Heinz Zak – Abenteuer Sport https://blogs.dw.com/abenteuersport Blog über Expeditionen und Grenzerfahrungen Wed, 06 Mar 2019 10:38:57 +0000 de-DE hourly 1 Ondras „Dawn Wall“-Coup: „Genial“ https://blogs.dw.com/abenteuersport/ondras-dawn-wall-coup-genial/ Wed, 23 Nov 2016 14:38:41 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=34287 Adam Ondra bejubelt seinen Erfolg

Adam Ondra bejubelt seinen Erfolg

Was für ein Teufelskerl! Adam Ondra hat die Route „Dawn Wall“ im Granit des El Capitan in nur acht Tagen frei geklettert, sich also bloß mit Händen und Füßen durch die meist senkrechte, teilweise überhängende Wand bewegt und technische Hilfmittel wie Seile oder Klemmkeile nur genutzt, um sich zu sichern. Dem 23 Jahre alten Tschechen gelang damit die erst zweite freie Begehung der Felsroute, die als die schwierigste der Welt gilt. Anfang 2015 hatten die beiden US-Amerikaner Tommy Caldwell und Kevin Jorgeson die „Dawn Wall“ nach 19 Tagen in der rund 900 Meter hohen Wand erstmals „befreit“, ein Meilenstein der Klettergeschichte. Mehr als sieben Jahre hatten sie sich darauf vorbereitet. Ondra hielt sich gerade einmal zweieinhalb Wochen am El Capitan im Yosemite-Nationalpark auf. „Total krass“ findet Kevin Jorgeson den Erfolg des jungen Tschechen: „Für Tommy und mich stellte sich die Frage, ob es überhaupt möglich ist. Wir ließen viel Raum, um den Stil zu verbessern und Adam machte genau das! Super beeindruckend ist, dass er sich so schnell an den einzigartigen Stil der ‚Dawn Wall‘ anpassen und so viele komplexe Passagen so schnell meistern konnte.“ Auch die deutsche Kletterszene ist begeistert.

„Als würde Bolt den Marathon gewinnen“

Auch im Dunkeln unterwegs

Auch im Dunkeln unterwegs

Alexander Huber, mit 47 Jahren der jüngere der „Huberbuam“, bewertet Ondras Leistung „seiner Fähigkeit entsprechend: meisterhaft, genial.“ Alexanders älterer Bruder sieht es ähnlich. „Das ist ‚das‘ Statement der neuen Generation“, schreibt mir Thomas Huber (der übrigens am Freitag vergangener Woche seinen 50. Geburtstag feierte). „Für mich ist es die bisher größte Leistung im Klettern unserer Zeit. Die Latte liegt jetzt hoch!“ Auch Stefan Glowacz ist hin und weg. „Ich klettere nun seit über 40 Jahren, aber diese Leistung ist für mich kaum nachvollziehbar“, schreibt der 51-Jährige auf Facebook. „Es ist großartig zu beobachten, wie die junge Generation den Klettersport in immer neue, kaum für möglich gehaltene Dimensionen katapultiert.“ Die Leistung Ondras sei „eine Art Verschmelzung von Leidenschaft, Besessenheit und außergewöhnlichem Können, vor allem jedoch eine beispiellose mentale Leistung.“ Umso mehr, als es für Adam Ondra seine erste „Big Wall“-Erfahrung gewesen sei. „Irgendwo habe ich folgenden Vergleich gelesen: als würde Usain Bolt jetzt auch noch den Marathon gewinnen.“

„Dawn Wall“ in 24 Stunden?

Experten halten Adam Ondra bereits seit Jahren für den besten Sportkletterer weltweit. In der „Dawn Wall“ am El Capitan war er mit seinem Landsmann Pavel Blazek und dem österreichischen Fotografen Heinz Zak unterwegs. Ondra kletterte alle 32 Seillängen der Route im Vorstieg. „In den ersten beiden Tagen war ich nervös wie eine Katze“, gesteht Adam in einem Interview der tschechischen Website emontana.  Die beiden Schlüsselseillängen 14 und 15 zu klettern, habe sich angefühlt, „als hielte man sich an Rasierklingen fest. Aber von ihnen abgesehen, gibt es dort Seillängen, die ich zu den besten zähle, die ich jemals geklettert bin.“ Gut möglich, dass Ondra schon bald erneut in die Route einsteigen wird. „Ich würde sie gerne viel schneller klettern als diesmal“, sagt Adam und legt die Latte ganz hoch: „Ich denke, die „Dawn Wall“ in 24 Stunden ist eine tolle Herausforderung. Es ist ganz sicher nicht mein Ziel für das nächste Jahr. Ich würde gerne ein paar Saisons lang eine mentale Auszeit nehmen, aber das Projekt wäre schon interessant als ein Lebenstraum.“ So absurd dieser Traum auch klingen mag, diesem Teufelskerl ist wirklich alles zuzutrauen.

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Leichter als auf der Highline https://blogs.dw.com/abenteuersport/leichter-als-auf-der-highline/ Tue, 19 Jun 2012 15:01:37 +0000 http://blogs.dw.com/abenteuersport/?p=15465

Wallenda über den Niagara-Fällen

Über 27 Millionen Fernsehzuschauer sahen hierzulande am Sonntag zu, als die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ihr EM-Spiel gegen Dänemark mit 2:1 gewann. Immerhin 10 Millionen waren am selben Tag in den USA live dabei, als der Sender ABC einen Drahtseilakt in die Fernsehstuben übertrug. „Das bestbesuchte nicht-sportliche Sommerprogramm seit 2006“, jubelte der Sender. Der 33 Jahre alte Nik Wallenda, Urenkel eines deutschen Zirkusakrobaten, balancierte in 60 Meter Höhe auf einem Stahlseil über die breiteste Stelle der Niagara-Fälle. 25 Minuten brauchte er für die Distanz von 550 Metern. „Ich finde die Idee gut. Lässig, dass er es gemacht hat, ein tolles Spektakel“, sagt Heinz Zak. „Aber ehrlich gesagt, eine Riesenleistung ist es – sportlich gesehen – nicht.“

Slackline-Pionier

Ich habe den Extremkletterer, Fotograf und Filmemacher aus Österreich angerufen, weil er ein ausgewiesener Experte für Balancieren in luftiger Höhe ist. Zak gilt als Slackline-Pionier in Europa. 2006 veranstaltete er in seinem Heimatort Scharnitz in Tirol das erste internationale Treffen der Seilkünstler. Längst ist der Tanz auf dem schwingenden Seil zum Trendsport geworden, nicht nur in den Bergen. „Bei uns erlebe ich das nach wie vor als richtigen Boom“, sagt Heinz. „Ich glaube, es wird sich vom Trendsport weiter entwickeln zu einem ganz normalen Schulsport.“ Der 54-Jährige selbst sorgte schon oft auf  so genannten „Highlines“ für Furore, auf Seilen, die zwischen zwei Felsen in schwindelerregender Höhe gespannt waren.

Heinz Zak auf der Leine am Lost Arrow im Yosemite-Nationalpark (© Archiv Zak)

Konnte kaum schiefgehen

Heinz Zak macht darauf aufmerksam, dass an dem Seil, über das Nik Wallenda über die Niagara-Fälle balancierte, in gewissen Abständen Gewichte hingen. „Damit nimmt er die Schwingung komplett heraus, und er marschiert wie auf einem richtig betonierten Stahlkabel.“ Außerdem nutzte Wallenda eine meterlange Balancierstange, die er mit einem Gurt um die Schulter fixiert hatte. „Der hat ein unglaubliches Trägheitsmoment eingebaut. Die Stange wiegt ja fast 20 Kilo“, erklärt Heinz. Dazu war der Artist noch am Seil gesichert. „Wenn der jetzt nicht gerade einen Herzkasperl auf der Leine kriegt, dann sollte eigentlich nicht großartig etwas schief gehen.“

Slackline schwingt mehr

Schon vor dem Ziel ein Interview

Wallenda gab noch auf dem letzten Drittel der Strecke sein erstes Live-Interview. „Er kann auf dem Seil auch laufen, eine Hand hochreißen, jubeln, niederknien. Da sieht man schon, dass das Balancieren auf dem Drahtseil wesentlich leichter ist als über eine Highline zu gehen“, sagt Heinz. „Der größte Unterschied ist, dass sich unsere Leine stark bewegt. Je länger sie ist, desto stärker schwingt sie.“ Zak weiß, wovon er redet. Er hat die berühmteste Highline der Welt bewältigt, am Lost Arrow, einer Granitnadel im Yosemite-Nationalpark. Und ist auch schon free solo, also ohne Sicherung, übers Seil balanciert. „Das ist für den Kopf der Hammer“, erzählt Heinz. „Da weiß man, wenn man wirklich ausrutscht und die Leine nicht fängt, ist man tot.“

Eine andere Hausnummer

Das Free-Solo-Klettern im Fels sei dennoch anspruchsvoller, meint Zak, dem 2005 im Yosemite die zweite ungesicherte Solo-Durchsteigung der legendären Route „Seperate Reality“ gelang. Sie führt durch ein sieben Meter überhängendes Felsdach, 200 Meter über dem Talgrund. „Beim Highlinen kann ich mich wesentlich genauer auf die Anforderungen einstellen. Es ist kontrollierbarer, auch wenn die Leine schwingt“, erklärt Heinz. „Eine 20- oder 30-Meter-Highline ist von der Sicherheit her vergleichbar mit dem Klettern im sechsten oder siebten Schwierigkeitsgrad.“ Bewege er sich im Fels free solo auf noch anspruchsvollerem Terrain, würden die Kletterbewegungen so schwierig, dass das Risiko deutlich steige, sagt der Österreicher. Oder die Griffe seien nicht mehr hundertprozentig kontrollierbar. „Wenn es so an die Grenze geht, bedeutet der kleinste Fehler den Tod.“ Anders als am Sonntag über den Niagara-Fällen.

P.S. Ans Herz lege ich euch Heinz Zaks Buch „Slackline am Limit“ mit guten Texten und sensationellen Bildern.

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