El Capitan – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Honnold: „Die größte Inspiration meines Lebens“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/honnold-die-groesste-inspiration-meines-lebens/ Sat, 14 Oct 2017 22:27:57 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=38159

Alex Honnold

Spätestens seit heute weiß Alex Honnold, was das Gegenteil von einem Free Solo ist: der „Press Walk“ des International Mountain Summit. Der 32-Jährige kann sich weder frei bewegen, noch ist er allein. Rund 60 Reporter, Kameraleute und Fotografen wuseln an der Plose, dem Hausberg von Brixen, um den Topkletterer aus den USA herum. „Crazy“, entfährt es dem 32-Jährigen. Spätestens seit dem 3. Juni ist der Name Honnold nicht mehr nur unter Insidern, sondern weltweit in aller Munde. An jenem Tag stieß er in eine neue Dimension vor: Alex kletterte als Erster free solo, also im Alleingang und ohne Seilsicherung, in nur vier Stunden durch die 900 Meter hohe Granitwand des legendären El Capitan im Yosemite-Nationalpark in den USA – auf der Route „Freerider“, die 1995 von Alexander Huber eröffnet und 1998 von ihm und seinem Bruder Thomas erstmals frei geklettert worden war. Zum Vergleich: Die Huberbuam hatten damals – mit Seilsicherung – mehr als 15 Stunden für ihren Aufstieg gebraucht.

Moderner Nomade

Immer für einen Spaß zu haben

Alex Honnold entspricht so gar nicht dem Klischee eines Extremkletterers. Er trägt die Haare kurz, trinkt keinen Alkohol, raucht nicht und ernährt sich vegetarisch. Seit vielen Jahren lebt er wie ein moderner Nomade, ganz bescheiden in einem Wohnmobil, mit dem er von Felswand zu Felswand fährt. Seit fünf Jahren unterstützt er mit seiner Stiftung Umweltschutzprojekte in aller Welt.

Schon während des Aufstiegs zur Rossalm, wo die Macher des IMS eine Pressekonferenz mit Honnold angesetzt haben, gelingt es mir, Alex ein paar Fragen zu stellen – getreu dem Motto „Walk and talk“. 😉

Alexander und Thomas Huber und auch Tommy Caldwell haben dein Free Solo am El Capitan mit der ersten Mondlandung verglichen. Wie hast du selbst deinen Erfolg empfunden?

Mir erging es ähnlich. Als ich jünger war, träumte ich davon, dass dies das Verrückteste sein würde, was ich jemals tun würde. Aber als ich es dann wirklich gemacht habe, empfand ich es als ziemlich normal, weil ich so viel Zeit in die Vorbereitung investiert hatte, dass es sich fast schon vernünftig anfühlte. Ich meine, es war schon etwas wirklich Besonderes für mich, aber doch irgendwie auch normal. Das ist echt kompliziert. Ich wäre ja gar nicht in der Lage gewesen, etwas derartiges zu tun, wenn ich es nicht geschafft hätte, dass es sich normal anfühlt. Gleichzeitig ist es aber auch ziemlich verrückt, ohne Seil den El Capitan zu klettern.

Alex Honnold: Pretty crazy

Gab es während des Kletterns einen Moment des Zweifels?

Nein, ich war zu 100 Prozent auf das Klettern fixiert. Ich wäre gar nicht erst losgeklettert, wenn ich nicht total darauf konzentriert gewesen wäre. Ich habe so lange daran gearbeitet. Neun Jahre lang habe ich davon geträumt.

Viele fragen sich, ob Free Solos überhaupt verantwortbar sind – besonders dieses in einer 900 Meter hohen, extrem steilen Wand. Was antwortest du ihnen?

Ich hatte das Gefühl, dass es verantwortbar war. Ich würde die richtigen Entscheidungen treffen und mein Bestes geben. Ich denke, ich bin mir der Risiken ziemlich bewusst, die ich eingehe.

Alex Honnold: Intentional about the risks

War es für dich so etwas wie das große Projekt deines Lebens?

Für mich hatte es wirklich viel von einem Lebenstraum, definitiv war es die größte Inspiration meines ganzen Lebens.

Kletterer am El Capitan

Musstest du, nachdem du dir diesen lange gehegten Traum erfüllt hattest, ein mentales Tal durchqueren?

Ich weiß nicht so recht. Sollte es wirklich so sein, bin ich genau jetzt in diesem Tal. Es ist schließlich erst ein paar Monate her, und ich verarbeitete es noch. Gleichzeitig suche ich aber schon nach meiner nächsten Inspiration, nach meinem nächsten Projekt. Im kommenden Jahr wird ein Film über das Ganze herauskommen. Derzeit tue ich nichts anderes, als über den El Cap zu reden. Es fühlt sich noch nicht wie Vergangenheit an.

Vor diesem Free Solo hast du bereits viele andere Aufsehen erregende Klettertouren gemacht. Ich denke zum Beispiel an die Fitz-Traverse mit Tommy Caldwell. Für dieses Projekt in Patagonien im Februar 2014 wurdet ihr später mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet, dem „Oscar der Bergsteiger“. Wie stufst du das Free Solo am El Capitan ein, wenn du es mit der Fitz-Traverse vergleichst?

Die Fitz-Traverse war ein tolles Klettererlebnis, weil ich es mit Tommy geteilt habe. Er ist ein sehr guter Freund und Kletterpartner. Aber die Fitz-Traverse war niemals ein Lebenstraum wie die „Freerider“, an die ich jahrelang gedacht habe. Die „Freerider“ war mein ganz persönlicher Traum, die Fitz-Traverse eher Tommys Idee. Ich war ja vorher auch noch nie in Patagonien gewesen, deshalb hatte ich dort keine Pläne. Tommy sagte, wir sollten das machen. Wir haben es dann getan, und es war ein tolles Erlebnis. Aber ich habe es nicht mit vorbereitet.

Wie genau hast du dich denn auf dein Free Solo am El Capitan vorbereitet?

Viele Jahre im Vorfeld eher mental. Ich habe es mir vorgestellt, davon geträumt, darüber nachgedacht, ob es möglich ist. Im letzten Jahr davor habe ich mich dann körperlich vorbereitet. Ich habe mir die Moves eingeprägt, habe sie ausprobiert und dann mit dem eigentlichen Training begonnen, um fit genug zu werden.

Du hattest also jeden Kletterzug im Kopf, bevor du in die Wand eingestiegen bist?

Ich hatte definitiv die Stellen im Kopf, auf die es ankommt. Nicht die leichten, aber die harten hatte ich mir vollkommen eingeprägt.

Worin lag für dich die Hauptschwierigkeit im mentalen Bereich?

Der wahrscheinlich größte Schritt war, überhaupt daran zu glauben, dass es möglich ist. Jahrelang dachte ich, wie toll es wäre, es zu machen, aber so richtig glaubte ich nicht daran, dass ich es auch könnte. Deshalb war der größte mentale Schritt, wirklich daran zu glauben und dann mit der eigentlichen Arbeit zu beginnen.

Alex Honnold: The biggest step

Und als du losgelegt hast, konntest du alles hinter dir lassen?

Ich wäre nicht losgeklettert, wenn ich nicht bereit gewesen wäre. In dem Augenblick, als ich in die Wand einstieg, war alles in Ordnung.

„Verglichen mit dem El Cap sehen die Dolomiten wie Müll aus“, sagt Alex

Warum hast du dich für die „Freerider“ und nicht irgendeine andere Route entschieden?

Es ist die leichteste Route am El Cap. (lacht) Na ja, ganz so leicht ist sie dann doch nicht, aber die anderen wären noch härter gewesen.

Thomas Huber sagte mir, er hoffe, dass du rechtzeitig mit dem Free-Solo-Klettern aufhörst, weil du sonst wahrscheinlich stirbst, wenn du deine Grenzen immer weiter hinausschiebst.

Thomas Huber: Wie Everest ohne Sauerstoff oder Mondlandung

Ich stimme in dem Punkt zu, dass es immer gefährlicher wird, wenn du die Latte kontinuierlich höher legst. Aber Alex (Huber) zum Beispiel hat sich auf verschiedene Weise auch immer weiter gesteigert und ist dabei trotzdem sicher geblieben. Ich denke, es ist möglich, die Herausforderung zu erhöhen, ohne zu weit zu gehen.

Honnold: Not going too far

Es war also nicht dein letztes Free Solo?

Nein, ich habe vor ein paar Tagen ein paar in den Dolomiten gemacht (lacht), aber die waren sehr leicht. Für mich war das Free Solo am El Cap das Härteste, was ich jemals gemacht habe, und ich kann mir im Augenblick noch nichts vorstellen, was inspirierender wäre. Aber in der Vergangenheit, etwa in den letzten zehn Jahren, hat es immer zwischen sechs Monaten und einem Jahr gedauert, bis ich nach Projekten, die hart waren und auf die ich stolz war, wieder etwas Neues gefunden habe, was mich gepackt hat. Wir werden sehen.

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Royal Robbins ist tot https://blogs.dw.com/abenteuersport/royal-robbins-ist-tot/ Wed, 15 Mar 2017 11:58:26 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=35427

Royal Robbins (1935-2017)

Einer der großen Fels-Kletterpioniere ist nicht mehr: Royal Robbins starb gestern in Modesto in Kalifornien nach langer Krankheit im Alter von 82 Jahren. „Mein Vater stand vor großen Herausforderungen, bei seinem Klettern, Schreiben, im Beruf, in seiner Rolle als Vater und Ehemann und später im Leben bei seiner schweren Krankheit“, sagte seine Tochter Tamara Robbins. „Egal wobei, er zeigte sich der Situation gewachsen, indem er die Herausforderung mit Würde und Demut annahm. Dafür ist er mein Held.“ Robbins hatte in den späten 1950er und 60er Jahren Maßstäbe im Bigwall-Klettern gesetzt.

Legendäre Routen

Robbins 1961 in der „Salathé“

Robbins erschloss zahlreiche Routen an den Granitwänden im Yosemite-Nationalpark, unter andren 1961 mit Tom Frost und Chuck Pratt die legendäre 1000 Meter hohe „Salathé Wall“ am El Capitan, die damals als die schwierigste Felskletter-Route durch eine große Wand galt. Robbins setzte sich für einen möglichst sauberen Stil ein. 1995 gelang Alexander Huber, dem jüngeren Bruder der „Huberbuam“, die erste Rotpunkt-Begehung der Route, sprich frei kletternd, immer im Vorstieg und in einem Zug. Nur noch Geschichte ist die „American Direct“ an der Westseite des Petit Dru im Mont-Blanc-Gebiet, die Robbins 1962 mit Gary Hemming eröffnete. Nach mehreren Felsstürzen existiert die legendäre Originalroute im oberen Teil nicht mehr.

Hunger nach Abenteuer

In den 1970er Jahren litt Robbins zunehmend an Arthritis. Er verlegte sich nun zunehmend auf extreme Kajakfahrten. Auch hier gelangen ihm zahlreiche Erstbefahrungen. „Ich mag es sehr, ich finde es sehr bereichernd. Aber zuerst, zuletzt und immer bin ich ein Kletterer“, sagte Robbins einmal. „Ich werde klettern, bis ich falle. Und es wäre das Letzte, was ich aufgeben würde.“ Später leitete Robbins auch eine sehr erfolgreiche Firma für Outdoor-Textilien, die seinen Namen trägt. Im Herzen blieb der Unternehmer immer ein Abenteurer: „Wir brauchen Abenteuer. Es liegt in unserem Blut. Es wird nicht verschwinden“, schrieb Robbins. „Die Berge werden uns weiterhin rufen, weil sie auf einzigartige Weise das Bedürfnis nach Einklang mit der Natur erfüllen und unseren Hunger nach Abenteuer stillen.“

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Ondras „Dawn Wall“-Coup: „Genial“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/ondras-dawn-wall-coup-genial/ Wed, 23 Nov 2016 14:38:41 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34287 Adam Ondra bejubelt seinen Erfolg

Adam Ondra bejubelt seinen Erfolg

Was für ein Teufelskerl! Adam Ondra hat die Route „Dawn Wall“ im Granit des El Capitan in nur acht Tagen frei geklettert, sich also bloß mit Händen und Füßen durch die meist senkrechte, teilweise überhängende Wand bewegt und technische Hilfmittel wie Seile oder Klemmkeile nur genutzt, um sich zu sichern. Dem 23 Jahre alten Tschechen gelang damit die erst zweite freie Begehung der Felsroute, die als die schwierigste der Welt gilt. Anfang 2015 hatten die beiden US-Amerikaner Tommy Caldwell und Kevin Jorgeson die „Dawn Wall“ nach 19 Tagen in der rund 900 Meter hohen Wand erstmals „befreit“, ein Meilenstein der Klettergeschichte. Mehr als sieben Jahre hatten sie sich darauf vorbereitet. Ondra hielt sich gerade einmal zweieinhalb Wochen am El Capitan im Yosemite-Nationalpark auf. „Total krass“ findet Kevin Jorgeson den Erfolg des jungen Tschechen: „Für Tommy und mich stellte sich die Frage, ob es überhaupt möglich ist. Wir ließen viel Raum, um den Stil zu verbessern und Adam machte genau das! Super beeindruckend ist, dass er sich so schnell an den einzigartigen Stil der ‚Dawn Wall‘ anpassen und so viele komplexe Passagen so schnell meistern konnte.“ Auch die deutsche Kletterszene ist begeistert.

„Als würde Bolt den Marathon gewinnen“

Auch im Dunkeln unterwegs

Auch im Dunkeln unterwegs

Alexander Huber, mit 47 Jahren der jüngere der „Huberbuam“, bewertet Ondras Leistung „seiner Fähigkeit entsprechend: meisterhaft, genial.“ Alexanders älterer Bruder sieht es ähnlich. „Das ist ‚das‘ Statement der neuen Generation“, schreibt mir Thomas Huber (der übrigens am Freitag vergangener Woche seinen 50. Geburtstag feierte). „Für mich ist es die bisher größte Leistung im Klettern unserer Zeit. Die Latte liegt jetzt hoch!“ Auch Stefan Glowacz ist hin und weg. „Ich klettere nun seit über 40 Jahren, aber diese Leistung ist für mich kaum nachvollziehbar“, schreibt der 51-Jährige auf Facebook. „Es ist großartig zu beobachten, wie die junge Generation den Klettersport in immer neue, kaum für möglich gehaltene Dimensionen katapultiert.“ Die Leistung Ondras sei „eine Art Verschmelzung von Leidenschaft, Besessenheit und außergewöhnlichem Können, vor allem jedoch eine beispiellose mentale Leistung.“ Umso mehr, als es für Adam Ondra seine erste „Big Wall“-Erfahrung gewesen sei. „Irgendwo habe ich folgenden Vergleich gelesen: als würde Usain Bolt jetzt auch noch den Marathon gewinnen.“

„Dawn Wall“ in 24 Stunden?

Experten halten Adam Ondra bereits seit Jahren für den besten Sportkletterer weltweit. In der „Dawn Wall“ am El Capitan war er mit seinem Landsmann Pavel Blazek und dem österreichischen Fotografen Heinz Zak unterwegs. Ondra kletterte alle 32 Seillängen der Route im Vorstieg. „In den ersten beiden Tagen war ich nervös wie eine Katze“, gesteht Adam in einem Interview der tschechischen Website emontana.  Die beiden Schlüsselseillängen 14 und 15 zu klettern, habe sich angefühlt, „als hielte man sich an Rasierklingen fest. Aber von ihnen abgesehen, gibt es dort Seillängen, die ich zu den besten zähle, die ich jemals geklettert bin.“ Gut möglich, dass Ondra schon bald erneut in die Route einsteigen wird. „Ich würde sie gerne viel schneller klettern als diesmal“, sagt Adam und legt die Latte ganz hoch: „Ich denke, die „Dawn Wall“ in 24 Stunden ist eine tolle Herausforderung. Es ist ganz sicher nicht mein Ziel für das nächste Jahr. Ich würde gerne ein paar Saisons lang eine mentale Auszeit nehmen, aber das Projekt wäre schon interessant als ein Lebenstraum.“ So absurd dieser Traum auch klingen mag, diesem Teufelskerl ist wirklich alles zuzutrauen.

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Caldwell und Jorgeson „befreien“ die Dawn Wall https://blogs.dw.com/abenteuersport/caldwell-und-jorgeson-befreien-die-dawn-wall/ Thu, 15 Jan 2015 09:39:52 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28081 Am Ziel! Caldwell (l.) und Jorgeson

Am Ziel! Caldwell (l.) und Jorgeson

Ein Meilenstein im Granit des El Capitan im Yosemite-Nationalpark! Die US-Kletterer Tommy Caldwell und Kevin Jorgeson haben erstmals die extrem schwierige, rund 900 Meter hohe „Dawn Wall“ frei durchklettert, also bloß mit Händen und Füßen. Technische Hilfsmittel wie Seile, Haken oder Klemmkeile nutzten sie nur, um sich zu sichern. Nach 19 Tagen in der Wand erreichten der 36 Jahre alte Caldwell und der 30-jährige Jorgeson den Ausstieg und schrieben damit Klettergeschichte.

Nur neun Finger

„Ich hoffe, es inspiriert Menschen dazu, ihre eigene Dawn Wall zu finden und sie eines Tages zu meistern“, sagte Jorgeson der New York Times. „Wir haben sehr lange und zielstrebig an diesem Projekt gearbeitet.“ Mehr als sieben Jahre hatten sich die beiden darauf vorbereitet, ihre Traumroute frei kletternd zu meistern. Allein für den 15. von 32 Kletterabschnitten brauchte Kevin jetzt – wie berichtet – sieben Tage, um nach elf Versuchen endlich sturzfrei durchzukommen. „Die meisten denken wohl, dass wir da draußen ständig nach Nervenkitzel und Adrenalinstößen suchen. Aber so sind wir nicht“, sagt Caldwell. „Ich träume einfach gerne in großem Stil und liebe es, Wege zu finden, um selbst ein Entdecker zu werden.“ Tommy klettert mit nur neun vollständigen Fingern. 2001 hatte er sich versehentlich mit einer Tischkreissäge den oberen Teil des Zeigefingers abgetrennt.

Alexander Huber: „Großartige Leistung“

Alexander Huber

Alexander Huber

„Die Presse benutzt gerne Begriffe wie ‚the climb of the century‘“, gibt der deutsche Topkletterer Alexander Huber zu bedenken, den ich gebeten habe, die Leistung der beiden US-Kletterer in der „Dawn Wall“ zu bewerten. „Wir können natürlich nicht wissen, was alles noch in den verbleibenden 85 Jahren kommt, deswegen ist nüchtern betrachtet der Begriff pressetechnisch überzogen.“ Dennoch ist auch der jüngere der beiden Huberbuam begeistert. „Die Route ist mit Sicherheit die schwierigste alpine Felsroute weltweit. In dieser Hinsicht gibt’s nur eines zu sagen: Hut ab, großartige Leistung!“, sagt der 46-Jährige.

1970 hatten sich der legendäre Warren Harding und Dean Caldwell (nicht verwandt mit Tommy) die Wand in 27 Tagen „hinaufgenagelt“. Harding und Caldwell setzten damals mehr als 300 Haken, was ihnen in der Kletterszene auch einige Kritik eintrug.

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Hut ab vor Caldwell und Jorgeson! https://blogs.dw.com/abenteuersport/caldwell-jorgeson-dawn-wall/ Tue, 13 Jan 2015 13:35:45 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=28049 Tommy Caldwell in der Dawn Wall

Tommy Caldwell in der Dawn Wall

Es ist einfach, auf einen Zug zu springen, der schon im Bahnhof steht. Der Kletterzug von Tommy Caldwell und Kevin Jorgeson rollt jedoch noch. Zug um Zug um Zug Richtung Gipfel des legendären Granitfelsens El Capitan im Yosemite Valley. Seit dem 27. Dezember, also seit zweieinhalb Wochen, klettern und hängen die beiden US-Amerikaner in der etwa 900 Meter hohen, meist senkrechten, teilweise überhängenden „Dawn Wall“ (Wand der Morgendämmerung). Die Südostwand des El Cap heißt so, weil sie die ersten Sonnenstrahlen des Tages einfängt. Caldwell und Jorgeson sind auf dem besten Wege, die extrem schwere Route erstmals frei kletternd zu meistern. Sprich, sie nutzen Seile, Haken und Klemmkeile wirklich nur, um sich abzusichern, nicht um sich mit deren Hilfe aufwärts zu bewegen. Eigentlich soll man ja auch den Klettertag nicht vor dem Abend loben. In diesem Fall aber mache ich – quasi am späten Nachmittag – eine Ausnahme und ziehe tief den Hut vor Tommy und Kevin.

Sturzfrei nach elf Versuchen

Nach übereinstimmender Einschätzung der Experten liegen die größten Schwierigkeiten der „Dawn Wall“ hinter dem 36 Jahre alten Caldwell und dem 30 Jahre alten Jorgeson. Allein sieben Tage lang biss sich Jorgeson die Zähne an „pitch 15“ aus, dem 15. von 32 Abschnitten der Route. Elf Versuche benötigte er, um schlussendlich doch noch sturzfrei durchzukommen. Caldwell war das bereits einige Tage früher gelungen. Er wartete geduldig, bis auch sein Kumpel die Passage im oberen zehnten bis unteren elften Grad gemeistert hatte.

„Es war eine so intensive und unglaubliche Erfahrung, Zeuge dieser Leistung zu werden“, schreibt Tommy auf Facebook. Kevin war nach eigenen Worten absolut am Limit: „Ich musste meine ganze Kraft aufbringen, um weiter positiv zu denken und an den Erfolg zu glauben“. Das glückliche Ende ist jetzt in greifbarer Nähe. Irgendwann zwischen Donnerstag und Sonntag werden Caldwell und Jorgeson am Wandausstieg erwartet.

Thomas Huber: „Irre!“

Thomas-Huber

Thomas Huber

„Ich hoffe, sie haben Glück mit dem Wetter“, schreibt mir der deutsche Topkletterer Thomas Huber, der in seiner Karriere mit seinem Bruder Alexander viele Glanzlichter im Granit des Yosemite gesetzt hat. Thomas verfolgt begeistert das Projekt der beiden Amerikaner. „Ich finde es irre, und es würde mich so freuen, wenn sie ihr Lebensprojekt abschließen können. 8 Jahre!!!!! Das ist Motivation!“ So lange basteln Caldwell und Jorgeson schon an ihrem Traum, die „Dawn Wall“ zu „befreien“. Erstmals durchklettert wurde sie 1970: Der legendäre Warren Harding und Dean Caldwell (nicht verwandt mit Tommy) benötigten 28 Tage, um sich mit technischer Kletterei durch die Wand zu kämpfen. Das sagt eigentlich alles über die Schwierigkeit der Route.

Der User klettert mit

Kevin Jorgeson (l.) freut sich - und wird gefilmt

Kevin Jorgeson (l.) freut sich – und wird gefilmt

Diese Pioniertat am El Capitan sorgte schon damals in den USA für Furore über die Kletterszene hinaus. Heute jedoch ist die ganze Welt digital zu Gast im Yosemite. Fast täglich posten Caldwell und Jorgeson Bilder und kurze Texte über Facebook, Twitter oder Instagram, dazu (s.o.) gibt es Videos bei YouTube. Kameraleute hängen mit in der Wand. „Das ist jedem selbst überlassen“, antwortet Thomas Huber auf meine Frage, was er von der intensiven medialen Begleitung des Projekts hält. „Ich bin auch auf Facebook, würde aber bei einem Abenteuer keinen Blog durchziehen. Da bin ich lieber ‚old fashion‘. Ich glaube, vom Marketing her ist es sogar besser, die Leute neugierig zu machen und wenn es geschafft ist, alles perfekt aufzubereiten. Und dann Booom …!“

P.S.: Hier geht es zum Live-Stream von gripped.com – wenn er denn läuft 😉

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Extremhund https://blogs.dw.com/abenteuersport/extremhund/ Tue, 03 Jun 2014 14:15:29 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=26379 Miss Whisper ist hart im Nehmen. Was bleibt ihr auch anderes übrig. Schließlich ist das Herrchen des vier Jahre alten Australischen Treibhunds  (Australian Cattle dog) ein Extremsportler. Der US-Kletterer Dean Potter hat sich seine Hundedame im Internet ausgesucht, um sie mit auf seine waghalsigen Touren mitzunehmen. „Sie ist nur halb so groß wie gewöhnliche Exemplare dieser Hunderasse. Das erlaubt unserer Familie,  überall  in der Welt im Flugzeug herumzureisen, mit Whisper zu unseren Füßen“, sagt der 42-Jährige. „ Ihre geringe Größe macht es uns auch leicht, sie bei  Felsklettertouren, die zu schwierig für Hunde sind, in einem Rucksack zu tragen.“ Selbst beim Klettern an den legendären Granitwänden des El Capitan im Yosemite-Valley sei Whisper dabei gewesen. „Sie hat sich an das Ausgesetzt-Sein gewöhnt, und auch an das Gefühl, frei in der Luft zu hängen.“  Whisper wolle schlicht bei ihrer Rucksack-Familie sein. „Sie ist einfach nur ein treuer Hund mit einem sehr abenteuerlichen Papa.“

Mit Sicherheit geht Whisper als der erste Hund in die Geschichte ein, der in einem Wing-Suit vom Eiger geflogen ist. Potter hat einen 22-Minuten-Film drumherum gestrickt mit dem Titel: „Wenn Hunde fliegen“.  Die heftige Kritik von Tierschützern lässt Dean kalt. Er habe bereits rund ein Dutzend Flüge mit seinem Hund gemacht. „Whisper liebt es, in ihrem Basejumper-Sack zu sein. Oft höre ich sie vor dem Start schnarchen. In den Videos habe ich festgestellt, dass sie während des Flugs den Kopf dreht, als strecke sie ihre Schnauze aus einem Autofenster.“ Wenn Hunde reden könnten …

Da sind mir die Kletterbären im Santa Elena Canyon in Texas doch lieber. Sie beweisen, dass Tiere auch ganz natürlich Abenteuerliches vollbringen können.

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Superschnell auf die „Nase“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/superschnell-auf-die-nase/ Wed, 20 Jun 2012 13:09:24 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=15537

Kletterer am El Capitan

Neuer Geschwindigkeitsrekord an der „Nose“, der berühmtesten Route durch die Granitwand des El Capitan im Yosemite-Nationalpark in den USA:  Die beiden Amerikaner Hans Florine und Alex Honnold schafften die fast senkrechte Route durch die rund 1000 Meter hohe Südwand am vergangenen Sonntag in zwei Stunden 23 Minuten und 46 Sekunden. Sie unterboten damit die alte Bestmarke von Dean Potter und Sean Leary aus dem Jahr 2010 um fast 13 Minuten. Unglaublich! Florine und Honnold waren knapp 22 Minuten schneller als die beiden deutschen Top-Kletterer Alexander und Thomas Huber bei ihrem Rekord im Jahr 2007. Als die US-Amerikaner Warren Harding, Wayne Merry und George Whitmore die Route „The Nose“ 1958 eröffneten, benötigten sie dafür 47 Klettertage.

Speed-Junkies

Hans Florine ist besessen von der Geschwindigkeit. 1991 gewann er bei den ersten Sportkletter-Weltmeisterschaften in Frankfurt Gold in der Disziplin „Speed“.  Inzwischen ist Hans 48 Jahre alt und immer noch auf der Jagd nach Bestzeiten. Von der „Nose“ bekommt er die Nase einfach nicht voll. In den vergangenen 22 Jahren hielt Florine mit wechselnden Kletterpartnern achtmal den Rekord.

Der 26 Jahre alte Alex Honnold gehört zur jüngeren Generation der Sportkletterer. In diesem Jahr hat er bereits mehrere Marken im Yosemite-Granit gesetzt. Mit seinem US-Landsmann Tommy Caldwell stellte er im Mai einen neuen Rekord für die so genannte „Triple Crown“ (dreifache Krone) auf: Die beiden durchkletterten in weniger als 21 Stunden die Route „Freerider“ am El Capitan, die Südwand des Mount Watkins und die Nordwestwand des Half Dome, allesamt frei (sprich Seil und Haken nicht zur Fortbewegung, sondern nur zur Sicherung verwendend). Anfang Juni wiederholte Honnold die Trilogie solo und drückte die Zeit auf 18 Stunden. „Geschwindigkeit ist nur das Nebenprodukt davon, dass ich alleine und effizient klettere”, sagte Alex anschließend. „Ich versuche nie bewusst, mich schnell zu bewegen, sondern nur in gleichmäßigem Tempo.“

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