Dawa Yangzum Sherpa – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 So geht’s nicht! https://blogs.dw.com/abenteuersport/so-gehts-nicht/ Sat, 20 May 2017 15:00:40 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36309

Everest, Lhotse und Makalu (v.l.)

In den nächsten Tagen wird es sicher eine Menge von Erfolgsmeldungen an den Achttausendern geben. Bevor wir in den Gratulationsmodus schalten, gilt es leider wieder einmal, den Finger in einige Wunden des kommerziellen Bergsteigens zu legen. Ich bin wirklich nicht der Moralapostel, aber einige Meldungen der letzten Tage haben mich aufgeschreckt – vor allem ein Tweet heute von Tim Mosedale. „Ronnie und Pemba habe das Lhotse-Hochlager entdeckt, um festzustellen, dass einige Drecksäcke den Flaschensauerstoff gestohlen haben. Absolut unakzeptabel“, schreibt der britische Expeditionsleiter, der am Mittwoch zum sechsten Mal den Mount Everest bestiegen hatte. Und er schickte noch gleich einen weiteren Tweet hinterher: „Sauerstoff zu stehlen, gefährdet das Leben anderer Bergsteiger. Wenn es einen Notfall gibt, lasst es uns wissen, und selbstverständlich werden wir helfen. Aber ihn einfach zu nehmen, ist eine absolute Schande.“ Dass der Egoismus am Berg so weit geht, dass sogar Sauerstoffflaschen gestohlen werden, ist wirklich erschreckend, absolut fahrlässig und unentschuldbar. Das wirft kein gutes Licht auf die Einstellung einiger (hoffentlich weniger) Bergsteiger an den höchsten Bergen der Erde. Das gilt auch für das, was sich beim gescheiterten Gipfelversuch am Kangchendzönga am vergangenen Dienstag abspielte.

Fehlinformation im letzten Lager

Chris Jensen Burke

Die Australierin Chris Jensen Burke berichtet in ihrem Blog, ein Leiter einer anderen Gruppe habe ihnen im letzten Lager vor dem Gipfel versichert, dass die Fixseile am Vortag bis auf eine Höhe von 8100 Metern gelegt worden seien. Deshalb sei es nicht nötig, für den Gipfelversuch den gesamten Vorrat an Seilen mitzunehmen. Außerdem müssten auch keine Sherpas lange vor den Kunden der kommerziellen Expeditionen aufsteigen. Einen halben Tag später stellte sich heraus, dass die Angaben schlichtweg falsch waren. Die Folge: Es bildete sich auf gut 8000 Metern eine Schlange: an der Spitze die Sherpas, die doch noch die Route versichern mussten, dahinter die Gipfelanwärter. Dann gingen wegen der Fehlinformation aus dem letzten Hochlager die Fixseile aus. Der Gipfelversuch musste abgeblasen werden, alle stiegen ab.

Keine Spur von Wertschätzung

Pasang Lhamu Sherpa, Dawa Yangzum Sherpa, Maya Sherpa (v.l.)

„Warum wurde uns eine falsche Information gegeben?“, fragt sich Chris. „Ich glaube, Unerfahrenheit spielte eine Schlüsselrolle. Und der Kerl hat sich wohl keine Gedanken über die Folgen gemacht.“ Von Teamwork keine Spur. Doch auch die von der Australierin zitierte Aussage eines Kunden ruft bei mir nur Kopfschütteln hervor: „Wenn die für die Route Zuständigen wissen, dass Bergsteiger hinter ihnen herkommen, müssen sie eben schneller aufsteigen.“ Diese Worte lassen jede Wertschätzung der Arbeit der Sherpas vermissen. Und die Frage muss erlaubt sein: Wo bleibt eigentlich die Eigenverantwortlichkeit der Kunden?

Unter denen, die umkehrten, waren auch die drei Nepalesinnen Maya Sherpa, Pasang Lhamu Sherpa Akita und Dawa Yangzum Sherpa. Sie beschlossen heute, wegen der eher schlechten Wetterprognosen die Expedition abzubrechen. „Es ist natürlich eine sehr enttäuschende Entscheidung. Selbstverständlich würden wir lieber mit einem Gipfelerfolg zurückkehren“, ließ das Sherpani-Trio auf Facebook wissen.

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Mit Sherpa-Frauenpower auf den Kangchendzönga https://blogs.dw.com/abenteuersport/mit-sherpa-frauenpower-auf-den-kangchendzoenga/ Fri, 06 Jan 2017 13:00:30 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34629 Maya Sherpa, Dawa Yangzum Sherpa, Pasang Lhamu Sherpa Akita (v.l.n.r.)

Maya Sherpa, Dawa Yangzum Sherpa, Pasang Lhamu Sherpa Akita (v.l.n.r.)

Das Trio will das Triple. Maya Sherpa, Pasang Lhamu Sherpa Akita und Dawa Yangzum Sherpa  haben sich vorgenommen, nach dem Mount Everest und dem K 2 im Frühjahr auch den dritthöchsten Berg der Erde zu besteigen, den 8586 Meter hohen Kangchendzönga im Osten Nepals. Auf dem Normalweg, mit Flaschensauerstoff. Den Everest hatten sie noch getrennt bestiegen – Maya erstmals 2006, Pasang Lhamu 2007 und Dawa Yangzum 2012 –, den K 2 in Pakistan 2014 erstmals gemeinsam als Team. Schon 2015 wollte das Trio den Kangchendzönga versuchen.  Damals kam die Expedition jedoch aus finanziellen Gründen nicht zustande. Auch diesmal fehle noch Geld, schreibt mir Maya Sherpa, die die erste nepalesische Frauen-Expedition zum Kangchendzönga leiten soll. Der Verband der nepalesischen Trekkingagenturen (TAAN) unterstütze das Team finanziell, ebenso Tashi Lakpa Sherpa, Geschäftsführer des Expeditionsveranstalters Seven Summit Treks, sagt Maya Sherpa. Der Nepalesische Bergsteigerverband NMA habe noch nicht entschieden, ob er sich ebenfalls an den Kosten beteilige. Die drei Sherpani bemühen sich zudem bei der Regierung um ein kostenloses Permit für ihre Expedition.

Abenteurerin des Jahres 2016

Kangchendzönga

Kangchendzönga

Dass die Bergsteigerinnen das Sponsorengeld für ihr Projekt erneut so mühsam zusammenkratzen müssen, ist traurig. Schließlich hat das Sherpani-Trio auch international einen Namen. So wählten die Leser der renommierten US-Zeitschrift „National Geographic“ Pasang Lhamu Sherpa Akita Anfang  2016 zum „Adventurer of the Year“ (Abenteurerin des Jahres). Die 32-Jährige führt derzeit die Mitglieder einer kommerziellen Expedition auf den Aconcagua, den mit 6972 Metern höchsten Berg Südamerikas.

Auch als Expeditionsleiterin im Einsatz

Maya Sherpa am Everest

Maya Sherpa am Everest

Maya Sherpa bestieg im Frühjahr 2016 bei einer Expedition, die von ihrem Ehemann Arnold Coster veranstaltet wurde, bereits zum dritten Mal den Mount Everest. Maya leitet auch selbst Expeditionen. „Es gibt keine andere nepalesische Frau, die diesen Job macht“, schreibt mir die 38-Jährige. Im vergangenen Herbst führte Maya eine fünfköpfige Gruppe auf den Gipfel des Siebentausender Himlung Himal, „ohne meinen Ehemann“, wie sie betont. „Ich mag es einfach, am Berg zu arbeiten.“ Nepalesische Frauen, so Maya, könnten auch als Climbing Sherpas eingesetzt werden wie Dawa Yangzum bei ihrer Everest-Besteigung 2012 bewiesen habe, als die heute 26-Jährige die Sauerstoffflaschen ihrer Expedition auf den Berg getragen habe.

Inspiration für andere Frauen in Nepal

Mit ihrem neuen gemeinsamen Kangchendzönga-Projekt wollen die drei Sherpani ihren Landsfrauen Mut machen. „Wir zeigen den anderen Frauen Nepals, dass wir alles schaffen können, wenn wir es gemeinsam versuchen“, sagt Expeditionsleiterin Maya Sherpa. „Wenn wir nur alleine unterwegs sind, nehmen das nicht so viele Leute war. Aber wenn wir zusammen klettern, schauen uns mehr Menschen zu. Und vielleicht will dann die eine oder andere junge Frau uns nacheifern.“

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(Berg-) Frauenpower aus Nepal https://blogs.dw.com/abenteuersport/berg-frauenpower-aus-nepal/ Wed, 07 Jan 2015 16:45:06 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28001 Erfolgreich am K 2: Maya, Dawa Yangzum, Pasang Lhamu (v.l.)

Maya, Dawa Yangzum, Pasang Lhamu (v.l.)

Sie sind ein starkes Trio am Berg. Dawa Yangzum Sherpa, Maya Sherpa und Pasang Lhamu Sherpa Akita waren am 26. Juli 2014 die ersten Frauen aus Nepal, die in Pakistan den 8611 Meter hohen Gipfel des K 2 erreichten. Der zweithöchste Berg der Erde gilt aufgrund seiner vollendeten Form als König der Achttausender, als schwer zu besteigen und gefährlich. „Wir waren die ersten Nepalesinnen auf dem K 2! Und es war wirklich kein Spaziergang. Nur richtige Bergsteiger können einordnen, wie und warum wir den K 2 bestiegen haben“, schreibt mir Dawa Yangzum. Aus den Reihen der Bergsteiger sei ihre Leistung ausreichend gewürdigt worden. Von der Regierung Nepals hätten sie das ohnehin nicht erwartet. „Die Leute dort kennen meistens nur den Everest und die Seven Summits. Wenn wir die bestiegen hätten, hätten sie dafür gesorgt, dass wir auf den Titelseiten gelandet wären“, glaubt die 25-Jährige. Auf die Regierung ist Dawa Yangzum auch aus einem anderen Grund nicht gut zu sprechen.

Versprochen, nicht gehalten

Dawa Yangzum auf dem Gipfel des K 2

Auf dem Gipfel des K 2

Die drei Sherpani hatten Schwierigkeiten, ihre Expedition zum K 2 zu finanzieren. Immer noch sitzen sie auf Schulden. Das Tourismusministerium in Kathmandu hatte versprochen, 500.000 Rupien (rund 4000 Euro) beizusteuern. „Wir warten immer noch auf das Geld“, klagt Dawa Yangzum. “Wir verstehen diese Leute nicht.“

An Geld fehlt es auch für ihr nächstes geplantes Projekt. Den Mount Everest haben die drei Bergsteigerinnen schon in früheren Jahren bestiegen: Dawa Yangzum 2012, die 30 Jahre alte Pasang Lhamu Sherpa Akita 2007 und die 36 Jahre alte Maya Sherpa sogar zweimal: 2006 von Süden, 2007 von Norden aus. Nun will das Trio in diesem Frühling nach dem höchsten und zweithöchsten auch auf dem dritthöchsten Berg der Erde stehen, dem 8586 Meter hohen Kangchendzönga in Nepal. Die drei Sherpani planen, auf dem Normalweg aufzusteigen und ab einer Höhe von 8000 Metern, wie schon am Everest und K 2, Flaschensauerstoff zu verwenden. „Aber die Zeit wird knapp, um das Geld für die Expedition aufzubringen“, sagt Dawa Yangzum. „Wenn wir es zusammen haben, könnten wir jederzeit starten.“ Vielleicht sollten es die Sherpani mal mit Crowdfunding versuchen.

Ziel: Mehr Nepalesinnen im Bergsport

Dawa Yangzum

Dawa Yangzum

Dawa Yangzum wuchs im Rolwaling-Tal auf, das nordöstlich von Kathmandu liegt, zu Füßen des Siebentausenders Gauri Shankar. Einen Namen machte sich die Sherpani nicht nur als Bergsteigerin, sondern auch als Ultramarathon- und Bergläuferin. Seit einem Jahr ist sie mit Pasang Tenzing Sherpa verheiratet, einem erfahrenen Achttausender-Bergsteiger und Bergführer, der bereits zehnmal auf dem Gipfel des Everest stand. Dawa Yangzum hat Ende 2014 einen Bergführerkurs erfolgreich beendet. Maya Sherpa und Pasang Lhamu Sherpa Akita verdienen ebenfalls seit Jahren Geld in der Outdoorbranche. Sie mussten Pionierarbeit leisten. „Als wir anfingen, hatten wir es als Frauen in diesem Bereich noch schwer. Inzwischen werden wir als Bergsteigerinnen respektiert“, sagt Dawa Yangzum. „Wir wollen andere Frauen ermutigen, sich ebenfalls im Bergsport zu engagieren. Es braucht einfach Zeit.“

P.S.: Seit 1993 Pasang Lhamu Sherpa als erste Frau aus Nepal den Gipfel des Mount Everest erreichte (und beim Abstieg starb), haben 23 Nepalesinnen den höchsten Berg der Erde bestiegen.

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