Zerstörtes Lager zwei am Broad Peak
Tritte in den Allerwertesten
„Sowohl der Berg, als auch die Route haben uns in den Hintern getreten“, meint Rafal Fronia. „Wir haben Zelte und Ausrüstung in bereits eingerichteten Hochlagern verloren. Einige unserer Freunde mussten abreisen. Gerade einmal sieben Teilnehmer sind im Basislager übrig geblieben.“ Und die versuchen, in Form zu bleiben. Ein Zelt haben sie zum Fitness-Raum umfunktioniert. Geklettert wird an den kleinen Eistürmen des Godwin-Austen-Gletschers unterhalb des Basislagers. „Unglücklicherweise“, stellen die Bergsteiger fest, „verschwinden die Muskeln offenbar schneller als das Fettgewebe“. Es ist also ein Wettlauf gegen die Zeit. Die Vorräte an Brennstoff und Lebensmitteln gehen zur Neige. Eier gibt es nur noch jeden zweiten Tag.
Trockenübungen im Basislager
Hühnertransport
Die vom Österreicher Gerfried Göschl geleitete Winterexpedition zum Gasherbrum I hat inzwischen Nachschub erhalten. Drei Träger brachten 24 Hühner, Heizgas und andere wichtige Dinge ins Basislager. „Wegen tiefen Schnees am Baltoro-Gletscher haben sie lange acht Tage für den Anmarsch gebraucht“, schreibt Gerfried in seinem Blog. „Eine unglaubliche menschliche Leistung.“ Göschl und sein Teamkollege Louis Rousseau aus Kanada konnten trotz des schlechten Wetters inzwischen einen kleinen Platz für ihr Lager eins auf 6300 Metern freischaufeln (Zum Video, auf dem ihr auch die geplante Aufstiegsroute durch die G I-Steilwand sehen könnt, geht es hier).
Gerfried am mühsam freigelegten Lagerplatz
Sollte sich endlich ein Schönwetterfenster auftun, wollen sie die Route weiter vorantreiben. Dann wird auch ihr dritter Mann wieder mit von der Partie sein. Der Baske Alex Txikon hatte wegen einer fiebrigen Erkältung aussetzen müssen. „Wir werden seine Armkraft für die Vergrößerung des Lagerplatzes brauchen.“ Kraft allein wird jedoch nicht ausreichen, um das Unternehmen erfolgreich zu beenden. Geduld ist fast ebenso wichtig.
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Arek Grządziel im Aufstieg zu Lager II
Glücklicherweise hatten die Kletterer ein Ersatzzelt im Gepäck, das sie bei Windgeschwindigkeiten bis 80 Stundenkilometer aufbauten. „Direkt, nachdem das Innenzelt stand, sprang Marcin Kaczkan hinein, legte sich, wie ein Tintenfisch gespreizt, auf den Boden, damit es nicht im Abgrund verschwand“, schreibt der 48 Jahre alte Expeditionsleiter Hajzer auf der Internetseite der Polen. „Nach ein paar Minuten waren wir alle drinnen, ein wenig verfroren und verschreckt.“ Am nächsten Morgen versuchten drei der Bergsteiger, so hoch wie möglich zu steigen. Robert Szymczak kehrte als Letzter um, auf 6900 Metern. Jetzt warten die Unverwüstlichen auf eine neue Chance.
Rasieren geplant
Am Gasherbrum I, ebenfalls noch nicht im Winter bestiegen, versuchen sich derweil der Österreicher Gerfried Göschl, der Kanadier Louis Rousseau und der Spanier Alex Txikon. „Es ist ein herrliches Gefühl, wieder einmal Neuland an einem Achttausender zu betreten“, schreibt Gerfried auf seiner Seite.
Gerfried und Alex in einer steilen Rinne am G I
Bis auf eine Höhe von 5800 Metern hat sich das Trio vorgearbeitet und dort Fixseile deponiert. Im Basislager warten die drei Bergsteiger auf die nächste Schönwetterperiode. Göschl will nicht nur Däumchen drehen: „Vielleicht kann ich diese Zeit für eine erste ordentliche Körperreinigung nach drei Wochen und eine Rasur nutzen.“ Ob sich die Polen am Broad Peak auch solche Gedanken machen? Wohl eher nicht.
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