David Liano – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Schachmatt am Burke Khang https://blogs.dw.com/abenteuersport/schachmatt-am-burke-khang/ Thu, 17 Nov 2016 14:11:21 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34229 Blick in den Abgrund

Blick in den Abgrund

Was ich nicht wusste, ist, dass auch Berge Schach spielen können. „Was wir nicht wussten, ist, dass der Berg, in einem sehr schlauen Schachzug, seine Verteidigungslinie auf seinen Flanken viel weiter nach unten verschoben hatte, in Vorausahnung unseres Angriffs 2016“, schreibt Bill Burke. „Wir wurden komplett überrascht.“ Der 74 Jahre alte US-Amerikaner wollte – wie berichtet – den nach ihm benannten Burke Khang erstmals besteigen. Ein Versuch Burkes vor einem Jahr war im Gipfelbereich des 6942 Meter hohen Bergs im Everest-Gebiet wegen zu gefährlicher Wechten gescheitert. Jetzt stellten sich die unüberwindlichen Probleme bereits am tiefer gelegenen Südostgrat.  

Neuer Eisbruch

Eis gebrochen

Eis gebrochen

Auch dort trafen Naga Sherpa und Shera Sherpa, die für Burke die Fixseile hinauf zum geplanten Lager 2 legen sollten, jetzt auf Wechten in prekärem Zustand. „Ein falscher Schritt, und die Wechten brechen ab und schicken die Sherpas in den sicheren Tod“, beschreibt Bill die gefährliche Passage. Endgültig schachmatt gesetzt – um im Bild zu bleiben – wurde das Team jedoch erst durch einen neuen Eisbruch, mit „gewaltigen Spalten, Eistürmen und brüchigen Schneebrücken“. Naga Sherpa schätzte, dass 15 Aluminiumleitern nötig gewesen wären, um die Spalten zu überqueren. Die beiden Sherpas erklärten den Grat daraufhin für unpassierbar und kehrten um. „Ich habe fortwährend um mein Leben gefürchtet“, sagte Naga. Der sechsmalige Everest-Besteiger David Liano, der zu Burkes Team gehörte, wollte sich selbst ein Bild von der Lage machen. Auch der 35-jährige Mexikaner machte am Eisbruch kehrt, nachdem er eine Schneebrücke getestet und das Eis schon beim ersten Schritt zu brechen begonnen hatte.

Burke vorerst nicht mehr zum Burke Khang

Bill Burke vor "seinem" Berg

Bill Burke vor „seinem“ Berg

„Runde zwei geht an den Burke Khang“, bilanziert Bill. „Politisch gesprochen war es ein Erdrutschsieg. Wir hatten nie eine Chance.“ Burke hält „seinen“ Berg dennoch für besteigbar, allerdings nur „zur richtigen Zeit, bei den richtigen Bedingungen“.  Bevor der Versuch, den Burke Khang zu besteigen, in eine Sucht oder einen Kreuzzug ausarte, ziehe er jetzt erst einmal die Bremse. „Außerdem wirkt sich das Alter auf meinen Körper aus“, sagt der 74-Jährige, „und andere Abenteuer winken. Deshalb habe ich jetzt keine Pläne für eine weitere Burke-Khang-Expedition. Aber ganz ausschließen möchte ich einen neuerlichen Versuch auch nicht.“ Und wir warten in der Zwischenzeit gespannt auf die nächste Verteidigungsstrategie des Schach spielenden Bergs im Himalaya.

]]>
Burke will auf seinen Berg https://blogs.dw.com/abenteuersport/burke-will-auf-seinen-berg/ Mon, 07 Nov 2016 15:11:08 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34209 Bill Burke vor "seinem" Berg

Bill Burke vor „seinem“ Berg

“Mein Berg!” Das darf Bill Burke sagen, ohne dass ihm jemand Hybris vorwerfen kann. Seit 2014 gibt es im Everest-Gebiet offiziell den “Burke Khang”. Die nepalesische Regierung benannte den 6942 Meter hohen Berg im Gokyo-Tal nach dem US-Bergsteiger. Bill Burke wurde erst im Seniorenalter, nach einer erfolgreichen Karriere als Jurist, zum Höhenbergsteiger. Mit 67 Jahren bestieg er den Mount Everest von der nepalesischen Südseite, mit 72 von der tibetischen Nordseite aus. Vier Tage vor seinem zweiten Everest-Coup verkündete die Regierung in Kathmandu, dass der noch unbestiegene Fast-Siebentausender nahe dem Mount Everest nun Burke Khang heiße. „Der genauen Grund für diese großzügige Geste wurde mir nie mitgeteilt“, erzählte Bill vor einem Jahr in einem Interview der Internetseite pythom.com. Im Herbst 2015 versuchte Burke erstmals, den Berg, der seinen Namen trägt, auch als Erster zu besteigen. Das Projekt scheiterte kurz unterhalb des Gipfels. Jetzt unternimmt der 74-Jährige einen neuen Anlauf.

Geplante Route

Geplante Route

David Liano gehört zum Team

“Ich blicke auf den Berg, und er ist so schön”, schwärmt Bill in einer Audio-Botschaft aus dem Basislager zu Füßen des Burke Khang. Sein Sherpa-Team hat bereits begonnen, die geplante Route mit Fixseilen zu sichern. Mit zum Team gehört auch der 35 Jahre alte Mexikaner David Liano, der bereits sechsmal den Mount Everest bestieg. 2013 stand er innerhalb von neun Tagen zweimal auf dem 8850 Meter hohen Gipfel, erst von Süden, dann von Norden aus.

Gefährlicher Gipfelgrat

Gefährlicher Gipfelgrat

Zu gefährlich

Im vergangenen Jahr war Bills Expedition zum Burke Khang wegen der gefährlichen Verhältnisse im Gipfelbereich gescheitert. Der US-Bergführer Sid Pattison und vier Sherpas gelangten auf den nach beiden Seiten stark überwechteten Gipfelgrat. „Die erste Wechte sah sehr unstabil aus, die dahinter war uns zugeneigt, stark überhängend und hätte uns eine sehr anstrengende Kletterei abverlangt“, schrieb Pattison damals. Das Team beschloss, aus Sicherheitsgründen umzudrehen. Burke wartete zu diesem Zeitpunkt knapp unterhalb des Gipfelgrats.

Neue Ideen

„Es war insofern ein Erfolg, dass wir unsere Mission erfüllt haben, so hoch wie menschenmöglich zu klettern“, resümierte Bill anschließend. „Kaum war ich unten, grübelte ich bereits wieder über neue Routen und Strategien. Ich habe einige Ideen.“ Vielleicht geht ja diesmal eine dieser Strategien auf. Sollte Bill dann zu den Erstbesteigern seines Bergs gehören, dürfte es ihm auch leichter fallen, zu erklären, warum der Burke Khang so heißt.

]]>
Cool macht das Everest-Dutzend voll https://blogs.dw.com/abenteuersport/cool-macht-das-everest-dutzend-voll/ Thu, 12 May 2016 22:50:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32665 Kenton-CoolAuch die ersten ausländischen Bergsteiger haben nun den Gipfel des Mount Everest erreicht. Nachdem am Donnerstag – wie berichtet – neun Sherpas den Weg zum höchsten Punkt auf 8850 Metern mit Fixseilen vorbereitet hatten, erreichten am Freitag auch die beiden Briten Kenton Cool (42 Jahre alt) und Robert Lucas (53) den Gipfel, begleitet von den beiden Sherpas Dorchi Gyalzen und Pemba Bhote. Cool stand bereits zum zwölften Mal auf dem Dach der Welt. Seinen sechsten Everest-Gipfelerfolg genoss, wenige Minuten nach den Briten, der Mexikaner David Liano Gonzalez (36), auch er in Begleitung eines Sherpas: Pasang Rita.

Alle Reißverschlüsse und Lüftungen geschlossen

Makalu (© Stitzinger/van Melle)

Makalu (© Stitzinger/van Melle)

Derweil verdichten sich am nicht weit vom Everest entfernten Achttausender Makalu die Hinweise, dass die beiden Sherpas, die in Lager 2 auf 6700 Metern tot aufgefunden worden waren, an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung starben. Dominik Müller, Chef des deutschen Expeditionsveranstalters Amical Alpin, teilte nach Telefongesprächen mit anderen Mitgliedern der Gruppe mit, es habe am Abend zuvor leicht geschneit. In der Nacht sei Wind aufgekommen und habe den unteren Bereich des Zeltes, in dem die Sherpas lagen, mit Schnee zugeblasen. „Einer der beiden erfahrenen Sherpas begann in der Früh Schnee zu schmelzen und hat dies wohl nicht bemerkt“, schreibt Dominik im Amical-Blog. „Durch das geschlossene Zelt (alle Reißverschlüsse und Lüfter waren nicht geöffnet) und den Anraum mit Schnee war keine ausreichende Belüftung gegeben.“ Dieser Umstand habe zu der tödlichen Kohlenmonoxid-Vergiftung geführt. Die beiden Sherpas seien eingeschlafen und gestorben.

 

]]>
Viel los am Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/viel-los-am-everest/ Mon, 20 May 2013 11:41:17 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=21749

Rettungsflug am Everest

Die erste Reisewelle ist am Wochenende über den Gipfel des Mount Everest geschwappt. Am Samstag und Sonntag erreichten bei gutem Wetter mehr als 150 Bergsteiger den höchsten Punkt auf 8850 Metern. Sie kamen sowohl von der nepalesischen Südseite als auch von der tibetischen Nordseite. Größere Staus an den kritischen Stellen blieben diesmal offenbar aus. Die Wartezeit am Hillary Step habe nur 15 Minuten betragen, heißt es. 2012 hatten Bergsteiger an dieser exponierten Stelle noch bis zu zwei Stunden lang ausharren müssen, ehe sie an der Reihe waren. In diesem Jahr hatten die Sherpas – wie berichtet – zwei separate Fixseile für Auf- und Abstieg gelegt. Am Wochenende gab es wieder einmal mehrere Debüts. Ich überlasse es euch, ob ihr euch davon beeindrucken lasst.

Bergsteigerinnen aus Saudi Arabien und Pakistan

Raha Moharrak ganz oben

Die 27 Jahre alte Raha Moharrak war die erste Frau aus Saudi-Arabien, die 22 Jahre alte Samia Baig die erste Pakistanerin, die auf dem Dach der Welt stand. Der Mexikaner David Liaño Gonzalez bestieg den Everest erstmals in einer Saison sowohl von Süden als auch von Norden aus. Nachdem der 33-Jährige bereits am 11. Mai den Gipfel von der nepalesischen Seite aus erreicht hatte, war Liaño am Sonntag, also nur acht Tage später, erneut erfolgreich. Diesmal stieg er über die tibetische Normalroute auf.

Live-Interview mit Atemmaske

Der Brite Daniel Hughes gab vom Gipfel aus das erste Video-Live-Interview per Smartphone (siehe unten). Unter seiner Atemmaske war er allerdings recht schwer zu verstehen. Sein Landsmann  Kenton Cool ist seinem Ziel sehr nahe, innerhalb weniger Tage gewissermaßen in einem Rutsch das Tripel Mount Everest, Lhotse und Nuptse zu schaffen. Nachdem er zunächst am vergangenen Donnerstag den Fast-Achttausender Nuptse bestiegen hatte, stand er am Sonntag  (bereits zum elften Mal) auf dem Mount Everest, um sich anschließend direkt auf den Weg zum Lhotse zu machen. Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass eine Gruppe Sherpas auch am 7861 Meter hohen Nuptse Fixseile bis fast ganz hinauf gelegt hatten. Daran stiegen vier Bergsteigerinnen auf, unter ihnen die Deutsche Billi Bierling. Auch Kenton Cool und der Spanier Alex Txikon nutzten diese Fixseile.

Zwei Tote und ein sehr hoher Rettungsflug

Auf der Everest-Nordseite starb der 35 Jahre alte Namgyal Sherpa aus Nepal auf einer Höhe von etwa 8300 Metern. Ein 58 Jahre alter chinesischer Bergsteiger verschied beim Abstieg vom Lhotse auf etwa 8000 Metern – offensichtlich war er höhenkrank. Derweil vermeldet der Italiener Simone Moro die bisher höchste Helikopter-Rettungsaktion „am langen Seil“: Sein Team habe am Everest einen Bergsteiger aus einer Höhe von  23.000 Fuß (7010 Meter) ausgeflogen. Schweizer Bergretter hatten 2010 am Achttausender Annapurna drei Bergsteiger aus 6950 Meter Höhe geborgen.

Update 18:45 Uhr: Kenton Cool meldet via Facebook und Twitter aus Lager 2, dass er auch den Lhotse bestiegen hat: „Drei Gipfel in drei Tagen. Nuptse, Everest, Lhotse. Die Ziellinie am Basislager ist in Sicht.“

]]>