Dinesh Rathod – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Bergverbot für Everest-Schummler https://blogs.dw.com/abenteuersport/bergverbot-fuer-everest-schummler/ Fri, 19 Aug 2016 10:30:48 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33513 Mount Everest

Mount Everest

Keine Gnade für die Everest-Schummler. Nach einem Bericht der in Kathmandu erscheinenden Zeitung „The Himalayan Times“ empfahl eine dreiköpfige Untersuchungskommission der nepalesischen Regierung, den beiden indischen Bergsteigern Dinesh und Tarakeshwari Rathod ihre Gipfelurkunden zu entziehen und dem Ehepaar mindestens zehn Jahre lang zu untersagen, zum Bergsteigen nach Nepal zu kommen. Es gilt als Formsache, dass das zuständige Tourismusministerium die Empfehlung abnickt.

Verbindungsoffiziere nicht im Basislager

Original (1,2) und Fälschung (3,4) (© The Himalayan Times)

Original (1,2) und Fälschung (3,4) (© The Himalayan Times)

Die Kommission sah es als erwiesen an, dass die Rathods – wie berichtet – die Gipfelfotos eines anderen indischen Bergsteigers mit einem Bildbearbeitungsprogramm manipuliert und als Beleg für den eigenen Gipfelerfolg vorgelegt hatten. Auch die beiden Sherpas, die das indische Ehepaar beim Aufstieg begleitet hatten, sollen von der Gipfelliste gestrichen werden. Im Zuge des Skandals war auch bekannt geworden,  dass 15 der 32 nepalesischen Verbindungsoffiziere der Everest-Expeditionen im vergangenen Frühjahr nicht einmal im Basislager aufgetaucht waren, was sie jedoch nicht davon abgehalten hatte, Gipfelerfolge von Bergsteigern abzusegnen. Dass so gut wie jeder zweite Verbindungsoffizier zwar sein Geld kassierte, aber den Expeditionen fernblieb, überrascht kaum, ist vielmehr seit Jahren in Nepal eher gängige Praxis.

Nachlässiger Umgang auch in China

Der laxe Umgang mit Everest-Gipfelurkunden ist übrigens kein rein nepalesisches Phänomen. Auch die China Tibet Mountaineering Association genießt in der Szene den Ruf, Gipfelerfolge allzu nachlässig zu zertifizieren. Vielleicht wird eines nicht allzu fernen Tages tatsächlich der Gedanke der deutschen Bergsteigerin und Everest-Chronistin Billi Bierling Wirklichkeit, dass Gipfelanwärter am höchsten Berg – wie jetzt schon Langstreckenläufer oder auch Teilnehmer an Jedermann-Radrennen – mit elektronischen Chips ausgestattet werden. Doch auch Chips lassen sich bekanntlich hacken.

Update 17. November: Die indische Polizei hat Dinesh und Tarakeshwari Rathod wegen des Everest-Schummels bis auf weiteres suspendiert. Beide arbeiteten für die Polizei in der Stadt Pune.

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Billi Bierling zum Everest-Schwindel: “Es ist traurig” https://blogs.dw.com/abenteuersport/billi-bierling-zum-everest-schwindel-es-ist-traurig/ Wed, 06 Jul 2016 07:25:18 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33133 Mount Everest

Mount Everest

Lügen haben kurze Beine. Nach Informationen der in Kathmandu erscheinenden Zeitung „The Himalayan Times“ hat das nepalesische Tourismusministerium Sanktionen gegen das indische Ehepaar auf den Weg gebracht, das – wie berichtet – offenkundig gefälschte Gipfelfotos vorgelegt hatte, um seine Everest-Urkunden zu erhalten. Aller Voraussicht nach werden die Zertifikate annulliert, die beiden Schummel-Bergsteiger dürfen zudem möglicherweise zehn Jahre lang keine Berge in Nepal mehr besteigen. „Die Tourismus-Behörde wird außerdem die nötigen Schritte gegen den Verbindungsoffizier, die Climbing Sherpas und den Expeditionsveranstalter ergreifen“, sagte Sudarshan Prasad Dhakal, Direktor der Behörde, der “Himalayan Times”. Die beiden Sherpas, die Dinesh und Tarakeshwari Rathod am Everest unterstützt hätten, seien weiterhin nicht erreichbar, teilte der Veranstalter Makalu Adventure mit und beschuldigte die Sherpas, für den Schlamassel verantwortlich zu sein.

Die Mitarbeiter der Himalayan Database, der Bergsteiger-Chronik der legendären Elizabeth Hawley, prüfen ebenfalls den Fall. Ich habe Kontakt zu Billi Bierling aufgenommen. Die 49-jährige deutsche Journalistin und Bergsteigerin ist die designierte Nachfolgerin von Miss Hawley, die inzwischen 92 Jahre alt ist.

Billi, auch ihr seid bei eurem Interview mit den beiden indischen Bergsteigern allem Anschein nach getäuscht worden. Wie steht es um die gern beschworene Bergsteiger-Ehre?

Billi Bierling

Billi Bierling

Ich muss leider sagen: Ich glaube, es hat sich etwas in der Welt des Himalaya-Bergsteigens geändert. Früher waren Besteigungen etwas Besonderes und eine große Leistung. Doch mit der Kommerzialisierung, der Jagd nach Sponsoren und dem Drang, etwas Besonderes vorweisen zu wollen (einfach den Everest zu besteigen, scheint nicht mehr zu reichen), ist nach meiner Einschätzung die Zahl der Leute gestiegen, die nicht mehr hundertprozentig ehrlich sind.

Miss Hawley, Jeevan Shrestha (der das indische Ehepaar befragt hat) und ich selbst arbeiten auf Vertrauensbasis, und auch wenn ich immer noch glaube, dass die große Mehrheit der Bergsteiger ehrlich ist, hat es einige zweifelhafte Fälle gegeben. In solchen Fällen fragen wir weiter nach. Und wenn der Bergsteiger oder die Bergsteigerin weiterhin darauf besteht, den Gipfel erreicht zu haben, rechnen wir ihm die Besteigung an, allerdings mit dem Hinweis, dass sie nicht bestätigt oder sogar strittig ist.

In „normalen“ Everest-Saisons besteigen mehrere hundert Menschen den höchsten Berg der Erde. Ist es überhaupt noch möglich, jeden vermeldeten Gipfelerfolg intensiv zu überprüfen? Was könnte helfen?

Da Miss Hawley nicht länger arbeitet und im vergangenen Frühjahr nur Jeevan und ich die Teams getroffen haben, ist es beinahe unmöglich geworden, ausreichend Zeit mit jeder einzelnen Expedition zu verbringen, um alles zu kontrollieren, was sie angeben. Wie ich schon zuvor sagte, vertraue ich immer noch darauf, dass die meisten Menschen ehrlich sind. Aber für die anderen müssen wir uns ein neues System ausdenken. In der heutigen Zeit scheint doch jeder einen GPS-Tracker zu haben, den wir nachverfolgen können. Oder wir können uns die Gipfelfotos von allen ansehen, aber wie sich jetzt gezeigt hat, funktioniert das nicht mehr unbedingt.

Vielleicht sollten wir, wie bei Wettläufen, jeden Bergsteiger mit einem Chip ausrüsten, der piept, wenn er am Gipfel angekommen ist. Aber wo würde das hinführen? Ich bevorzuge es immer noch, den Leuten zu vertrauen.

Original (1,2) und Fälschung (3,4) (© The Himalayan Times)

Original (1,2) und Fälschung (3,4) (© The Himalayan Times)

Es wird in diesen Tagen viel über eine mögliche Dunkelziffer erschlichener Everest-Urkunden diskutiert. Muss man damit leben, dass es überall im Sport solche Übeltäter gibt, also auch im Höhenbergsteigen?

Ja, es ist traurig. Miss Hawley hat immer darauf hingewiesen, dass wir weder Richter noch Detektive sind – wir sind einfach Reporter, die Daten für die Himalayan Database sammeln. Wenn wir nun jede Besteigung anzweifeln und untersuchen müssen, ob die Bergsteiger wirklich die Wahrheit sagen, finde ich wirklich, dass der Geist, mit dem Miss Hawley ihre Chronik begonnen hat, überholt ist. Auch wenn sie immer hart nachgefragt hat, hat sie in der Regel nicht geurteilt. Erst wenn es ganz klare Beweise gegen die Aussagen der Bergsteiger (wie im Fall der Inder) gab, hat sie es abgelehnt, die Besteigung anzuerkennen.

Wir werden es also in Zukunft schwer haben, und im Augenblick weiß ich wirklich nicht, wie diese Zukunft aussehen wird. Aber bevor nicht der endgültige Beweis vorliegt, wie könnten wir darüber entscheiden, ob jemand oben war oder nicht, ohne ihn oder sie selbst am Berg begleitet zu haben? Und ich denke, es wird noch zwei weitere Generationen dauern, bis die Himalayan Database auf allen Gipfeln von Expeditionsbergen Leute stationiert hat, die die Besteiger abhaken. Ich hoffe also, dass ich mit meinem Bauchgefühl richtig liege und dass trotz dieser unfassbaren Geschichte des indischen Ehepaares die meisten Bergsteiger ehrlich bleiben und die Wahrheit sagen!

 

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Everest-Gipfelfoto manipuliert? https://blogs.dw.com/abenteuersport/everest-gipfelfoto-manipuliert/ Thu, 30 Jun 2016 12:57:35 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33077 Vorgelegtes Gipfelfoto von Tarakeshwari Rathod

Vorgelegtes Gipfelfoto von Tarakeshwari Rathod

Am Everest gepfuscht? Dinesh und Tarakeshwari Rathod wurden in ihrer Heimat dafür gefeiert, am 23. Mai als erstes indisches Ehepaar gemeinsam den Gipfel des Mount Everest bestiegen zu haben.  Nun gibt es erhebliche Zweifel daran, dass die beiden 30-Jährigen wirklich den höchsten Punkt erreichten. Das vermeintliche Gipfelfoto von Tarakeshwari Rathod, das die beiden Inder dem nepalesischen Tourismusministerium vorlegten, um ihre Everest-Urkunde zu erhalten, entpuppte sich offenkundig als Fälschung. Per Bildbearbeitungsprogramm wurde anscheinend das Gesicht der Inderin in das Gipfelfoto ihres Landsmanns Satyarup Siddhanta kopiert.

„So unglaublich!“

Gipfelfoto von Satyarup Siddhanta

Gipfelfoto von Satyarup Siddhanta

Siddhanta hatte am 21. Mai den Gipfel erreicht. Die Eheleute Rathod bedienten sich nach Satyarups Worten eines zweiten seiner Fotos, um zu dokumentieren, dass beide angeblich den Gipfel erreicht hatten. Auf diesem Bild seien aber er und Malya Mukherjee abgebildet, sagte der 33-Jährige. „Das ist so unglaublich! Die nehmen einfach meine Bilder und photoshoppen sie zu ihren eigenen Gipfelfotos. Und kriegen auch noch ihre Urkunden“, schreibt Satyarap empört auf Facebook: „Wohin entwickelt sich nur das Bergsteigen?“

Keine Beanstandungen

Mount Everest

Mount Everest

Gyanendra Shrestha vom nepalesischen Tourismusministerium sagte der Zeitung „The Himalayan Times“, das Ehepaar Rathod habe am 10. Juni die Everest-Urkunden erhalten, nachdem die vorgelegten Dokumente und Gipfelbilder der beiden geprüft worden seien. Der Behördenvertreter räumte ein, dass es schwierig sei zu erkennen, ob Gipfelbilder manipuliert seien oder nicht. Hinterher habe es aber auch keine Beanstandungen gegeben. Der nepalesische Veranstalter Makalu Adventure Treks, der die Expedition des indischen Paar organisiert hatte, ließ wissen, an den Fotos sei nichts falsch gewesen. Außerdem hätten auch die beiden Sherpas Furba und Fursemba, die die beiden Rathods begleiteten, erklärt, sie seien am 23. Mai am Gipfel gewesen.

Schon wieder Pune

Die Polizei der westindischen Stadt Pune, bei der sowohl Dinesh als auch Tarakeshwari Rathod seit zehn Jahren arbeiten, kündigte eine Untersuchung an. Die Eheleute lehnten eine Stellungnahme zu den Vorwürfen ab. Sie hätten den Behörden alle Einzelheiten mitgeteilt und die Urkunden des nepalesischen Tourismusministeriums vorgelegt.

Auch nach der Everest-Saison 2012 hatte es Vorwürfe gegeben, Gipfelfotos seien gefälscht worden. Damals beschuldigt: zwei Bergsteiger aus Pune. Angezeigt von: Bergsteigern einer anderen Gruppe aus Pune. Das nepalesische Tourismusministerium sah damals nach Prüfung der Vorwürfe keinen Grund, den beiden Indern die Gipfelurkunden zu verweigern.

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