Edurne Pasaban – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Pasaban: Everest wirkt wie Disney World https://blogs.dw.com/abenteuersport/interview-pasaban/ Mon, 18 Feb 2013 15:18:45 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=19907

Edurne Pasaban

Im Sport gilt der Zweite oft als erster Verlierer. Am 17. Mai 2010 bestieg die Spanierin Edurne Pasaban mit der Shishapangma ihren letzten der 14 Achttausender. Aber bis heute ist unklar, ob sie die erste oder zweite Frau war, der dieses Kunststück gelang. Die Südkoreanerin Oh Eun Sun vervollständigte ihre Achttausender-Sammlung drei Wochen früher, doch deren Besteigung des Kangchendzönga bleibt umstritten. Als ich jetzt mit Edurne auf der ISPO in München sprach, machte die 39-Jährige auf mich den Eindruck, als wäre sie mit der Welt, den Bergen und sich im Reinen:

Edurne, du hast 2010 die Sammlung der 14 Achttausender vervollständigt. Bist du seitdem im Himalaya gewesen?

Ich bin 2011 zum Everest zurückgekehrt. Er war 2001 mein erster Achttausender, damals nutzte ich für die Besteigung Flaschen-Sauerstoff. Deshalb wollte ich den Everest jetzt nach Abschluss der Achttausender ohne Sauerstoff versuchen. Aber wir erreichten nicht den Gipfel. 

Bis jetzt gibt es Diskussionen darüber, ob Oh Eun-Sun den Gipfel des Kangchendzönga erreicht hat oder nicht. Hat dich diese Debatte beschäftigt oder kalt gelassen? 

Solche Dispute sind weder für mich noch für Miss Oh noch für alle Alpinisten gut. Das wirft kein gutes Licht auf die Bergsteiger. Es war eine schwierige Situation, dass ich gar nichts tun konnte. Der südkoreanische Bergsteigerverband hat gesagt, dass Miss Oh den Kangchendzönga nicht bestiegen hat. So begann die Debatte, für mich war das sehr eigenartig. 

Edurne Pasaban: Die Debatte um Miss Oh

In diesem Fall wäre nicht Miss Oh, sondern wärst du die erste Frau, die alle Achttausender bestiegen hat. Fühlst du dich nun als Erste oder Zweite? 

Es war das große Projekt, die große Herausforderung meines Lebens, eines Tages alle Achttausender zu besteigen. Es stimmt, dass es schön ist, Erster zu sein, aber es ist nicht das Entscheidende. Da gibt es noch viele andere Dinge. Ich habe viel Zeit in dieses Projekt investiert. Es war ein Teil meines Lebens, aber nun befinde ich mich in einem anderen Abschnitt. 

Bist du in ein tiefes Loch gefallen, nachdem du dein Ziel erreicht hattest? 

Ich dachte: Was mache ich nun? Ich hatte einen großen Teil meines Lebens auf Expeditionen verbracht. Wenn du eine machst, planst du schon die nächste. Ich sah vor mir ein großes Loch. Aber als ich mich damit beschäftigt habe, habe ich gesagt: Zunächst einmal brauche ich Zeit für mich. Seitdem sind zwei Jahre verstrichen. Ich bin weiter geklettert, in den Alpen oder andernorts. Ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages ohne Achttausender leben könnte, aber jetzt kann ich es. Das Leben geht weiter.

Edurne Pasaban: Das Leben ohne 8000er

Ist das eine Art neue Freiheit? 

Ja. Aber wenn du etwas beendest, siehst du diese Freiheit zunächst nicht klar. Du brauchst eine Weile, bis du merkst, dass du jetzt auch andere Sachen machen kannst, z.B. mit Freunden in den Pyrenäen bergsteigen oder zehn Tage in den Alpen klettern oder Ski fahren. Vorher hatte ich diese Zeit einfach nicht, jetzt habe ich sie.

Haben die Achttausender für dich ihre Faszination verloren?

Nein, sie sind immer noch wichtig. Ich habe dort schöne Lebensjahre verbracht. Sollte mich jetzt ein Freund fragen, ob ich ihn zu einem Achttausender begleiten will, würde ich mitkommen. Ich mag das Leben im Basislager, und ich mag Expeditionen. 

Im nächsten Mai wird der 60. Jahrestag der Erstbesteigung des Mount Everest gefeiert. Wie denkst du heute über den höchsten Berg der Erde? 

Der Everest ist ein besonderer Berg, der höchste, das Dach der Welt. Jeder, der zu klettern beginnt, ob im Himalaya oder sonst wo, hat das Ziel, einmal im Leben den Everest zu besteigen. Als ich das 2001 gemacht habe, dachte ich vorher, ich würde am Gipfel weinen oder durchdrehen. Aber so war es nicht. Ich hatte Angst, machte ein Gipfelfoto und stieg wieder ab. Ich habe dort oben etwas verloren. Der Everest ist schön und der höchste, aber er ist kein fantastischer Ort. In den letzten Jahren hat sich am Everest viel verändert. Er ist im Frühjahr auf den Normalwegen auf der Süd- und Nordseite ein kommerzieller Berg. Aber wenn du einen einsamen Everest erleben willst, kannst du das auch haben: im Winter oder auf einer anderen Route. Es gibt mehr als 15 Routen, auf denen niemand klettert. Wir reden viel über die Massen am Everest. Aber es gibt auch einen anderen Everest, den du finden kannst, wenn du es nur willst. 

Würde dich das nicht auch reizen? 

Nur zwei Prozent der Bergsteiger am Everest sind ohne Sauerstoff unterwegs. Als ich begann, die Achttausender zu besteigen, habe ich mich umgesehen und festgestellt, dass nur wenige auf Sauerstoff verzichteten. Deshalb habe ich 2001 auch zu Sauerstoff gegriffen. Aber nachdem ich alle Achttausender bestiegen habe, weiß ich, dass man auch ohne Sauerstoff am Everest erfolgreich sein kann, wenn man viel trainiert. Heute kenne ich meinen Körper und weiß, wie ich mich in großer Höhe fühle. Ich spüre, dass ich vielleicht eines Tages ohne Flaschen-Sauerstoff zum Everest zurückkehren möchte.

Edurne Pasaban: Everest ohne Sauerstoff

Was wünschst du dem Mount Everest für die Zukunft?

Die letzten Nachrichten vom Everest waren keine guten Nachrichten. Es wirkt, als wäre der Everest eine Show, eine Art Disney World. Aber so ist es nicht. Ich denke, das größte Geschenk, das wir dem Everest machen können, ist, großen Respekt vor ihm zu haben. Vielleicht ist der Everest kommerziell, aber er ist ein Berg, dazu noch der höchste. Und wir müssen ihm respektvoll begegnen.

P.S. Edurnes Äußerungen zum Everest-Jubiläum könnt ihr auch auf den beiden Pinnwänden auf der rechten Seite des Blogs anhören.

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Pasaban: Everest looks like Disney World https://blogs.dw.com/abenteuersport/interview-pasaban-english/ Mon, 18 Feb 2013 15:17:47 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=19897 In sports the second is often seen as the first looser. On May 17,2010 Edurne Pasaban from Spain finished the climbing of all fourteen 8000ers. But up to now it’s not clear whether she was the first or second woman who achieved this. Oh Eun-Sun completed the 8000ers three weeks earlier, but it remains disputed, whether the Korean really reached the summit of Kangchenjunga. When I talked to Edurne at the trade fair ISPO in Munich, I felt that the 39 years old climber is in harmony with the world around her, with the mountains and herself:

Edurne Pasaban

Edurne, you completed the fourteen 8000ers in 2010. Have you been in the Himalayas since then?

I came back to Everest in 2011. Everest was my first 8000er in 2001, I used (supplementary) oxygen for the summit. So after I had finished all 8000ers I wanted to try Everest without oxygen. But we didn’t make the summit. 

Until now there have been debates whether Oh Eun-Sun really reached the summit of Kangchenjunga or not. Have these discussions been difficult for you or have they left you cold? 

I think this kind of dispute is neither good for me nor for Miss Oh nor for all alpinists. It’s no good image for climbers. It was a difficult situation that I could do nothing. The Korean Alpine Federation said that she didn’t climb Kangchenjunga, so the debate began and it was a very crazy moment for me. 

Edurne Pasaban: The dispute about Miss Oh

In this case not Miss Oh, but you would be the first woman who climbed all 8000-meter-peaks. Do you feel you are the first or the second? 

It was the big project, the big challenge of my life to finish all 8000-meter-peaks some day. It’s true that it’s nice to be the first one if you make something, but it’s not the most important, there are many more things. I spent a lot of time in this one. It was one part of my life, but now I’m in another period. 

Did you fall into a deep hole after you had reached your target? 

I thought: What can I do now? I had spent a big part of my life on expeditions. When you make one, you already make plans for another one. I saw a big hole in front of me. But when I took care of it, I said: First I need time for me. Now I have spent two years. I continued climbing in the Alps or elsewhere. I never thought that I could live one day without 8000ers, but now I can. Life continues. 

Edurne Pasaban: Life without 8000ers

Is it a kind of new freedom? 

Yes. But when you are at the end of something, you don’t see this freedom very clear. You need time to see that you can make something more – like going to the Pyrenees with my friends or to the Alps for ten days climbing or skiing. I didn´t have this time before, now I have it. 

Have the 8000ers lost the fascination for you? 

No. They are still important. I have spent nice years of my life there. If now a good friend asks me ‚Edurne, do you want to come with me to an 8000er?‘, I will go. Because I like the area in the basecamp and I like expeditions.

Next May the 60th anniversary of the first ascent of Mount Everest will be celebrated. How do you think now about the highest mountain on earth?

Everest is a special mountain, it’s the highest, the top of the world. And everybody, who starts climbing in the Himalayas or elsewhere, has the goal to climb Everest at least once in his life. When I made it in 2001 I thought before that I would cry on the summit or would be crazy. But it was not like that. I felt fear, took a picture and went back. I lost a little bit there. Everest is nice and the highest, but it’s not a fantastic place. Everest has changed a lot during the last years. It’s true that it’s a commercial mountain in spring, on the normal route from the south and the north side. But if you want to go to Everest without anybody you can do so: In winter or on another route. There are more than 15 routes where nobody is climbing. We speak a lot about the many people on Everest. But there is another Everest that you can find if you want to.

Would it be attractive for yourself to do it?

Only two percent of the people on Everest are without oxygen. When I started to climb 8000ers I checked it out and said: Only a few are without O2. So I also used oxygen in 2001. But after all 8000ers I know that you can go to Everest without oxygen, if you train a lot. Now I know my body, how I feel in high altitude. So I have this inside me that maybe one day I will like to come back to Everest without oxygen.

Edurne Pasaban: Everest without oxygen

What do you wish Mount Everest for the future?

The last news from Everest were not good news. It looks like Everest is a show, like a Disneyworld. But it’s not like that. So I think the best present we can give Everest is to have big respect for him. Maybe Mount Everest is a commercial thing, but it’s a mountain, the highest, and we must respect him.

P.S. You can hear the statements of Edurne concerning the 60th anniversary on the pinboards on the right side of the blog.

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