, den du dein ganzen Leben lang beibehalten kannst. Dies nur auf extremes Sportklettern zu reduzieren, ist eine sehr eingeschränkte Sichtweise. Im Augenblick fühle ich noch die Möglichkeit in mir, mich weiter zu steigern. Und selbstverständlich verfolge ich dieses Ziel auch. Aber es ist eben nur eine Seite der Erfahrungen eines Kletterers. Kleine Kinder klettern genauso wie alte Leute über 70. Es gehört wirklich zum Wesen des Kletterns, die eigenen Ziele hinauszuschieben, etwas auszuprobieren, was jenseits deiner Komfortzone liegt und dir vielleicht unmöglich erscheint. Und wenn du dann hart für diese Ziele arbeitest, merkst du plötzlich, dass du viel mehr erreichen kannst, als du vorher gedacht hast. Ganz egal ob du eine 6a- oder 9a-Route kletterst, es ist die gleiche Erfahrung –  für dich, für mich, für irgendwen.

Chris Sharma: The essence of climbing

Du lebst seit langem in Spanien. Bist du ein Sonnenkletterer, der einfach warmes Wetter braucht?

Ich komme aus Santa Cruz in Kalifornien, einer Surfer-Stadt. Als ich mit Klettern angefangen habe, bin ich in eine Kletterhalle gegangen. Ich war wirklich einer der ersten dieser neuen Kletterer-Generation, die aus den Kletterhallen kommt. Ich habe meine ersten Erfahrungen nicht so gemacht wie vielleicht andere Leute in den Alpen. Meine erste Verbindung zum Klettern lief über das Sportklettern. Heute liebe ich „Psicobloc“, Solos über tiefem Wasser [Klettern an Küstenfelsen, solo, ohne Seil und Sicherung. Wenn man abrutscht, fällt man ins Meer.]. Das verbindet meine zwei Welten, die Berge und das Meer. Ich bin eher ein Strandmensch als ein Bergmensch.

Psicobloc, Extremklettern an Küstenfelsen (© PRana)

Viele Sportkletterer, die älter werden, wenden sich dem Himalaya zu und sagen: Wir sind gute Felskletterer, haben jede Menge Erfahrung und versuchen nun, unsere Kletterfähigkeiten in niedrigerer Höhe auf die hohen Wände zu übertragen. Ist das auch für dich eine Option?

Ich weiß es noch nicht. Ganz ehrlich, im Augenblick kann ich es mir noch nicht vorstellen. Ich habe noch eine Menge Dinge abzuarbeiten, die näher vor meiner Haustüre liegen. Aber ganz ausschließen möchte ich es nicht. Mal sehen, was passiert. Eigentlich bin ich offen für alles.

Bist du schon im Himalaya gewesen?

Ich war in Indien und Nepal, aber nur um dort herumzulaufen, nicht um Berge zu besteigen.

Hat es dich nicht gepackt, als du diese Berge gesehen hast? Hast du nicht gedacht: Dort muss ich raufklettern?

Ich empfinde eine große Wertschätzung für Berge und alpines Klettern. Aber ehrlich, die Gefahren des Himalaya-Bergsteigens mit den Lawinen und all dem Kram interessieren mich im Augenblick nicht so sehr.

Chris mag es warm (© PRana)

Spricht da gerade der Vater?

Na klar. Für die Leute, die das machen, ist es ihre Leidenschaft. Aber es nur so nebenher zu machen, ist das Risiko nicht wert. Wenn du es als deine Bestimmung im Leben empfindest, nimmst du das Risiko in Kauf.  Aber ich bin kein Bergkletterer, ich bin eher ein Küstenfels-Kletterer. Ich denke, egal was du machst, du musst fokussiert und entschlossen sein, die Sache durchzuziehen. Zumindest im Augenblick empfinde ich das nicht für das Himalaya-Bergsteigen. Es geht mir nicht nicht durch den Kopf, also macht es auch keinen Sinn, mich damit zu beschäftigen.

Im November 2016 hat Adam Ondra weltweit Schlagzeilen gemacht, als er die „Dawn Wall“ am El Capitan im Yosemite-Nationalpark in acht Tagen frei kletterte. Viele vergleichen Adam und dich. Gibt es so etwas wie einen Wettkampf zwischen euch? Oder würdest du sagen, ich kämpfe nur gegen mich selbst?

Ich würde sagen, ich stehe nur im Wettkampf mit mir selbst. Ehrlich, es ist eine Ehre, mit Adam zu klettern. Ich empfand es oft als ziemlich hart, in der Vergangenheit alle meine Projekte alleine durchzuziehen. Adam und ich sind in Spanien zusammen geklettert. Das macht richtig Spaß und treibt mich auch an. Es gibt so viele verschiedene Weisen, an die Dinge heranzugehen. Stelle dir vor, zwei der besten Musiker der Welt kommen zusammen. Du kannst einen Ego-Trip daraus machen und versuchen herauszufinden, welcher von beiden der bessere ist. Aber das ist eigentlich Verschwendung. Viel interessanter ist es doch, wenn die beiden zusammen musizieren und etwas noch Unglaublicheres hervorbringen. Genau dazu sind Adam und ich in der Lage. Ich finde das richtig cool. Ich schätze Adam, all die Dinge, die er macht. Und ich genieße es, mit ihm zusammen zu klettern. 

Chris Sharma about Adam Ondra

Was empfindest du, wenn du ein Kletterprojekt erfolgreich beendet hast?

Wie ich schon sagte, ist Klettern für mich die Art, mein Potential zu entfalten. Ich widme dem Klettern mein Leben.  Und wenn du dann diese Augenblicke erlebst, in denen alles perfekt zusammenpasst, sind es fast übersinnliche, magische Momente.

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