Gletscherspalte – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Lebensretter Schokolade https://blogs.dw.com/abenteuersport/lebensretter-schokolade/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/lebensretter-schokolade/#comments Wed, 15 Aug 2012 12:06:22 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16231

Sollte in keinem Rucksack fehlen

Ohne Schokolade ist das Leben nicht nur ärmer, sondern unter Umständen auch arm dran, weil kürzer als mit Schokolade. Der 70 Jahre alte Bergsteiger aus Schmidmühlen in Bayern, der – wie hier berichtet – gestern nach sechs Tagen aus einer Gletscherspalte in den Stubaier Alpen befreit worden war, hat jedenfalls auch deshalb überlebt, weil er eine Tafel Schokolade im Gepäck hatte. Die habe er nach seinem Missgeschick sofort rationiert, erzählte der rüstige Senior den Ärzten in der Innsbrucker Klinik. Sein Überlebensrezept: Jeden Tag ein Stückchen Schokolade, dazu ab und zu ein Schluck Gletscherwasser und eine große Portion Hoffnung.

34 Grad Körpertemperatur

Rettungsaktion am Schrankogels (l.)

Er habe gewartet und gedöst, sagte der Mann. Bloß nicht einschlafen und dann im Jenseits aufwachen! Der Mann war auf dem Längentalferner durch eine Schneebrücke gebrochen und in eine gut 15 Meter tiefe Spalte gestürzt. Auf einem kleinen Plateau kam er zum Liegen – mit leichten Hüftverletzungen. Drei deutsche Bergsteiger hörten schließlich seine Hilfeschreie und alarmierten die Rettungskräfte. Als sie den Bergwanderer ans Tageslicht zogen, hatte er eine Körpertemperatur von 34 Grad. „Dem geht’s gut“, fasste ein Sprecher des Innsbrucker Krankenhauses den Zustand des 70-Jährigen zusammen. Sicher kam ihm in der Notsituation auch seine große Erfahrung zugute. Er gehe seit Jahrzehnten in die Berge, meist allein, sagte der Mann, der deshalb auch sicher wusste, dass Schokolade im Rucksack nicht fehlen sollte.

Bitte eine Halbe Radler!

Denn diese köstliche Süßigkeit spendet nicht nur Kalorien und Zucker, sondern hellt auch die Stimmung auf und schützt Herz und Kreislauf. Natürlich gilt das nur, wenn die Schokolade in Maßen genossen wird. Das Haar in der Schoko-Suppe ist ihre Qualität als Zahnkiller. Aber die vernachlässigen wir in dieser Stunde, da die Schokolade wieder einmal ein Leben gerettet hat. Der 70-Jährige erwies sich auch in anderer Sicht nicht gerade als Kostverächter. Auf die Frage nach seinem ersten Wunsch antwortete der Bayer: „Am liebsten wäre mir jetzt eine Halbe Radler.“ Prost!

]]>
https://blogs.dw.com/abenteuersport/lebensretter-schokolade/feed/ 1
Eine gute Nachricht https://blogs.dw.com/abenteuersport/eine-gute-nachricht/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/eine-gute-nachricht/#comments Tue, 14 Aug 2012 14:50:26 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=16213

Rettung aus der Spalte am Schrankogel

Ente oder Sensation? Wie auch immer – eine gute Nachricht, denn der Mann lebt: Ein etwa 70 Jahre alter deutscher Bergwanderer wurde heute in den Stubaier Alpen aus einer Gletscherspalte geborgen: unterkühlt, erschöpft, aber nur leicht verletzt. Andere Bergsteiger hatten seine Hilfeschreie gehört und die Rettungskräfte alarmiert. Mit einem Hubschrauber wurde der Mann in die Universitätsklinik Innsbruck geflogen. Er soll – höre und staune – fast eine Woche lang (!) in der Spalte überlebt haben.

Schneebrücke eingestürzt?

Der ältere Herr sagte, er sei vor sechs Tagen alleine vom Westfalenhaus aufgebrochen, um über den Längentaler Ferner zur Amberger Hütte zu wandern. In ersten Berichten heißt es, in etwa 3000 Meter Höhe unterhalb des Schrankogels habe offenbar eine Schneebrücke unter dem Gewicht des Mannes nachgegeben und er sei in die Spalte gestürzt. Er habe wohl keine Steigeisen getragen.

Kalt und nass

Der Mann habe etwa zehn bis 15 Meter tief in der Spalte gesteckt und auf einer „Art Platte“ ausgeharrt, sagte Einsatzleiter Franz Santer. Die Stelle sei zwar windgeschützt gewesen, aber kalt und nass. „Es ist eine Sensation, dort eine Woche zu überleben.“ Ob der Bergsteiger Proviant bei sich hatte, ist noch offen. Das soll die weitere Befragung des Geretteten im Krankenhaus klären. Ebenso die Frage, ob er tatsächlich sechs Tage im Eis festgesteckt hat – oder ob vielleicht sein Zeitempfinden durch die Kälte gelitten hat.

Nachtrag 15. August: Die Geschichte neigt sich deutlich in Richtung kleines Wunder. Der Hüttenwirt des Westfalenhauses bestätigte, dass der Mann am Mittwoch vergangener Woche um 7.30 Uhr aufgebrochen sei. Eine Vermisstenmeldung gab es offenkundig nicht. Schlimm eigentlich.

]]>
https://blogs.dw.com/abenteuersport/eine-gute-nachricht/feed/ 3
Steigung und Risiko gemäßigt https://blogs.dw.com/abenteuersport/steigung-und-risiko-gemasigt/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/steigung-und-risiko-gemasigt/#comments Tue, 27 Sep 2011 14:38:14 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=10501

Geplante Lager-Kette

Ich falle immer wieder darauf herein. „30 Prozent Steigung, wow!“, denke ich und male mir einen Winkel von 30 Grad aus. Quatsch! Eine 30-prozentige Steigung bedeutet, dass es auf 100 Metern in der Horizontale 30 Meter in die Höhe geht. Das entspricht aber nur einem Winkel von 16,7 Grad. Eine 100-prozentige Steigung heißt demzufolge 45 Grad aufwärts. Keine Angst, ihr seid nicht im Lexikon der populären Irrtümer gelandet. Ich will nur, dass ihr nachvollziehen könnt, wie steil oder nicht steil unsere Route auf den Putha Hiunchuli ist, die ich euch jetzt vorstellen werde.

Ausgezeichneter Kompromiss

„Ab einer Höhe von 21.000 Fuß (Anm. entspricht 6400 Metern) führt die Nordost-Wand, ein nur gemäßigt ansteigendes, riesiges Schnee- und Eisplateau, zum 23.750 Fuß (7238 Meter; nach heutiger genauer Messung 7246 Meter) hohen Gipfel.“ So beschrieb der Erstbesteiger des Putha Hiunchuli, Jimmy Roberts, den Weg zum höchsten Punkt. Für den Engländer, der eher ein Höhenwanderer als ein Kletterer war, gab die sanft ansteigende Route 1954 den Ausschlag zugunsten dieses Bergs. Eigentlich hatte Roberts den schwerer zugänglichen, 7751 Meter hohen Dhaulagiri II besteigen wollen. Der Putha Hiunchuli war – so der Pionier – „ein ausgezeichneter Kompromiss“.

Erst akklimatisieren

Wir werden der Route der Erstbesteiger durch die Nordost-Wand folgen. Das Basislager liegt auf etwa 4900 Metern. Dort fließt ein kleiner Gletscherbach entlang. Für Wasser ist also gesorgt. Geplant sind drei Hochlager auf etwa 5400 (Lager I), 6200 (II) und 6600 Metern (III). Im Idealfall steigen wir in einem ersten Vorstoß zum Lagerplatz I auf, richten ihn ein und kehren dann ins Basislager zurück. Beim zweiten Aufstieg übernachten wir in Lager I, richten den Platz für Lager II ein und steigen wieder ganz hinunter. Das dient der Akklimatisierung. Schließlich wird auf 7000 Metern der Sauerstoff nur noch mit 40 Prozent des Drucks in die Lungen gepresst wie auf Meereshöhe. Anders gesagt: die Luft ist verdammt dünn.

Sollten wir unsere Gipfelchance erhalten, werden wir in Lager I und II übernachten und dann zu Lager III aufsteigen. Dort verbringen wir nur die Nacht vor dem Gipfeltag. Bei der Rückkehr vom höchsten Punkt oder von wo auch immer bauen wir die Zelte ab und steigen direkt bis Lager II durch, am folgenden Tag bis ins Basislager.

Wenig Spalten

Die maximale Steigung der Route liegt bei etwa 35 Grad. Das entspricht 70 Prozent, was – wie wir gelernt haben – dramatischer klingt als es ist. Der gemäßigte Anstieg der Route sorgt dafür, dass die Lawinengefahr eher gering ausfällt – vorausgesetzt, es schneit nicht aus Kübeln. Aber in diesem Fall wäre ein Aufstieg ebenso ausgeschlossen wie bei starkem Wind.

Und wo wir schon einmal bei den Gefahren sind: Das Risiko, in einer Gletscherspalte zu verschwinden, erscheint überschaubar.

Expeditionsleiter Herbert Wolf zu den Risiken

Marc Faber, der im vergangenen Jahr den Gipfel erreichte, erzählte mir, er habe bei seinem Aufstieg keine einzige tiefe Spalte gesehen. Dennoch: Vorsicht ist nicht nur die Mutter der Porzellankiste, sondern auch der Vater des zerbrechlichen Bergsteiger-Lebens.

]]>
https://blogs.dw.com/abenteuersport/steigung-und-risiko-gemasigt/feed/ 7