Großglockner – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 193er-Seilschaft https://blogs.dw.com/abenteuersport/193er-seilschaft/ Sun, 15 Sep 2013 16:03:25 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=23217

Lange Schlange auf dem Ködnitzkees

Die Wolken hingen tief, es war kühl. Nicht gerade das ideale Wetter, um auch Neugierige oder Spontane dazu zu verleiten, zum über 3000 Meter hohen Ködnitzkees auf der Kalser Seite des Großglockners aufzusteigen. Dort sollte gestern – wie hier berichtet – die „längste Seilschaft der Welt“ gebildet werden. Ein Notar beurkundete die Teilnehmerzahl, damit die Aktion im Erfolgsfall im Guinness-Buch der Rekorde landet. Trotz des widrigen Wetters kam eine 600 Meter lange Seilschaft aus 193 Bergfreunden zusammen. „Die Übung ist gelungen“, sagte Peter Ladstätter, Bezirksleiter der Bergrettung Tirol, der die Veranstaltung organisiert hatte.

Längere Seilschaft am Tegelberg

Ob das für einen Eintrag ins Guinness-Buch reicht, bleibt abzuwarten. Die Organisatoren sprachen hinterher zwar immer noch von der „längsten Seilschaft der Welt“, setzten jedoch hinzu „auf einem Gletscher über 3000 Meter Höhe“. Im Oktober 2012 hatten rund 400 Mitarbeiter eines Schweizer Outdoor-Ausrüsters zum 150-Jahr-Jubiläum des Unternehmens auf dem Grat des (nicht vergletscherten, 1881 Meter hohen) Tegelbergs in Bayern eine Seilschaft von einem Kilometer Länge gebildet. Ein Notar war damals jedoch wohl nicht zugegen.

Immer anseilen!

Treffpunkt Stüdlhütte

Rekord hin oder her, den Organisatoren in Osttirol ging es ja auch nicht in erster Linie um eine neue Bestmarke. Mit ihrer Aktion wollten Bergretter, Bergführer, Alpinpolizisten und das Alpinkompetenzzentrum Osttirol vor allem darauf aufmerksam machen, dass sich Bergsteiger auf Gletschern grundsätzlich anseilen sollten. Viele Spaltenstürze könnten so glimpflich ausgehen.

 

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Nie ohne Seil aufs Eis https://blogs.dw.com/abenteuersport/laengste-seilschaft-der-welt/ Thu, 12 Sep 2013 09:24:49 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=23145

Erst anseilen, dann losstapfen

Die längste Seilschaft der Welt. Das ist das Ziel einer Aktion am Großglockner, die, wenn alles klappt, im Guinness-Buch der Rekorde landen wird. Auf dem Ködnitzkees, dem auf der Kalser Seite gelegenen Gletscher unterhalb des höchsten Gipfels Österreichs, werden Mitglieder der Osttiroler Bergrettung am Samstag um 14 Uhr so viele Menschen wie möglich aneinander seilen. Jeder kann mitmachen, vorausgesetzt er trägt vernünftige Bergschuhe und einen Klettergurt mit Karabiner. Ein Notar wird im Auftrag der Guinness-Buch-Rekordwächter die Teilnehmer zählen. Anschließend ist noch eine Performance des Künstlers Dieter Remler geplant, die unter dem Motto steht: „Frei wie ein Adler mit dem Verstand eines Menschen.“ Die Aktion ist nur eine von mehreren an diesem Wochenende in Osttirol, das ganz im Zeichen der Sicherheit am Berg steht. Ich habe Kontakt zu Peter Ladstätter aufgenommen, dem Bezirksleiter der Bergrettung Osttirol. Er hat die Aktion auf dem Ködnitzkees organisiert.

Peter, worauf wollt ihr mit der geplanten längsten Seilschaft der Welt hinweisen?

Die Kernbotschaft, die wir hier transportieren möchten, lautet: Es muss Standard sein, Gletscher nur angeseilt zu betreten oder angeseilt zu überqueren. Viele wissen leider nicht, dass Gletschereis immer in Bewegung ist und daher auch die Spalten wandern“. Immer wieder kommt es zu Spaltenstürzen, die nur angeseilt glimpflich – meist sogar unverletzt – enden. Ein tödlich geendeter Spaltensturz aus dem letzten Jahr hat uns auf die Idee gebracht, in dieser Richtung eine präventive Aktion zu setzen, um die Bergsteiger noch mehr für alpine Gefahren zu sensibilisieren. Übrigens ist meiner Meinung nach nicht der Berg gefährlich, sondern der Mensch, der Sicherheitsstandards zu wenig bis gar nicht berücksichtigt.

Beobachtet ihr als Bergretter vermehrt eine „Seilmüdigkeit“, die zu eigentlich vermeidbaren Unfällen führt?

Hier soll sich die Rekord-Seilschaft bilden

Es geht nicht alleine um die Bergrettung, sondern um alle alpinkompetenten Organisationen, die hier ihre Möglichkeiten (Netzwerke und Know-how) nützen müssen, um möglichst alle Bergsteiger und Wanderer zu erreichen. 83 Bergtote alleine in Tirol (Anm. inklusive Südtirol) in diesem Jahr sprechen wohl eine deutliche Sprache. Die Technik und die Ausrüstung haben in den letzten Jahren Riesenfortschritte gemacht und ermöglichen uns, weit über unsere persönlichen Leistungsgrenzen hinauszugehen. Wenn Ausrüstung, Technik und Wissen richtig aufeinander abgestimmt sind, steht einem wunderbaren, aber vor allem sicheren Bergerlebnis nichts mehr im Weg.

Es gibt auch tödliche Abstürze ganzer Seilschaften (wie unlängst am Langkofel im Grödner Tal), deren Ausmaß geringer wäre, wenn nicht angeseilt worden wäre. Wann soll man anseilen, wann nicht?

Tödliche Abstürze ganzer Seilschaften sind die absolute Ausnahme und haben meist andere Fehlerquellen wie z. B. Überschreitung einer Wechte oder Auslösen eines Schneebretts nach Neuschnee. Wir dürfen hier nicht den Fehler machen zu glauben, dass jeder Unfall vermeidbar ist. Es wird nach wie vor tödlich endende Bergunfälle geben, nur müssen wir alles daran setzen, die Bergsteiger und Wanderer bestmöglich zu informieren und für alpine Gefahren zu sensibilisieren. Es freut mich persönlich sehr zu beobachten, dass es wieder mehr Menschen in die Natur zieht, um dort Kraft zu tanken. „Menschen, die die Berge lieben, widerspiegeln Sonnenlicht, jene die im Tal geblieben, kennen ihre Sprache nicht.“

P.S. Wenn ihr hier klickt, findet ihr das Wochenend-Programms zur Sicherheit am Berg. Veranstalter sind neben dem Aktionskünstler Dieter Remler und der Bergrettung Tirol auch die Osttiroler Bergführer, die Alpinpolizei und das Alpinkompetenzzentrum Osttirol.

 

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Oh wie wohl tut Osttirol https://blogs.dw.com/abenteuersport/oh-wie-wohl-tut-osttirol/ https://blogs.dw.com/abenteuersport/oh-wie-wohl-tut-osttirol/#comments Sat, 11 Feb 2012 17:36:56 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=13125 [See image gallery at blogs.dw.com]

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Wie ich den Großglockner nicht bestieg https://blogs.dw.com/abenteuersport/wie-ich-den-grosglockner-nicht-bestieg/ Mon, 10 Jan 2011 20:32:03 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2011/01/10/wie-ich-den-grosglockner-nicht-bestieg/ „Es gibt viele Wege zu Gott, einer davon führt über die Berge“, steht auf der Gedenktafel, die direkt neben der Kirche in Kals in Osttirol an die Bergsteiger erinnert, die ihr Leben am Großglockner verloren haben. Mehr als 150 Namen sind dort eingraviert. Eigentlich vergleichsweise wenig, bedenkt man, dass Jahr für Jahr bis zu 5000 Menschen auf dem 3798 Meter hohen Gipfel stehen, an „guten“ Tagen (mit Aussicht) in Schlange. Mir war das bei meinem bisher einzigen Versuch nicht vergönnt. 2002, im Internationen Jahr der Berge, hatte ich mir unter anderem vorgenommen, innerhalb weniger Tage die Prestigeberge Österreichs zu erklimmen, den Großvenediger und den Großglockner, beide im Nationalpark Hohe Tauern gelegen, nur etwa 30 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt.


Im Morgengrauen auf den Großvenediger

Von der Traum- zur Fast-Alptraum-Tour

Teil eins, eine Mondscheintour zum Venediger, gelang perfekt. Keine Wolke zeigte sich am Himmel, als ich als Mitglied einer kleinen Gruppe, angeführt von einem erfahrenen Bergführer, kurz nach Sonnenaufgang den höchsten Punkt auf 3666 Metern erreichte. Noch am gleichen Tag fuhr ich hinüber nach Kals zu Füßen des Großglockner. Am nächsten Morgen stieg ich zur Stüdlhütte auf 2801 Metern auf. Dort traf ich einen Bergführer und eine dreiköpfige Familie aus Niedersachsen, die ebenfalls „Seine Majestät“, den Glockner, besteigen wollte. Als wir über das Ködnitzkees, einen spaltendurchsetzten Gletscher, zur 3454 Meter hohen Erzherzog-Johann-Hütte (auch Adlersruhe genannt) aufstiegen, schien die Sonne ihre glänzende Laune immer noch nicht verloren zu haben. Die Hütte war gut gefüllt, die Stimmung auf der höchstgelegenen Schlafstatt Österreichs gelöst. Die Bergführer sangen das Glocknerlied, ihre Kunden genossen die Bergromantik. Lediglich der Hüttenwirt wollte sich der allgemeinen Euphorie nicht anschließen, sondern warnte vor einem bevorstehenden Wettersturz. Er sollte Recht behalten.

Kälte, Wind, Wolken

Als wir früh am nächsten Morgen aufbrechen wollten, herrschte mitten im Sommer Winter: Über Nacht waren 30 Zentimeter Neuschnee gefallen. Das Thermometer zeigte minus fünf Grad Celsius, ein starker Wind blies, der Berg steckte in Wolken, die Sichtweite lag unter 100 Metern. Unser Bergführer meinte, wir könnten den Gipfel trotz des Wetterumschwungs erreichen. Ich legte die Steigeisen an und reihte mich als Letzter einer Vierergruppe ein. Vor mir gingen der Bergführer, dahinter aus der niedersächsischen Familie ein zwölfjähriger Junge und sein Stiefvater. Die Mutter des Jungen hatte es vorgezogen, in der Hütte auf uns zu warten. Eine weise Entscheidung, wie sich bald herausstellte. Bei eiskaltem, schneidigem Wind quälten wir uns über das bis zu 35 Grad steile Schneefeld des Glocknerleitl.


An solchen Tagen kann es sich am Gipfel des Großglockner stauen

Turnschuhe und Fahrradhandschuhe

Als wir mit unseren Steigeisen über vereiste Felsblöcke dem Kleinglockner, dem Vorgipfel des Großglockner, weiter entgegenklettern wollten, sackte der Junge plötzlich in sich zusammen. Als ich aufschloss, traute ich meinen Augen nicht: Der Junge trug statt Bergschuhen einfache Turnschuhe, an denen die Steigeisen natürlich nicht vernünftig hielten. Seine Hände steckten in dünnen Fahrrad-Handschuhen. Der Zwölfjährige zitterte vor Kälte, seine Lippen waren blau gefärbt. Der Stiefvater redete ununterbrochen auf ihn ein: „Es ist doch nicht mehr weit. Das schaffst du schon. Du willst doch nicht so kurz vor dem Gipfel aufgeben.“ Der Bergführer stand schweigend dabei. Da platzte mir der Kragen. Ich machte den beiden klar, dass ich es für unverantwortlich hielte, mit dem Jungen bei diesen Verhältnissen auch nur einen Meter weiter aufzusteigen. „Ja, vielleicht sollten wir wirklich umkehren“, lenkte der Bergführer ein. Der Stiefvater blieb zunächst uneinsichtig, realisierte aber, dass er am kürzeren Hebel saß.

Krass unterschätzt

Wir stiegen ab, erst zur Adlersruhe, dann hinunter zur Stüdlhütte. Als wir dort eintrafen, steckte der Gipfel immer noch in einer dichten Wolke. „Wir hätten es doch versuchen sollen“, beharrte der Stiefvater des Jungen immer noch. Ich schüttelte fassungslos den Kopf. Wie konnte er das Leben seines Kindes so leichtfertig aufs Spiel setzen? Bis heute kann ich jedoch ebenso wenig verstehen, wie der Bergführer zulassen konnte, dass der so kärglich ausgerüstete Junge mit zum Gipfelversuch startete.
„Der Berg wird von zahlreichen Bergsteigern krass unterschätzt“, heißt es in einer Broschüre über den Großglockner, die ich jetzt während unseres Skiurlaubs in Osttirol in die Finger bekam. Und über Wetterstürze steht dort: „Der Schwierigkeitsgrad auf den Felsanstiegen erhöht sich schlagartig.“ Erst im vergangenen November bewahrheitete sich das wieder dramatisch. Drei polnische Bergsteiger konnten nach einem Wettersturz nur noch tot geborgen werden. Sie waren erfroren. Auch ihre Namen werden wohl bald auf der Kalser Gedenktafel zu lesen sein. „Es gibt viele Wege zu Gott, einer führt über die Berge.“

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Einwinterung https://blogs.dw.com/abenteuersport/einwinterung/ Fri, 07 Jan 2011 16:23:04 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport2/2011/01/07/einwinterung/ Köln hat sein Karnevalskostüm wieder abgelegt – vorerst jedenfalls. Vor dem Beginn des Narrenjahres 11 im zweiten Jahrtausend hatte sich die Stadt als Wintersportort verkleidet. 30 Zentimeter Schnee in der Rheinebene, dazu eisige Temperaturen.


Schneehaube in Colonia

Wie überzeugend die Maskerade gelungen war, erlebten wir nach den Weihnachtsfeiertagen beim Skiurlaub in den Osttiroler Alpen: An unserem sehr gemütlichen Bauernhof in Huben nahe Matrei, immerhin auf gut 800 Metern gelegen, türmte sich der Schnee bei weitem nicht so hoch wie in der Domstadt, 50 Meter über dem Meeresspiegel. Und während wir in Köln doch tatsächlich an Heiligabend die Schneeketten aufgezogen hatten, konnten wir in Österreich komplett auf sie verzichten.

Kaiserwetter

Doch auf den umliegenden Bergen hatten Frau Holle und ihre Kanonen ausreichend weiße Pracht rieseln lassen. So sausten wir acht Tage lang ausgiebig auf unseren Brettern in Matrei, Lienz oder St. Jakob im Defereggental talwärts – und das stets bei angenehmen Temperaturen, ohne den für Osttirol so typischen Nordwind. Mehr als einmal trällerte ich, ungefähr bei Tempo 60, Wolfgang Ambros’ Klassiker „Skifoan“ vor mich hin: „Und wenn der Schnee staubt, und wenn die Sonn’ scheint, dann hoab i alles Glück in mir vereint …“.


Den Glockner im Blick

Kaiserwetter – und seine Majestät, der 3798 Meter hohe Großglockner, verzog nicht einmal eine Miene. Mit dem höchsten Berg Österreichs verbinde ich wegen eines gescheiterten Besteigungsversuchs (die Geschichte erzähle ich euch ein andermal) durchaus zwiespältige Gefühle, doch sein Anblick begeistert mich immer wieder aufs Neue.

Hinternheizung

Zur Jahreswende wurde es dann aber doch noch einmal richtig eisig. Auf minus 14 Grad fiel das Quecksilber. Da lernt man die Sessellift-Heizung unter dem Allerwertesten, eigentlich ja ein Ausbund an Dekadenz, wirklich schätzen. Ehe Zehen und Fingerspitzen endgültig zu Gefrierwürsten mutierten, beendeten wir den Skitag vorzeitig und ließen die eine oder andere zünftige Schlittenfahrt folgen. Denn merke: Bergauf steigen wärmt mehr als Lift fahren.


Schlittengaudi

Gläserner Skifahrer

Und dazu sabotieren Rodelpartien auf einfachen Forstwegen die elektronische Überwachung des Wintersportlers. Auf den Skipisten ist er nämlich inzwischen nahezu gläsern. Im Internet konnten wir nach Eingabe unserer Skipass-Nummer genau nachvollziehen, wann wir mit welchem Lift gefahren, wie viel Höhenmeter und Pistenkilometer wir hinter uns gebracht hatten. Der waagerechte Balken auf der Zeitleiste dokumentierte unsere Einkehr in die Hütte. Wie viele Germknödel wir dort verzehrten, war noch nicht dokumentiert. Aber auch das dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein. Insgesamt raste ich laut Internet-Dokumentation an den acht Skitagen 70.653 Höhenmeter hinunter, macht jeden Tag ziemlich genau einmal den Mount Everest vom Gipfel bis zur Meereshöhe. So beeindruckend kann Unsinn klingen. Aber Spaß hat es trotzdem gemacht.

Ende der weißen Pracht

Inzwischen sind wir an den Rhein zurückgekehrt. Schnee und Eis schmolzen innerhalb von zwei Tagen fast völlig weg. Eine neue „Einwinterung“ sei vorerst nicht zu erwarten, erklärte uns heute ein Wetterexperte im Radio. Den Begriff muss ich mir merken. Damit ich ihn sofort wieder auspacken kann, wenn Köln sich wieder verkleidet.

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