Dalai Lama – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Dalai Lama: Klimawandel bedroht Dach der Welt https://blogs.dw.com/abenteuersport/dalai-lama-klimawandel-bedroht-dach-der-welt/ Wed, 21 Oct 2015 11:55:34 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30913 Da schmilzt er dahin

Da schmilzt er dahin

200 Meter Luftlinie von meinem Schreibtisch entfernt wird über nicht weniger verhandelt als die Zukunft des Planeten. Im Bonner World Conference Center beraten noch bis Freitag Vertreter aus aller Welt über ein neues Klimaabkommen. Es soll beim Weltklimagipfel in Paris verabschiedet werden, der Ende November beginnt. Wie so häufig, wenn es um das Klima geht, gestalten sich die Verhandlungen zäh. Die Solidarität mit den Staaten, die schon jetzt die Auswirkungen des Klimawandels spüren, hält sich in Grenzen. Meist gilt: Ökonomie schlägt Ökologie. Dass die Uhr tickt, zeigen uns die Gletscher, die mit wenigen Ausnahmen weltweit abschmelzen. Die vom US-Bergsteiger David Breashears gegründete Organisation Glacier Works hat eindrucksvoll dokumentiert, wie weit sich etwa die Gletscher rund um den Mount Everest in den vergangenen Jahrzehnten zurückgezogen haben. Jetzt hat auch der Dalai Lama auf die Folgen des Klimawandels für seine tibetische Heimat hingewiesen.

Der dritte Pol

„Dieser blaue Planet ist unser einziges Zuhause und Tibet sein Dach. Es ist so wichtig wie die Arktis und die Antarktis, es ist der dritte Pol“, sagt das geistliche Oberhaupt der tibetischen Buddhisten in einer Videobotschaft (s.u.) aus dem Exil in Indien. „Das tibetische Hochplateau muss geschützt werden, nicht nur für die Tibeter, sondern für eine gesunde Umwelt und Nachhaltigkeit der gesamten Welt.“

Der 80-Jährige weist ausdrücklich darauf hin, dass er seine Worte nicht als politische Botschaft, sondern als eine humanitäre verstanden wissen will.

Trinkwasser für über eine Milliarde Menschen

Auch chinesische Wissenschaftler weisen seit langem auf die Folgen des Klimawandels für die Gletscher in Tibet. Die Durchschnittstemperatur auf dem über 4000 Meter hohen Plateau ist in den letzten fünf Jahrzehnten um 1,3 Grad Celsius gestiegen und damit deutlich stärker als im weltweiten Durchschnitt. Die Gletscher Tibets gelten als Trinkwasser-Reservoir für rund 1,3 Milliarden Menschen in Asien. Vor diesem Hintergrund appelliert der Dalai Lama an die junge Generation des 21. Jahrhunderts, sich stärker für den Schutz des Planeten zu engagieren – und damit auch für den Umweltschutz im Himalaya, speziell in Tibet. Ob sein Ruf die Verhandlungsführer hier in Bonn und später dann in Paris erreicht? Schlecht wäre das nicht.

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99 zu viel https://blogs.dw.com/abenteuersport/tibet-99-selbstverbrennungen/ Thu, 24 Jan 2013 14:25:14 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=19229

Tibet

Runde Zahlen faszinieren. Wo es um menschliches Leid geht, sollte man sich dieser Faszination nicht hingeben. Deshalb warte ich nicht auf die Zahl 100, die uns wohl in den nächsten Tagen ins Haus steht. Kunchok Kyab war der 99. Tibeter, der sich seit 2009 in Brand setzte, um gegen die seit über 60 Jahren andauernde Besetzung seiner Heimat durch China zu protestieren. Chinesische Sicherheitskräfte hätten seine Leiche vom Gelände des Klosters Bora im Osten Tibets an einen unbekannten Ort gebracht, teilte die tibetische Exilregierung in Indien mit. Einige Mönche des Klosters seien festgenommen worden. Kunchok Kyab war 26 Jahre alt. Er hinterlässt eine Frau und ein kleines Kind. Mehr als die Hälfte der 99 Selbstverbrennungen in Tibet wurden seit Anfang Oktober vergangenen Jahres gemeldet.

Sangay: Auf Neujahrsfest verzichten

Lopsang Sangay

Die meisten Tibeter, die diese extreme Form des Protestes wählten, waren Anfang bis Mitte 20. Der jüngste, der in den Flammen starb, war ein Mönch namens Dorje, gerade einmal 15 Jahre alt. Fast gebetsmühlenartig macht die chinesische Regierung den Dalai Lama und sein Umfeld für die Selbstverbrennungen verantwortlich. Dem wiederspricht die tibetische Exilregierung. Sie habe, so Ministerpräsident Lobsang Sangay, die Tibeter vielmehr immer wieder aufgefordert, auf derart drastische Protestaktionen zu verzichten. Und doch seien die Selbstverbrennungen weitergegangen. Sangay fordert seine Landsleute auf, am 11. Februar auf die sonst üblichen Feiern zum Losar, dem tibetischen Neujahrsfest, zu verzichten und stattdessen für die Opfer der Selbstverbrennungen zu beten.

Dalai Lama appelliert an China

„Es macht mich traurig, dass sich diese Menschen so entscheiden. Und das nicht, weil sie etwa betrunken sind oder irgendein Problem in der Familie haben, sondern weil die Tibeter seit zwei bis drei Generationen so viel erleiden müssen“, sagte kürzlich der Dalai Lama. „Ich kann für diese Menschen nur beten, sonst nichts tun. Die chinesische Regierung hätte es dagegen in der Hand, aber sie beschuldigt nur andere. Das löst das Problem nicht. Sie sollte stattdessen endlich ernsthaft die Gründe für die Selbstverbrennungen untersuchen.“

P.S. Ihr fragt euch vielleicht, warum ich in meinem Blog über Abenteuersport immer wieder einmal über die politische Lage in Tibet berichte. Ganz einfach: Weil mir die Menschen im Himalaya am Herzen liegen. Und weil wir nicht so tun sollten, als finde Bergsteigen im politikfreien Raum statt. Die Achttausender Shishapangma und Cho Oyu liegen in Tibet, der Mount Everest und der Makalu zur Hälfte.

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Der vergessene Konflikt https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-vergessene-konflikt/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-vergessene-konflikt/#comments Tue, 20 Nov 2012 22:52:21 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=18191 Tibet liegt nicht im Nahen, sondern im Fernen Osten. Liegt es an der großen Entfernung, dass wir in den täglichen Nachrichtensendungen so gut wie nichts von dem nach wie vor schwelenden Konflikt erfahren? Oder daran, dass die Himalaya-Region nun schon seit über 60 Jahren von China besetzt ist, wir uns also fast daran gewöhnt haben? Ich empfehle einen Blick auf die Internetseite der tibetischen Exilregierung in Indien. Dort finden sich derzeit fast täglich neue Meldungen über Selbstverbrennungen in Tibet. Seit Anfang des Monats haben sich bereits 16 Menschen in Brand gesetzt, um gegen die Besetzung ihrer Heimat zu protestieren. Gestern war es der 34 Jahre alte Tsering Dhondup aus Amchok im Nordosten Tibets. Der Vater zweier Kinder starb an seinen Verletzungen. Die chinesischen Behörden wollen keine Augenzeugen aus dem Westen. „Einreisegenehmigungen für Tibet (TAR Permit) werden derzeit und bis auf weiteres nicht erteilt“, heißt es beim Auswärtigen Amt in Berlin. Was das für geplante Expeditionen im Frühjahr 2013 bedeutet, ist noch unklar.

Permits für Frühjahrs-Expeditionen?

Shishapangma

„Die Agenturen in Nepal gehen von einer Öffnung Tibets für die Frühjahrssaison aus“, informiert mich auf Anfrage Dominik Müller, Chef des Expeditionsveranstalters Amical alpin, der eine Expedition zur Shishapangma ausgeschrieben hat. In diesem Herbst hatte es weder Genehmigungen für diesen noch für den ebenfalls in Tibet gelegenen Achttausender Cho Oyu gegeben. Die kommerziellen Veranstalter wichen daraufhin – wie berichtet – auf den in Nepal gelegenen Manaslu aus.

Plädoyer für Gewaltlosigkeit

Vielleicht müssen sie im Frühjahr erneut umdisponieren. Wie sich die Lage in Tibet entwickelt, ist derzeit nämlich nicht absehbar. Die chinesische Regierung betrachtet Selbstverbrennungen als „terroristische Aktionen“, die vom Dalai Lama gesteuert seien. Das geistliche Oberhaupt der tibetischen Buddhisten weist dies zurück und fordert Peking immer wieder auf, die Gründe für die Protestaktionen ernsthaft zu untersuchen. „Die Lage in Tibet ist sehr ernst“, sagte der 77-Jährige vor einigen Tagen im indischen Exil in Dharamsala. „Es gibt ein Problem, das weder für die Tibeter noch die Chinesen gut ist. Der Einsatz von Gewalt wird dafür niemals eine befriedigende Lösung bringen.“

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Reisefreiheit à la Tibet https://blogs.dw.com/abenteuersport/reisefreiheit-a-la-tibet/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/reisefreiheit-a-la-tibet/#comments Wed, 27 Jun 2012 18:02:27 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=15609

Der Potala in Lhasa, einst der Palast des Dalai Lama

Reisen nach Tibet sind wie ein Griff in die Wundertüte. Du weißt eigentlich erst hundertprozentig, dass du dort bist, wenn du wirklich alle bürokratischen Hürden und Kontrollen hinter dich gebracht hast. Weltenbummler, darunter auch Bergsteiger und Trekkingtouristen, sind derzeit verunsichert. Anfang des Monats hatten die chinesischen Behörden die Reiseveranstalter darüber informiert, dass vorläufig keine Genehmigungen für Reisen nach Tibet ausgestellt würden. Allgemein wurde dies als Reaktion auf die Serie von Selbstverbrennungen bewertet. Nach Angaben der Tibet Initiative Deutschland haben sich seit März 2011 mindestens 40 junge Tibeter angezündet, um gegen die seit 1951 andauernde Besetzung der Himalaya-Region durch China zu protestieren. Vor einigen Tagen nun hieß es, die Einreisesperre sei aufgehoben worden. So ganz stimmt das nicht.

Abgestraft

Österreicher, Briten, Norweger und Südkoreaner erhalten nämlich nach übereinstimmenden Informationen weiter keine Genehmigung für Tibetreisen – offenkundig eine Strafe für eine aus Pekinger Sicht China-kritische Haltung. Im Mai hatte der Dalai Lama, der im indischen Exil lebende geistliche Führer der tibetischen Buddhisten, Großbritannien und Österreich besucht und war auch mit den jeweiligen Regierungschefs zusammengetroffen, Premierminister David Cameron und Bundeskanzler Werner Faymann. Südkorea zog sich den Unmut der Chinesen zu, weil eine hochrangige Delegation von Exiltibetern zu einem großen buddhistischen Kongress in der südkoreanischen Stadt Yeosu eingeladen wurde. Norwegen schließlich dürfte immer noch dafür abgestraft werden, dass der Friedensnobelpreis 2010 an den in China inhaftierten Schriftsteller und Menschenrechtler Liu Xiaobo ging.

Mindestens Sextett – und aus einem Land

Tibetische Nordseite des Mount Everest

Doch auch für Reisende aus anderen Ländern gelten Bedingungen. Wer allein, oder vielleicht mit Freund oder Freundin in Tibet unterwegs sein will, kann sich diesen Plan abschminken. „Einreisegenehmigungen für Tibet (TAR Permit) werden für Gruppen ab sechs Personen mit derselben Staatsangehörigkeit erteilt“, heißt es im Auswärtigen Amt in Berlin, das dem Braten aber wohl auch nicht so recht traut: „Es muss jedoch weiterhin mit Verzögerungen bei der Beantragung gerechnet werden.“ In Internetforen und auf Tibetseiten heißt es, Reisegruppen müssten außerdem zwischen 50 und 100 Prozent der Reisekosten vorstrecken, bevor ihre Anträge überhaupt bearbeitet würden. Was die Restriktionen für die Expeditionen in der Nach-Monsun-Zeit bedeutet, steht noch in den Sternen. Das Basislager auf der tibetischen Nordseite des Mount Everest bleibe jedenfalls geschlossen, heißt es. Ohne Angabe von Gründen.

Chinesische Touristen erwünscht

Nach Angaben des Tibetischen Tourismusbüros (TTB), der Behörde von Chinas Gnaden, reisten in den ersten fünf Monaten des Jahres 1,45 Millionen Touristen ein, im Vergleich zu 2011 sei das ein Plus von 25 Prozent. Davon seien 1,42 Millionen Urlauber Chinesen gewesen. Die Regierung in Peking verkündete kürzlich stolz, in Tibet würden für umgerechnet über 50 Millionen Euro 22 Feriendörfer gebaut. Dreimal dürft ihr raten, für wen.

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