Christian Kreisel – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Auf du und du mit dem zellulären Stress https://blogs.dw.com/abenteuersport/auf-du-und-du-mit-dem-zellulaeren-stress/ Wed, 21 Feb 2018 14:12:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=39725

Empfehlung in der Horombo Hut

„Wahrscheinlich hat es hier noch nie eine Expeditionsgruppe gegeben, die so viel medizinisches Fachpersonal und entsprechende Ausrüstung hatte“, sagt Harald Renz. Der Professor von der Philipps Universität Marburg erklärt den Bergsteigern verständlich, was im Körper geschieht, wenn jemand höhenkrank wird. „Der in dieser Höhe fehlende Sauerstoff sorgt für zellulären Stress. Die spannende Frage ist, wie der Körper mit diesem Stress umgeht. Welche rund 200 der zur Verfügung stehende 20.000 Gene die Zellen in Gang setzen.“ Aus diesem Grund hat das Ärzteteam uns mehrmals Blut abgezapft und in spezielle Röhrchen gefüllt. „So haben wir von jedem je einen Stoffwechsel-Fingerabbruch auf jeder Höhe,“, erklärt der Mediziner. Wenn wir morgen zur Kibo Hut auf 4700 Metern aufgestiegen sind, werden wir eine weitere Blutprobe abgeben, die letzte dann nach dem Gipfelgang am Samstag. Die ersten Ergebnisse der Analyse werden in etwa einem halben Jahr vorliegen. „Wir erhoffen uns Erkenntnisse über die genetischen Prozesse, die zur Höhenkrankheit führen“, sagt Harald Renz.

Empfehlung vor dem Gipfelgang

Harald Renz erklärt die Höhenkrankheit

Christian Kreisel wird mit auf die Kibo Hut aufsteigen und dort gewissermaßen der medizinische Vorposten sein. Tim Jäcker bleibt in der Horombo Hut. Wenn einer der Bergsteiger höhenkrank werden sollte, kann er also auf 4700 Metern notbehandelt und anschließend auf 3700 Meter hinuntergebracht werden. „Sollte der Zustand ernst sein, werde ich dafür sorgen, dass ihr mit dem Krankenwagen sofort ins Tal gebracht werdet und werde gegebenenfalls auch mitfahren“, sagt der Arzt. Christian Kreisel wird kurz vor dem Gipfelgang auf der Kibo Hut in der Nacht von Freitag auf Samstag einen letzten medizinischen Check machen und jedem einzelnen empfehlen, ob er aufsteigen kann oder doch lieber absteigen sollte. „Wer aufsteigt, obwohl ich ihm abgeraten habe, muss es mir schriftlich geben, dass er auf eigene Verantwortung den Gipfel in Angriff nimmt“, stellt Kreisel klar.

Eigenverantwortung ist gefragt

Unsere Gruppe an den Zebra Rocks

„Es ist zum einen wichtig, dass das Schnaufen funktioniert“, erklärt Harald Renz. „Zum anderen muss euer Gehirn weiterhin in der Lage sein, vernünftige Entscheidungen zu fällen. Also horcht in euch hinein! Der Gipfel ist nicht alles.“ Man spürt, dass die Spannung unter den Gipfelaspiranten steigt. Es gibt Nachfragen, ob etwa die Sauerstoffsättigung, die man mit dem Pulsoxymeter misst, ein verlässlicher Wert ist, um das Risiko einzuschätzen, höhenkrank zu werden. „Der Wert kann einen Hinweis geben, mehr nicht“, sagt Renz. „Jemand kann einen Wert von 91 Prozent Sauerstoffsättigung haben und trotzdem Gefahr laufen, höhenkrank zu werden.“ Manfred, selbst Arzt und einer der Bergsteiger, versucht, das Ärzteteam aus Marburg aus der Verantwortung zu nehmen: „Letztlich muss doch jeder von uns selbst entscheiden, wie weit er geht. Wir allein tragen die Verantwortung für unser Handeln, nicht die Ärzte.“

Länger akklimatisiert als die meisten anderen

Dilettant in der Wand 🙂

Heute sind wir noch einmal bis auf eine Höhe von 4100 Metern aufgestiegen, um uns weiter zu akklimatisieren. Ziel der gemütlichen Wanderung waren die „Zebra Rocks“, eine beeindruckende schwarz-weiß gestreifte Felsformation. „Wir haben uns einen Tag länger auf 3700 Meter aufgehalten, als die Gruppen es normalerweise machen. Ich glaube, das hat sich ausgezahlt,“ sagt Harald Renz. „Viele, die gestern noch über Kopfschmerzen und Schlafstörungen klagten, fühlen sich heute gut.“

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Mountainbiker und Bergläufer für Kibo-Studie gesucht https://blogs.dw.com/abenteuersport/mountainbiker-und-berglaeufer-fuer-kibo-studie-gesucht/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/mountainbiker-und-berglaeufer-fuer-kibo-studie-gesucht/#comments Thu, 06 Apr 2017 14:08:32 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35721

Kilimandscharo

Statistisch gesehen, gehört der Kilimandscharo zu den Top-Bergzielen weltweit. Jahr für Jahr versuchen sich mehrere zehntausend Menschen am höchsten Berg Afrikas. So sollen allein 2016 mehr als 30.000 Besucher den höchsten Punkt auf 5895 Meter erreicht haben. Der „Kibo“ gilt als Wanderberg, mehrere einfache Routen führen auf den Gipfel. Nur während der Regenzeiten April/Mai und Oktober/November reißt der Touristenstrom etwas ab. Viele Anbieter bieten Touren auf das Dach Afrikas als Wochentrip an – auch diese kurze Verweildauer sorgt dafür, dass der Berg bei den kommerziellen Kunden so beliebt ist. Weniger bekannt ist, dass am Kilimandscharo alljährlich mehrere hundert schwer höhenkranke Touristen gerettet werden müssen, für rund zwei Dutzend von ihnen kommt jede Hilfe zu spät. In vielen Jahren sind es auch deutlich mehr.

4000 Höhenmeter in wenigen Tagen

Christian Kreisel

Die Regierung Tansanias hält die genaue Zahl der Todesfälle unter Verschluss. Würde sie bekannt, könnte das dem boomenden Bergtourismus schaden. Viele unterschätzen ganz einfach das Risiko, am Kibo höhenkrank zu werden. Dabei liegt es eigentlich auf der Hand. Schließlich überwinden die Gipfelaspiranten innerhalb weniger Tage gut 4000 Höhenmeter. Der Arzt Christian Kreisel vom Universitätsklinikum Gießen und Marburg will jetzt eine schnellere und sichere Diagnose der Höhenkrankheit entwickeln – mit einer Studie am Kilimandscharo. Die bisher üblichen Tests seien teilweise zu grob, sagt mir der 37-Jährige, der selbst den Berg schon sechsmal bestiegen hat: „Ich möchte die Maschen des Siebs verkleinern.“

Zahlreiche Tests

Kreisel sucht für seine Studie 25 Sportler – Mountainbiker oder Bergläufer. Sie sollen in der Zeit vom 24. September bis 1. Oktober 2017 den höchsten Berg Afrikas besteigen. Geplant sind ein dreitägiges Trainingslager auf 3700 Metern, eine Übernachtung auf 4800 Metern und ein Gipfelversuch. Vor und während der Reise werden zahlreiche medizinische und auch psychologische Tests gemacht. Dabei erhalten die Athleten Daten über ihre Leistungsfähigkeit in großer Höhe, die ihnen auch bei künftigen Bergsport-Projekten nützlich sein dürften.

„Sport am Kilimandscharo war bisher nur wenigen Eliteathleten vorbehalten,“ sagt Rainer Braehler, Organisator der „Kilimanjaro Summit Challenge“, „aber ist jetzt im Rahmen der Studie für ambitionierte Amateure unter medizinischer Aufsicht sicher möglich.“ Wer Interesse hat, kann sich auf der Homepage des Projekts über die Einzelheiten informieren und sich dort auch ab sofort bewerben.

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