Göttler – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Schwere Zeiten für Wetterexperten https://blogs.dw.com/abenteuersport/schwere-zeiten-fuer-wetterexperten/ Thu, 22 Jun 2017 18:45:12 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=36743

Charly Gabl

„Ich habe wieder ein paar graue Haare mehr bekommen“, sagt Karl, genannt Charly Gabl. „Es war schrecklich.“ Der weltbekannte Meteorologe aus Österreich meint die Wetterkapriolen am Mount Everest in der zurückliegenden Frühjahrssaison, die Vorhersagen so schwer machten wie selten zuvor. Wieder hat sich Charly zahlreiche Nächte um die Ohren geschlagen, um Topbergsteiger aus aller Welt zu beraten, die ihm fast bedingungslos vertrauen. „Das eine Computer-Modell zeigt in einer Woche über zweieinhalb Meter Neuschnee, das andere gar keinen Niederschlag. Welches soll man nehmen?“

Karl Gabl: Wetterkapriolen am Everest

Traditionelles Schönwetterfenster blieb aus

Hans Wenzl gehörte zu jenen, die den Mount Everest ohne Atemmaske bestiegen

In diesem Jahr habe es einfach keine einzige längere Schönwetterperiode am Everest gegeben, erzählte mir der inzwischen 70-Jährige, als ich ihn am vergangenen Wochenende auf der Messe „Outdoor“ in Friedrichshafen traf. „Normalerweise haben wir zwischen dem 15. und 25. Mai einige Tage hintereinander ohne Jetstream, mit relativ hohen Temperaturen und besten Bedingungen, diesmal nicht. Stattdessen immer wieder Cumuluswolken, in der Frühe Sonne, nachmittags wieder Schauer.“ Wie unberechenbar das Wetter in dieser Saison war, zeigte sich zum Beispiel am letzten Mai-Wochenende: Acht Bergsteiger brachen ohne Flaschensauerstoff Richtung Gipfel auf, nur drei von ihnen erreichten bei schlechteren Wetterbedingungen als vorhersagt den höchsten Punkt, ohne zur Atemmaske gegriffen zu haben.

Vater-Kinder-Verhältnis

Trotzdem sei er mit der Bilanz der von ihm betreuten Bergsteiger zufrieden, sagt Gabl. So habe der blinde österreichische Bergsteiger Andy Holzer auf dem Everest gestanden, der Deutsche David Göttler die Shishapangma-Südwand durchstiegen. „Tamara Lunger und Simone Moro waren insofern erfolgreich, dass sie die Kangchendzönga-Überschreitung nicht machen mussten, und wieder gesund zu Hause sind.“ Charly fiebert mit den Extrembergsteigern mit. „Das sind ja Freunde. Ich habe fast ein Vater-Kinder-Verhältnis zu ihnen. Ich kümmere mich um sie, freue mich, wenn sie Erfolg haben und gesund bleiben.“

Karl Gabl: Vater-Kinder-Verhältnis

Klimawandel lässt grüßen

Pakistanische Südseite des K 2

Auch in der Sommersaison an den Achttausendern Pakistans, die inzwischen begonnen hat, berät Gabl wieder einige Bergsteiger, unter anderem am K 2, dem zweithöchsten Berg der Erde. Müssen die Gipfelaspiranten im Karakorum – wie in den vergangenen Jahren – wieder mit hohen Temperaturen rechnen? „Ich glaube schon, dass sich die allgemein anerkannte Klimaerwärmung, die Donald Trump noch nicht mitbekommen hat, den Bergen und Gletschern zusetzt“, antwortet der Meteorologe. „Der Steinschlag hat zugenommen.“ Schon Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits hätten vor einigen Jahren bei ihren gescheiterten Versuchen auf der pakistanischen Seite des K 2 darauf hingewiesen, dass der Abruzzen-Sporn, eigentlich die Normalroute, lebensgefährlich geworden sei. Auch die als sicherer geltende Cesen-Route über den Südsüdostgrat „schießt im Sommer inzwischen aus allen Rohren. Da kommen große Steine und Eisschlag herunter. Die Klimaerwärmung macht vor keinem Gebirge der Welt halt.“

Karl Gabl: Klimawandel lässt grüßen

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Gipfelerfolge am Manaslu, Cho Oyu und Everest https://blogs.dw.com/abenteuersport/gipfelerfolge-am-manaslu-und-cho-oyu/ Wed, 11 May 2016 09:02:36 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=32611 Manaslu

Manaslu

It’s showtime im Himalaya. Nachdem alle Bergsteiger ihre Akklimatisierung an den Achttausendern abgeschlossen haben dürften, werden die ersten Gipfelerfolge vermeldet. Der Rumäne Horia Colibasanu und der Slowake Peter Hamor erreichten gestern über die Normalroute auf der Nordostseite den 8163 Meter hohen Gipfel des Manaslu – ohne Flaschensauerstoff und ohne Sherpa-Unterstützung. Dieser Aufstieg diente eigentlich nur der Akklimatisierung. Die beiden planen, den Berg ein zweites Mal zu besteigen, auf einer neuen „langen und schweren Route“ (Colibasanu) auf der Nordseite des Bergs.

Ohne Atemmaske

Nepalesische Südseite des Cho Oyu

Nepalesische Südseite des Cho Oyu

Auch vom Cho Oyu in Tibet werden die ersten Gipfelerfolge der Saison vermeldet. Laut dem Expeditionsveranstalter Summit Climb erreichten Lakpa Gelbu Sherpa und der US-Amerikaner David Roeske bereits am Sonntag ohne Flaschensauerstoff den 8188 Meter hohen Gipfel.

Erster Versuch abgebrochen

An der Shishapangma haben der Schweizer Ueli Steck und der Deutschen David Göttler ihren ersten Versuch, auf einer neuen Route durch die Südwand zu klettern, abgebrochen. „Wir sind zurück im Basislager. Das Wetter war nicht so, wie wir es erwartet hatten“, schreibt Ueli auf Facebook. „Die Saison ist noch nicht beendet. Wir sind immer noch motiviert und werden es weiterhin versuchen!“

Slowaken am Everest gerettet

Am Mount Everest zeichnen sich zwei kleine Wetterfenster für Gipfelversuche ab: zwischen dem 14. und 16. Mai sowie am 19. und 20. Mai. Mehrere Teams auf der Südseite wollen gleich die erste Chance nutzen. Derweil befinden sich die beiden slowakischen Bergsteiger Zoltan Pál und Vladimir Štrba wieder in Sicherheit. Das Duo war – wie berichtet – bei seinem Versuch, durch die schwierige Südwestwand zu klettern, von einer Lawine getroffen worden. Pál hatte sich dabei am Auge verletzt. Dem Rettungsteam gelang es, die beiden zurück nach Lager 2 zu bringen, von wo aus sie mit dem Hubschrauber nach Kathmandu ausgeflogen wurden.

Update 16 Uhr: Nach Angaben von Ang Tshering Sherpa, Präsident des nepalesischen Bergsteiger-Verbands NMA, erreichten heute neun Sherpas den Gipfel des Mount Everest. Sie gehörten zum Sherpa-Team verschiedener Veranstalter, das auf der nepalesischen Seite des Bergs bis zum höchsten Punkt Fixseile legte.

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Auf ein Neues am Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/auf-ein-neues-am-nanga-parbat/ Fri, 07 Mar 2014 23:31:54 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25465 Mackiewicz auf etwa 7200 Metern (© The North Face)

Tomek auf 7200 Metern (© The North Face)

Würde es einen Oscar für Hartnäckigkeit geben, die polnischen Bergsteiger am Nanga Parbat hätten ihn verdient. Seit über 80 Tagen harren Tomasz, genannt „Tomek“ Mackiewicz und seine Freunde bereits an dem Achttausender in Pakistan aus, immer noch fixiert auf ihr großes Ziel: die erste Winterbesteigung des 8125 Meter hohen Bergs. An diesem Wochenende steigen sie wieder auf. Am heutigen Samstag machen Pawel Dunaj und Michal Obrycki den Anfang – „um zu spuren und das Lager für Tomek auszugraben, der am Sonntag mit Jacek losgeht“, heißt es auf der Facebook-Seite der Expedition „Justice for all“. Tomek Mackiewicz und Jacek Teler sollen also offenbar beim vierten Versuch das Gipfelteam bilden.

„Wir bleiben!“

David am Mazeno-Grat (© The North Face)

David am Mazeno-Grat (© The North Face)

Die ersten drei waren erfolglos geblieben. Beim letzten hatte Tomek gemeinsam mit David Göttler – wie berichtet – immerhin den Mazeno-Grat erreicht und damit eine Höhe von 7200 Meter. David und seine italienischen Partner Simone Moro und Emilio Previtali hatten anschließend ihre Expedition beendet – und wie selbstverständlich gingen alle davon aus, dass auch Mackiewicz und Co. ihre Zelte abbrechen würden.  Doch weit gefehlt: „Wir bleiben!“, verkündeten die Polen. „Wir haben jede Menge Essen und Ausrüstung. Die Seile sind fixiert. Simone hat uns eine Menge toller Sachen zurückgelassen: Parmesan, Würstchen, Schlafsäcke. Wir haben ein Depot und ein Zelt in Lager drei, viel Kraft, ein weiteres Depot in Lager vier. Wir versuchen es weiter.“

Noch knapp zwei Wochen

Zäh sind sie – und stehen damit in der Tradition polnischer Höhenbergsteiger. Winterbergsteigen ist einfach ihr Ding. Neun der zwölf  Winter-Erstbesteigungen von Achttausendern gingen auf das Konto polnischer Expeditionen. An einer weiteren (Shishapangma) war mit Piotr Morawski ein Pole beteiligt. Er bildete 2005 ein Team mit Simone Moro. Lediglich am Makalu (Moro und Denis Urubko) und am Gasherbrum II (Moro, Urubko, Cory Richards) waren Teams ohne polnische Bergsteiger erfolgreich.  Viel Zeit bleibt Tomek und seinen Freunden am Nanga Parbat nicht mehr. In knapp zwei Wochen endet der Winter.

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Nanga-Parbat-Versuche und Everest-Gebühren https://blogs.dw.com/abenteuersport/nanga-parbat-versuche-und-everest-gebuehren/ Mon, 17 Feb 2014 15:09:53 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25315 Yoga im Basislager

Yoga im Basislager (© The North Face)

Der Nanga Parbat wehrt sich. Auch die zweiten Gipfelversuche auf der Rupal-Seite des Achttausenders in Pakistan blieben erfolglos. Der Italiener Simone Moro und sein deutscher Teampartner David Göttler stiegen in der vergangenen Woche (meiner Skiurlaubswoche in Osttirol) bis Lager drei auf 6800 Meter auf. „Aber das Wetter war wieder einmal nicht auf unserer Seite“, schreibt David auf Facebook. „Schneefall und null Sicht waren die Mischung, die uns diesmal umkehren ließen.“ Die beiden Polen Tomasz Mackiewicz und Pawel Dunaj hatten bereits vorher umgedreht. Das polnische Expeditionsteam harrt schon seit über acht Wochen am Nanga Parbat aus. Simone und David waren zur Jahreswende im Basislager eingetroffen, sind nun also auch schon gut sechs Wochen vor Ort. „Solange es auf dem Berg stürmt und ungefähr minus 50 Grad Celsius kalt ist, versuche ich die Körperspannung mit täglichen Yoga-Übungen aufrechtzuerhalten”, schreibt David aus dem Basislager.

Für die einen billiger, für die anderen teurer

Everest heute: Viel Verkehr auf der Normalroute

Viel Verkehr auf der Normalroute

Nepal hat derweil angekündigt, die Besteigungsgebühren für den Everest vom kommenden Jahr an zu verändern. Einzelne Bergsteiger zahlen nach Angaben des Tourismusministeriums in Kathmandu vom 1. Januar 2015 an für den Aufstieg über die Normalroute auf der Everest-Südseite in der Frühjahrssaison nur noch 11.000 statt wie bisher 25.000 US-Dollar. Teurer wird es dagegen für Gruppen. Schlossen sich bis dato sieben Bergsteiger zusammen, zahlte das Team insgesamt 70.000 Dollar. Ab 2015 werden nun siebenmal 11.000, also 77.000 Dollar fällig.

Wirklich gut für ernsthafte Kletterer?

„Die neuen Gebühren werden all die künstlich zusammengewürfelten Gruppen entmutigen, in denen die Expeditionsleiter nicht einmal jedes Mitglied kennen“, meint Tilakram Pandey vom Tourismusministerium. „Unterstützt werden die verantwortungsvollen und ernsthaften Kletterer.“ Der Schuss könnte jedoch auch nach hinten losgehen, etwa wenn sich unerfahrene Bergsteiger einen Bergführer nehmen und sich als Kleinteam deutlich preiswerter als bisher am höchsten Berg der Erde versuchen. An den anderen Achttausendern Nepals sinken die Gebühren für Solo-Bergsteiger von 5500 auf 1800 Dollar. 2013 waren die Einnahmen Nepals aus den Besteigungsgenehmigungen im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent gesunken. 

Free Solo

Nach so vielen Zahlen nun noch ein Video zum Entspannen (oder Verspannen): Der 29 Jahre alte US-Amerikaner Alex Honnold klettert in Mexiko free solo durch eine gut 750 Meter hohe, steile Felswand. „El sendero luminoso“ (Der leuchtende Pfad) gehört zu den schwierigsten Routen, die jemals ohne Seilsicherung gemeistert wurden.

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Gipfelversuche am Nanga Parbat https://blogs.dw.com/abenteuersport/gipfelversuche-am-nanga-parbat/ Fri, 07 Feb 2014 16:00:08 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25279 Simone Moro steigt auf (© The North Face)

Simone Moro steigt auf (© The North Face)

Es riecht ein wenig nach Gipfel. Auf der Rupalseite des Nanga Parbat haben das polnische und auch das italienisch-deutsche Expeditionsteam das Basislager verlassen. Ihr Ziel: der höchste Punkt auf 8125 Metern. Der Pole Tomasz Mackiewicz meldete sich aus Lager 2, einer Schneehöhle in 6100 Metern Höhe. „Heute war es schrecklich: Schneefall, kalt, windig“, berichtete Tomek per Funk an den Italiener Emilio Previtali im Basislager. Der Wind am Grat lasse aber offenbar nach. Für Anfang kommender Woche wird ruhiges Wetter erwartet, das einen Aufstieg zum Gipfel zulassen könnte.

„Sehr motiviert“

David Göttler in luftiger Höhe (© The North Face)

David in luftiger Höhe (© The North Face)

Auch der Italiener Simone Moro und sein deutscher Kletterpartner David Göttler sind zu ihrem ersten Gipfelversuch aufgebrochen. Die beiden erreichten heute Lager 1 auf 5100 Metern. Sie hatten bei ihrem letzten Aufstieg vor gut einer Woche ihr Lager 3 auf knapp 7000 Metern angelegt. „Das Gelände ist steil, ein Fehler würde fatal enden“, schrieb David anschließend auf Facebook . „Wir kletterten gleichmäßig, konzentrierten uns auf jeden Schritt. Wir erreichten einen Punkt, von dem aus wir den nächsten Abschnitt einsehen konnten. Es sah vielversprechend aus.“ In der Zwischenzeit hat es jedoch geschneit. Die Verhältnisse könnten sich gründlich verändert haben. „Wir sind aufgeregt und bereit, den Berg zu besteigen. Mal sehen, wie weit wir kommen“, schrieb David vor dem Aufbruch an alpin.de. „Wir sind sehr motiviert und hoffen, dass wir dieses Mal Glück haben.“

Auf Mummerys Spuren

Auf der Diamir-Seite des Bergs  akklimatisiert sich derweil der Italiener Daniele Nardi. Er hat sich vorgenommen, den Nanga Parbat im Alleingang zu besteigen, über die so genannte Mummery-Rippe. Der Brite Albert Frederick Mummery war 1895 beim ersten ernsthaften Versuch, einen Achttausender zu besteigen, verschollen geblieben. 1953 hatte der Österreicher Hermann Buhl erstmals den Gipfel des Nanga Parbat erreicht.  Bis heute hat der Achttausender alle Bergsteiger abgeschüttelt, die versuchten, ihn im Winter zu besteigen.

P.S. Ich verabschiede mich jetzt mal für eine gute Woche. Ich muss überprüfen, ob es in Osttirol wirklich so viel geschneit hat. 😉

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Glück gehabt https://blogs.dw.com/abenteuersport/nanga-parbat-diamir-rupal/ Mon, 06 Jan 2014 15:49:36 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=25023 Abstieg Richtung Basislager

Abstieg Richtung Basislager

Sein ungutes Gefühl hat Ralf Dujmovits nicht getrogen. Einen Tag nachdem er und sein polnischer Gefährte Darek Zaluski sich entschlossen hatten, ihre Winterexpedition auf der Diamir-Seite des Nanga Parbat abzubrechen, entkamen sie nur knapp einer Eislawine. Die beiden Bergsteiger hatten gerade ihr Lager 1 auf 4900 Metern unterhalb der Kinshofer-Route geräumt und befanden sich im Abstieg, als sich die Lawine löste. „Wir hatten solches Schwein!“, schreibt mir Ralf. Der 52-Jährige und Darek erreichten unversehrt das Basislager. Dujmovits hatte – wie berichtet – seinen Plan aufgegeben, den Nanga Parbat über die Messner-Route zu besteigen, weil ihm das Eisschlag-Risiko zu groß erschien.

Nardis weiter Versuch

Das Basislager auf der Diamir-Seite wird wohl nur etwa zwei Wochen lang verwaist bleiben. Dann will dort der Italiener Daniele Nardi einziehen. Der 37-Jährige aus der nahe Rom gelegenen Stadt Sezze will nach eigenen Worten versuchen, den Nanga Parbat solo und im Alpinstil über die Mummery-Rippe zu besteigen. Er habe den Expeditionsbeginn extra so spät gelegt, um nicht in eine Konkurrenzsituation mit den anderen Gruppen am Berg zu geraten, sagt Daniele: „Ich möchte nicht mit dem Hintergedanken klettern, den Berg hinaufzurennen. Das Wichtigste ist der Stil.“ Nardi hatte im vergangenen Winter mit der Französin Elisabeth Revol ein Zweierteam am Nanga Parbat gebildet. Sie waren bis auf eine Höhe von 6000 Metern gelangt.

Erste Nacht in Lager 1

Simone beim Anstieg zu Lager 1

Simone beim Anstieg zu Lager 1

Auf der Rupal-Seite sind der Italiener Simone Moro und der Deutsche David Göttler dabei, sich zu akklimatisieren. Die beiden stiegen nach Lager 1 auf, um dort erstmals auf 5100 Metern zu übernachten. Das polnische Team „Justice for all“, das als erste Expeditionsmannschaft in Pakistan eingetroffen war, hatte bereits am zweiten Weihnachtstag eine Höhe von 5500 Metern erreicht.

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Fruchtbare Zeit für Bergsteiger-Talente https://blogs.dw.com/abenteuersport/fruchtbare-zeit-fur-bergsteiger-talente/ Mon, 12 Nov 2012 13:43:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=17967

Expedkader 2012 auf Abschluss-Expedition

Ausbildung zum Extrembergsteiger. Das klingt schräg, hat aber eine inzwischen lange Tradition. Im nächsten Jahr feiern die Trainingsexpeditionen des Deutschen Alpenvereins ihren 30. Geburtstag. Gerade sind fünf junge Bergsteiger von ihrer fünfwöchigen Abschlussexpedition im Osten Tibets zurückgekehrt. Unter Leitung ihres Trainers David Göttler gelang ihnen die Erstbesteigung eines vorher namenlosen 5910 Meter hohen Bergs. Sie tauften ihn anschließend Melcyr Schan, „Vergessener Berg“.

Drei neue Routen

Der bis vor kurzem „vergessene Berg“

Am 16. Oktober stiegen Max Dünßer, Uli Steiner und Mirko Breckner gemeinsam mit Göttler erstmals zum Gipfel. „Die letzten drei Seillängen hatten es in sich“, berichtet David. „Wegen starker Eisglasuren auf dem Gipfelgrat mussten wir uns alle noch einmal stark konzentrieren.“ Später eröffneten Reinhard Hones, Dario Haselwarter und Mirko Breckner eine zweite, anspruchsvolle Route über den Ostgrat. Zwei Tage verbrachte das Trio in der Granitwand, ein „ziemlich ungemütliches Biwak“ inklusive. Schließlich erschlossen David Göttler und Reinhard Hones noch eine dritte Route.

Erstmals auch Frauen-Kader

Ausbildung in jedem Terrain

Die Expedition war der Abschluss einer bergsteigerischen Ausbildung, die sich über drei Jahre hinzog. 2010 hatten die Bewerber um einen der sechs Plätze im „DAV-Expedkader“ bei einem Sichtungscamp in Chamonix ihre Fähigkeiten am Fels und im Eis unter Beweis stellen müssen. Gesucht und schließlich gefunden wurden „begabte und begeisterte Nachwuchsalpinisten“ im Alter zwischen 15 und 22 Jahren. 

Seit 2011 gibt es erstmals auch einen Frauen-Expeditionskader. Die sechs jungen Bergsteigerinnen werden noch bis zum kommenden Jahr von Trainerin Dörte Pietron ausgebildet. Die 31 Jahre alte Bergführerin, die vor allem mit ihren Klettertouren an den legendären Granitfelsen Patagoniens für Aufsehen sorgte, hatte 2003 als einzige Frau den Sprung in die DAV-Expeditionsgruppe geschafft. Sie habe damals „wahnsinnig Motivation und Inspiration mitgenommen“, sagt Dörte.

Erfahrung schafft Erfahrung

David am Gipfel des 7000ers Nuptse

Das gilt auch für David Göttler, den Trainer des Männer-Tams, der 2003 zum DAV- Expedkader gehörte. „Wir fanden ein Umfeld von Gleichgesinnten voller Motivation und Tatendrang“, erinnert sich David, zu dessen Ausbildern damals auch Kletterstar Alexander Huber gehörte. „Sehr erfahrene Bergsteiger, die schon alle an unseren Traumzielen von Patagonien bis zum Himalaya unterwegs gewesen waren, nahmen uns an der Hand. Einen fruchtbareren Nährboden konnten wir uns nicht wünschen.“ Inzwischen ist David selbst ein erfahrener Profibergsteiger. Mehrfach war er mit Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits unterwegs, vier Achttausender hat er bereits bestiegen.

Wettbewerb füreinander

Der 34-Jährige hat die Zeit als Trainer des Exped-Kaders genossen. Unter den Teilnehmern habe es zwar Wettbewerb gegeben, „aber nicht gegen-, sondern füreinander, ein gegenseitiges Aufbauen und Lehren.“ Das Nachwuchskonzept sei wirklich vorbildlich, findet Göttler. „Junge Bergsteiger kommen zusammen, um eine sehr fruchtbare Zeit für ihr Bergsteiger-Sein zu erleben.“ Vielleicht steht ja auch den Mitgliedern der Gruppe, die jetzt dem „vergessenen Berg“ in Tibet einen Namen und eine Besteigungsgeschichte gab, eine Karriere an den höchsten Bergen der Welt bevor – ähnlich der von Ralf Dujmovits. Der Mann, der als erster Deutscher alle Achttausender bestieg, erzählt auch heute noch gerne von seiner „Initialzündung“ im Jahr 1985: einer Trainingsexpedition des Alpenvereins zum 6543 Meter hohen Shivling in Indien.

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Stopp, es reicht! https://blogs.dw.com/abenteuersport/stopp-es-reicht/ Mon, 29 Oct 2012 13:07:24 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=17677 Gerlinde Kaltenbrunner

Gerlinde in den Südtiroler Bergen

 „Schlimm, furchtbar, erschreckend, ein trauriger Anblick.“ Gerlinde Kaltenbrunner ist noch immer schockiert über das, was sie im vergangenen Frühjahr am Mount Everest gesehen hat: Hunderte von Bergsteigern, die in einer langen Reihe über die Lhotse-Flanke am Fixseil zum Everest-Südsattel aufstiegen. „Da sind so viele Leute unterwegs gewesen, die dort nichts verloren gehabt hätten. Die meisten mit Flaschensauerstoff, mit Sherpas, die ihre Lasten getragen haben. Einige hatten mit Sicherheit vorher noch nie Steigeisen angelegt.“ Dass am nächsten Tag auf der Südseite des höchsten Bergs der Erde im Gipfelbereich vier Menschen ums Leben kamen, hat Gerlinde nicht überrascht.

Taube Ohren 

Viel Verkehr auf der Normalroute

Eine Steigerung des Wahnsinns sei kaum noch möglich. „In Lager zwei haben wir eine Kanadierin gesehen, die sich mit den Steigeisen nicht ordentlich bewegen konnte. Wir haben noch zueinander gesagt: Wenn die weiter aufsteigt, kommt sie sicher nicht mehr herunter.“ Gerlinde und ihr Seilpartner David Göttler sollten Recht behalten. Die 33 Jahre alte Kanadierin Shriya Shah-Klorfine starb in der „Todeszone“, höhenkrank und völlig erschöpft. „Für meine Begriffe fehlt da wirklich der Respekt vor dem eigenen Leben, aber auch vor dem Berg und vor der Natur“, findet Gerlinde. Nach der Rückkehr nach Kathmandu hat sie nepalesischen Regierungsvertretern vorgeschlagen, künftig nur noch Bergsteiger für den Everest zuzulassen, die vorher schon einmal eigenständig einen anderen Achttausender bestiegen haben: „Da stößt man auf taube Ohren. Die sagen schon, man muss etwas machen. Aber sie sind nur an den Einnahmen interessiert und werden ganz bestimmt nicht die Zahl der Genehmigungen reduzieren.“ 

Gerlinde: Respekt vor dem Leben und dem Berg fehlt

„Everest wehrt sich“ 

Die Profibergsteiger könnten allenfalls an die Vernunft der Everest-Anwärter appellieren, sagt die 41 Jahre alte Österreicherin, die als erste Frau alle Achttausender ohne Flaschensauerstoff bestieg: „Dass sich die Leute endlich besinnen und sich Ziele aussuchen, die sie aus eigener Kraft schaffen können und nicht mit allen Mitteln.“ Vielleicht regle der Mount Everest das Problem aber auch selbst. Im Khumbu-Eisbruch habe es so viel Eisschlag, in der Lhotse-Flanke so viel Steinschlag gegeben wie niemals vor. „Das war für mich wirklich ein Zeichen, dass der Berg jetzt sagt: Stopp, es reicht!“ Gerlinde war in diesem Frühjahr in unmittelbarer Nachbarschaft des Everest mit David Göttler die erst sechste Besteigung des 7861 Meter hohen Nuptse gelungen. „Das war eine superschöne Expedition. Ein Berg knapp unter 8000 Meter, den deswegen kaum noch jemand kennt. Wir haben den ganzen Berg und die Route für uns gehabt, und das habe ich wirklich sehr genossen.“ 

Der Everest wehrt sich, glaubt Gerlinde

Klappe Nordwand, die dritte?

Gemeinsam unterwegs: Gerlinde und Ralf

Auch künftig wollen sich Gerlinde und ihr Ehemann Ralf Dujmovits eher anspruchsvollen Sechs- und Siebentausendern zuwenden. Doch das bedeutet nicht unbedingt, dass die Achttausender für alle Zeiten abgehakt sind. „Ich muss zugeben, dass die Kraft, die von diesen ganz hohen Bergen ausgeht, wirklich enorm ist“, räumt Gerlinde ein. Selbst der Mount Everest beschäftigt sie noch. Ein neuerlicher Aufstieg über eine der Normalrouten komme für sie wegen des Massenansturms nicht mehr in Frage, sagt Gerlinde. Doch der Plan, die Nordwand über die so genannte „Supercouloir“-Route zu durchsteigen, habe trotz zweier gescheiterter Anläufe noch nicht seinen Reiz verloren. „Die Everest-Nordwand ist noch immer genauso schön wie 2010 und 2005. Eine faszinierende Wand und eine beeindruckende Route, wo kein Mensch unterwegs ist. Diesen Traum habe ich immer noch im Kopf.“ Spruchreif sei das aber noch nicht.

Der Traum Everest-Nordwand ist noch immer in Gerlindes Kopf

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Nie mehr Everest – versprochen! https://blogs.dw.com/abenteuersport/nie-mehr-everest-%e2%80%93-versprochen/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/nie-mehr-everest-%e2%80%93-versprochen/#comments Mon, 21 May 2012 06:40:54 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=14785

Ralf am Everest-Südsattel

Ralf hat die Schublade Mount Everest für immer verschlossen. „Ich werde für alle Zukunft auf eine Besteigung des Everest ohne künstlichen Sauerstoff und ohne Sherpa-Unterstützung verzichten. Ich habe es Gerlinde versprochen“, schreibt Ralf Dujmovits auf seiner Internetseite. Seine Frau Gerlinde Kaltenbrunner räumt ein, dass sie über diesen Entschluss „unheimlich erleichtert“ sei. Zum dritten Mal nach 2005 und 2010 brach Ralf einen Versuch ab, den höchsten Berg der Erde ohne Atemmaske zu besteigen. Der erfolgreichste deutsche Höhenbergsteiger hatte den Gipfel des Mount Everest 1992 erreicht, dabei aber auf Flaschensauerstoff zurückgegriffen. Die anderen 13 Achttausender bestieg Ralf allesamt „oben ohne“. Zu gerne hätte der 50-Jährige diese Scharte noch ausgewetzt. Doch es sollte nicht sein. Dabei hatte es so gut ausgesehen.

Riesenglück gehabt

Ralf hat sich wie der Schweizer Ueli Steck und die chilenische Expedition den 18. Mai als Gipfeltag ausgeguckt. Bis hinauf zum Südsattel läuft alles wie am Schnürchen. Ralf fühlt sich fit, kommt schnell voran – und hat Riesenglück. Kurz nachdem er Lager 3 auf 7100 verlassen hat, wird der Platz von einer Eislawine getroffen. Zwei Sherpas werden schwer verletzt, 17 Zelte zerstört, „darunter auch das, in dem ich gerade noch geschlafen hatte. Ueli Steck hatte entschieden, dieses Mal von Lager II direkt zum Südsattel aufzusteigen und hatte sein Zelt in Lager III nicht genutzt. Auch sein Zelt wurde bei dem Eis-Lawinenabgang komplett zerstört. Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätte er in Lager III übernachtet.“

Sehr schwere Entscheidung

Zeltdorf am Südsattel

Auf dem Südsattel in 7950 Metern Höhe angekommen, baut Ralf sein Zelt auf und verabredet sich mit Ueli für Mitternacht, um gemeinsam (beide ohne Atemmaske) zum Gipfel aufzubrechen. Mit großem Getöse bereiten sich die Chilenen, die mit Flaschensauerstoff unterwegs sind, in der Nacht für den Aufstieg vor. Ralf horcht auf seinen Körper. Und der sendet ihm Warnsignale. „Kein Appetit auf gar nichts und ich bin unendlich müde.“ Eine Stunde vor dem geplanten Aufbruch geht Ralf zu Uelis Zelt und informiert den Schweizer darüber, dass er nicht mitkommen werde. „Eine Entscheidung, die mir sehr, sehr schwer gefallen ist. So knapp vor der letzten Etappe zum großen Ziel aufzugeben, kostet mich massive Überwindung“, gesteht Ralf. „Aber die Chance, hier auf diesen letzten Höhenmetern einen Fehler zu machen – und es braucht in dieser Höhe sehr viel Selbstkontrolle, um an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit unterwegs zu sein – ist zu groß und würde mit großer Wahrscheinlichkeit schwere Erfrierungen oder gar das Ende bedeuten.“

Gerne-Groß in Endlos-Kette

Schlange über Lager 3

Als Ralf vom Südsattel absteigt, traut er seinen Augen kaum: „Was ich sehe übertrifft alles, was ich in meinem 50-jährigen Leben bisher an sich unterordnendem Gerne-Groß gesehen habe. Ca. 200 Menschen wie auf einer Kette aufgereiht, viele ab Lager II oder III mit künstlichem Sauerstoff aufsteigend, alle vom gleichen Traum beseelt, einmal auf dem Everest zu stehen – koste es was es wolle. Dazwischen Sherpas, die den Sahibs ihre Lasten zum Südsattel tragen. Es ist grotesk. Als ich näher komme, werde ich von vielen gefragt: „Ralf – Summit?“ „Nein – zu müde gewesen“ sage ich zumeist und steige nachdenklich ab.“ (Letzteres erinnert mich doch sehr an meine Erlebnisse nach dem gescheiterten Gipfelversuch 2011 am Putha Hiunchuli.)

Der Altersweisheit gefolgt

In Lager zwei wartet Ralf auf Gerlinde und David, die, einem Gipfelerfolg im Gepäck, vom Nuptse zurückkehren. „Insgeheim hatte ich gehofft und gebetet, ihn dort anzutreffen“, schreibt Gerlinde. „Ich machte mir während unserer Besteigung am Nuptse immer wieder Gedanken, ob er wohl seine Erkältung tatsächlich komplett auskuriert hatte. Ich hoffte und vertraute darauf, dass Ralf die für ihn richtige Entscheidung treffen würde, wie er dies schon oft getan hatte.“ Am Ende erreicht das Trio gesund und munter das Basislager. Als Fazit zitiert Ralf  seinen Freund, den Künstler und Kabarettisten Jörg Kräuter: „Es ist ja auch eine Art Gipfelerfolg, der Altersweisheit zu folgen und zufrieden zu sein, sein Bestes gegeben und das Allerbeste behalten zu haben.“ Genau!

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https://blogs.dw.com/abenteuersport/nie-mehr-everest-%e2%80%93-versprochen/feed/ 2
Über ihnen nur der Himmel https://blogs.dw.com/abenteuersport/uber-ihnen-nur-der-himmel/ Sun, 20 May 2012 14:27:20 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=14741

David am Gipfel des Nuptse

Exklusiv, und doch so nahe am Trubel. Während sich auf den Normalrouten am Mount Everest die Gipfelanwärter stauten, haben Gerlinde Kaltenbrunner und David Göttler am Donnerstag (17. Mai) den 7861 Meter hohen Hauptgipfel des Nuptse erreicht. Außer ihnen war niemand an diesem formschönen Berg unterwegs, der zusammen mit Everest und Lhotse das berühmte „Hufeisen“ rund um das „Tal des Schweigens“ formt. „Dort oben am Nuptse-Gipfel, zusammen mit Gerlinde, bei absolut super Wetter, warm, kein Wind, auf diesem winzigen Punkt, ein Ausblick gefühlt über die ganze Welt!“, schwärmt David auf seiner Internetseite. „ Ein Moment, der alle Anstrengung vergessen lässt!“  Gerlinde und David gelang die erst sechste Besteigung des Nuptse-Hauptgipfels.

Auf Scotts Spuren

Ursprünglich hatten sie geplant, den höchsten Punkt gemeinsam mit Ralf Dujmovits über den noch nicht begangenen Ostgrat zu erreichen. Doch Ralfs Erkrankung und hohe Lawinengefahr bewog sie (wie berichtet), auf eine andere Route auszuweichen. Sie wählten den Weg über den Nordpfeiler, der im Herbst 1979 erstmals von einem Team um den Briten Doug Scott durchstiegen worden war. Auch Gerlindes Mann Ralf hatte 1996 mit Axel Schlönvogt über diese Route den Gipfel erreicht.

Gerlinde bärenstark

Gerlinde auf dem Nuptse (l. der Lhotse)

Felskletterei, dann Spurarbeit durch den Schnee – der Nuptse wurde Gerlinde und David nicht geschenkt. Wieder einmal erwies sich die Österreicherin, die als erste Frau alle 14 Achttausender ohne Flaschensauerstoff bestieg, als bärenstark. „Gerlinde ist hier unersetzlich. Generell muss ich an dieser Stelle sagen, es ist so einfach, entspannt und perfekt, mit ihr unterwegs zu sein“, berichtet David. Nach einem Biwak auf 7250 Metern stiegen sie am nächsten Morgen bei zunächst kaltem, aber sonnigem Wetter zum höchsten Punkt auf.  David machte seinen Emotionen Luft: „Ich lasse einen Schrei los, gefüllt mit Erleichterung, Freude, Glück, Dankbarkeit, packe alles rein! Er ist es, der Gipfel, rundherum nur Tiefe, über uns nur Himmel! Danke!“

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Blindflug https://blogs.dw.com/abenteuersport/blindflug/ Tue, 08 May 2012 16:56:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=14407

Richie "überleitert" eine Gletscherspalte

Dicke Luft in dünner. „Inzwischen ist die Stimmung bei den kommerziellen Anbietern und deren Sherpas im Basislager aufgrund der gefährlichen Gesamtsituation am Berg gereizt“, schreibt Richard Stihler vom Fuße des Mount Everest. „Heute hat ein großer Anbieter bereits aufgegeben, er wird seine Lager in diesen Tagen ohne Gipfelversuch abschlagen.“ Mein alter Kumpel vom Manaslu will in diesem Mai den höchsten Berg der Erde besteigen, seinen vierten Achttausender. Richie berichtet, die Route durch die Lhotse-Flanke habe in mehrtägiger Arbeit verlegt werden müssen, nachdem mehrere Bergsteiger in der ursprünglichen Spur durch Steinschlag verletzt worden seien.

Ins sichere Basislager gemogelt

Dass auch heute noch nicht jede Wetterprognose für den Everest wirklich zutrifft, erlebt Richie beim Versuch, mit seinem Sherpa Pasang bis zu Lager 3 auf 7300 Metern aufzusteigen: „Statt klarem Wetter schneit es stark, und der Wind wird zunehmend stärker.“ Auf einer Höhe von 6600 Metern beschließen die beiden umzukehren. Im dichten Nebel gerät der Abstieg durch den Khumbu-Eisbruch zum Blindflug. „Mit zwei Sherpas, die sich mir inzwischen angeschlossen haben, lege ich sämtliche auffindbaren Seile frei, wir sichern uns daran und mogeln uns Richtung rettendes Basislager“, erzählt Richie.

Raus aus der Mausefalle

David am Nuptse-Lagerplatz

Auch Gerlinde Kaltenbrunner und David Göttler geraten in den überraschenden Wetterumschwung. Eigentlich hatten sie in die Nuptse-Nordwand einsteigen wollen, nachdem sie auf 6900 Metern im Schutz eines Felsens ein paar Stunden geschlafen hatten. „Um 3.00 Uhr früh standen wir angezogen in voller Montur vorm Zelt. Es schneite ganz leise, ruhig und beständig dahin. Das durfte doch nicht wahr sein“, schreibt Gerlinde auf ihrer Homepage. „Würden wir hier länger zuwarten, würden wir in einer Mausefalle sitzen.“ Auch ihnen schlossen sich Sherpas an, die sich im Nebel verlaufen hatten. Mit GPS-Hilfe fanden sie den Weg zurück ins sichere Basislager. Dort erwartete sie Ralf (Dujmovits), dem es nach einer Nasennebenhöhlen-Entzündung wieder besser geht. Ralf will Gerlinde und David jedoch auch bei ihrem nächsten Anlauf zum Nuptse nicht begleiten, sondern versuchen, zum Everest-Südsattel auf 8000 Metern aufzusteigen. Der Mount Everest ist der einzige der 14 Achttausender, den der 50-Jährige mit Flaschensauerstoff bestieg. 1992 war das. Wenn alles passt, will Ralf es diesmal ohne Atemmaske schaffen.

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Russisch Roulette https://blogs.dw.com/abenteuersport/russisch-roulette/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/russisch-roulette/#comments Wed, 02 May 2012 13:21:05 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=14261

Gerlinde und Ralf (r.) in der Lhotse-Flanke, der Everest (l.) mit Windfahne

Nicht überall wirken die Berge (wie bei mir am vergangenen Wochenende) als Medizin. Ralf Dujmovits muss sein Projekt Nuptse-Ostgrat erst einmal hintenan stellen. „Es fehlt mir einfach Energie und Schubkraft“, schreibt der 50-Jährige. Eine Ärztin im Basislager diagnostizierte eine Nasennebenhöhlen-Entzündung und verordnete Ralf Antibiotika und sieben Tage Pause. „Also werde ich mich erst mal auskurieren und habe Gerlinde und David gebeten, bei nächstbester Gelegenheit alleine zum Nuptse aufzubrechen. Momentan würde ich eine echte Gefahr für die beiden und auch für mich selbst bedeuten.“

Frei geschmolzen

Steinschlag droht in der Nuptse-Nordwand

Mit seiner Ehefrau Gerlinde Kaltenbrunner und David Göttler war Ralf zuvor bis auf 7100 Meter aufgestiegen, um sich weiter zu akklimatisieren. „Nach einem sehr trockenen Winter im Everest-Gebiet sind die Flanken von Nuptse, Lhotse und Everest völlig ausgeapert (d.h. frei geschmolzen) und trocken. Blankeis und Steinschlag waren unsere ständigen Begleiter“, berichtet Ralf. Die ursprünglich geplante Aufstiegsroute durch die Nuptse-Nordwand hinauf zum Grat musste sich das Trio bereits aus dem Kopf schlagen: „Zu steinschlägig und damit zu gefährlich“. Die drei haben jedoch bereits eine Ausweichroute weiter rechts in der Wand ausgemacht. Ob Ralf noch einmal die Chance erhält aufzusteigen, steht wegen seiner Erkrankung vorerst in den Sternen.

Glück gehabt

Gerlinde im Khumbu-Eisbruch

Der Khumbu-Eisbruch, durch den alle Everest-, Lhotse- und Nuptse-Anwärter zunächst steigen müssen, befindet sich nach Ralfs Worten „in einem beängstigenden Zustand. An einigen Stellen, vor allem zum Ende des 700 m hohen Eis-Trümmerhaufens, hängen von der Westschulter des Everest haushohe Eisblöcke absturzbereit über der Aufstiegsroute.“ Das klingt nach Russisch Roulette spielen. So fühlte sich auch mein alter Kumpel vom Manaslu, Richard Stihler, der im Team mit dem Sherpa Pasang den Mount Everest besteigen will. „Pasang betet und wirft Reis, danach rennen wir so schnell es geht aus dem Gefahrenbereich“, schreibt Richie. Bis zu Lager 2 auf 6400 Meter sind die beiden aufgestiegen, um sich an die Höhe zu gewöhnen. „Während wir unseren zweiten Tag im Hochlager verbringen, rauscht eine riesige Lawine über den Eisbruch. Wie durch ein Wunder wurde nur eine Person verletzt“, berichtet der Architekt aus Lahr in Baden. „Erst im Abstieg sehen wir, dass es genau an der Stelle passiert war, an der wir tags zuvor mit viel Gottvertrauen durchgerast waren. Glück gehabt!“

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