Great Himalaya Trail – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Tödliche Flutwelle https://blogs.dw.com/abenteuersport/todliche-flutwelle/ Mon, 07 May 2012 19:18:33 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=14355

Auch das Vieh wurde weggeschwemmt

Die Katastrophe kam wie aus dem Nichts. Familien saßen nichtsahnend beim Picknick am Fluss Seti im Gebiet um den Achttausender Annapurna in Nepal, als die Schlamm- und Wassermassen heranschossen. Das Dorf Kharapani, rund 200 Kilometer westlich der Hauptstadt Kathmandu gelegen, wurde weggeschwemmt. 19 Tote haben die Rettungskräfte inzwischen geborgen, 45 Menschen werden noch vermisst, darunter drei Trekkingurlauber aus der Ukraine. Die Hoffnung, wenigstens einige von ihnen noch lebend zu finden, schwindet.

Regierungschef verspricht Soforthilfe

Kaum noch Hoffnung für die Vermissten

Ministerpräsident Baburam Bhattarai flog zum Unfallort. Der Regierungschef versprach den Familien, die Tote zu beklagen haben, eine Soforthilfe von 100.000 Rupies (umgerechnet 850 Euro). Dorfbewohner, die ihr Dach über dem Kopf verloren haben, sollen 25.000 Rupies (knapp 220 Euro) erhalten. Der Seti Khola gilt eigentlich als ruhiger Fluss, der geeignet ist, Kajakfahren zu lernen. Während des Monsuns schwillt er an und lockt dann auch erfahrene Rafter.

Was löste die Springflut aus? Im Quellgebiet hatte eine Lawine den Fluss angestaut. Als der natürliche Damm brach, walzte sich die Flutwelle talwärts – mit verheerender Wirkung.

Apa Sherpa mahnt Klimaschutz an

Das erinnert an Katastrophenszenarien, über die ich anlässlich von Apa Sherpas Wanderung über den Great Himalaya Trail berichtet hatte: Der Klimawandel hat riesige Gletscherseen entstehen lassen, deren natürliche Dämme zu brechen drohen. Apa, mit 21 Besteigungen Mount-Everest-Rekordhalter, hat inzwischen seine Trekkingtour beendet. 99 Tage hat der 52-Jährige (so schätzt Apa selbst sein Alter) für die 1555 Kilometer lange Strecke vom Westen in den Osten Nepals gebraucht. Mit der Wanderung wollte Apa auf die Gefahren des Klimawandels für die Bewohner des Himalaya aufmerksam machen. Nach seiner Rückkehr appellierte er an die internationale Gemeinschaft, die Regierung Nepals, die örtlichen Behörden und die Tourismusanbieter, zusammenzuarbeiten, um die Berge zu schützen. Das Unglück von Kharapani wirkt wie ein Ausrufezeichen hinter seinen Appell.

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Und täglich droht der Gletschersee https://blogs.dw.com/abenteuersport/und-taglich-droht-der-gletschersee/ Wed, 21 Mar 2012 13:32:12 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=13747

21 Mal bestieg Apa Sherpa den Mount Everest (l., mit Windfahne)

Klimawandel kann lebensgefährlich sein. Apa Sherpa weiß, wovon er spricht: „Ich hatte wirklich Glück, dass ich überlebt habe.“ 1985 war der Everest-Rekordbergsteiger noch Bauer in seinem Heimatdorf Thame im Khumbu, dem Gebiet um den höchsten Berg der Erde. Als Apa auf dem Kartoffelfeld arbeitete, brach das Inferno ohne Vorwarnung los. Sein Hof wurde von den Wassermassen weggeschwemmt. Der natürliche Wall eines Gletschersees war geborsten. „Wenn es nachts geschehen wäre, hätte uns die Flut fortgerissen.“ Mehr als 2300 Gletscherseen gibt es im Himalaya, rund 50 werden von Experten derzeit als gefährlich eingestuft. Der Treibhaus-Effekt hat das Problem verschärft, die Gletscher schmelzen munter vor sich hin.

Frost vernichtet Tee-Ernte

Apa und Dawa Steven Sherpa haben inzwischen das „Bergfest“, also die Hälfte ihrer auf 120 Tage geplanten Trekkingtour auf dem „Great Himalaya Trail“ vom Osten in den Westen Nepals hinter sich. Seit gut zwei Monaten sind die beiden unterwegs, um nicht nur zu wandern, sondern auch auf die Gefährdung des Himalaya durch den Klimawandel aufmerksam zu machen. „Die Menschen in den Dörfern erzählen, dass es im Winter kälter und im Sommer wärmer geworden ist. Vor allem die Kälte bereitet ihnen Sorge“, berichtet Apa. So habe der ungewöhnliche Frost im östlich gelegenen Gebiet Ilam eine komplette Tee-Ernte vernichtet.

Klimawandel trifft vor allem die Armen

Der Tsho Rolpa-Gletschersee ist einer der größten und gefährlichsten im Himalaya

Wo immer Apa und Dawa Steven auftauchen, versammeln sich die Einheimischen, um die prominenten Sherpas gebührend zu empfangen. Die beiden werden nicht müde, auf die großen Herausforderungen hinzuweisen, vor die der Klimawandel vor allem die armen Menschen Nepals stellt: Wer kontrolliert den Wasserstand der gefährdeten Gletscherseen? Wer schlägt Alarm? Wohin sollen die dort lebenden und arbeitenden Menschen umsiedeln?

Umweltminister Hem Raj Tater sicherte bei einem Treffen in Beni nahe dem Achttausender Dhaulagiri zu, das Thema Klimawandel werde auf der Tagesordnung der Regierung in Kathmandu bleiben.

Mehr blanker Fels am Everest

Auch am Mount Everest hat die Erderwärmung schon deutliche Spuren hinterlassen. „Als ich den Berg 1989 erstmals bestieg, lag dort überwiegend Schnee und Eis. Heute kommt immer mehr blanker Fels durch“, erzählt der (wahrscheinlich, so genau lässt sich das nicht sagen) 52 Jahre alte Apa, der in seiner 2011 beendeten Bergsteigerkarriere 21 Mal den höchsten Punkt der Erde erreicht hatte. „Das Klettern ist gefährlicher geworden. Du kannst leichter ausrutschen, wenn du mit Steigeisen über Felsplatten läufst. Auch die Steinschlag-Gefahr ist größer geworden.“

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