Gasherbrum I – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Gasherbrum IV-Gipfelversuche abgebrochen https://blogs.dw.com/abenteuersport/gasherbrum-iv-gipfelversuche-abgebrochen/ Thu, 02 Aug 2018 14:31:44 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41725

Gasherbrum IV

Die Wetterverhältnisse im Karakorum bleiben schwierig. Der Deutsche David Göttler und der Italiener Herve Barmasse mussten ihren Versuch am Fast-Achttausender Gasherbrum IV aufgeben. Die beiden hatten sich ursprünglich vorgenommen, erstmals die Südwestwand des 7932 Meter hohen Bergs im Karakorum zu durchsteigen. „Für den Augenblick muss der G IV ein Klettertraum bleiben“, schreibt David auf Facebook. „Traurig und frustriert wurden wir durch nicht vorhergesagten Schneefall ins Basislager zurückgetrieben. Die Lawinengefahr ist zu groß.“ Auch die Spanier Oriol Baro, Roger Cararach, Iker Madoz und Marc Toralles brachen ihren Gipfelversuch wegen des schlechten Wetters ab und kehrten aus Lager 2 auf 6500 Metern zurück.  Sie hatten sich vorgenommen, den Gipfel über den noch unbestiegenen Südpfeiler zu erreichen.

Tolle Tour

Felix Bergs Gipfel-Selfie auf dem Gasherbrum II

An den Gasherbrum-Gipfeln hat es in dieser Saison bisher nur zwei Erfolge gegeben. Der Deutsche Luis Stitzinger und der Italiener Gianpaolo Corona erreichten am 18. Juli den 8080 Meter hohen Gipfel des Gasherbrum I, „nach einem Aufstieg durch wadentiefen Neuschnee, im Alpinstil, und ohne Verwendung von künstlichem Sauerstoff“, wie Luis auf Facebook berichtete. Zwei Tage zuvor hatten der Pole Adam Bielecki und der Deutsche Felix Berg den höchsten Punkt des Gasherbrum II auf 8034 Meter erreicht, ebenfalls ohne Flaschensauerstoff. „Es war eine tolle Tour“, erzählt mir Felix, inzwischen wieder zurück bei seiner Familie in der Schweiz. „Und das an einem Berg, der normalerweise überlaufen ist. Insofern war es mit dem Wetter Glück um Unglück.“ Drei Wochen lang habe es zuvor fast ununterbrochen geschneit. Die kommerziellen Expeditionen seien nicht über Lager 1 auf 5900 Metern hinausgekommen, darüber habe es keine Fixseile gegeben.

Logische Linie

Adam Bielecki am Westgrat

Auch Bielecki und Berg hatten ursprünglich zusammen mit Jacek Czech, einem weiteren Polen, den Gasherbrum IV über eine neue Route durch die Ostwand versuchen wollen. Den Gasherbrum II hatten sie eigentlich nur besteigen wollen, um sich zu akklimatisieren. Wegen des anhaltend schlechten Wetters disponierten sie um und beschlossen, im oberen Bereich des Bergs eine neue Routen-Variante durch die Westwand zu versuchen. „Der Normalweg ist bis hinauf nach Lager 3 auf 6900 Metern eine schöne gerade Linie, knickt dann aber nach rechts weg“, erklärt Felix. „Die Westwand ist eigentlich die logische Verlängerung dieser Linie bis zum Gipfel.“ Die brüchigen Felsplatten in der Wand hätten ihnen zu schaffen gemacht, sagt der 37-Jährige. „Wir konnten uns nicht absichern. Wir sind am Seil gegangen, mit ein, zwei Pseudosicherungen zwischen uns. Keiner hätte ausrutschen oder stürzen dürfen.“

Spaltensturz beim Abstieg

Die Spalte, in die Felix stürzte

Berg und Bielecki erreichten den Gipfel, überschritten ihn und stiegen auf dem Normalweg ab. Jacek Czech und der Russe Boris Dedeshko hatten vorzeitig dort umkehren müssen. Auf dem Weg hinunter ins Basislager erlebte Felix Berg noch eine Schrecksekunden. Kurz vor dem Ziel stürzte er 15 Meter tief in eine Gletscherspalte. Glücklicherweise waren Boris und er zu diesem Zeitpunkt angeseilt. „Ich hatte ziemliches Glück“, sagt Felix. „Ich zog mir nur ein paar Prellungen zu und eine Schnittwunde, die genäht werden musste. Aber für einen 15-Meter-Sturz ist es glimpflich ausgegangen.“

P.S.: Ich bin jetzt mal für gut zwei Wochen weg – aktiv die Seele baumeln lassen in den Alpen. 🙂

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Achttausender Nummer acht für Luis Stitzinger https://blogs.dw.com/abenteuersport/achttausender-nummer-acht-fuer-luis-stitzinger/ Thu, 19 Jul 2018 11:46:41 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=41427

Luis Stitzinger

Luis Stitzinger hat nach eigenen Angaben am gestrigen Mittwoch den 8080 Meter hohen Gipfel des Gasherbrum I im Karakorum erreicht. Er befinde sich im Abstieg, ließ der 49 Jahre alte deutsche Bergsteiger heute via Facebook wissen. Für Luis ist es der achte Achttausender-Erfolg nach Cho Oyu (2000), Gasherbrum II (2006), Nanga Parbat (2008), Dhaulagiri (2009), Broad Peak (2011), Shisha Pangma (2013) und Manaslu (2017). Allesamt hat er sie ohne Flaschensauerstoff bestiegen, sechs davon gemeinsam mit seiner Ehefrau Alix von Melle.

Doch noch ein Erfolg

Luis (2.v.l.) am Tag vor unserem Gipfelvorstoß am Kokodak Dome (2014)

Wie berichtet, hatte Stitzinger zuvor die geplante Erstbesteigung des 7082 Meter hohen Urdok Kangri II wegen der großen Neuschneemengen auf dem Berg abgebrochen. Luis hatte die Expedition des deutschen Veranstalters „Amical alpin“ geleitet, an der auch Alix teilgenommen hatte. Während Alix mit den anderen Teilnehmern die Heimreise antrat, beschloss Luis, sich noch am Gasherbrum I zu versuchen.

Sein Erfolg freut mich besonders, schließlich haben wir eine gemeinsame Vergangenheit: Im Juli 2014 leitete Luis die Amical-Expedition zum Kokodak Dome, die mit der Erstbesteigung des 7129 Meter hohen Bergs im Westen Chinas endete. Seitdem darf auch ich mich Erstbesteiger nennen. Ohne Luis hätte ich das nie und nimmer geschafft.

Todesfall an 7000er in Indien

R.I.P.

Keine gute Kunde kommt derweil vom 7416 Meter hohen Saser Kangri IV im indischen Teil des Karakorum. Dort wurde die Suche nach Pemba Sherpa nach fünf Tagen eingestellt. Der 45 Jahre alte Nepalese war in eine Gletscherspalte gestürzt, als eine Schneebrücke eingebrochen war. Es wird vermutet, dass er in das eiskalte Schmelzwasser am Boden der Spalte fiel. Pemba hatte zuvor achtmal den Everest bestiegen und auf weiteren fünf Achttausender-Gipfeln gestanden.

Luis bei der Skiabfahrt am G I

Update 24. Juli: Luis hat Details seiner  erfolgreichen Besteigung des Gasherbrum I bekanntgegeben. Danach stieg er gemeinsam mit dem 52 Jahre alten Italiener Gianpaolo Corona im Alpinstil auf. Am Gipfeltag hätten sie durch wadentiefen Neuschnee spuren müssen. Nach gut 13 Stunden hätten sie den höchsten Punkt erreicht. Luis versuchte eine Skiabfahrt vom Gipfel, musste sie aber im so genannten „Japaner-Couloir“ wegen zu großer Lawinengefahr unterbrechen. „Eine Entscheidung, die mir sehr schwer gefallen ist. Schließlich lässt man ungern das Filet übrig. Aber in diesem Fall gab es keine Diskussion“, berichtet Stitzinger und zieht folgendes Resümee: „Ein frohes Ende für eine äußerst schwierige Saison im Karakorum.Nach mehreren Wochen nahezu ununterbrochenen Schneefalls zu Beginn der Saison im Juni, mussten viele Expeditionen unverrichteter Dinge wieder abreisen. Auch nachdem sich das Wetter wieder beruhigt hatte, sorgte der viele Schnee und die schlechten Bedingungen für so wenig Gipfelerfolge an den pakistanischen Achttausendern wie selten. Umso glücklicher dürfen wir uns schätzen, dass wir es trotz alledem, nur zu zweit, geschafft haben!“

 

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Tschechen vollenden neue Route am Gasherbrum I https://blogs.dw.com/abenteuersport/tschechen-eroeffnen-neue-route-am-gasherbrum-i/ Tue, 01 Aug 2017 10:12:38 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=37173

Marek Holecek am Gasherbrum I

Marek Holecek hat sich seinen großen Traum erfüllt. Im fünften Anlauf vollendete der 43 Jahre alte Tscheche im Alpinstil eine neue Route durch die Südwestwand des Achttausenders Gasherbrum I. Am gestrigen Montag erreichte Marek nach eigenen Angaben zusammen mit seinem Landsmann Zdenek Hak den 8080 Meter hohen Gipfel des Bergs im Karakorum, der auch Hidden Peak genannt wird. Heute kehrten sie wohlbehalten ins Basislager zurück – „todmüde, stinkend und ausgemergelt wie Topmodels“, wie Marek der tschechischen Internetseite „lidovky.cz“ sagte.

 

Tragisches Unglück beim zweiten Versuch

Route durch die Südwestwand

2009 und 2013 hatte sich Holecek gemeinsam mit Zdenek Hruby an der neuen Route am G I versucht. Im ersten Anlauf mussten die beiden auf 7500 Metern umkehren, weil Hruby an einem aufgebrochenen Magengeschwür litt. Tragisch endete der Versuch 2013: Auf knapp 7000 Meter Höhe rutschte Hruby aus und stürzte in den Tod. Der damalige Präsident des tschechischen Bergsteigerverbands starb an seinem 57. Geburtstag. Mit acht bestiegenen Achttausender zählte Hruby zu den erfahrensten Bergsteigern seines Landes.

2016 Erfrierungen an den Zehen

Bei seinem dritten Anlauf 2015, gemeinsam mit Tomas Petrecek, gelangte Holecek 2015 auf eine Höhe von 7300 Metern, ehe schlechtes Wetter die beiden Bergsteiger stoppte.  2016 kehrte Holecek erneut zum Gasherbrum I zurück, diesmal mit Ondra Madula. Auf 7700 Metern war Schluss, wieder spielte das Wetter nicht mit. Marek zog sich Erfrierungen an den Zehen zu. Doch auch davon ließ sich Holecek nicht stoppen. Jetzt hat er es endlich geschafft. Glückwunsch, Marek, deine Hartnäckigkeit wurde belohnt!

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Spanier brechen Gipfelversuch am Gasherbrum II ab https://blogs.dw.com/abenteuersport/spanier-brechen-gipfelversuch-am-gasherbrum-ii-ab/ Fri, 21 Jul 2017 14:36:16 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=37047

Die Route der Spanier (blau) am Gasherbrum II

Das Wetter im Karakorum ist in diesem Sommer wieder einmal eine Wundertüte. „Wir erleben regelmäßig vier Jahreszeiten an einem Tag: Sonne, Wolken, Regen, Schnee, Wind“, schrieb der neuseeländische Expeditionsleiter Russell Brice in dieser Woche aus dem Basislager zu Füßen des K 2, des zweithöchsten Bergs der Erde.  Knapp 20 Kilometer Luftlinie entfernt, starteten die drei Spanier Alberto Inurrategi, Juan Vallejo und Mikel Zabalza ungeachtet der Wetterkapriolen am Mittwoch ihren ambitionierten Versuch, Gasherbrum I und II im Alpinstil zu überschreiten, ohne ins Basislager abzusteigen – 33 Jahre nach Reinhold Messners und Hans Kammerlanders bis heute nicht wiederholter Pioniertat an diesen beiden Achttausendern.

Zu heftiger Wind

Ursprünglich hatten die Spanier erst den G I und dann den G II besteigen wollen, in umgekehrter Reihenfolge wie die beiden Südtiroler 1984. Doch der viele Neuschnee am G I und die Prognose, dass an diesem Berg ein starker Wind wehen werde, zwang sie umzudisponieren. Das Trio beschloss, nun doch wie Messner und Kammerlander erst den G II in Angriff zu nehmen, allerdings auf der Route der beiden Polen Jerzy Kukuczka und Wojciech Kurtyka von 1983 über den Ostgrat. Dort drehten sie heute auf einer Höhe von rund 7100 Metern um und stiegen wieder ab, wie ihr GPS-Tracker zeigte. „Der Grat war zu gefährlich wegen des heftigen Windes“, bestätigte ihr Team wenig später auf Facebook.

Starkes Team

Vallejo, Zabalza, Innurategi (v.l.)

Die drei Spanier sind ein eingespieltes und äußerst erfahrenes Team. Der heute 48 Jahre alte Alberto Inurrategi war 2002 der zehnte Mensch, der alle 14 Achttausender bestiegen hatte und der vierte, dem dieses Kunststück ohne Flaschensauerstoff gelungen war. Zwölf Achttausender bestieg Alberto gemeinsam mit seinem älteren Bruder Felix, der im Jahr 2000 beim Abstieg vom Gasherbrum II tödlich verunglückte. Juan Vallejo, 47 Jahre alt, hat neun der 14 Achttausender bestiegen. Der gleichaltrige Mikel Zabalza stand 2004 auf dem K 2 und 2008 auf dem Manaslu. Als Trio eröffneten Alberto, Juan und Mikel 2010 eine neue Route auf den 8011 Meter hohen Mittelgipfel des Broad Peak. Der Hauptgipfel ist 40 Meter höher. Mehrmals scheiterten sie auch mit ihren ambitionierten Projekten, etwa am Westpfeiler des Makalu (Frühjahr 2009), im Hornbein-Couloir am Mount Everest (Herbst 2009) oder auch im Sommer 2016, als sie erstmals die Überschreitung der beiden Gasherbrum-Gipfel versuchten.

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Gipfelerfolge im Karakorum https://blogs.dw.com/abenteuersport/gipfelerfolge-im-karakorum/ Wed, 27 Jul 2016 21:49:11 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=33296 Nanga Parbat

Nanga Parbat

Der Karakorum bleibt unberechenbar. Die Bergsteiger-Saison in Pakistan neigt sich langsam, aber sicher dem Ende zu – und die Zahl der Gipfelerfolge ist überschaubar. Am Nanga Parbat erreichten der Spanier Ferran Latorre, der Franzose Hélias Millerioux und der Bulgare Bojan Petrow den höchsten Punkt auf 8125 Metern. „Sieben intensive Tage, aber es hat sich gelohnt“, twitterte Latorre (siehe auch Video unten). Für ihn war es der 13. Achttausender, allesamt bestieg er ohne Flaschensauerstoff. Jetzt fehlt dem 45-Jährigen in seiner Sammlung nur noch der Mount Everest. Ferran will ihn im Frühjahr 2017 angehen. Bojan Petrov stand bisher auf acht der 14 höchsten Berge der Welt. Der Nanga Parbat war nach der Annapurna und dem Makalu bereits sein dritter Achttausender in diesem Jahr.

Lawine am K 2

Am K 2, dem mit 8611 Metern zweithöchsten Berg der Erde, wird die Saison dort wohl wieder einmal ohne Gipfelerfolg bleiben. Nachdem eine Lawine vor vier Tagen das komplette Lager 3 auf 7315 Metern unter sich begraben hatte, begannen die kommerziellen Expeditionen damit, ihre Zelte am „König der Achttausender“ abzubrechen. Gott sei Dank waren die Bergsteiger noch unterhalb von Lager 3, als die Lawine abging.

Achttausender als Akklimatisierung

Gasherbrum IV

Gasherbrum IV

Vom 8034 Meter hohen Gasherbrum II wurden acht Gipfelerfolge vermeldet. Am Broad Peak haben bisher nur die beiden Slowenen Luka Lindic und Ales Cesen den höchsten Punkt auf 8051 Metern erreicht – sehr früh in der Saison und als Akklimatisierung (!) für ein noch ambitionierteres Ziel: die Durchsteigung der Westwand des 7932 Meter hohen Gasherbrum IV. Die „Shining Wall“ ist bisher erst zweimal durchstiegen worden, erstmals 1985 im Alpinstil vom Österreicher Robert Schauer und dem Polen Wojciech Kurtyka und 1997 durch ein koreanisches Team. Lindic und Cesen gehören zur jungen Generation sehr starker slowenischer Kletterer. 2015 wurden sie gemeinsam mit ihrem Landsmann Marko Prezelj für die Erstdurchsteigung der Nordwand des 6657 Meter hohen Hagshu in Nordindien mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet, dem „Oscar der Bergsteiger“.

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Ungewöhnliches Erfolgsteam https://blogs.dw.com/abenteuersport/ungewoehnliches-erfolgsteam/ Mon, 17 Aug 2015 13:23:44 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=30363 Gasherbrum I, auch Hidden Peak genannt

Gasherbrum I, auch Hidden Peak genannt

Viel ging nicht in diesem Sommer an den Achttausendern im Karakorum. „Es war einfach zu warm und die Bedingungen zu gefährlich“, schrieb mir die deutsche Bergsteigerin Billi Bierling, die sich erfolglos am Broad Peak versucht hatte. Dort gelangten nur der Argentinier Mariano Galvan und der Pole Andrzej Bargiel auf den Gipfel, beide im Alleingang.  Bargiel gelang eine Skiabfahrt bis ins Basislager. Bei einem Lawinenabgang kam ein pakistanischer Hochträger ums Leben.

Vom K 2 kehrten alle Expeditionen ohne Gipfelerfolg heim. Den höchsten Punkt des Gasherbrum II erreichten immerhin 13 Bergsteiger. Auch dort gab es einen Todesfall. Der Pole Olek Ostrowski verschwand und wurde nicht mehr gefunden. Am benachbarten Gasherbrum I war bisher – zwei Tschechen sind noch am Berg – nur ein Dreierteam erfolgreich, mit dabei ein deutscher Bergsteiger, geboren in meiner Heimatstadt Köln.

23 Stunden unterwegs

Latorre, Graziani, Seidensticker (v.l.)

Latorre, Graziani, Seidensticker (v.l.)

Am 24. Juli um 16 Uhr Ortszeit erreichte Thomas, genannt „Tom“ Seidensticker mit dem Spanier Ferran Latorre und dem Franzosen Yannick Graziani  den 8080 Meter hohen Gipfel (das Video unten hat Yannick gedreht). „Wir sind ohne Flaschensauerstoff geklettert, im Alpinstil“, schreibt mir Tom. Weil viel Schnee gelegen habe und die Lawinengefahr groß gewesen sei, habe das Trio nicht die Normalroute nehmen können. „Wir sind im unteren Teil hauptsächlich über Felsen geklettert, sehr technisch in dieser Höhe und sehr steil“, sagt der 48-Jährige. Sie seien in etwa der „German Route“ gefolgt, die Günter Sturm, Michel Dacher und Sigi Hupfauer 1982 in der Nordwestwand eröffnet hatten. Die Gipfeletappe von Lager 3 zum höchsten Punkt und zurück habe 23 Stunden gedauert, berichtet Tom. Sie seien in die Nacht hinein abgestiegen, und das bei schlechter Sicht. „Es war extrem spannend und ist zum Glück gut ausgegangen. Ich habe meinen Teil zum Gipfelerfolg beigetragen.“

Ein Hobby-, zwei Profibergsteiger

Seidensticker bezeichnet sich selbst als Hobbybergsteiger. Der Investmentbanker lebt seit 20 Jahren in der tunesischen Hauptstadt Tunis. Im September 2014 bestieg er mit dem Manaslu in Nepal seinen ersten Achttausender – mit Flaschensauerstoff. Seine beiden Teamkameraden am Gasherbrum waren Profis. Für Latorre war es bereits der elfte Achttausender. Graziani sorgte im Oktober 2013 für Furore, als er mit seinem Landsmann Stéphane Benoist die erst zwei Wochen zuvor von Ueli Steck im Alleingang eröffnete Route durch die Annapurna-Südwand wiederholte, bei deutlich schlechteren Verhältnissen als der Schweizer.

„Et voila“

Mit Kölner Stadtwappen auf den G I

Mit Kölner Stadtwappen auf den G I

Seidenstickers ursprünglich vorgesehener Seilpartner hatte sich bei einem Kletterunfall schwer am Knie verletzt und für den Gasherbrum absagen müssen. Graziani hörte von Toms Plänen im Karakorum und meldete sich bei dem Deutschen. Beide kannten sich seit etwa zehn Jahren und waren mehrfach im Mont-Blanc-Gebiet zusammen geklettert. 48 Stunden nach Graziani rief Latorre an, der wiederum von den neuen Plänen des Franzosen gehört hatte. „Et voila, da hatte ich zwei Top-Stars im Team“, freut sich Tom noch heute. „Deshalb bedeutet mir die Expedition auch sehr viel. Wann hat ein Hobbybergsteiger wie ich schon einmal die Chance, mit zwei Profis von höchstem Niveau wochenlang zu klettern?“ Die Seilschaft habe gut harmoniert, sagt Tom. „Ich habe wirklich alles erlebt, was man an Positivem an einem Achttausender erleben kann.“ Gipfel inklusive.

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Ein weißer Fleck weniger https://blogs.dw.com/abenteuersport/kunyang-chhish-east-gi-nanga/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/kunyang-chhish-east-gi-nanga/#comments Fri, 30 Aug 2013 14:18:58 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=23011

Am Gipfel des Kunyang Chhish East

Auf jeden Topf gehört ein Deckel. Ich bin euch noch die letzten Meldungen der Karakorum-Saison schuldig, die während meines Urlaubs aufgelaufen sind. Auf der Landkarte der hohen Gipfel gibt es nun einen weißen Fleck weniger. Die beiden Brüder Hansjörg und Matthias Auer aus Österreich und der Schweizer Simon Anthamatten durchstiegen erstmals die Südwand des 7400 Meter hohen Kunyang Chhish East. Dieser Nebengipfel des 7852 Meter hohen Kunyang Chhish war bis dahin noch jungfräulich. Die beiden US-Spitzenkletterer Steve House und Vince Anderson (die 2005 als Erste im Alpinstil durch die mächtige Rupalwand des Nanga Parbat geklettert waren) hatten 2006 rund 300 Meter unter dem Gipfel umkehren müssen. Die Auer-Brüder und Anthamatten bewiesen Durchhaltevermögen. Nachdem schlechtes Wetter den ersten Versuch auf 7000 und den zweiten bereits auf 5600 Metern vereitelt hatte, gelang im dritten Anlauf endlich der Durchstieg. „Unsere Zehen und Finger waren steif vor Kälte, unsere Kräfte fast am Ende“, berichtet Hansjörg Auer. „Wir hatten den End- und Höhepunkt einer langen Expedition erreicht und genossen nun den herrlichen Blick über eine Ozean aus Wolken und Nebel, aus dem nur die höchsten Gipfel des Karakorum-Gebirges herausragten.“

Festnahmen am Nanga Parbat

Wie der Nanga Parbat, etwa 120 Kilometer entfernt. Von dort vermeldeten die pakistanischen Sicherheitsbehörden einen Fahndungserfolg. „Wir haben im Zusammenhang mit der Ermordung von Einheimischen und Ausländern rund 20 Männer festgenommen“, sagte Muhammad Navid, Polizeichef des Distrikts Diamir. Angeblich sollen sie auch für  den Mordanschlag auf das Basislager an der Diamir-Flanke des Nanga Parbat verantwortlich sein. Terroristen hatten am 23. Juni als Vergeltung für einen US-Drohnenangriff elf Bergsteiger getötet. Anfang August waren in dem Gebiet drei ermittelnde Polizisten erschossen worden. Ob die nun verkündeten Festnahmen wirklich einen Durchbruch in dem Fall bedeuten, muss sich noch erweisen.

Fünfter Todesfall am Hidden Peak

Schwarz war der Sommer am Achttausender Gasherbrum I. Zuletzt stürzte auch noch der Tscheche Zdeněk Hrubý in den Tod, nachdem er mit seinem Landsmann Marek Holeček vergeblich versucht hatte, eine neue Route durch die Südwestwand zu eröffnen. Hrubý starb an seinem 57. Geburtstag. Mit acht bestiegenen Achttausendern zählte er zu den erfahrensten Höhenbergsteigern Tschechiens und war auch Präsident des tschechischen Bergsteigerverbands. Hrubý war der fünfte Bergsteiger, der in diesem Sommer sein Leben am „Hidden Peak“ verlor. Zuvor war bereits der 51 Jahre alte Pole Artur Hajzer, einer der ganz Großen des Höhenbergsteigens, am Gasherbrum I tödlich abgestürzt. Drei Spanier starben beim Abstieg vom Gipfel, nachdem sie im Sturm die Orientierung verloren hatten.

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https://blogs.dw.com/abenteuersport/kunyang-chhish-east-gi-nanga/feed/ 2
Traurige Sommer-Bilanz im Karakorum https://blogs.dw.com/abenteuersport/traurige-sommer-bilanz-im-karakorum/ Thu, 01 Aug 2013 13:23:05 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=22677

Nahe dem Concordiaplatz im Karakorum

In den Basislagern zu Füßen der Achttausender im Karakorum hat das große Packen begonnen. Die Expeditionen neigen sich dem Ende zu. Die Bergsteiger brechen ihre Zelte ab und kehren in die Heimat zurück. Die diesjährige Sommersaison wurde von mehreren Tragödien überschattet. Zuweilen beschlich mich das Gefühl, „Abenteuer Sport“ werde zum Katastrophen-Blog. 

Anschlag am Nanga Parbat

Es begann am 23. Juni mit dem feigen Mordanschlag auf das Basislager an der Diamir-Flanke des Nanga Parbat. Terroristen erschossen als Vergeltung für einen US-Drohnenangriff elf Bergsteiger. So etwas hatte es zuvor in der Geschichte des Höhenbergsteigens noch nicht gegeben. Die Zahl der Opfer wäre sogar noch größer gewesen, hätten sich nicht einige Bergsteiger wegen des guten Wetters in den Hochlagern aufgehalten. Die pakistanischen Behörden ordneten nach dem Anschlag an, diese Seite des Bergs komplett zu räumen. Vier Rumänen, die sich auf der anderen Seite des Bergs an der Schell-Route am westlichen Rand der Rupalwand versuchten, durften bleiben. Expeditionsleiter Zsolt Török und drei weitere Teammitglieder erreichten am 19. Juli als einzige Bergsteiger in dieser Saison den höchsten Punkt des Nanga Parbat auf 8125 Metern.

Vier Tote am Hidden Peak

Morgens auf dem Baltoro-Gletscher

Die Zahl der Gipfelerfolge an den weiter im Norden gelegenen Achttausendern Pakistans blieb überschaubar. Die meisten gab es noch am 8034 Meter hohen Gasherbrum II, wo unter anderen der Allgäuer Thomas Lämmle als Leiter einer deutschen kommerziellen Expedition sieben Bergsteiger auf den Gipfel führte. Am Nachbargipfel, dem Gasherbrum I, auch „Hidden Peak“ genannt, kamen vier Bergsteiger ums Leben. Erst stürzte der 51 Jahre alte Pole Artur Hajzer, einer der ganz Großen des Höhenbergsteigens, in den Tod. Dann starben drei Spanier, die beim Abstieg vom Gipfel im Sturm die Orientierung verloren hatten.

Oldie Cadiach schafft Nr. 13 

Zum Saisonabschluss gab es dann doch noch eine erfreuliche Nachricht vom G I: Der Spanier Oscar Cadiach erreichte am Montag den höchsten Punkt auf 8080 Metern, es war sein 13. Achttausender. Der Katalane aus Barcelona ist bereits 60 Jahre alt. Zwischen 1984 und 2001 bestieg er sieben Achttausender. In den vergangenen drei Jahren hat er wieder richtig aufgedreht: 2011 stand Cadiach auf dem Manaslu, 2012 auf der Annapurna, dem Dhaulagiri und dem K 2, 2013 auf dem Kangchendzönga und jetzt dem Gasherbrum I. In seiner Sammlung fehlt nur noch der Broad Peak.

Vater und Sohn sterben am K 2 

Broad Peak

An dem 8051 Meter hohen Berg gelang dem Österreicher Sepp Inhöger am 5. Juli die erste Gipfelbesteigung eines Achttausenders in Pakistan in dieser Saison. Drei Iraner hatten am Broad Peak weniger Glück. Nachdem sie oberhalb von Lager 3 auf 6800 Metern eine neue Routen-Variante zum Gipfel eröffnet hatten, verstiegen sie sich beim Versuch, über die Normalroute zurückkehren. In einer Höhe von 7500 Metern verließen die Bergsteiger die Kräfte. Eine Such- und Rettungsaktion, die Thomas Lämmle nach seinem Erfolg am G II leitete, blieb erfolglos. Die drei Iraner wurden ebenso für tot erklärt wie kurz danach am K 2 der 52 Jahre alte Marty Schmidt und sein 25-jähriger Sohn Denali. Als einziges Team waren die beiden Neuseeländer trotz problematischer Schneeverhältnisse am Abruzzi-Grat bis Lager 3 auf 7400 Meter aufgestiegen. Dort wurden sie offenbar von einer Lawine im Schlaf überrascht. Den Gipfel des zweithöchsten Bergs der Erde erreichte in diesem Sommer niemand.

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Vermisste Spanier für tot erklärt https://blogs.dw.com/abenteuersport/vermisste-spanier-fuer-tot-erklaert/ Sat, 27 Jul 2013 16:08:38 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=22623 Nun ist auch die Hoffnung gestorben. Die drei Spanier, die seit Anfang der Woche in der Gipfelregion des Achttausenders Gasherbrum I vermisst werden, sind für tot erklärt worden. „Wir haben heute, am 26. Juli, einen letzten Versuch gemacht, unsere Gefährten lebend zu finden“, teilte das Expeditionsteam mit. „Wir hatten seit dem Morgen des 22. keinen Kontakt mehr zu ihnen. In den Tagen danach herrschte widriges Wetter. Wir haben einen Erkundungsflug gemacht, der unsere schlimmsten Befürchtungen bestätigt hat: Die drei Gefährten sind gestorben.“ Ähnlich äußerten sich die Familien der drei vermissten Bergsteiger in einer „letzten Mitteilung“ im Blog der Expedition: „Wir fühlen den schrecklichen Tod unserer Lieben.“ Die Leichen wurden nach Angaben von Manzoor Hussain, dem Präsidenten des Alpine Club of Pakistan, bisher nicht gefunden. Abel Alonso, Álvaro Paredes und Xevi Gómez hatten am vergangenen Sonntag den 8080 Meter hohen Gipfel des „Hidden Peak“ erreicht. Beim Abstieg hatten sie im Sturm die Orientierung verloren und einen Notruf abgesetzt. Danach verlor sich ihre Spur.

Suche am Broad Peak offiziell beendet

Es war der zweite tragische Zwischenfall im Karakorum innerhalb weniger Tage. Am Broad Peak wurde die Suche nach den vermissten Iranern Aidin Bozorgi, Pouya Keivan und Mojtaba Jarahi jetzt auch offiziell eingestellt. Der Allgäuer Thomas Lämmle hatte nach seiner erfolgreichen Expedition zum Gasherbrum II die Rettungsaktion geleitet. Drei Mal sei er mit einem pakistanischen Armeehubschrauber bis auf eine Höhe von 8000 Metern geflogen und habe Fotos von dem Gebiet gemacht, in dem die Iraner vermutet wurden, berichtet Thomas in seinem Blog. Vergebens, keine Spur von den Vermissten. Selbst wenn die Toten gefunden würden, wäre es viel zu gefährlich, die Leichen in dieser Höhe aus den Felsen abseits der Normalroute zu bergen, meint Lämmle: „Als Bergsteiger glaube ich, dass diese drei Kletterer nicht gewollt hätten, dass andere ihr Leben aufs Spiel setzen, nur damit die toten Körper heruntergebracht werden.“

Das war keine gute Woche im Karakorum. Sechs Tote. R.I.P.

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Dramen am Broad Peak und am Gasherbrum I https://blogs.dw.com/abenteuersport/dramen-am-broad-peak-und-am-gasherbrum-i/ Thu, 25 Jul 2013 16:05:51 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=22575

Thomas Lämmle (r.) mit dem Rettungsteam

Thomas Lämmle brachte es auf den Punkt. „Ich glaube nicht, dass noch einer der drei Vermissten lebt“, sagte der Bergführer aus dem Allgäu. Lämmle, der vor wenigen Tagen eine Gruppe von Bergsteigern auf den Gipfel des Achttausenders Gasherbrum II geführt hatte, leitete eine dreitägige Rettungsaktion, bei der mit einem pakistanischen Armeehubschrauber nach den seit über einer Woche vermissten Iranern Aidin Bozorgi, Pouya Keivan und Mojtaba Jarahi gesucht worden war. Das letzte Lebenszeichen per Funk hatte es am Samstag gegeben. „Ich denke, sie wurden Opfer der großen Höhe und der Dehydrierung“, sagte Lämmle. Die Iraner werden auf einer Höhe von 7500 Metern vermutet, weit abseits der Normalroute.

Drei Spanier vermisst 

Auch am Achttausender Gasherbrum I sind Bergsteiger in Not geraten. Seit einigen Tagen gibt es keinen Kontakt mehr zu den Spaniern Abel Alonso, Xevi Gomez und Alvaro Paredes. Sie hatten nach eigenen Angaben am Sonntag den Gipfel erreicht, dann aber beim Abstieg im Sturm die Orientierung verloren und einen Hilferuf abgesetzt. Beim letzten Kontakt, kurz bevor die Batterie des Satellitentelefon leer war, befand sich das Trio angeblich auf etwa 7400 Metern. „Die Chancen stehen gegen sie“, sagte Manzoor Hussain, Präsident des Alpine Club of Pakistan. „Sie müssen mit nächtlichen Temperaturen von minus 30 bis 40 Grad und Windgeschwindigkeiten von 100 Stundenkilometern klarkommen, und das ohne Zelt und Nahrungsmittel.“ Ihr Teamgefährte Alfredo Garcia, der 100 Meter unter dem Gipfel umgekehrt war und in Lager 3 auf 7200 Metern gewartet hatte, konnte inzwischen absteigen. Der Argentinier Mariano Galvan war ihm zu Hilfe gekommen.

P.S. Am Sonntag endet die Abstimmung zum Online-Star 2013. Wer hat noch nicht, wer will noch mal? Auf der rechten Blogseite findet ihr den Link. Danke!

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R.I.P. https://blogs.dw.com/abenteuersport/r-i-p/ Tue, 03 Apr 2012 18:26:21 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=13985

Gasherbrum I

Keine Zelte, keine Spur, nichts. Fünf Stunden dauerte am vergangenen Samstag ein weiterer Suchflug eines pakistanischen Rettungshubschraubers über den Achttausender Gasherbrum I. Er flog den Normalweg ab, die von Gerfried Göschl, Cedric Hählen und Nisar Hussain eröffnete neue Route auf der Südseite des Bergs und auch andere denkbare Abstiegswege. Ohne Erfolg. Nun ist auch der letzte Funke Hoffnung erloschen, die drei noch lebend zu finden. Auch bei den Familien der Verschollenen. Die Angehörigen des Schweizers Hählen hatten den neuerlichen Flug organisiert, ein letzter „Strohhalm des Glaubens an eine Rückkehr von Cedric und seinen Bergkameraden.“ Die Familie werde „seinen Wunsch respektieren und Cedric in seinen geliebten Bergen ruhen lassen“, heißt es in Hählens Blog.

„Abschied in aller Würde“

Bis zum Samstag „keimte auch in uns noch ein Funke Hoffnung“, schreibt Göschls Frau Heike auf der Homepage des vermissten österreichischen Bergsteigers. „Wir wollen uns nun von unserem geliebten Gerfried in aller Würde verabschieden.“ Am Dienstag nach Ostern (10. April) wird es für ihn in Frauenberg in der Steiermark einen Trauergottesdienst geben.

Spekulationen

Verschollen: Gerfried, Nisar, Cedric (v.l.)

Das Schicksal der Bergsteiger am Gasherbrum I bleibt vorerst ein Rätsel. Am 9. März war das Trio zuletzt gesehen worden, gut 200 Meter unterhalb des Gipfels. Der Umstand, dass bei zwei langen Suchflügen keinerlei Spuren entdeckt wurden, könnte für ein Lawinenunglück oder den Sturz in eine Gletscherspalte sprechen. Möglich wäre aber auch, dass die drei Bergsteiger wegen des schlechten Wetters eine Schneehöhle gruben, in der sie dann die Kräfte verließen.

Streit ums Geld?

Manzoor Hussain, Präsident des „Alpine Club Pakistan“, kritisierte gegenüber der Zeitung „Dawn“, dass die erste Chance für einen Rettungsflug ausgelassen worden sei. „Der Sonntagmorgen war entscheidend“, sagte Hussain. In den frühen Stunden des 11. März, zwei Tage nach dem Verschwinden der Bergsteiger, hätten die Wetterverhältnisse einen Start der Hubschrauber erlaubt. Doch die Diskussionen darüber, wer die Kosten tragen sollte, habe die Aktion so lange verzögert, bis das Wetter wieder zu schlecht geworden sei. Erst am 15. März hatten schließlich zwei Helikopter abgehoben, um nach den Verschollenen zu suchen. Nach Informationen der Zeitung hat „Askari Aviation“, der Organisator der Rettungsflüge, den Preis innerhalb eines Jahres auf 10.000 Dollar pro Stunde verdreifacht. Deshalb hätten pakistanische Expeditionsagenturen das Unternehmen boykottiert.

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Keine Hoffnung mehr https://blogs.dw.com/abenteuersport/keine-hoffnung-mehr/ Thu, 15 Mar 2012 12:58:02 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=13653

Verschollen: Gerfried, Nisar, Cedric (v.l.)

„Es ist jetzt an der Zeit, der Realität ins Auge zu sehen“, schreibt Gerfried Göschls Frau Heike auf der Internetseite des vermissten österreichischen Bergsteigers. „So schwer es uns allen auch fällt, sie gehen zu lassen, wie haben keine andere Wahl.“ Nach tagelangem Schlechtwetter waren heute zwei pakistanische Spezialhubschrauber gestartet und hatten beide Seiten des Bergs abgeflogen – vergeblich. „Es sind keine Lebenszeichen der Bergsteiger entdeckt worden“, so Heike Göschl.

Die noch am Fuße des Gasherbrum I verbliebenen Bergsteiger entschlossen sich nach Absprache mit Gerfrieds Bruder Wolfgang, die Rettungsaktion abzubrechen und das Basislager zu räumen.

Alles versucht

 „Es ist schwer zu akzeptieren, dass so gute Freunde und Bergsteiger von uns gegangen sind“, schrieb Artur Hajzer aus dem Basislager. Der Leiter der polnischen Gasherbrum I-Expedition (Adam Bielecki und Janusz Golab gelang am vergangenen Freitag die erste Winterbesteigung des 8080 Meter hohen Bergs) listete die Rettungsversuche auf: Vom Basislager aus hätten sie täglich die von Gerfried Göschl, Cedric Hählen und Nisar Hussain eröffnete neue Route auf der Südseite des G I  mit Ferngläsern abgesucht. Auf der Nordseite seien zwei pakistanische Bergsteiger (wie berichtet) auf der Normalroute bis auf eine Höhe von 6800 Metern aufgestiegen. Und nun hätten auch die Hubschrauber-Piloten keine Spur von den Vermissten entdeckt. „Wir trauern mit allen Freunden und sprechen den Familien unser Beileid aus“, endete Artur. Ich schließe mich seinen Worten an.

Letzter Sichtkontakt am Freitag

Am Donnerstag letzter Woche hatte sich Gerfried zum letzten Mal per Satellitentelefon gemeldet: „Wir befinden uns 450 Höhenmeter unterhalb des Gipfels. Ich glaube, wir schaffen es, ich melde mich später wieder!” Der Österreicher hatte zudem angekündigt, den Berg überschreiten und über die Normalroute auf der Nordseite absteigen zu wollen. Am Freitag war das Trio zuletzt gesehen worden: auf der Südseite, rund 250 Meter unterhalb des höchsten Punktes. Alle drei Bergsteiger galten als sehr erfahren: Göschl, 39 Jahre alt, hatte sieben Achttausender bestiegen, der 31-jährige Pakistaner Nisar Hussain fünf und der 30 Jahre alte Schweizer Cedric Hählen vier.

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Suche bisher erfolglos https://blogs.dw.com/abenteuersport/suche-bisher-erfolglos/ Wed, 14 Mar 2012 16:07:14 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=13633

Vermisst: Gerfried Göschl (l.) und Cedric Hählen

Der Aufstieg zweier pakistanischer Bergsteiger hat noch keinen Aufschluss über das Schicksal der drei vermissten Bergsteiger am Achttausender Gasherbrum I gebracht. Der spanische Bergsteiger Alex Txikon sagte den Machern der Internet-Seite „Karakorum Climbers News“ per Satellitentelefon, die beiden Pakistaner Shaheen Baig und Abbas seien wieder ins Basislager abgestiegen. Sie seien bei ihrer Suche bis Lager II auf 6200 Metern gelangt, hätten aber auf der Nordseite des Bergs keine Spur von dem seit Freitag verschollenen Trio ausmachen können. Die Angaben wurden inzwischen auf der Homepage des vermissten Österreichers Gerfried Göschl bestätigt.

Unkoordiniert und zu langsam?

„Karakorum Climbers News“ berichtet außerdem, das Wetter am Gasherbrum I sei heute nach Angaben von Alex „klar und schön“ gewesen. Dennoch sei bisher noch kein Rettungshubschrauber gelandet. In den vergangenen Tagen waren die beiden angeforderten Militär-Helikopter wegen der schlechten Witterung am Boden geblieben. Angeblich sollen sie jetzt am Donnerstag von Skardu aus starten. Auf der  Internetseite einer großen pakistanischen Zeitung wird kritisiert, dass Rettungsaktionen im Karakorum häufig unkoordiniert und langsam verliefen, weil sich zu viele verschiedene Stellen einmischten.

Der Österreicher Gerfried Göschl, der Schweizer Cedric Hählen und der Pakistaner Nisar Hussain waren am Freitag letztmals auf der Südseite des Bergs gesehen worden, 200 bis 250 Meter unterhalb des 8080 Meter hohen Gipfels. Seitdem fehlt jedes Lebenszeichen von ihnen. Sie hatten ursprünglich geplant, über die Normalroute auf der Nordseite abzusteigen.

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Sitzen sie das schlechte Wetter aus? https://blogs.dw.com/abenteuersport/sitzen-sie-das-schlechte-wetter-aus/ Tue, 13 Mar 2012 15:02:54 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=13559

Polnisches Lager III auf 7040 Metern

Und wieder ist die Sonne in Pakistan untergegangen – ein weiterer Tag ohne ein Lebenszeichen der Bergsteiger Gerfried Göschl (Österreich), Cedric Hählen (Schweiz) und Nisar Hussain (Pakistan) am Achttausender Gasherbrum I im Karakorum. Das Warten zehrt an den Nerven. Das wird auch an der Zahl der Leser-Kommentare auf Göschls Blog sichtbar, die beim letzten Artikel mit der Überschrift „Keine Spur von Nisar, Cedric und Gerfried“ die Hunderter-Marke überschritten hat. Während aus vielen Zuschriften große Sorge spricht, sehen erfahrene Bergsteiger noch lange keinen Grund, die Hoffnung aufzugeben.

Rettungshubschrauber noch am Boden

Auch am heutigen Dienstag konnten die beiden Militärhubschrauber, mit denen nach dem Bergsteiger-Trio gesucht werden soll, wegen des weiter unbeständigen Wetters nicht von Skardu aus abheben. Zum Rettungsteam gehört der Pakistaner Hassan Sadpara, der sechs Achttausender bestiegen hat, darunter 2011 auch den Mount Everest. Er sei sicher, dass die drei Bergsteiger noch lebten, sagte Hassan. Er glaube, das Trio sitze auf Höhe von Lager III in 7000 Metern das schlechte Wetter aus und werde dann über die Normalroute absteigen.

„Früher völlig normal“

Auch der Schweizer Spitzenbergsteiger Ueli Steck hält das für möglich. Er hat 2006 gemeinsam mit seinem jetzt vermissten Landsmann Cedric Hählen den Gasherbrum II bestiegen. „Sie werden ihr Zelt aufgestellt haben und in ihren Schlafsäcken liegen“, sagt Ueli. „Das ist zwar etwas mühsam, aber Hählen ist ein Kämpfer.“ Steck gibt zu bedenken, dass wir uns im Zeitalter der modernen Kommunikationsmittel daran gewöhnt hätten, ständig Kontakt halten zu können. „Früher war es völlig normal, ein paar Tage nichts von den Leuten am Berg zu hören.“ Es helfe nicht weiter, jetzt in Panik zu verfallen, meint Ueli. „Man muss jetzt einfach an ein gutes Ende glauben.“ Vielleicht steht es ja schon vor der Tür. Am Mittwoch soll das Wetter endlich aufklaren.

Achttausender-Sammler

Nisar Hussain

Nisar Hussain war der erste Bergsteiger Pakistans, der alle fünf Achttausender seines Heimatlandes bestieg: Gasherbrum II (1999), Broad Peak (2000), Gasherbrum I (2003), K 2 (2004), Nanga Parbat (2008). Der heute 31-Jährige verzichtete dabei stets auf Flaschen-Sauerstoff. Der 30 Jahre alte Schweizer Cedric Hählen hat vier Achttausender auf seinem Bergsteiger-Konto: K 2 (2004), Gasherbrum II (2006), Broad Peak (2009), Kangchendzönga (2011). Der Österreicher Gerfried Göschl stand bereits auf den Gipfeln von sieben Achttausendern: Cho Oyu (2002), Gasherbrum II (2003), Shisha Pangma (2005), Mount Everest (2005) Broad Peak (2007), Nanga Parbat (2009) und Gasherbrum I (2011) – auch er stets ohne Atemmaske.

 

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Noch immer kein Lebenszeichen https://blogs.dw.com/abenteuersport/noch-immer-kein-lebenszeichen/ Mon, 12 Mar 2012 10:26:34 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=13535

(Neue) Aufstiegsroute des Trios am G I

Die Sorge um den Österreicher Gerfried Göschl, den Schweizer Cedric Hählen und den Pakistaner Nisar Hussain wächst. Seit Freitag gibt es am Achttausender Gasherbrum I in Pakistan kein Lebenszeichen von dem Bergsteiger-Trio. Zuletzt waren die drei rund 250 Meter unterhalb des Gipfels gesehen worden. Ob sie den höchsten Punkt erreicht haben, wie geplant auf der anderen, also der Nordseite abgestiegen oder vielleicht doch über die Südseite, darüber kann nur spekuliert werden. Der Spanier Alex Txikon hat zwei Helikopter für eine Suchaktion angefordert. Wegen schlechten Wetters konnten sie am Sonntag nicht starten.

100 Höhenmeter pro Stunde

Derweil berichtet die von Artur Hajzer geleitete polnische Expedition auf ihrer Internetseite über Details des erfolgreichen Aufstiegs von Adam Bielecki und Janusz Golab am vergangenen Freitag. Danach waren die Bedingungen am Gipfeltag optimal: „nur“ minus 35 Grad Celsius, kaum Wind. Die beiden schafften 100 Höhenmeter in der Stunde und erreichten um 8.30 Uhr den Gipfel in 8080 Metern Höhe.

Die Freude über die erste Winterbesteigung des Gasherbrum I wird getrübt von der Ungewissheit über das Schicksal von Gerfried, Cedric und Nisar. Noch besteht Hoffnung. Die Bergsteiger sind sehr erfahren und durchaus in der Lage, auch mit extremen Verhältnissen klarzukommen. „Da die drei ja eine Überschreitung des Berges geplant hatten, haben sie genügend Material wie Essen, Brennpaste und ihr Zelt dabei. Das polnische Team hat auf dem Normalweg alle Zelte der einzelnen Lager stehen lassen und Esswaren sowie Brennpaste zurückgelassen“, heißt es im Blog von Cedric Hählen.

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