Eiger – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Extremhund https://blogs.dw.com/abenteuersport/extremhund/ Tue, 03 Jun 2014 14:15:29 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=26379 Miss Whisper ist hart im Nehmen. Was bleibt ihr auch anderes übrig. Schließlich ist das Herrchen des vier Jahre alten Australischen Treibhunds  (Australian Cattle dog) ein Extremsportler. Der US-Kletterer Dean Potter hat sich seine Hundedame im Internet ausgesucht, um sie mit auf seine waghalsigen Touren mitzunehmen. „Sie ist nur halb so groß wie gewöhnliche Exemplare dieser Hunderasse. Das erlaubt unserer Familie,  überall  in der Welt im Flugzeug herumzureisen, mit Whisper zu unseren Füßen“, sagt der 42-Jährige. „ Ihre geringe Größe macht es uns auch leicht, sie bei  Felsklettertouren, die zu schwierig für Hunde sind, in einem Rucksack zu tragen.“ Selbst beim Klettern an den legendären Granitwänden des El Capitan im Yosemite-Valley sei Whisper dabei gewesen. „Sie hat sich an das Ausgesetzt-Sein gewöhnt, und auch an das Gefühl, frei in der Luft zu hängen.“  Whisper wolle schlicht bei ihrer Rucksack-Familie sein. „Sie ist einfach nur ein treuer Hund mit einem sehr abenteuerlichen Papa.“

Mit Sicherheit geht Whisper als der erste Hund in die Geschichte ein, der in einem Wing-Suit vom Eiger geflogen ist. Potter hat einen 22-Minuten-Film drumherum gestrickt mit dem Titel: „Wenn Hunde fliegen“.  Die heftige Kritik von Tierschützern lässt Dean kalt. Er habe bereits rund ein Dutzend Flüge mit seinem Hund gemacht. „Whisper liebt es, in ihrem Basejumper-Sack zu sein. Oft höre ich sie vor dem Start schnarchen. In den Videos habe ich festgestellt, dass sie während des Flugs den Kopf dreht, als strecke sie ihre Schnauze aus einem Autofenster.“ Wenn Hunde reden könnten …

Da sind mir die Kletterbären im Santa Elena Canyon in Texas doch lieber. Sie beweisen, dass Tiere auch ganz natürlich Abenteuerliches vollbringen können.

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Siegrist: Eiger-Nordwand fast ausgereizt https://blogs.dw.com/abenteuersport/interview-siegrist-eiger-nordwand/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/interview-siegrist-eiger-nordwand/#comments Tue, 23 Jul 2013 14:23:07 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=22501

Stephan Siegrist (l.) und Michal Pitalka auf den Spuren der Eiger-Pioniere

Hinterstoißer-Quergang, Bügeleisen, Todesbiwak. Mit dem Fernglas saß ich als Zehnjähriger in Grindelwald am Fenster, die Eiger-Nordwand hatte mich in ihren Bann gezogen. Auslöser war „Die weiße Spinne“, Heinrich Harrers Buch, das ich förmlich verschlang. Ich war so fasziniert, dass ich nachts regelmäßig aufstand und die Route nach Biwak-Lichtern absuchte. Am Mittwoch jährt sich die Erstdurchsteigung der Nordwand zum 75. Mal. Die Pioniere leben nicht mehr. Als Letzter der erfolgreichen deutsch-österreichischen Mannschaft, die erst am Berg zusammengefunden hatte, starb Harrer im Jahr 2006.

Ich läute Stephan Siegrist an. Der 40 Jahre alte Extrembergsteiger aus der Schweiz hat eine besondere Beziehung zur Eiger-Nordwand. 29 Mal hat er sie bereits durchstiegen, mit seinem Landsmann Ueli Steck zwei extrem schwere neue Routen eröffnet – und war auch auf den Spuren des Quartetts von 1938 unterwegs. 

Stephan, vor 75 Jahren haben die beiden Deutschen Anderl Heckmair und Ludwig Vörg sowie die beiden Österreicher Heinrich Harrer und Fritz Kasparek erstmals die Eiger-Nordwand durchstiegen. Wie beurteilst du diese Leistung? 

Das ist für mich nach wie vor etwas vom Größten, das jemals in den Alpen gemacht wurde. Man muss sich vorstellen, dass die Belastung sehr groß war. Sie wussten, dass vor ihnen viele umgekommen sind. Dazu mit diesem Material die Wand zu durchsteigen, war wirklich heldenhaft.  

Die „Heckmair-Route“ von 1936

Vor elf Jahren bist du mit Michal Pitelka mit der Ausrüstung von 1938 durch die Wand geklettert. Haben diese Erfahrungen euch die Augen geöffnet für die Leistung dieser Pioniere? 

Ich hatte natürlich auch schon zuvor großen Respekt vor den vier Erstbegehern. Aber nach dieser Erfahrung mit dem Material von damals ist der Respekt noch mehr gestiegen. 

Wo liegen denn im Vergleich zu heute die großen Unterschiede beim Material? 

Für die Erstbegeher war das damals sicher das Topmaterial. Aber die Hanfseile waren dreißig Meter lang und hatten nur eine Haltekraft unter 400 Kilo, für uns heutzutage gilt das fast als lebensgefährlich. Die Schuhe waren nur mit Gummi und kleinen Nägeln versehen. Die Kletterer hatten schlechte Steigeisen, dazu die klassischen Eispickel, ohne Zacken vorne. Dann die Karabiner von damals, keine Helme, nur Hüte und Mützen. Von A bis Z ist es für uns heute kaum noch vorstellbar, damit bergzusteigen. 

Auch heute wird die Nordwand noch von vielen gerne als „Mordwand“ bezeichnet. Ist das nicht ein bisschen übertrieben? 

Ja, das kann man sicher sagen. Zum Glück ereignen sich heutzutage in der Eiger-Nordwand kaum noch tragische Unglücke. Man kann sie in dieser Hinsicht auf eine Stufe mit anderen schweren Wänden in den Westalpen stellen. 

Wo liegen die besonderen Gefahren der Wand? 

Wenn wir, wie jetzt gerade, Temperaturen von 30 Grad haben, müssen wir immer mit Steinschlag rechnen. Die Wand ist lang, man muss also körperlich fit sein, sich in Fels und steilem Eis auskennen. Bei den meisten kommt noch ein Biwak dazu, wo man nicht gut schläft. Es ist also eine Ganzkörper-Belastung, die man nicht unterschätzen darf. 

Haben sich die Gefahren – Stichwort Klimawandel – in den letzten Jahren vielleicht verschoben? 

Auch früher gab es in der Wand schon Steinschlag. Was sich geändert hat, ist die Jahreszeit, in der man die Wand begeht. Heute steigt man häufiger im Winter oder im Frühling ein, wenn noch viel Schnee in der Wand liegt, so wie das 1938 noch im Juli der Fall war. Insofern haben sich die Bergsteiger den veränderten Verhältnissen angepasst. 

Stephan Siegrist

An so genannten „Modebergen“ wie dem Everest oder auch dem Mont Blanc versuchen sich auch Menschen, die eigentlich gar nicht die Fähigkeiten dazu haben. Gilt das auch für die Eiger-Nordwand?

Es ist glücklicherweise nicht so, weil man weiß, dass in der Wand technische Herausforderungen warten. Entsprechend steigen in der Regel doch nur Bergsteiger in die Wand ein, die wissen, dass sie diese Fähigkeiten besitzen.

Stephan Siegrist über die Anforderungen für die Eiger-Nordwand

Du bist 29 Mal durch die Eiger-Nordwand gestiegen, hast dort auch neue Routen eröffnet, bist frei geklettert. Was zieht dich immer wieder in diese Wand?

Für mich ist die Wand nach wie vor spektakulär, auch mit Blick darauf, was sie an Schwierigkeiten bietet. Der Eiger ist ein schöner Berg und für mich dazu leicht erreichbar. Deshalb bin ich gerne in dem Gebiet unterwegs, speziell in der Nordwand. 

Die Wand ist leicht einsehbar, fast wie eine große  Bühne. Touristen haben ihre Ferngläser und Objektive darauf gerichtet. Fühlt man sich dort als Bergsteiger wie auf dem Präsentierteller? 

Sobald du in der Wand bist, bist du eigentlich in einer anderen Welt. Du kriegst kaum was von den Touristen mit, viel mehr von der Umgebung. Du hörst die Kuhglocken, siehst die Bergbahn (Anm. zur Kleinen Scheidegg) auf und ab fahren. Das Gefühl, das du beobachtet wirst, hast du nicht – auch wenn es eigentlich so ist.  

Heckmair und Co. brauchten etwa drei Tage für die Erstbesteigung. Seit 2011 liegt der Rekord, aufgestellt vom Schweizer Daniel Arnold, bei zwei Stunden und 28 Minuten. Ist das Ende der Fahnenstange erreicht? 

Das geht mit Sicherheit noch weiter. So ein Wettkampf hört nicht einfach auf. Aber es ist ja nicht so, dass man einfach morgens in die Wand einsteigt und einen Speedrekord versucht. Es muss einen Plan geben, und der muss entsprechend gut vorbereitet sein. 

Abgesehen von diesen Geschwindigkeitsrekorden, welche neuen Herausforderungen birgt die Wand noch?

Für mich persönlich hat die Nordwand jetzt so viele Routen, dass es kaum noch eine eigenständige, logische Linie gibt, die man eröffnen kann. Sicher wird es noch die eine oder andere Variante geben, weil die Eiger-Nordwand eben medienträchtig ist. Aber so richtig tolle Touren sind kaum mehr denkbar.

P.S. Mehr von Stephan Siegrist findet ihr übrigens in seinem tollen Bildband „Unterwegs zwischen Himmel und Erde“, zu dem auch Thomas Ulrich, der Expeditionsleiter unserer Last-Degree-Expedition 2009 zum Nordpol, einige beeindruckende Fotos beigesteuert hat.

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Herr H.H. ein CIA-Agent? https://blogs.dw.com/abenteuersport/herr-h-h-ein-cia-agent/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/herr-h-h-ein-cia-agent/#comments Mon, 18 Jun 2012 16:17:11 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=15437

Heinrich Harrer 1995 mit tibetischen Mönchen

Vorsicht vor Helden! Viele demontieren sich fast von selbst. Zu den „Helden“ meiner Kindheit gehörte der Österreicher Heinrich Harrer. Als Kind, in einem Alter, in dem man sich noch nicht für Geschichte interessiert, las ich sein Buch „Die Weiße Spinne“ über die Erstdurchsteigung der Eiger-Nordwand im Jahr 1938. Was für ein Abenteuer! Ich verschlang jede Zeile, lernte die Schlüsselstellen der Route auswendig. Der Lack bekam Risse, als ich einige Jahre später erfuhr, dass Harrer eine Hakenkreuzfahne im Rucksack hatte, als er den Eiger bestieg.

Vorübergehend rehabilitiert

Schließlich wurde er in meiner Wahrnehmung fast wieder rehabilitiert, als ich „Sieben Jahre in Tibet“ las, jene ergreifende Geschichte über seine Freundschaft zum jungen Dalai Lama. Ein Stoff wie aus einem Hollywood-Abenteuerfilm, zu dem er später ja auch mit Brad Pitt in der Hauptrolle wurde. Konnte jemand, der dem Oberhaupt der tibetischen Buddhisten nicht nur in Lhasa, sondern auch noch in den folgenden Jahrzehnten so nahe stand, wirklich ein Nazi gewesen sein? Ich beschloss, ihn eher in die Kategorie „Mitläufer“ einzuordnen, kein Unschuldslamm, aber doch wohl hoffentlich geläutert. Als Harrer schon weit über 80 Jahre alt war, wurde bekannt, dass er bereits 1933 in die SA, 1938 dann in die SS und NSDAP eingetreten war. Also doch? Langsam war ich es leid, mir immer wieder Gedanken über Herrn H.H. machen zu müssen. Die Eigernordwand-Ehre gebührte doch sowieso eher Anderl Heckmair, der die Route der Erstbesteiger gefunden hatte, fand ich.

Voller Widersprüche

2006 starb Heinrich Harrer im Alter von 93 Jahren. Ein alter Mann voller Widersprüche. Vielleicht wundert es mich deshalb auch kaum, dass jetzt berichtet wird, Harrer habe in der tibetischen Hauptstadt Lhasa in den 1950er-Jahren für den US-Geheimdienst CIA gearbeitet. Einem österreichischen Journalisten wurden Dokumente zugespielt, die das belegen sollen. Harrer habe „diskret und erfolgreich mehrere Missionen im Auftrag von amerikanischen Offiziellen in Indien in Bezug auf den Dalai Lama abgeschlossen“, heißt es in einem als geheim eingestuften Papier an das US-Außenministerium aus dem Jahr 1951. Harrer scheine „das Vertrauen und die Treue des Dalai Lama zu genießen“. Helden? Verschont mich bloß damit!

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Frei wie ein Vogel https://blogs.dw.com/abenteuersport/frei-wie-ein-vogel/ Sat, 19 Jun 2010 22:38:01 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2010/06/19/frei-wie-ein-vogel/ Streng genommen gibt es keine Steigerung von extrem. Denn das Wort beschreibt ja das Äußerste, ist also bereits ein Superlativ. Ich mache jedoch an dieser Stelle eine Ausnahme und steigere extrem: in Dean Potter.


Seit Jahren sorgt der US-Kletterer mit seinen Projekten für Aufsehen. Oft ist er alleine unterwegs, 2002 etwa an den sturmgepeitschten Granitfelsen in Patagonien in Südamerika. Dort durchstieg er in einer Saison als Erster zwei schwierige Routen solo, am legendären Cerro Torre („Kompressor-Route“) und am nicht weniger spektakulären Fitz Roy („Supercanaleta“), die letztgenannte sogar ohne Seilsicherung. „Wenn ich eine Route sehe, frage ich mich als Erstes: Kann ich sie free solo machen?“, sagte der Kletterer einmal in einem Interview.

Spirituelle Dimension

Free solo, der Verzicht auf jede Steighilfe und Sicherung. „Wahnsinn, etwas für Lebensmüde“, sagen die Kritiker. „Klettern in seiner reinsten, ursprünglichen Form“, entgegnen die Befürworter. Dean Potter schert sich nicht darum, was andere von ihm denken. Für den 38-Jährigen hat Klettern eine „spirituelle Dimension“. Er wolle nicht „testen, wie stark meine Finger sind. Ich versuche zu verstehen, wer ich bin und wie ich vielleicht dabei helfen kann, die Welt in einen besseren Ort zu verwandeln.“


Potter in Aktion – free solo

Dean Potter hat noch andere extreme Leidenschaften: Zum einen Slacklining, das Balancieren auf einer gespannten Leine über einem Abgrund. Zum anderen Basejumping, senkrechte Felswände hinab. Im freien Fall, um dann im letzten Moment mit einem Fallschirm den Flug abzubremsen. Es sei für ihn mit „das Schönste, was man tun kann: Nur mit einem kleinen Rucksack am Rande einer Wand zu stehen – und zu springen und frei wie ein Vogel zu fliegen.“

Dying to flying

Warum nicht alles miteinander kombinieren, dachte Dean im Jahr 2008. Er durchstieg die Eiger-Nordwand free solo. Auf dem Rücken trug er den Rucksack mit Fallschirm, gewissermaßen als „Mini-Lebensversicherung“ für den Fall des Absturzes. „FreeBase“ taufte Potter seine Idee. „Ich finde es faszinierend, die schlimmstmögliche Sache in die bestmögliche zu verwandeln: dying to flying (den Tod ins Fliegen).“ Auch beim Slacklining nutzt Potter inzwischen statt der sonst üblichen Sicherung mittels kurzem Seil und Karabiner den kleinen Fallschirm.


Dean ausnahmsweise in „niedriger“ Höhe mit Seilsicherung

Die Eiger-Nordwand meisterte Dean sturzfrei, um sich anschließend doch talwärts zu stürzen: mit einem speziellen Flügelanzug, der ihn fast wie einen Vogel durch die Luft gleiten ließ. Drei Minuten später landete Potter 2000 Meter tiefer. Sein Flug gilt als bisher längster Basejump. Das Magazin National Geographic zeichnete Dean dafür als Abenteurer des Jahres 2009 aus.
Privat lief es für Potter im vergangenen Jahr weniger gut. Seine Ehe mit der Spitzenkletterin Steph Davis scheiterte nach sieben Jahren. Warum, wissen nur die beiden. Am Ende bleibt Dean Potter eben doch nur ein Mensch. Ein extremer.

P.S. Schaut euch doch mal hier das Video über Dean von National Geographic an oder auch dieses! Und wundert euch bitte nicht, wenn ich derzeit etwas seltener im Blog schreibe. Die Fußball-WM beschäftigt mich – extrem.

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