Gangkar – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Bald nur noch E-Fahrzeuge im tibetischen Everest-Basislager? https://blogs.dw.com/abenteuersport/bald-nur-noch-e-fahrzeuge-im-tibetischen-everest-basislager/ Fri, 02 Nov 2018 13:29:32 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=42637

Nordseite des Mount Everest

Werden die Bergsteiger auf der tibetischen Nordseite des Mount Everest im nächsten Frühjahr mit Elektro-Buggies ins Basislager chauffiert, wie man sie von Golfplätzen kennt? Über entsprechende Pläne der tibetischen Provinzregierung berichten staatliche chinesische Medien. Schrittweise sollten alle Fahrzeuge ohne Elektromotoren aus dem Basislager verbannt werden, um die Luftverschmutzung zu reduzieren. „In der Hochsaison zählen wir in dem Lager durchschnittlich zwischen 200 und 400 Fahrzeuge pro Tag“, sagte Tang Wu, Vorsitzender der zuständigen Kommission. „Pro Jahr summiert sich das auf rund 20.000 Fahrzeuge.“

Mehr als 100.000 Besucher im Jahr

Das über eine asphaltierte Straße erreichbare „Chinese Base Camp“ hat sich mehr und mehr zu einer touristischen Attraktion entwickelt.  Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua besuchten 2017 mehr als 100.000 Menschen den Ausgangspunkt für Everest-Expeditionen auf der Nordseite des Bergs. Es liegt auf der Hand, dass dabei auch jede Menge Müll anfällt. Die Provinzregierung hat ein Unternehmen damit beauftragt, das Gelände zwischen dem Basislager auf 5200 Metern und dem vorgeschobenem Basislager auf 6500 Metern sauber zu halten.

Sonderprämien für Fäkalientransport

Mülltonnen im Everest-Basislager

Nach der letzten Frühjahrssaison wurden nach offiziellen Angaben 8,5 Tonnen Abfälle eingesammelt. Vor allem der Abtransport der Fäkalien habe sich schwierig gestaltet, hieß es. Die Einheimischen hätten die menschlichen Abfälle nicht auf ihre Yaks packen wollen, weil sie meinten, das bringe Unglück. Erst nach Sonderzahlungen hätten sich einige bereiterklärt, die Fäkalien wegzubringen.

Keine Neuigkeiten zum geplanten Bergsteigerzentrum

Ob der Plan mit den Elektro-Autos wirklich umgesetzt wird, bleibt abzuwarten. Vor knapp zwei Jahren war die Nachricht um die Welt gegangen, im Ort Gangkar, auch bekannt als Old Tingri, solle bis 2019 ein zwölf Fußballfelder großes Everest-Bergsteigerzentrum entstehen, mit Quartieren und Restaurants  für Bergsteiger, einem Landeplatz für Hubschrauberrettungsflüge, Büros für Expeditionsveranstalter, Werkstätten für Autos, Motorräder und Fahrräder sowie einem Bergsteiger-Museum. Danach hörte man nichts mehr davon.

Rettungsflüge auch auf der Everest-Nordseite?

Rettungshubschrauber aus Nepal an der Shishapangma

Hartnäckig halten sich dagegen die Gerüchte, dass es von 2019 an auch auf der tibetischen Nordseite des Everest Rettungsflügge geben soll. Im vergangenen Frühjahr hatten chinesische Rettungskräfte und nepalesische Hubschrauberpiloten zusammengearbeitet, um den am Achttausender Shishapangma in Tibet vermissten bulgarischen Bergsteiger Boyan Petrov zu finden. Am Ende blieb die Suche leider erfolglos, doch die Rettungsaktion könnte Modellcharakter haben für den höchsten aller Berge.

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China dreht Preisschraube – und investiert https://blogs.dw.com/abenteuersport/china-dreht-preisschraube-und-investiert/ Fri, 13 Jan 2017 11:44:30 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34691 Tibetische Nordseite des Mount Everest

Tibetische Nordseite des Mount Everest

Achttausender-Bergsteigen in Tibet wird teurer, und das nicht nur am Mount Everest. Der chinesische Bergsteigerverband CMA hat nach mir vorliegenden Unterlagen die Preise für die Permits an Everest, Cho Oyu und Shishapangma deutlich erhöht, im Schnitt um mehr als 30 Prozent. Seit Anfang des Jahres verlangt die CMA für die Besteigung des höchsten Bergs der Erde ab einer Teamgröße von vier Teilnehmern 9950 US-Dollar je Bergsteiger. Bisher kostete das Everest-Permit etwa 7000 Dollar pro Nase. Für den Cho Oyu werden ab sofort 7400 Dollar fällig, für die Shishapangma 7150 Dollar für einen Aufstieg von der Nordseite, 7650 Dollar für eine Besteigung von der Südseite. Bei kleineren Teams bis zu drei Teilnehmern liegen die Kosten für die Permits sogar im fünfstelligen Bereich: 19.500 Dollar pro Person am Everest, je 12.600 Dollar an Cho Oyu und Shishapangma.

Preise gleichen sich an

Zum Vergleich: Die nepalesische Regierung verlangt für den Everest im Frühjahr 11.000 Dollar, für die anderen Achttausender 1800 Dollar pro Bergsteiger. Allerdings handelt es sich dort um das „nackte“ Permit, während in Tibet einige Leistungen mit eingeschlossen sind, wie die Anfahrt zum Basislager oder auch die Dienste des Verbindungsoffiziers. Dennoch: Langsam, aber sicher nähern sich die Expeditionspreise in China und Nepal an.

Markt der Zukunft

China hat offenkundig das Bergsteigen als Wachstumsbranche entdeckt. Kein Wunder, schließlich kaufen sich immer mehr Chinesen in kommerzielle Expeditionen ein – nicht nur in den heimischen Bergen, wo ihnen untersagt ist, mit ausländischen Anbietern unterwegs zu sein. „China ist der Markt der Zukunft“, schreibt mir Mingma Gyalje Sherpa, Chef des nepalesischen Veranstalters „Dreamers Destination“. „Die Chinesen haben jetzt auch begonnen, in fremden Ländern bergzusteigen.“

Mit dem Zug ins Basislager

Bauarbeiten an der Straße zum Cho Oyu (© Adrian Ballinger)

Bauarbeiten an der Straße zum Cho Oyu

Die chinesischen Behörden investieren in Tibet massiv in die Infrastruktur. Die Straße von der Hauptstadt Lhasa bis ins 5200 Meter hohe Everest-Basislager – früher auf vielen Abschnitten nicht mehr als eine Piste – ist inzwischen vollständig asphaltiert. „Als Touristenattraktion ist es eine der coolsten Straßen, die ich auf diesem Planeten bisher gesehen habe“, schwärmte der US-Expeditionsveranstalter Adrian Ballinger im Frühjahr 2016.
Im Ort Gangkar, auch bekannt als Old Tingri, soll, wie berichtet, bis 2019 ein riesiges Bergsteiger-Zentrum entstehen, inklusive Landeplatz für Hubschrauber-Rettungsflüge. In Tingri werde derzeit auch eine Verbrennungsanlage gebaut, schreibt mir der Schweizer Expeditionsveranstalter Kari Kobler. In drei bis vier Jahren solle es eine Eisenbahnverbindung bis in unmittelbare Nähe des Shishapangma-Basislagers geben.

Unberechenbare Politik

Everest-Nordseite im letzten Tageslicht

Everest-Nordseite im letzten Tageslicht

Der 61-Jährige ist ein alter Hase auf der tibetischen Seite des Himalaya. Seit vielen Jahren veranstaltet Kobler dort Expeditionen. Die großen Veränderungen stünden erst in den nächsten Jahren bevor, glaubt Kari. „Bis jetzt war es am Everest sehr ruhig, und es herrschte auf der Nordseite ein fast familiäres Verhältnis“, sagt Kobler und verweist auf die geringere Zahl der Gipfelanwärter, „nur ca. 30 Prozent der Gäste gegenüber der Südseite“. Nach wie vor sei allerdings Korruption ein großes Problem: „Es ist unglaublich, wie autonom die chinesischen Politiker in Tibet agieren.“ Sollten nicht – nach offizieller Lesart der Regierung in Peking – die Tibeter die Autonomen in China sein?
Trotz gestiegener Preise und politischer Unwägbarkeiten denkt Kobler nicht daran, auf die nepalesische Seite zu wechseln. Die objektiven Gefahren seien auf der Südseite des Mount Everest größer, meint Kari: „Es ist aus meiner Sicht nur eine Frage der Zeit, bis wieder etwas Schlimmes passiert. Darum lieber die unberechenbare Politik als die unberechenbaren Gefahren.“

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Der Untergang des Everest-Abenteuers? https://blogs.dw.com/abenteuersport/der-untergang-des-everest-abenteuers/ Wed, 30 Nov 2016 15:56:50 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34349 Tibetische Nordseite des Mount Everest

Tibetische Nordseite des Mount Everest

Zwölf Fußfallfelder. So groß soll das neue Bergsteiger-Zentrum werden, das die Chinesen auf der tibetischen Seite des Mount Everest bauen wollen. Nach einem Bericht der staatlichen Zeitung „China Daily“ soll der Riesenkomplex im Ort Gangkar, auch bekannt als Old Tingri, bis zum Jahr 2019 fertiggestellt werden. Der Ort liegt ungefähr 60 Kilometer nordwestlich des Everest, auf der Anreiseroute der Expeditionen zum höchsten Berg der Erde. Das Bergsteiger-Zentrum werde mehr als 100 Millionen Yuan (13,7 Millionen Euro) kosten, so die „China Daily“. Geplant seien unter anderem Quartiere und Restaurants für Bergsteiger, ein Landeplatz für Hubschrauberrettungsflüge, Büros für Expeditionsveranstalter, Werkstätten für Autos, Motorräder und Fahrräder sowie ein Bergsteiger-Museum. Die Bergsteiger-Szene diskutiert in den sozialen Netzwerken heftig über das Projekt. Einige sehen darin nicht weniger als den Untergang des Abenteuers am Everest. Die Nordseite des Everest werde sich „in ein chinesisches Disneyland verwandeln“, meint einer. Ein anderer glaubt, dass ein Sessellift auf den Gipfel nur noch eine Frage der Zeit sei. Dominik Müller, Chef des deutschen Expeditionsveranstalter Amical Alpin, kann die Aufregung nicht nachvollziehen.

Amical-Chef Müller: „Mehr Sicherheit“

Dominik Müller

Dominik Müller

„Da reden viele Leute mit, die die Situation auf der Nordseite gar nicht kennen“, schreibt mir Dominik. Im so genannten „Chinese Base Camp“ gebe es nur ein paar Teehäuser und „ein komplett heruntergekommenes Haus, in dem die lokalen Betreuer und Offiziere hausen müssen“. Noch wichtiger als der Punkt Infrastruktur sei die Frage der Sicherheit. Eine Bergrettung gebe es dort bisher nicht, so Müller. Da Flüge von Rettungshubschraubern auf der Nordseite verboten seien, müssten alle Höhenkranken und Unfallopfer von den Expeditionsärzten in Zelten versorgt und dann per Jeep aus dem Basislager gebracht werden. „Wenn nun dieses Bergsteiger-Zentrum tiefer als das Basislager gebaut wird, gibt es endlich die Möglichkeit, Höhenkranke, Verletzte und sonstige Kranke schnell vom Basislager in tiefere Lagen zu bringen und dort in ordentlichen Räumlichkeiten zu versorgen“, schreibt Dominik. „Unterm Strich wird dies die Qualität und vor allem die Sicherheit erhöhen und ist aus meiner Sicht zu begrüßen.“

Ähnlich äußerte sich Adrian Ballinger, Chef des US-Veranstalters Alpenglow Expeditions, schon vor Wochen auf Instagram: „Es ist doch gut zu wissen, dass ein schneller Abtransport möglich ist, wenn das Unerwartete geschieht. Es ist ein echter Schritt in der Verpflichtung Chinas/Tibets gegenüber dem Berg und der Bedeutung gut gemanagten Bergsteigens. Ich bin begeistert!“ Ballinger bietet seit 2015 nur noch Everest-Expeditionen über die Nordseite an.

Verkaufsschlager Everest

Kommerzielles Bergsteigen ist längst auch in China populär geworden. Große Expeditionsgruppen aus dem „Reich der Mitte“ tauchen nicht nur an den Achttausendern in Tibet auf – Billi Bierling berichtete im September vom Cho Oyu über eine tibetisch-chinesische Expedition mit etwa 150 (!) Mitgliedern – , sondern auch an den höchsten Bergen Nepals. Die Verantwortlichen in China haben erkannt, dass sich mit Bergtourismus und Bergsport Geld verdienen lässt, vor allem natürlich am höchsten aller Berge. Der Everest lässt sich – wie alle Prestigeberge weltweit – gut verkaufen, nicht nur im Westen und nicht nur an Bergsteiger. Schon 2005 sah ich chinesische Urlauber mit Atemmaske, die sich vom Kloster Rongbuk per Pferdekutsche zum Basislager bringen ließen. „Man kann das Rad nicht mehr zurückdrehen“, glaubt Amical-Chef Dominik Müller. „Durch die einfache und gute Erreichbarkeit des Basislagers wird es hier in Zukunft noch mehr Tagesausflügler geben.“ Bleibt die Frage, ob ein Bergsteiger-Zentrum in Everest-Nähe wirklich zwölf Fußballfelder groß sein muss.

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